@karenin: Da sprichst du einen wunden Punkt an. Streeck ist ja durchaus ein renommierter Wissenschaftler, der in Fachkreisen meiner Wahrnehmung nach auch geschätzt wird. Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung der Uni Bonn wird man ja auch nicht gerade mit einem Jodeldiplom. Insofern ist Hennings Appell, (endlich) Fachwissen zu akzeptieren, auch hier angebracht. Ich als Laie sollte mir nicht anmaßen, Herrn Streeck die Kompetenz abzusprechen.
Auf der anderen Seite ist zumindest seine Außendarstellung und Kommunikation frag- und kritikwürdig. Mitunter wirkt es so, als folge er einer gezielten Agenda, wie von dir ja auch angesprochen. Angefangen hat das bereits im Frühjahr mit der Heinsberg-Studie und deren "Vermarktung" durch eine professionelle (und fragwürdige) Agentur inklusive Präsentation der Zwischenergebnisse mit Herrn Laschet. Man kam nicht umhin, den Eindruck zu gewinnen, das alles sei nur inszeniert worden, damit Laschet Munition hat, um sich als "Lockerer" zu präsentieren - zu einem Zeitpunkt, als Söders Popularität durch die Decke ging. Ob Streeck da mitgemacht hat, weil es seiner persönlichen Überzeugung (oder Agenda) entsprach oder er am Ende ausgenutzt wurde, mag ich nicht beurteilen. Ein unguter Beigeschmack lässt sich jedenfalls nicht wegdiskutieren. Mal davon ab, dass scheinbar auch methodische Fehler bei der Studie begangen wurden...
@Signor Rossi: Danke für den Link. Tatsächlich wäre es zur Einordnung wohl hilfreich, würden in den Medien nicht nur die Neuinfektionen, sondern eben auch Krankenhaus- und Intensivaufenthalte genauso präsent kommuniziert. Was allerdings die Ausrichtung der Strategie zur Pandemie-Bekämpfung anbelangt, finde ich Drostens Einwand berechtigt: Mit Blick auf Forderungen von z.B. Streeck, dass man mehr nach behandlungsbedürftigen Patienten im Krankenhaus und weniger nach den Neuinfektionen schauen solle, sagte Drosten, dass schon die Neuinfektionen ein nachlaufender Wert seien (Zeitverzögerung ca. 1 Woche). Diese Verzögerung sei bei der Betrachtung von Krankenhaus- und Intensivaufenthalten noch größer.
Ich frage mich außerdem, wie es sein kann, dass einerseits Menschen aus der Twitter-Medizinbubble berichten, in Ihren Krankenhäusern nähmen die Covid-19-bedingten Aufnahmen wieder zu, viele Betten seien bereits belegt und man sei nicht wirklich gut vorbereitet; und andererseits in den Medien und von verschiedensten Seiten gesagt wird, es seien kaum Betten belegt, man sei gut vorbereitet und habe ausreichend Kapazitäten. Ich schätze mal, das klassische Problem Anekdote vs. Statistik/Gesamtbild?