Ich sage ja das die Rechten in der Hinsicht sicher nicht besser sind als die Linken. Da ich aber nur eher linken Personen und Institutionen folge bekomme ich vom rechten Spektrum allerdings nur die Kommentare unter Posts von Linken mit, während ich gleichzeitig täglich ungefiltert mit ansehen muss wie der linke Extremistenmob jedem den Krieg erklärt der sich nicht vollends mit ihnen solidarisiert. Mein persönlicher Confirmation Bias.
Und ich bin auch der Ansicht das man den Rassisten keine Bühne bieten sollte, das erreicht man allerdings nicht indem man sie ausgrenzt und in ihre Bubble drängt. Man muss sie sogar zu Diskussionen einladen weil man nur so die Chance hat ihre Aussagen sofort argumentativ zu widerlegen, was wegen der Art der Diskussionsrunden und den Fähigkeiten der Moderatoren in Deutschland aber nicht unproblematisch ist.
Die Moderatoren der bekannten Talkrunden sind kaum in der Lage die üblichen Debatiertechniken zu erkennen sowie entgegenzuwirken und aus redaktioneller Sicht ist es teilweise auch nicht gewollt weil man ja Streit und Einschaltquoten will. Das führt dann dazu das die Rechten unwidersprochen ihre Parolen absondern können und die Talkgäste der politischen Gegenseite sind auch nicht daran interessiert den Gegenüber zu widerlegen sondern daran ihn zu diskreditieren. Da bringen dann auch die Factchecker-Placebos nichts die man sich am Tag nach der Sendung durchlesen kann weil sich den Mist niemand durchliest, zumindest niemand der der rechten Seite glauben möchte.
Wie sowas richtig geht hat die Serie "The Newsroom" in mehreren Folgen demonstriert als man für die Vorwahlen ein neues Format kreieren wollte in dem die Moderatoren vorbereitet sind und nicht nur nette Fragen stellen. Wir wissen genau welche Argumente die Rechten vorbringen, wir wissen genau welche Redetechniken sie anwenden, wir wissen genau mit welchen Fragen, Argumenten und Techniken wir sie argumentativ komplett zerlegen können. Aber niemand tut es. Weil es Arbeit macht und Krawall mehr Einschaltquoten bringt.
Diskussionen sind mittlerweile keine Möglichkeit des Meinungs- und Informationsaustauschs mehr sondern Krieg. Ein Krieg um Zustimmung, Aufmerksamkeit und Geld.
Das sich nichts ändert und man nicht gehört wird wenn man lieb ist und brav Bitte sagt haben schon die "second Wave Feminists" um Alice Schwarzer erkannt und sich entsprechend angepasst. Du musst laut sein, die Leute penetrant nerven und so lange durchhalten bis sich die Zustände endlich zum Besseren ändern.
Das Problem ist nur das sowas schlussendlich zu immer mehr Getöse führt und mittlerweile der große Kampf des Feminismus nicht gegen die eigentlichen Gegner sondern intern geführt wird. Die alten Feministinnen haben sich über Jahrzehnte die Aufmerksamkeit, die Institutionen und die Fördergelder erarbeitet und jetzt kommt der Nachwuchs. Der natürlich auch Fördergelder will und der auch gehört werden will. Mehr Geld gibts aber nicht und die alten Feministinnen sind schon laut und penetrant. Was also tun?
Du bist noch lauter, noch penetranter, überhöhst deine Probleme noch mehr und setzt immer mehr auf nicht evidenzbasierte Aussagen die dafür aber mehr Aufmerksamkeit garantieren. Und du führst einen Krieg gegen die alten Feministinnen um an deren Geld zu kommen.
Alt gegen Jung, Peer Group gegen Peer Group, Schwester gegen Schwester und Bruder gegen Bruder. Und dabei verliert man den wahren Gegner aus den Augen und stößt jeden von sich der einen in der Familienfehde nicht unterstützt.
Das ist nicht nur im linken Spektrum ein Problem und bei den Rassisten ist das genauso. Wenn man sich aber ständig in internen Grabenkämpfen um den eigenen Status verliert wird man nie den großen Kampf gegen Rassismus, gegen Homophobie gegen Unterdrückung jedweder Art gewinnen. Und zu Opfern werden nicht nur die Menschen dennen man nahe stehen sollte sondern auch die Menschen dennen man eigentlich helfen wollte.
Und zum Whataboutism bezüglich "die anderen aber auch".
Ja, die Linken haben auch nicht immer den moralischen High Ground. Ja, die Linken machen mit ihren Shitstorms etcpp auch viel kaputt. Bei den Linken bleibt es aber fast immer bei Worten und es kommt nur selten zu Taten. Im Gegensatz zu den Rechten bei dennen es zum Tagesgeschäft gehört Unerwünschte und Andersdenkende zu bedrohen, zusammenzuschlagen, anzuzünden und zu ermorden sobald man mit Worten nicht mehr weiter kommt.
Und kommt jetzt nicht mit "ja aber Lenin und Stalin und Mao...". Staatlicher Terror und Diktaturen die sich selbst einen schönen Namen geben sind kein Gegenbeweis dafür welche Seite des politischen Spektrums eher dazu bereit ist ihre Ideologie mit Gewalt durchzusetzen und die Nazis waren eigenen Angaben nach auch sozialistisch.