Wie gesagt, ein ungenaues Modell macht ja noch nicht die Grundthese hinfällig.
Die Grundthese ist ja auch völlig korrekt, bei endlichen Ressourcen und exponentiellem Wachstum kommt das Ende eher früher als später. Und es ist ja auch nicht falsch, gegenzusteuern, nur bekommt man dann ein moralisches Problem: man wird insbesondere vielen afrikanischen Staaten aber auch Staaten mit großer Bevölkerung wie Bangladesch oder Indonesien Wohlstand für große Bevölkerungsschichten verweigern müssen. Von Geburtenkontrolle oder gar Eugenik ganz zu schweigen.
Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich eben auch ernsthaft mit Alternativen beschäftigen kann, die nicht auf technologische Innovationen und ein "weiter-so" setzen.
Welche Alternativen wären denn das konkret für Deutschland?
Nur in aller Kürze, weil ich gerade nicht viel Zeit habe: Wir haben ja schon in anderen Diskussionen festgestellt, dass wir unterschiedliche Denkansätze haben. Du bist z.B. der Meinung, das wir bzw. Deutschland nicht verantwortlich für das Elend in der Welt ist und es nicht unsere Aufgabe sein kann, sich darum zu kümmern - bitte korrigiere mich, wenn ich deine Meinung falsch wiedergebe. Ich bin dagegen der Meinung, dass wir genau das, als reicher Industriestaat in die Hand nehmen können und denke da vielleicht eher im Sinne einer Weltgemeinschaft. Das nur vorweg, warum ich dir keine konkreten Lösungen für Deutschland nennen kann. Ich möchte unsere Denkansätze übrigens keiner Bewertung unterziehen, das sollte nur als kurze Erklärung vorweg dienen.
Ich möchte in der gebotenen Kürze mal Tim Jacksons Modell vorstellen: Er schlägt vor, das Wirtschaftssystem der hochentwickelten Industriestaaten auf ein Postwachstums-System umzustellen, d.h. Null- oder leichtes Negativwachstum. Mit allen Folgen, die, knapp gebündelt, den Übergang von einer materiellen hin zu einer Wertegemeinschaft bedeuten - was nicht bedeutet, dass es uns materiell schlechter geht, als jetzt.
Das Ende des Wachstums in den Industriestaaten wiederum, ermöglichst es Entwicklungsländern "aufzuholen" und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Der Raum für umweltverträgliches Wachstum wird sozusagen frei gemacht.
Das ist, wirklich sehr knapp zusammengefasst, ein Modell der Postwachstumsökonomie - ausführlicher eben nachzulesen bei Jackson. Das mag erstmal utopisch erscheinen, ist es aber meines Erachtens nur, weil niemand darüber redet und es in den Köpfen der Leute keine Rolle spielt und damit abwegig wird.
Ich denke, wir können uns aber zumindest auf eines einigen: Wirtschaftliches Wachstum sollte wieder eingehegt werden in eine Ordnung der sozialen Marktwirtschaft, die sozial- und umweltverträglich ist. Gerade bei letzterem sehe ich aber eben, wie zuvor ausgeführt, langfristig ein Problem, was dann auch direkte Auswirkungen auf den sozialen Part haben dürfte.