Mal ein Leserbrief aus meiner heimatlichen Tageszeitung zum Thema "Schiedsrichter".
Leserbrief von Klaus Schöpfer: "Wenn der Schiedsrichter pfeift, dann war was"Der ehemalige Vorsitzende des VfR Baumholder, selbst Schiedsrichter, vermisst Fairness.
Die Berichte sowie den Kommentar von Sascha Nicolay zu den Vorkommnissen bei den Hallenfußballspielen der jüngsten Vergangenheit habe ich mit Aufmerksamkeit gelesen. Ein Wort habe ich jedoch sehr vermisst: Fairness!
Leider gerät der Fußball wie wir ihn gekannt haben, wie wir ihn lieben, immer mehr zum Schauplatz von Eitelkeiten. Es gibt Zuschauer und Spieler, die sich über den Schiedsrichter aufregen, die sich mit ihm und auch mit den Gegenspielern anlegen und somit sehr viel negative Energie versprühen. Diese heiße Luft hilft in keiner Weise. Im Gegenteil, sie zerstört die eigene Spielkultur und meist auch das ganze Spiel. Fairness wird zwar überall auf Plakaten propagiert und besonderen Schutz soll dabei der Schiedsrichter genießen, doch die Wirklichkeit sieht eher anders aus. Ist vielleicht das Fernsehen schuld?
Jedes Wochenende sehen wir hoch bezahlte Fußball-Profis, die sich total unprofessionell verhalten, deren Gesicht sich zur Fratze verzieht, weil der Schiedsrichter mal wieder nicht so entschieden hat, wie sie es gerne gewollt hätten. Sie regen sich etwa über einen Einwurf auf, obwohl jeder, der nur ein wenig rechnen kann, wissen sollte, dass die einwerfende Mannschaft einen Spieler weniger auf dem Feld hat. Die unterstützenden Zuschauer draußen auf den Rängen, im alltäglichen Leben umgängliche Menschen, mutieren während eines Spiels zu emotional aufgeheizten Eiferern, die ausschließlich die eigene Mannschaft als Mittelpunkt sehen.
Das überträgt sich in den meisten Fällen auf die Spieler. Faire Zuschauer erkennen auch die Überlegenheit des Gegners an und im Besonderen die Regelauslegung des Schiedsrichters, der im festen Willen auf das Sportfeld gegangen ist, das Spiel der Regel entsprechend durchzuführen und zu Ende zu bringen. Dafür ist er ausgebildet worden und durch einen langen Weg der Auswahl gegangen. Wenn also ein Schiedsrichter es bis zur Verbandsliga oder sogar darüber hinaus geschafft hat, dann ist er sehr wohl als Sportler, als Kenner der Regel, als kompetenter Schiedsrichter anzuerkennen.
Schiedsrichter machen Fehler, es gibt überhaupt keinen Menschen auf der Welt, der keine Fehler macht. Aber jeder, der ein kleines bisschen Ahnung hat, weiß, dass der Schiedsrichter die wenigsten Fehler macht. Einem Spieler, der in aussichtsreicher Position eine hundertprozentige Chance aus irgendeinem Grund nicht mit einem Tor abschließen kann, ihm verzeiht man sehr schnell. Einem Schiedsrichter aber addiert man alle Fehler, um ihm schließlich Armutszeugnis auszustellen. Und daran hat die Presse, hat insbesondere das Fernsehen ein gerüttelt Maß an Schuld mitzutragen.
Auf den Zuschauerrängen folgen 700 Möchtegernschiedsrichter dem Spiel und der Schiedsrichter macht es keinem recht. Das kann er gar nicht, denn eine Mannschaft ist immer die vermeintlich bevorteilte. Fußball-Schiedsrichter sollten tabu sein. Andere Sportarten wie Handball oder Hockey machen es vor – und zwar in der Berichterstattung und ganz besonders durch ihre Spieler und Trainer.
Ein Fußballer muss eine Regel kennen - und die sollte ihm der Trainer vermitteln: Wenn der Schiedsrichter pfeift, dann war was, wenn er nicht pfeift, war nichts. Diese Regel setzt alle Spieler und die Zuschauer auf die gleiche Beobachterposition und es gibt absolut nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt. Lasst den Schiedsrichter seine Arbeit machen, dann macht er sie gut – jedenfalls in den allermeisten Fällen. Wer versucht, den Schiedsrichter aus der Verfassung zu bringen – und das beherrschen manche recht gut – nimmt nicht am Spiel seiner Mannschaft teil, hat die Spielidee des Fußballs nicht verstanden, die heißt „Tore erzielen“. Der Schiedsrichter kommt dabei nicht vor.
Klaus Schöpfer, Baumholder
Ich stimme zwar nicht mit allen Punkten überein, aber im Großen und Ganzen ist da schon was dran. Zumindest im "mittleren bis hohen Amateurbereich" stimme ich zu 100% zu. In den Ligen, in denen die Fußballer nur mit Glück geradeaus laufen können, können die Schiris halt auch nicht viel mehr (oft) und in den Profiligen... Nun, wir kennen ja die Schirileistungen der letzten Saisons, Tendenz fallend. Aber das liegt denke ich eher nicht an der kompletten Unfähigkeit, sondern einfach am Spieltempo, das immer höher und höher wird. Bei so mancher Schirientscheidung muss man auch einfach mal sagen "Hut ab, unglaublich, dass er das richtig gesehen hat."