Wobei, Buhmannsuche an sich ist das Interview selbst nicht. Wenn man Beckenbauer da sitzen hat, dann stellt man ihm auch ein paar Fragen. Es gibt ja ein paar, dringende. Auch und gerade an ihn.
http://www.sueddeutsche.de/sport/wm-affaere-der-freundliche-herr-beckenbauer-vergessen-als-strategie-1.2748149
Was soll man hier eigentlich noch zu sagen?
Rein von den Aussagen her Kaiserschmarrn, analog zu Netzer, der sich zuletzt als Chauffeur runterspielte, der nur den schnellen Schlitten gefahren habe, bei Deals aber gar nicht dabei gewesen sein will -- er, der Geschäftsmann durch und durch, der sich unterhaltsam im TV Doppelpässe mit Delling lieferte, während er genau das Produkt verkaufte, das er da jahrelang so schön präsentierte. Aktuell übrigens gemeinsam mit Blatters Neffen. Rofa-Schwan-ISL-Dassler-Blatter-Beckenbauer-Radmann-Netzer-Infront etc. Viele verdunkelte, zu durchleuchtende Wege führen nach Deutschland, Fifa-systematisch. Damals schon ein paar Hingucker wert: mit Radmann und Beckenbauer waren zwei OK-MItglieder gleichzeitig unter gut dotiertem Kirch-Vertrag -- der ein ganz besonders gutes Interesse an der Ausrichtung in Deutschland hatte und mit Fußballmillionen-Veruntreuerun wie Chuck Blazer etwa zur gleichen Zeit auch mal Wettgeschäfte geplant hatte. Thomas Kistner schätzt das Franzeln hier ganz gut ein:
http://www.deutschlandfunk.de/dfb-affaere-beckenbauer-das-naive-glueckskind.1346.de.html?dram:article_id=337621 Der Kicker, der auch schon klare Kante demonstriert hat, fairerweise, zeigt gerade, vielleicht unbewusst, wie man den Fußballmob zum Schweigen statt Hinterfragen bringen kann:
Einfach ein paar WM-Titel erwähnen und Pokale hochhalten, da fragts dann keiner mehr nach -- die stehen ja für gesunde Verbandsstrukturen. Siehe Rekordweltmeister CBF in Brasilien, einer der korruptesten Verbände überhaupt. Bisher gab es noch keine zu betrauernden Bauernopfer, auch und gerade mit Niersbach nicht, selbst wenn der nicht im Zentrum der Affäre stehen mag. Diverse Äußerungen aus der Mischpoke, darunter auch Matthias Sammer, sind unfassbar mies. Was selten beleuchtet wird, ist zum Beispiel die historische Rolle der Deutschen im Fußballsystem; das gilt auch für die Zukunft. Immerhin: Eine so lächerliche Veranstaltung wie die diesjährige Handball-WM hats noch nicht ganz gegeben, und dass die nicht nur geduldeten, sondern wegen ihrer Empfänglichkeit hoch geschätzten Korruptionäre, die es auch im Fußball gibt, wie in der Leichtathletik Doping systematisch mit gedeckt hätten, ist aus dem Fußball auch noch nicht bekannt.
Aber gerade im Fußball, Ersatzreligion, schaut ja auch so gut wie keiner genau hin. Man darf nicht vergessen, nur durch die Recherche einiger Weniger, die anfangs extrem starken Gegenwind (und regelrechte Boulevard-Kampagnen) dafür ernteten, steht die Sache überhaupt zur Debatte. Von sich aus hätte sich da niemand geöffnet. Nur Theo Zwanziger hatte sich, so verrückt das klingt, in all den Jahren
2012 dazu öffentlich mal geäußert. Sehr gut möglich, dass er da Bammel bekam. Denn dass Schmiergeldlisten öffentlich wurden, das waren erste Auflösungserscheinungen der Korruptionärs-Riege im bis dato ungreifbaren, fast rechtsfreien Raum.
Apropos: Die angekündigte Klage von Netzer fehlt noch immer.