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Autor Thema: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread  (Gelesen 201603 mal)

Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1080 am: 26.September 2017, 17:50:38 »

In der Annahme, ich verstehe dich richtig: Das bedürfte eines massiven Umdenkens unserer Wirtschaftsweise.
Ich sehe die Anpassung nicht massiv, sondern nur punktuell und in Nuancen. Es reicht doch schon, subventionierte Lebensmittel nicht nach Afrika zu exportieren, damit verzichtet man vernünftigerweise auf den letzten Profit und lässt den afrikanischen Bauern Luft zum atmen. Du sprichst auch die Überproduktion von Lebensmitteln an, das ist mir auch ein Gräuel, man sollte dann einfach weniger produzieren, die nicht mehr produzierenden Bauern in der EU werden dann eben für Landschaftspflege bezahlt.

Zitat
Man kann eben nicht alles in Nullen und Einsen ausdrücken und erwarten, dass man präzise Vorhersagen erhält.
Es ist bestimmt dreißig Jahre her, dass ich das gelesen habe, aber die Vorhersagen lagen wimre meilenweit daneben. Ich erlaube mir daher, solche Katastrophenszenarien mit mehr Gelassenheit anzusehen.

Zitat
Seltene Erden ... Phosphor
Wie gesagt, ich bin sicher, dass schlauen Menschen etwas einfallen wird, um diese Engpässe zu umgehen. Und wenn ich mir das hier ansehe, sind diese Metalle nicht so selten und auch im Weltraum zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Metalle_der_Seltenen_Erden#Vorkommen Beim Phosphor muss Grundlagenforschung betrieben werden, beim Stickstoffmangel war es ja auch so.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1081 am: 26.September 2017, 17:54:51 »

Bezüglich Rohstoffmangel: Ist halt auch eine Frage des Preises, welche Reserven man wann anzapft. Theoretisch brauchen wir auch kein Öl importieren, wir bauen einfach Hydrierwerke und machen den Pott wieder kohleschwarz. Das geht schon, ist halt nur bei aktuellen Ölpreises (noch) Mumpitz.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1083 am: 26.September 2017, 18:04:19 »

@Signor Rossi: Soweit sind wir ja dann gar nicht auseinander. Ob man das jetzt als massiv, oder als punktuell bezeichnet ist Ansichtssache. Zu den Grenzen des Wachstums: Wie gesagt, ein ungenaues Modell macht ja noch nicht die Grundthese hinfällig. Aber du hast sicher Recht damit, dem mit etwas mehr Gelassenheit zu begegnen. Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich eben auch ernsthaft mit Alternativen beschäftigen kann, die nicht auf technologische Innovationen und ein "weiter-so" setzen.

@Tremonianer: Ich spreche ja nicht davon, dass die Schüler in irgendeiner Form dogmatisiert werden, oder das das Ganze bewusst so passiert, um eine Herde Lemminge heran zu züchten. Das was ich geschildert habe ist aber, meiner Meinung nach, systemimmanent. Über Änderungen diesbezüglich nachzudenken halte ich auch nicht für Luxus, sondern für notwendig, schließlich geht es da um die Zukunft. Natürlich brennt es infrastrukturell vielmehr unter den Nägeln, wenn man sich die Zustände in vielen Schulen anschaut, das reduziert ja aber nicht die Relevanz, sich über den Aufbau des Bildungssystems im Allgemeinen Gedanken zu machen.
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1084 am: 26.September 2017, 18:06:55 »

In erster Linie brauchen die afrikanischen Staaten erst mal entwickelte, stabile Volkswirtschaften und möglichst demokratische  Strukturen...
Das fällt aber nicht vom Himmel, dafür muss man arbeiten und kämpfen, haben die Menschen in Europa ja auch getan, angefangen mit der Reformation. Auch in Asien musste sich das alles hart erarbeitet werden, Südkorea war mal Asiens Armenhaus, heute ist das eine demokratische High Tech-Gesellschaft mit dem elftgrößten BIP weltweit.

Zitat
...was in Anbetracht der klimatischen Veränderungen ein Wettlauf gegen die Zeit ist.
Dann sollten die afrikanischen Staaten schonmal loslaufen, der Klimawandel ist nicht aufzuhalten.

Zitat
Allein hier ist schon ein Interessenskonflikt mit Exportunternehmen gegeben. Lassen wir mal entwickelte Länder wie bspw. Angola, Nigeria und Südafrika (ist glaube ich schon VW-Standort) außen vor; zieht man heute ein VW Unternehmen in einem afrikanischen Entwicklungsland hoch, produziert es fast ausschließlich für den Export.
Die Ausgangsthese war, dass VW in Afrika für Afrika produziert, du drehst die These jetzt einfach um und verneinst sie damit. In Afrika muss industriell produziert werden, damit sich die Afrikaner die Waren auch leisten können, das werden die globalen Konzerne auch irgendwann kapieren und vor Ort fertigen.

Zitat
marktfundamentalistischen, quantitativen Standpunkten.
Marktfundamentalismus ist imA. ein politischer Kampfbegriff. Die soziale Marktwirtschaft ist als Wirtschaftsordnung imho unübertroffen, man muss aber mit Argusaugen darüber wachen, dass sie nicht ausgehöhlt wird, was in den letzten Jahren seit dem Zerfall der Sowjetunion und des Warschauer Paktes leider schon zu stark geschehen ist, Schröder hat da ganz massiv das Beil angesetzt.
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1085 am: 26.September 2017, 18:12:09 »

Diese Staaten konnten noch aus ihrer volkswirtschaftlichen Schutzzone heraus ihre eigenen Binnenmärkte und ungesättigte Marktstrukturen erschließen.
Warum konnten die afrikanischen Staaten das nicht?

Zitat
Speziell Brasilien, China und die U.S.A. sind Paradebeispiele für, wie der Wachstumsgedanke ein Land zersetzen kann; keineswegs positiv, wenn du mich fragst.
Inwiefern sind diese Staaten "zersetzt"?
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1086 am: 26.September 2017, 18:21:15 »

Wie gesagt, ein ungenaues Modell macht ja noch nicht die Grundthese hinfällig.
Die Grundthese ist ja auch völlig korrekt, bei endlichen Ressourcen und exponentiellem Wachstum kommt das Ende eher früher als später. Und es ist ja auch nicht falsch, gegenzusteuern, nur bekommt man dann ein moralisches Problem: man wird insbesondere vielen afrikanischen Staaten aber auch Staaten mit großer Bevölkerung wie Bangladesch oder Indonesien Wohlstand für große Bevölkerungsschichten verweigern müssen. Von Geburtenkontrolle oder gar Eugenik ganz zu schweigen.

Zitat
Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich eben auch ernsthaft mit Alternativen beschäftigen kann, die nicht auf technologische Innovationen und ein "weiter-so" setzen.
Welche Alternativen wären denn das konkret für Deutschland?
« Letzte Änderung: 26.September 2017, 18:25:47 von Signor Rossi »
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Herr_Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1087 am: 26.September 2017, 18:24:12 »

Bitte keine Doppel- bzw. Triple-Postings.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1088 am: 26.September 2017, 18:46:16 »

Diese Staaten konnten noch aus ihrer volkswirtschaftlichen Schutzzone heraus ihre eigenen Binnenmärkte und ungesättigte Marktstrukturen erschließen.
Warum konnten die afrikanischen Staaten das nicht?

Zitat
Speziell Brasilien, China und die U.S.A. sind Paradebeispiele für, wie der Wachstumsgedanke ein Land zersetzen kann; keineswegs positiv, wenn du mich fragst.
Inwiefern sind diese Staaten "zersetzt"?

Diese drei Staaten befinden sich inmitten ihres hausgemachten ökologischen Kollaps. Dieser hat zwar kein Alleinstellungsmerkmal für den Zersetzungsprozess; dieser fusst viel mehr auf der rücksichtslosen, meritokratischen Gesellschaftskultur, wirkt allerdings m.E.n. wie ein Brandbeschleuniger für die gesellschaftliche Spaltung, die man heute in Brasilien, Amerika und zu Teilen auch im autoritären China beobachten kann.
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"Ein Fan hat mir erzählt, wie sehr er mich für meinen Schuss verflucht hat. »So ein Idiot, wie kann der aus dieser Situation aufs Tor schießen«, hat er gewütet und sich abwinkend weggedreht. Wenige Sekunden später brach der Jubel los und seine Freunde und er lagen quer übereinander."L.Ricken

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1089 am: 26.September 2017, 19:15:33 »

Diese drei Staaten befinden sich inmitten ihres hausgemachten ökologischen Kollaps.
Wie genau äußert sich dieser hausgemachte ökologische Kollaps in diesen drei Staaten? Und wird nichts dagegen unternommen?

Zitat
...rücksichtslosen, meritokratischen Gesellschaftskultur...
Der Leistungsgedanke herrscht in den USA schon sehr lange, aber erst jetzt soll die Gesellschaft im Zusammenspiel mit einem hausgemachten ökologische Kollaps "zersetzt" werden? Gibt es dazu links, wo man das nachlesen kann?
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1090 am: 26.September 2017, 19:28:48 »

Diese drei Staaten befinden sich inmitten ihres hausgemachten ökologischen Kollaps.
Wie genau äußert sich dieser hausgemachte ökologische Kollaps in diesen drei Staaten? Und wird nichts dagegen unternommen?

Zitat
...rücksichtslosen, meritokratischen Gesellschaftskultur...
Der Leistungsgedanke herrscht in den USA schon sehr lange, aber erst jetzt soll die Gesellschaft im Zusammenspiel mit einem hausgemachten ökologische Kollaps "zersetzt" werden? Gibt es dazu links, wo man das nachlesen kann?

Ja gerne. Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen sind dir hoffentlich bekannt.

https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article119466683/Groesster-Grundwasserspeicher-der-USA-bedroht.html
https://www.welt.de/politik/ausland/article144559090/Daran-koennte-das-maechtige-China-wirklich-scheitern.html
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/brasilien-steckt-in-der-schwersten-krise-seit-jahrzehnten-14014746.html
https://www.welt.de/vermischtes/article153437478/In-allen-US-Staaten-ist-Wasser-bleiverseucht.html
« Letzte Änderung: 26.September 2017, 19:34:24 von Tremonianer »
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1091 am: 26.September 2017, 20:48:38 »

Ja gerne. Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen sind dir hoffentlich bekannt.

Danke für die links, Kollaps würde ich das aber noch nicht nennen. Trump ist nur ein Intermezzo so wie es auch die AfD sein wird, linksliberale Ideen sind längst durch alle Institutionen durch und lassen sich nicht mehr revidieren. Meiner Meinung nach ist auch die US-Gesellschaft gespalten in "Kosmopolitismus" und "Kommunitarismus", hier zwei ganz interessante Aufsätze zu dem Thema: https://democracy.blog.wzb.eu/2016/02/01/gesellschaftlicher-zusammenhalt-wirtschaft-kultur-und-diskurs-die-spd-in-der-kosmopolitismus-falle/ und https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwivj7GrxMPWAhWEmbQKHVFwDIUQFggrMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.springer.com%2Fcda%2Fcontent%2Fdocument%2Fcda_downloaddocument%2F9783658174453-c2.pdf%3FSGWID%3D0-0-45-1605985-p180693673&usg=AFQjCNHp1FBoFpZ56M1572wyIy6AFN10eQ Dazu passt auch, dass Trump sich als Kämpfer gegen das Establishment positionierte.
« Letzte Änderung: 26.September 2017, 21:00:31 von Signor Rossi »
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1092 am: 27.September 2017, 08:30:18 »

Wie gesagt, ein ungenaues Modell macht ja noch nicht die Grundthese hinfällig.
Die Grundthese ist ja auch völlig korrekt, bei endlichen Ressourcen und exponentiellem Wachstum kommt das Ende eher früher als später. Und es ist ja auch nicht falsch, gegenzusteuern, nur bekommt man dann ein moralisches Problem: man wird insbesondere vielen afrikanischen Staaten aber auch Staaten mit großer Bevölkerung wie Bangladesch oder Indonesien Wohlstand für große Bevölkerungsschichten verweigern müssen. Von Geburtenkontrolle oder gar Eugenik ganz zu schweigen.

Zitat
Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich eben auch ernsthaft mit Alternativen beschäftigen kann, die nicht auf technologische Innovationen und ein "weiter-so" setzen.
Welche Alternativen wären denn das konkret für Deutschland?
Nur in aller Kürze, weil ich gerade nicht viel Zeit habe: Wir haben ja schon in anderen Diskussionen festgestellt, dass wir unterschiedliche Denkansätze haben. Du bist z.B. der Meinung, das wir bzw. Deutschland nicht verantwortlich für das Elend in der Welt ist und es nicht unsere Aufgabe sein kann, sich darum zu kümmern - bitte korrigiere mich, wenn ich deine Meinung falsch wiedergebe. Ich bin dagegen der Meinung, dass wir genau das, als reicher Industriestaat in die Hand nehmen können und denke da vielleicht eher im Sinne einer Weltgemeinschaft. Das nur vorweg, warum ich dir keine konkreten Lösungen für Deutschland nennen kann. Ich möchte unsere Denkansätze übrigens keiner Bewertung unterziehen, das sollte nur als kurze Erklärung vorweg dienen.

Ich möchte in der gebotenen Kürze mal Tim Jacksons Modell vorstellen: Er schlägt vor, das Wirtschaftssystem der hochentwickelten Industriestaaten auf ein Postwachstums-System umzustellen, d.h. Null- oder leichtes Negativwachstum. Mit allen Folgen, die, knapp gebündelt, den Übergang von einer materiellen hin zu einer Wertegemeinschaft bedeuten - was nicht bedeutet, dass es uns materiell schlechter geht, als jetzt.
Das Ende des Wachstums in den Industriestaaten wiederum, ermöglichst es Entwicklungsländern "aufzuholen" und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Der Raum für umweltverträgliches Wachstum wird sozusagen frei gemacht.

Das ist, wirklich sehr knapp zusammengefasst, ein Modell der Postwachstumsökonomie - ausführlicher eben nachzulesen bei Jackson. Das mag erstmal utopisch erscheinen, ist es aber meines Erachtens nur, weil niemand darüber redet und es in den Köpfen der Leute keine Rolle spielt und damit abwegig wird.

Ich denke, wir können uns aber zumindest auf eines einigen: Wirtschaftliches Wachstum sollte wieder eingehegt werden in eine Ordnung der sozialen Marktwirtschaft, die sozial- und umweltverträglich ist. Gerade bei letzterem sehe ich aber eben, wie zuvor ausgeführt, langfristig ein Problem, was dann auch direkte Auswirkungen auf den sozialen Part haben dürfte.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1093 am: 27.September 2017, 08:51:22 »

Ich denke, wir können uns aber zumindest auf eines einigen: Wirtschaftliches Wachstum sollte wieder eingehegt werden in eine Ordnung der sozialen Marktwirtschaft, die sozial- und umweltverträglich ist.

+1

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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1094 am: 27.September 2017, 10:38:21 »

Du bist z.B. der Meinung, das wir bzw. Deutschland nicht verantwortlich für das Elend in der Welt ist und es nicht unsere Aufgabe sein kann, sich darum zu kümmern - bitte korrigiere mich, wenn ich deine Meinung falsch wiedergebe.
Ja, das möchte ich korrigieren. Deutschland sollte selbstverständlich schwachen Nationen dabei helfen, dass es ihnen besser geht, das steht völlig außer Frage. Ich sehe allerdings keinen Sinn darin, das bis zur Selbstaufgabe zu tun oder die eigene Wettbewerbsfähigkeit künstlich einzuschränken und nichts damit zu erreichen. Rupert Neudeck hat zur Entwicklungshilfe etwas Interessantes verfasst: https://www.brandeins.de/wissen/das-buch-der-fragen/das-versagen-der-helfer/ Wir müssen Unternehmer nach Afrika schicken, keine Entwicklungshelfer.

Zitat
Ich möchte in der gebotenen Kürze mal Tim Jacksons Modell vorstellen: Er schlägt vor, das Wirtschaftssystem der hochentwickelten Industriestaaten auf ein Postwachstums-System umzustellen, d.h. Null- oder leichtes Negativwachstum.
Das bedeutet dann mehr Arbeitslosigkeit, das bedingt höhere Sozialausgaben bei gleichzeitig geringeren Einnahmen für die Sozialversicherungen und weniger Steuereinnahmen, die Folge wird eine höhere Neuverschuldung sein. Die Wirtschaftskrise kommt also nicht mehr von außen, sondern wird hausgemacht, sorry, das klingt für mich nicht nach einem schlauen Plan. Es ist auch leicht geschrieben: "das Wirtschaftssystem der hochentwickelten Industriestaaten auf ein Postwachstums-System umstellen". Wie genau soll das funktionieren? Und inwiefern sollten die Unternehmen da mitmachen?

Zitat
Das Ende des Wachstums in den Industriestaaten wiederum, ermöglichst es Entwicklungsländern "aufzuholen" und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Der Raum für umweltverträgliches Wachstum wird sozusagen frei gemacht.
Warum sollte Wachstum in den Entwicklungsländern nachhaltiger verlaufen als in den Industriestaaten?

Zitat
Das ist, wirklich sehr knapp zusammengefasst, ein Modell der Postwachstumsökonomie - ausführlicher eben nachzulesen bei Jackson.
Gibt es eine Zusammenfassung online zu lesen?

Zitat
Ich denke, wir können uns aber zumindest auf eines einigen: Wirtschaftliches Wachstum sollte wieder eingehegt werden in eine Ordnung der sozialen Marktwirtschaft, die sozial- und umweltverträglich ist. Gerade bei letzterem sehe ich aber eben, wie zuvor ausgeführt, langfristig ein Problem, was dann auch direkte Auswirkungen auf den sozialen Part haben dürfte.
Können wir ;)
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1095 am: 27.September 2017, 13:06:31 »

Okay, dann entschuldige, dass ich deine Meinung falsch wiedergegeben habe. Der Artikel von Rupert Neudeck war übrigens sehr lesenswert, danke für den Link. :)

Ich habe hier mal eine Buchrezension vom Institut für Wachstumsstudien gefunden, die einen groben Überblick über die Inhalte von "Wohlstand ohne Wachstum" bietet: http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/Zeitschrift/Heft6/Buchbesprechung_Wohlstand_ohne_Wachstum.pdf
Ich muss allerdings dazu anmerken, dass Jackson mir in einigen Punkten zu vage geblieben ist, wobei er auch darauf hinweist, dass zum Thema noch nicht sehr viel Literatur erschienen ist, die Konkreteres liefern könnte (das war allerdings 2009 bzw. 2011, wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht). Zugegeben, ich müsste mir das Buch auch mal wieder zur Hand nehmen, um da einiges nachzulesen... ::)
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1096 am: 28.September 2017, 01:35:19 »

Okay, dann entschuldige, dass ich deine Meinung falsch wiedergegeben habe. Der Artikel von Rupert Neudeck war übrigens sehr lesenswert, danke für den Link. :)

Ich habe hier mal eine Buchrezension vom Institut für Wachstumsstudien gefunden, die einen groben Überblick über die Inhalte von "Wohlstand ohne Wachstum" bietet: http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/Zeitschrift/Heft6/Buchbesprechung_Wohlstand_ohne_Wachstum.pdf
Ich muss allerdings dazu anmerken, dass Jackson mir in einigen Punkten zu vage geblieben ist, wobei er auch darauf hinweist, dass zum Thema noch nicht sehr viel Literatur erschienen ist, die Konkreteres liefern könnte (das war allerdings 2009 bzw. 2011, wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht). Zugegeben, ich müsste mir das Buch auch mal wieder zur Hand nehmen, um da einiges nachzulesen... ::)

Ich bin durchaus offen für Visionen. Problematisch am Nullwachstum ist meiner Ansicht nach das Individuum. Der Mensch braucht i.d.R. einen Status, mit dem er sich an der Gesellschaft messen kann. Was stünde eigentlich einer radikalen Umkanalisierung der Wirtschaftskraft auf Nachhaltigkeit unter dem Aspekt geopolitischer Reformbereitschaft im Wege? Vielleicht übersehe ich etwas.
Mit dem Blick nach Südkorea (hier gleichermaßen kritisch) oder Freiburg gewandt, sind das eigentlich großartige Chancen, die man nur beim Schopf packen muss.

https://de.wikipedia.org/wiki/Smart_City
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1097 am: 28.September 2017, 08:45:23 »

Ich bin durchaus offen für Visionen. Problematisch am Nullwachstum ist meiner Ansicht nach das Individuum. Der Mensch braucht i.d.R. einen Status, mit dem er sich an der Gesellschaft messen kann.
Dem würde ich widersprechen. Wir sind kulturell so geprägt, weil wir in einer Zeit aufgewachsen sind, in der Statussymbole zum definieren des sozialen Status' benötigt werden. Gerade diese sind ja aber irgendwo auch Ausdruck unserer Konsumgesellschaft, nach dem Motto "seht her, was ich mir leisten kann". Sozialer Status lässt sich aber doch auch umdeuten - z.B. wie bringe ich mich in der Gesellschaft ein, wie bewege ich mich innerhalb meines sozialen Umfelds, wie sieht es mit Familie aus, welche Leistungen habe ich erbracht usw.? Mit dem Bedeutungsverlust des Statussymbols würde zwar ein Umdenken (notwendigerweise, als Voraussetzung) stattfinden müssen, aber das Individuum würde dabei nicht aufgelöst. Sowas kann natürlich nur in einem gesellschaftlichen Dialog und Prozess erfolgen und nicht "von oben" bestimmt werden.
Kurzer historischer Exkurs: Für die alten Griechen spielte das Individuum nur eine sehr untergeordnete Rolle (ich bin mir gerade nicht sicher, ob die einen Begriff dafür hatten). Es gab zwar soziale Hierarchien, aber im Vordergrund stand die Gesellschaft der Polis als Ganzes. Daran sieht man doch, dass unsere Mindsets kulturell geprägt sind und keinesfalls im menschlichen Wesen von vornherein angelegt. Ich bin sicher mit etwas intensiverer Beschäftigung würde man noch mehr Beispiele anderer Verhältnisse von Individuum und Gesellschaft finden (und möglicherweise auch auf solche kommen, in denen der soziale Status nahezu unbedeutend ist).

Was stünde eigentlich einer radikalen Umkanalisierung der Wirtschaftskraft auf Nachhaltigkeit unter dem Aspekt geopolitischer Reformbereitschaft im Wege? Vielleicht übersehe ich etwas.
Ich denke nicht, dass du das tust. Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem Wie, also welches wirtschaftliche Konzept soll gewählt werden? Ich könnte jetzt natürlich als Widersacher einer nachhaltigen Wirtschaftsweise die bösen Großkonzerne anführen, deren einziges Ziel es ist, so lange wie möglich, so viel Geld wie möglich zu verdienen und dabei sehenden Auges in die Katastrophe zu rennen. An der Bankenkrise hat man ja gesehen, dass es solche rücksichtslosen Zocker gibt. Allerdings glaube ich, dass man selbst in den Führungsebenen der großen Konzerne früher oder später einsehen wird, dass nachhaltiges wirtschaften das oberste Gebot sein muss, will man weiterhin Geld verdienen können. Die Frage ist nur wann und wie intensiv dann die Bestrebungen sein werden, nachhaltig zu handeln.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1098 am: 28.September 2017, 09:31:46 »

Ich habe hier mal eine Buchrezension vom Institut für Wachstumsstudien gefunden, die einen groben Überblick über die Inhalte von "Wohlstand ohne Wachstum" bietet: http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/Zeitschrift/Heft6/Buchbesprechung_Wohlstand_ohne_Wachstum.pdf

Danke für den Link. Mal sehen, ob ich das Buch irgendwo leihen kann.

Mit dem Bedeutungsverlust des Statussymbols würde zwar ein Umdenken (notwendigerweise, als Voraussetzung) stattfinden müssen, aber das Individuum würde dabei nicht aufgelöst.

Ich glaube nicht, dass so viele Menschen einzig nach einem Statussymbol streben, der dicke Benz hat ja auch noch andere Vorteile, eine Rolex ist robust und hält gut und gerne 30 Jahre, auch das neueste iphone bringt seine Vorteile mit, im ollen C-Netz will auch keiner mehr telefonieren, gerade im Technikbereich ist der Fortschritt und die Innovation rasant. Sicher könnten wir uns in den reichen Ländern bei den Konsumgütern ziemlich stark einschränken, ohne viel an Lebensqualität zu verlieren, aber das ginge nunmal auch auf Kosten von Arbeitsplätzen, besonders in China, die ja gerade dabei sind, eine breite Mittelschicht zu entwickeln.
« Letzte Änderung: 28.September 2017, 09:38:30 von Signor Rossi »
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1099 am: 28.September 2017, 11:14:16 »

Ich muss sagen, dass sich mein Blick auf "Statussymbole" über die Jahre sehr gewandelt hat.
Zum einen hat es was mit der Verfügbarkeit bzw. nicht-mehr-Verfügbarkeit nahezu grenzenloser finanzieller Mittel zu tun, zum anderen aber auch mit dem "erwachsen/älter" werden.
Ein geiles Auto musste es eigentlich immer sein. Jetzt hab ich seit ein paar Jahren gar keins mehr und muss sagen, dass ich mein nächstes Auto irgendwann nach praktischen Maßstäben und Einsatzgebiet wählen werde.
Auch bei anderen Dingen, sei es Handy oder sonstige Geräte. Nachdem ich zu dem Schluß kam, dass irgendwas extrem toll und der Hammer ist kaufe ich es nciht einfach, wie ich das früher gemacht hab sondern stelle mir erstmal die Frage, ob ich das überhaupt brauche. Ich hab so viel Kram, der einfach nur rumsteht und keinen Zweck erfüllt angehäuft über die Jahre... Und als Statussymbol sehe ich mittlerweile eigentlich gar nix mehr davon. Dinge sind entweder nützlich oder unbrauchbar.
Früher wollte ich immer ein riesiges palastartiges Haus. Heute frage ich mich eher wieso. Es reicht doch wenn es genug Wohnraum für mich und (irgendwann mal) meine Familie bietet. Alles andere ist verschwendeter Platz und mehr zu putzen.
Handy? Ich hab ein Handy, was nen Preis von fast 800 € damals hatte. Ich telefoniere, benutze Whatsapp und schau ab und zu was bei Google nach. Eins für 150 hätte es auch getan. Der Gedanke "du kannst damit PS2-Spiele spielen" war der Hammer damals. Wie oft hab ich das wohl gemacht? Genau, nie.
Kleidung? Es musste immer allerbeste Markenware sein. Mittlerweile achte ich auf Preis/Leistung. Gute Qualität für möglichst wenig Geld.
Klar, je nach Beruf und mit welchen Menschen man geschäftlich zu tun hat sollte das Auto was hermachen, da ist es dann ein Statussymbol, aber es erfüllt auch einen Zweck damit.
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