Wen sollst/willst du denn als konservativ denkenden Menschen wählen, wenn du die CDU nicht mehr wählen sollst/willst?
Ganz einfach: Als konservativ denkender Mensch mit Anstand wähle ich trotzdem keine Rechtsextremen, Rassisten und Neonazis. Und bevor damit jetzt jemand kommt: Klar, auch in der AfD gibt es gemäßigte Kräfte, aber das trifft auf weite Teile eben nicht zu und die Parteispitze hat auch kein Interesse daran, sich von den zahlreichen Extremisten in ihren Reihen zu distanzieren. Was also tun, wenn ich als Konservativer nicht CDU wählen will? Ich lasse es bleiben oder wähle eine Kleinpartei, die eben nicht rechtsextrem ist. Von daher bin ich auch bei Joe: heutzutage kann sich niemand mehr damit rausreden, nicht zu wissen, was die AfD im Kern für eine Partei ist. Also entweder wähle ich die aus Protest, was wie oben geschrieben beschissen, unanständig und in meinen Augen strunzdumm ist, oder aus Überzeugung, weil ich die Ideen dieser Partei teile. Da kann man mir jetzt gerne vorwerfen, ein arroganter Wessi zu sein, aber rein logisch sehe ich da keine dritte Möglichkeit, die das irgendwie auch noch entschuldigen würde.
Und nun ganz unabhängig davon mein Fazit zur Wahl: Das Ergebnis ist natürlich lange nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte, aber das war ja auch vorher schon klar. Dass die AfD nach wie vor im Bundestag sitzt, ist eine Schande. Dass die Union immer noch knapp 25% holen konnte, nach allem was passiert ist, finde ich bedenklich. Dennoch gibt es auch einige positive Dinge:
- Die Union wurde klar abgewählt: nicht mehr stärkste Kraft, massive Verluste, ein Kandidat mit schlechten Zustimmungswerten, dazu der Verlust zahlreicher Direktmandate durch Parteiprominenz. Das war nicht nur ein Schuss vor den Bug, sondern direkt rein, auch wenn das Schiff noch nicht havariert ist, um im Bilde zu bleiben.
- Die Grünen haben stark zugelegt im Vergleich zur letzten Wahl (gemessen am Anspruch natürlich trotzdem zu wenig). Das macht mir Hoffnung für die Zukunft.
- Die nächste Regierung wird eine Ampelkoalition sein, da lege ich mich fest. Warum? Laschet nach o.g. Entwicklungen zum Kanzler zu machen wäre der politische Selbstmord der Grünen, in der Union selbst beginnt bereits jetzt der Machtkampf und die Rufe nach rollenden Köpfen hört man bereits. Dazu müssten Union und FDP den Grünen derart viel anbieten, dass sie ihre eigene Wählerschaft vergrätzen würden. Also: Ampelkoalition. Ich hatte bereits vor einigen Wochen geschrieben, dass ich glaube, damit ist eine progressive Politik in Deutschland möglich, die dringend benötigt wird. FDP und Grüne werden sich zusammenraufen, das Flirten hat ja bereits vor der Wahl begonnen. Klar, SPD und Grüne werden der FDP weit entgegen kommen müssen, aber man wird einen Weg finden. Letztlich ist es für die FDP leichter, Scholz zum Kanzler zu machen, als für die Grünen Laschet.
Alles in allem also nicht übel, aber zumindest ein noch klareres Votum gegen die Union (<20%) wäre ein Wunsch von mir gewesen.