Da beschreibst du ja genau die Umdeutung des sozialen Status, wie ich sie gemeint habe. Bezüglich des Statussymbols bin ich ja einige Posts später auch zurück gerudert.
Postwachstumskonzepte haben sicherlich, in der Regel, planwirtschaftliche Elemente, wenn es eben darum geht, das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich an der Stelle überfragt bin, wie genau das im Detail aussehen sollte. Mir ging es dabei aber in erster Linie darum, dass solche Konzepte in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht diskutiert werden und auch innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen scheinbar kaum Anklang finden. Dementsprechend dünn gesät sind die Erkenntnisse und Konzepte (so war es jedenfalls vor 3-4 Jahren noch). Das finde ich einfach gefährlich, da so mögliche Alternativen einfach außer Acht gelassen werden und man sich in eine unnötige Pfadabhängigkeit begibt.
Das ist leider auch ein Problem unserer politischen Kultur. Die Politiker werden dazu gefordert, möglichst adhoc einen Kurs einzuschlagen, der für die Interessensgruppen im Hier und Jetzt nutzbringend ist, sonst werden sie halt mit einer riesigen Negativkampagne abgesägt wie Schröder oder verdammt wie Schäuble (nicht dass ich deren Ideale für sonderlich konstruktiv halte).
So bleibt kaum Spielraum für alternative Konzepte und trotz gravierender Abnutzungserscheinungen nichts weiter als eine ewige Rechenschieberei.
Dass die Demokratiebegriffe völlig andere sind und die auch in antiken Gesellschaften Wachstum bzw. Expansion die Regel war möchte ich auch gar nicht bestreiten - habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es einzig und allein um den Punkt des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft. Da stand eben im antiken Griechenland die Gesellschaft im Fokus, während es bei uns eben das Individuum ist. Man kann das ja bewerten, wie man mag und ob man das gut findet, darüber lässt sich sicher streiten. Mir ging es einzig und allein darum, dass gesellschaftliche Verhältnisse und Gedankenwelten nicht in Stein gemeißelt sind und wir nicht Angst davor haben sollten, Utopien zu entwickeln, die außerhalb unseres Mindsets liegen.
Die Polis, wie auch immer man sie weiterentwickelt und modernisiert, laufen in meinen Gedankengängen immer auf ein kommunistische Gesellschaftssysteme hinaus. Kein gutes Beispiel, wenn du mich fragst.
Nach heutigem, sozialstaatlichen Verständnis werden Individualinteressen zum Gemeinwohl zusammengefasst. Vernachlässigt ist der Nachhaltigkeitsgedanke; logischerweise nicht nur einen einseitigen Generationenvertrag zu schließen und Stabilität zu propagieren. Problematisch ist u.a. zum Beispiel die demografische Entwicklung.
Theoretisch müsste es jeder wissen. Aber a) habe ich nicht den Eindruck, dass es jeder weiß (vllt. schonmal gehört, aber wieder vergessen) und es b) vielen Leuten schlichtweg egal ist bzw. die eigene Verantwortung gut ignoriert werden kann. Letzteres ärgert mich persönlich massiv.
Mich interessiert, wie viel grünes Potenzial tatsächlich in der Wählerschaft schlummert (also nicht grün wie unsere Politgrünen). Es kommen bzw. ergaunern sich ja leider viel zu oft die Falschen in die gesetzgebenden Eliten. Mag ja sein, dass sich da auch ein wenig Verdruss breitgemacht hat. Al Gore vs. Bush steht z.B. exemplarisch für "The ***hole takes it all". Je öfter diese schmutzigen Attitüden ziehen, desto mehr schürft das natürlich am Glauben.
Wie oben erwähnt; Schröder wurde über eine gezielte Pressekampagne sondergleichen aus dem Amt gesteuert, wurde immer wieder als geschickter Selbstvermarkter verrissen, anstatt sachlich beurteilt zu werden. Diese Art und Weise jemanden charakterlich zu zerfleischen, habe ich bis dahin in Deutschland noch nicht erlebt. Die Merkel hat, pragmatisch wie sie ist, vom Reformpaket des unvermögenden Ex-Kanzlers auch nichts zurück genommen.
Das Gleiche erleben wir heute im Umgang mit dem Islam. Nach 9/11 haben die Pressegrößen (Spiegel, Stern, Focus), die wohl den größten Einfluss auf das Meinungsbild der bürgerlichen Mitte haben, praktisch jeden Monat den Mythos um diese Religionsgemeinschaft gepuscht und die gesellschaftliche Spaltung forciert. Ironischerweise lassen sie das Klientel, das sie gezüchtet und bedient haben, heute im Stich und grenzen es aus. Insofern, so obskur das in Bezug auf den gängigen AfD-Jargon klingt, ist "Lügenpresse" eigentlich die gerechte Quittung für diese Verläge.
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass diese Ignoranz und dieser Eigensinn in der Wählerschaft nicht von ungefähr herrührt bei diesem vorgelebten moralischen Kompass der Bestimmer.
Was genau meinst du mit Initialkraft? Stehe gerade auf dem Schlauch, glaube ich. Zum Thema Lebensmittelüberfluss: Da gibt es einen tollen Verein. Foodsharing kümmert sich genau um solche Lebensmittel, die noch genießbar sind, aber nicht mehr verkauft werden. Bevor sie in der Tonne landen, werden sie abgeholt und verteilt (nein, es besteht keine Konkurrenz zu den Tafeln). Eine super Sache und mittlerweile der größte Verein in Deutschland, der (mit Ausnahme der Minijob-Geschäftsstelle) komplett ehrenamtlich getragen wird (ich hoffe, die kleine Werbung wird mir verziehen, ansonsten bitte aus dem Post editieren). Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung und eine immer breiter werdende Bewegung. Das zeigt doch, dass es zahlreiche Leute gibt, die über unsere Überflussgesellschaft reflektieren und, sozusagen an der Basis, bereit sind etwas zu verändern.
Initialkraft; ganz einfach indem man pingelig nachhakt, wer von der Dekadenz letztlich profitiert, außer Stadtwerken und Ölraffinerien sei es beim Verbraucher oder Anbieter, dass man mal Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen macht, nicht nur Flüchtlingskrisen und Nahostpolitik in die Primetime aufzunehmen, Informationsdefizite zu stopfen, dem Nachbarn, dem Bauern, dem Bankkaufmann mal ganz unangenehme Fragen stellt etc.
Foodsharing ist mir bekannt, jetzt schon größter Verein Deutschlands? Hätte ich nicht erwartet. Vor zwei Monaten habe ich darüber, auf Vice.de glaube ich, gelesen. Gestern kam irgendein Supermarkt in Bayern in die Presse, der alles ab einem Tag vor MHD verschenkt hat. Find ich klasse! Generell erfreue ich mich immer aufs Neue an den Impulsen aus unserer Hauptstadt.
Ne, das Wagenknecht-Video habe ich noch nicht gesehen. Mir ist die Frau so unsympathisch, dass ich mich bisher davor gesträubt habe. Als Precht-Fan würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich finde einige seiner Ansätze sehr richtig und würde mir wünschen, dass solche Themen breiter diskutiert werden.
Ich denke schon, dass ich für umfassende Schulreformen eine Mehrheit finden lassen würde, wenn man entsprechend darum werben würde. Man darf nur nicht den Fehler machen, Angst zu schüren und alles zu verteufeln, was bis dato aufgebaut worden ist. Für einen konstruktiven Umgang mit Bildung, der eben (so wie ich es schon geschrieben habe) alternative Pfade öffnet, ohne alte Brücken einzureißen, könnte man die Menschen schon begeistern, würde ich sagen.
Da hast Du nicht viel verpasst. Mir scheint als ob Precht bei der Wagenknecht das größte Potenzial vermutete, mal ein gemeinsames, rechtsstaatliches Zukunftsmodell zu konzipieren. Schlussendlich hatte ich den Eindruck, dass die Frau Wagenknecht aus einer defensiven Grundhaltung heraus die Regierenden an den Pranger stellt und ihre Politik verteidigt; zusammengefasst billige Wahlkampfattitüden.
Bei Precht und Lafontaine könnte ich mir einen Diskurs auf Augenhöhe ausmalen.
Zum Thema Bildung:
In erster Linie würde ich mir überhaupt erst mal eine Erhöhung des Bildungsbudgets wünschen, damit unsere Schulen in Zukunft nicht von Coca-Cola, VW etc. gesponsert werden. Hinter dem großen Teich nimmt das ziemlich besorgniserregende Züge an. Mit motiviertem Lehrpersonal könnte man m.E. ziemlich rasch die Weichen Richtung Humboldt-Gymnasium/Gesamtschule stellen.
Ich schicke dieses Wochenende mal eine E-Mail an den Herrn Schulz. Der sucht ja händeringend nach guten Wahlkampf-/Oppositionsthemen