MeisterTrainerForum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  
Seiten: 1 ... 55 56 [57] 58 59 ... 108   Nach unten

Autor Thema: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread  (Gelesen 201578 mal)

Joe Hennessy

  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1120 am: 03.Oktober 2017, 21:06:45 »

Ich verstehs auch nicht. Das ist DIE Chance, sich den Kollegen um Kopf und Kragen reden zu lassen. Die Menschen sollen schließlich mitkriegen, wen sie da gewählt haben.
Um ihn dann 4 Jahre lang an der Backe zu haben? Der Mann leitet Sitzungen im Plenum und entscheidet darüber, auf welche Aussagen oder Aktionen mit Ordnungsrufen oder sonstigen Sanktionen reagiert wird - meines erachtens nach ein schlechter Platz um die AfD zu entzaubern.

Ja.
Gespeichert

Maddux

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1121 am: 03.Oktober 2017, 21:56:26 »

Ein Politiker der AfD als Bundestagsvizepräsident ist garnicht so unproblematisch wie ihr denkt, da er der Rangfolge nach der drittmächtigste Mensch im Land wäre.
Ganz oben steht Steinmeier als Bundespräsident und direkt dahinter der Bundestagspräsident und sein Vize, welche der Rangfolge nach auch Vertretter des Bundespräsidenten sind, sollte diesem etwas zustoßen oder sollte er verhindert sein.
Erst danach kommen der Bundesratspräsident, der/die Bundeskanzler/in und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Offiziell festgeschrieben ist diese Rangfolge in Deutschland nicht aber es ist die allgemein anerkannte Rangfolge und nicht nur wenn dem Bundespräsidenten oder Bundestagspräsidenten etwas passiert wäre die AfD am Drücker. Es kommt nicht gerade selten vor das der Bundestagsvize Aufgaben für den Bundestagspräsidenten übernimmt und da will man dann echt niemanden sitzen haben der oder dessen Partei dafür bekannt ist zu blockieren und jede Möglichkeit zum Streit zu nutzen.
Gespeichert
Alle meine Taktiken für den FM 23 findet ihr HIER

Joe Hennessy

  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1122 am: 03.Oktober 2017, 22:06:11 »

Ein Politiker der AfD als Bundestagsvizepräsident ist garnicht so unproblematisch wie ihr denkt, da er der Rangfolge nach der drittmächtigste Mensch im Land wäre.
Ganz oben steht Steinmeier als Bundespräsident und direkt dahinter der Bundestagspräsident und sein Vize, welche der Rangfolge nach auch Vertretter des Bundespräsidenten sind, sollte diesem etwas zustoßen oder sollte er verhindert sein.
Erst danach kommen der Bundesratspräsident, der/die Bundeskanzler/in und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Offiziell festgeschrieben ist diese Rangfolge in Deutschland nicht aber es ist die allgemein anerkannte Rangfolge und nicht nur wenn dem Bundespräsidenten oder Bundestagspräsidenten etwas passiert wäre die AfD am Drücker. Es kommt nicht gerade selten vor das der Bundestagsvize Aufgaben für den Bundestagspräsidenten übernimmt und da will man dann echt niemanden sitzen haben der oder dessen Partei dafür bekannt ist zu blockieren und jede Möglichkeit zum Streit zu nutzen.

Es geht nicht darum, ob er unproblematisch ist oder nicht. Es geht darum, dass die AfD demokratisch zur drittstärksten Partei in Deutschland gewählt wurde. In einer Demokratie ist dies zu respektieren, fertig. Da gibts gar nichts zu diskutieren.
Gespeichert

Starkstrom_Energie

  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1123 am: 03.Oktober 2017, 23:09:06 »

Ein Politiker der AfD als Bundestagsvizepräsident ist garnicht so unproblematisch wie ihr denkt, da er der Rangfolge nach der drittmächtigste Mensch im Land wäre.
Ganz oben steht Steinmeier als Bundespräsident und direkt dahinter der Bundestagspräsident und sein Vize, welche der Rangfolge nach auch Vertretter des Bundespräsidenten sind, sollte diesem etwas zustoßen oder sollte er verhindert sein.
Erst danach kommen der Bundesratspräsident, der/die Bundeskanzler/in und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Offiziell festgeschrieben ist diese Rangfolge in Deutschland nicht aber es ist die allgemein anerkannte Rangfolge und nicht nur wenn dem Bundespräsidenten oder Bundestagspräsidenten etwas passiert wäre die AfD am Drücker. Es kommt nicht gerade selten vor das der Bundestagsvize Aufgaben für den Bundestagspräsidenten übernimmt und da will man dann echt niemanden sitzen haben der oder dessen Partei dafür bekannt ist zu blockieren und jede Möglichkeit zum Streit zu nutzen.

Es geht nicht darum, ob er unproblematisch ist oder nicht. Es geht darum, dass die AfD demokratisch zur drittstärksten Partei in Deutschland gewählt wurde. In einer Demokratie ist dies zu respektieren, fertig. Da gibts gar nichts zu diskutieren.

So ist es. Die ganzen islamfeindlichen Äußerungen sind (leider) nicht strafrechtlich verurteilt worden, damit haben sich die Leute von der AfD rechtlich größtenteils nichts zu schulden kommen lassen. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Auch wenn ich diese Aussagen des Herrn Glaser oder anderer (AfD-)Politiker nicht teile, sollte man zwischen Moral und Fakt unterscheiden.
Es reichte ja schon, dass der Bundestag die gängige Praxis des Alterspräsidenten noch in alter Zusammensetzung dazu änderte, dass es nun der dienstälteste Parlamentarier und nicht der lebensälteste macht. Ich finde die neue Regelung schon sinnvoller (und frage mich, warum man das nicht von Beginn so gemacht hat), aber das ist auch nur geschehen, damit keiner von der AfD den Bundestag eröffnet und dieses symbolische Amt bekleiden darf.
Gespeichert
HaHoHe, Euer Jürgen!

kn0xv1lle

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1124 am: 03.Oktober 2017, 23:31:58 »

Und genauso muss die AFD akzeptieren, wenn in einer Demokratie ihr Vorschlag abgelehnt wird und man stattdessen einen akzeptablere Person vorschlägt. Darauf zu beharren zeigt einfach nur wieso diese Partei nicht dort hingehört.
Gespeichert

Joe Hennessy

  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1125 am: 04.Oktober 2017, 08:42:48 »

Und genauso muss die AFD akzeptieren, wenn in einer Demokratie ihr Vorschlag abgelehnt wird und man stattdessen einen akzeptablere Person vorschlägt. Darauf zu beharren zeigt einfach nur wieso diese Partei nicht dort hingehört.

Das stimmt, ich muss mich hier etwas korrigieren, da mir nicht bewusst war, dass der Vizepräsident wirklich offiziell gewählt werden muss.
Da die Fraktionen angehalten sind, mehrheitsfähige Kandidaten vorzuschlagen, ist es das gute Recht der anderen, diesen abzulehnen.
Da kann die AfD nichts machen.
Gespeichert

DocSnyder

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1126 am: 04.Oktober 2017, 16:17:57 »

Und genauso muss die AFD akzeptieren, wenn in einer Demokratie ihr Vorschlag abgelehnt wird und man stattdessen einen akzeptablere Person vorschlägt. Darauf zu beharren zeigt einfach nur wieso diese Partei nicht dort hingehört.

Joah. Siehe Bisky. Vier mal in Serie von der Linken vorgeschlagen und jedes mal abgelehnt. Auch schon im Vorfeld. Ob man das damals auch als Indiz für Demokratiefeindlichkeit wertete?
Gespeichert

apfelschorle

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1127 am: 04.Oktober 2017, 18:51:21 »

Und genauso muss die AFD akzeptieren, wenn in einer Demokratie ihr Vorschlag abgelehnt wird und man stattdessen einen akzeptablere Person vorschlägt. Darauf zu beharren zeigt einfach nur wieso diese Partei nicht dort hingehört.

Joah. Siehe Bisky. Vier mal in Serie von der Linken vorgeschlagen und jedes mal abgelehnt. Auch schon im Vorfeld. Ob man das damals auch als Indiz für Demokratiefeindlichkeit wertete?
Man war sich in Kreisen der Linken sicherlich bewusst, dass die Person Bisky mehr oder wenige reine Provokation darstelle und von den anderen Parteien abgelehnt werden würde. Man hätte Frau Pau auch direkt vorschlagen können - hat sich die Fraktion aber gegen entschieden.

Ein Politiker der AfD als Bundestagsvizepräsident ist garnicht so unproblematisch wie ihr denkt, da er der Rangfolge nach der drittmächtigste Mensch im Land wäre.
Ganz oben steht Steinmeier als Bundespräsident und direkt dahinter der Bundestagspräsident und sein Vize, welche der Rangfolge nach auch Vertretter des Bundespräsidenten sind, sollte diesem etwas zustoßen oder sollte er verhindert sein.
Die Bundestagsvizepräsidenten müssten - der Logik nach - allerdings hinter dem Bundesratspräsidenten kommen, dieser hat schließlich die Funktion des Vize Bundespräsidenten, da dieser über dem Bundestagspräsidenten steht, muss auch der Bundestagsvizepräsident unter dem Bundesratspräsidenten einzuordnen sein.

Gibt es in den Reihen der Bundestagsvizepräsidenten (jede Fraktion dürfte ja wie zuletzt üblich) wenigstens einen stellen, eine interne Rangfolge? Oder sind die Vizes quasi gleichberechtigt?

So ist es. Die ganzen islamfeindlichen Äußerungen sind (leider) nicht strafrechtlich verurteilt worden, damit haben sich die Leute von der AfD rechtlich größtenteils nichts zu schulden kommen lassen. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Auch wenn ich diese Aussagen des Herrn Glaser oder anderer (AfD-)Politiker nicht teile, sollte man zwischen Moral und Fakt unterscheiden.
Es besteht seitens der AfD kein Anspruch darauf, einen Bundestagsvizepräsidenten zu stellen, wenn ein Kandidat durch den Bundestag abgelehnt wird, hat die Fraktion das als legitimen Entschluss zu akzeptieren. Für mich reicht es nicht aus, sich nichts zu schulden kommen lassen haben um für das Amt geeignet zu sein, da gehört ein gewisses Maß an Überparteilichkeit und Diplomatie zu.

Ich finde die neue Regelung schon sinnvoller (und frage mich, warum man das nicht von Beginn so gemacht hat), aber das ist auch nur geschehen, damit keiner von der AfD den Bundestag eröffnet und dieses symbolische Amt bekleiden darf.
Die Praxis sieht seit bestehen des Bundestags so aus, dass der älteste Abgeordnete die Sitzung eröffnet - anders war es bei der ersten Sitzung 1949 schlicht nicht regelbar, kein Abgeordneter war je Teil des Bundestags, es konnte nur das Alter entscheiden. Bei den folgenden Legislaturperioden wird es eine zu große Zahl an Abgeordneten gegeben haben, deren Amtszeit identisch war, sprich es wäre wieder aufs Alter hinausgelaufen als entscheidendes Kriterium.
Inwiefern die Änderung der Geschäftsordnung des Bundestags nun wirklich bindend für die kommende Legislaturperiode ist, sei mal dahingestellt. Man hätte das ganze Handwerklich sauber lösen sollen - Verfassungsänderung beispielsweise - und gut wäre gewesen.
« Letzte Änderung: 04.Oktober 2017, 19:01:41 von apfelschorle »
Gespeichert

BlueSnakeRD

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1128 am: 05.Oktober 2017, 07:44:47 »

Den Typ hat man unter Anderem auch wohl deswegen vorgeschickt, weil er abgelehnt werden würde wegen seiner Äußerungen - diese aber gleichzeitig nicht "sooo schlimm" sind, dass es justiziabel wird. So kann man ja auch taktisch gut den Betroffenen spielen und in die Grauzone des "Vertretbaren" gehen.
Gespeichert

Tremonianer

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1129 am: 08.Oktober 2017, 01:13:38 »

Ich bin durchaus offen für Visionen. Problematisch am Nullwachstum ist meiner Ansicht nach das Individuum. Der Mensch braucht i.d.R. einen Status, mit dem er sich an der Gesellschaft messen kann.
Dem würde ich widersprechen. Wir sind kulturell so geprägt, weil wir in einer Zeit aufgewachsen sind, in der Statussymbole zum definieren des sozialen Status' benötigt werden. Gerade diese sind ja aber irgendwo auch Ausdruck unserer Konsumgesellschaft, nach dem Motto "seht her, was ich mir leisten kann". Sozialer Status lässt sich aber doch auch umdeuten - z.B. wie bringe ich mich in der Gesellschaft ein, wie bewege ich mich innerhalb meines sozialen Umfelds, wie sieht es mit Familie aus, welche Leistungen habe ich erbracht usw.? Mit dem Bedeutungsverlust des Statussymbols würde zwar ein Umdenken (notwendigerweise, als Voraussetzung) stattfinden müssen, aber das Individuum würde dabei nicht aufgelöst. Sowas kann natürlich nur in einem gesellschaftlichen Dialog und Prozess erfolgen und nicht "von oben" bestimmt werden.

Sorry, Missverständnis: Mir ging es nicht nach den Vorstellungen, unter welchen wir heute Statussymbole definieren, sondern um den Sachverhalt, dass so gut wie jeder Mensch eine natürliche Bestrebung dazu hat, seinen Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern. Wenn ich die Theorien zum Null- bzw. Negativwachstum grob unter einen Deckel bringe, zielen die tendenziell Richtung Planwirtschaft, was in etwa soviel bedeutet dass alle unter Zwang stehen und keiner die Freiheit besitzt, sich mit seinem Know-How zu etablieren. Ich halte das für wesentlich utopischer als einen alternativen Wachstumstrend einzuschlagen.

Zitat
Kurzer historischer Exkurs: Für die alten Griechen spielte das Individuum nur eine sehr untergeordnete Rolle (ich bin mir gerade nicht sicher, ob die einen Begriff dafür hatten). Es gab zwar soziale Hierarchien, aber im Vordergrund stand die Gesellschaft der Polis als Ganzes. Daran sieht man doch, dass unsere Mindsets kulturell geprägt sind und keinesfalls im menschlichen Wesen von vornherein angelegt. Ich bin sicher mit etwas intensiverer Beschäftigung würde man noch mehr Beispiele anderer Verhältnisse von Individuum und Gesellschaft finden (und möglicherweise auch auf solche kommen, in denen der soziale Status nahezu unbedeutend ist).

Na ja, das Gesellschaftsmodell der attischen Demokratie kann man mit den heutigen Definition v. Demokratie kaum vergleichen, da sie gegenüber der breiten Bevölkerung äußerst restriktiv ausgerichtet war. Es handelte sich hierbei vielmehr um eine Scheindemokratie bzw. Feudalherrschaft. Und dass es damals auch Wachstumsbestrebungen gab, ist nicht von der Hand zu weisen. Bis zur Absteckung der Nationalstaatsgrenzen stand für jede halbwegs entwickelte Zivilisation Expansion auf dem Tagesplan; damit einhergehend auch Modernisierungen im Agrarbereich und der Infrastruktur. Nach der heutigen Zeitrechnung schaut die Entwicklung der Sense, die Dreifelderwirtschaft, Brandrodungen, Pferdepflug etc. rückblendend natürlich sehr behäbig aus, aber auch wenn es nicht so sprunghaft von statten ging wie Anfang/Mitte des 19. Jh., nahm die Weltbevölkerung nicht zuletzt dank des technologischen Fortschritts kontinuierlich zu.

Zitat
Was stünde eigentlich einer radikalen Umkanalisierung der Wirtschaftskraft auf Nachhaltigkeit unter dem Aspekt geopolitischer Reformbereitschaft im Wege? Vielleicht übersehe ich etwas.
Ich denke nicht, dass du das tust. Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem Wie, also welches wirtschaftliche Konzept soll gewählt werden? Ich könnte jetzt natürlich als Widersacher einer nachhaltigen Wirtschaftsweise die bösen Großkonzerne anführen, deren einziges Ziel es ist, so lange wie möglich, so viel Geld wie möglich zu verdienen und dabei sehenden Auges in die Katastrophe zu rennen. An der Bankenkrise hat man ja gesehen, dass es solche rücksichtslosen Zocker gibt. Allerdings glaube ich, dass man selbst in den Führungsebenen der großen Konzerne früher oder später einsehen wird, dass nachhaltiges wirtschaften das oberste Gebot sein muss, will man weiterhin Geld verdienen können. Die Frage ist nur wann und wie intensiv dann die Bestrebungen sein werden, nachhaltig zu handeln.

Man sollte allerdings nicht außer acht lassen, dass die bösen Konzerne nur repräsentativ für unsere Bedürfnisse stehen. Natürlich wird uns suggeriert, dass wir all den Plastikmüll, Billigflüge, technische Gadgets, Fleisch ohne Ende, nicht zuletzt Automobile etc. brauchen, aber der Großteil der Konsumenten weiß eigentlich, wann er der Umwelt schadet, müsste es jedenfalls wissen.
Wenn sich jemand bspw. statt 'nem teuren Benz 'nen weniger teuren Macintosh zulegt - weil auf dem alten Acer 'ne Taste klemmt - und drei Mal im Jahr auf Phuket die Sau raus lässt, ist das im Prinzip die gleiche pure, umweltschädigende Dekadenz und kaum befriedigend - zumindest nicht nachhaltig.
Was mich persönlich auch stört (ich gehe jetzt ein bisschen ins Detail und werde vermutlich auch etwas ausschweifend), ist dass es keinen zu interessieren scheint, was mit all den Lebensmitteln; insbesondere Frischobst & -Gemüse passiert, wenn bei Kaufland Samstag Abends um zehn das Wochenende eingeleutet wird oder warum beim Autohändler die Stellflächen mehr Ladenhüter zu verzeichnen haben als tatsächlich wechselnde Modelle. Ich bin als in der DDR-Geborener schon ganz glücklich damit, dass nicht mehr alles so rationiert ist, allerdings wenn man so vom Überfluss erschlagen wird, dieser sich weiter und weiter auftürmt, stelle ich mir immer öfter die Frage, ob ich das wirklich noch brauche und inwiefern ich von der Angebotsvielfalt als Individuum Gebrauch mache. Promillebereich ist da bereits viel zu hoch angesetzt. Das war vor knapp 30 Jahren vielleicht mal so. Wenn ich heute in der Heimat in unser "Schnitzelhaus" eingeladen werde; 'nem Restaurant mit 50 verschiedenen Schnitzelsorten, frage ich mich; denken die Gäste über Themen wie Plusenergiehäuser, autonome Kleinstädte, Flüssigsalzreaktoren, Ökobauernhöfe in Verbindung mit Tourismus, Elektroflugzeuge nach und falls ja, was haben die hier überhaupt verloren und was habe ich hier eigentlich verloren?
Ich denke, hier fehlt es in der Gesellschaft an Initialkraft und niemand traut sich, den Wenigen, die sich ausschließlich über ihren Konsum definieren, zu sagen, dass sie es lassen sollen und dass ihre Projektionsfläche durch der damit einhergehenden Vergänglichkeit letztlich immer der Enttäuschung weicht.
« Letzte Änderung: 08.Oktober 2017, 01:18:10 von Tremonianer »
Gespeichert
"Ein Fan hat mir erzählt, wie sehr er mich für meinen Schuss verflucht hat. »So ein Idiot, wie kann der aus dieser Situation aufs Tor schießen«, hat er gewütet und sich abwinkend weggedreht. Wenige Sekunden später brach der Jubel los und seine Freunde und er lagen quer übereinander."L.Ricken

Tremonianer

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1130 am: 08.Oktober 2017, 01:16:27 »

@Fuchs ...um das Doppelposting zu vermeiden; ich bin übrigens ein absoluter Fan von Precht und dessen bzw. Dr. Hübners Ideen zur Reformierung des Schulsystems sind großartig. Inwiefern das dem konservativen Kern unserer Gesellschaft schmackhaft zu machen ist, ob sich dafür überhaupt ein politisches Spektrum findet, ist leider eher zweifelhaft. Du hast höchstwahrscheinlich auch die Aufzeichnung mit der Frau Wagenknecht gesehen.
Ohne Lafontaines Einfluss würde die vermutlich heute noch auf die marxistische Bibel schwören. Also selbst Opposition steckt mental noch im 20. Jh. fest.
« Letzte Änderung: 08.Oktober 2017, 01:49:51 von Tremonianer »
Gespeichert
"Ein Fan hat mir erzählt, wie sehr er mich für meinen Schuss verflucht hat. »So ein Idiot, wie kann der aus dieser Situation aufs Tor schießen«, hat er gewütet und sich abwinkend weggedreht. Wenige Sekunden später brach der Jubel los und seine Freunde und er lagen quer übereinander."L.Ricken

DeDaim

  • Co-Admin
  • Nationalspieler
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1131 am: 08.Oktober 2017, 19:08:10 »

Sorry, Missverständnis: Mir ging es nicht nach den Vorstellungen, unter welchen wir heute Statussymbole definieren, sondern um den Sachverhalt, dass so gut wie jeder Mensch eine natürliche Bestrebung dazu hat, seinen Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern. Wenn ich die Theorien zum Null- bzw. Negativwachstum grob unter einen Deckel bringe, zielen die tendenziell Richtung Planwirtschaft, was in etwa soviel bedeutet dass alle unter Zwang stehen und keiner die Freiheit besitzt, sich mit seinem Know-How zu etablieren. Ich halte das für wesentlich utopischer als einen alternativen Wachstumstrend einzuschlagen.
Da beschreibst du ja genau die Umdeutung des sozialen Status, wie ich sie gemeint habe. Bezüglich des Statussymbols bin ich ja einige Posts später auch zurück gerudert. ;)
Postwachstumskonzepte haben sicherlich, in der Regel, planwirtschaftliche Elemente, wenn es eben darum geht, das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich an der Stelle überfragt bin, wie genau das im Detail aussehen sollte. Mir ging es dabei aber in erster Linie darum, dass solche Konzepte in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht diskutiert werden und auch innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen scheinbar kaum Anklang finden. Dementsprechend dünn gesät sind die Erkenntnisse und Konzepte (so war es jedenfalls vor 3-4 Jahren noch). Das finde ich einfach gefährlich, da so mögliche Alternativen einfach außer Acht gelassen werden und man sich in eine unnötige Pfadabhängigkeit begibt.

Na ja, das Gesellschaftsmodell der attischen Demokratie kann man mit den heutigen Definition v. Demokratie kaum vergleichen, da sie gegenüber der breiten Bevölkerung äußerst restriktiv ausgerichtet war. Es handelte sich hierbei vielmehr um eine Scheindemokratie bzw. Feudalherrschaft. Und dass es damals auch Wachstumsbestrebungen gab, ist nicht von der Hand zu weisen. Bis zur Absteckung der Nationalstaatsgrenzen stand für jede halbwegs entwickelte Zivilisation Expansion auf dem Tagesplan; damit einhergehend auch Modernisierungen im Agrarbereich und der Infrastruktur. Nach der heutigen Zeitrechnung schaut die Entwicklung der Sense, die Dreifelderwirtschaft, Brandrodungen, Pferdepflug etc. rückblendend natürlich sehr behäbig aus, aber auch wenn es nicht so sprunghaft von statten ging wie Anfang/Mitte des 19. Jh., nahm die Weltbevölkerung nicht zuletzt dank des technologischen Fortschritts kontinuierlich zu.
Dass die Demokratiebegriffe völlig andere sind und die auch in antiken Gesellschaften Wachstum bzw. Expansion die Regel war möchte ich auch gar nicht bestreiten - habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es einzig und allein um den Punkt des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft. Da stand eben im antiken Griechenland die Gesellschaft im Fokus, während es bei uns eben das Individuum ist. Man kann das ja bewerten, wie man mag und ob man das gut findet, darüber lässt sich sicher streiten. Mir ging es einzig und allein darum, dass gesellschaftliche Verhältnisse und Gedankenwelten nicht in Stein gemeißelt sind und wir nicht Angst davor haben sollten, Utopien zu entwickeln, die außerhalb unseres Mindsets liegen.

Man sollte allerdings nicht außer acht lassen, dass die bösen Konzerne nur repräsentativ für unsere Bedürfnisse stehen. Natürlich wird uns suggeriert, dass wir all den Plastikmüll, Billigflüge, technische Gadgets, Fleisch ohne Ende, nicht zuletzt Automobile etc. brauchen, aber der Großteil der Konsumenten weiß eigentlich, wann er der Umwelt schadet, müsste es jedenfalls wissen.
Theoretisch müsste es jeder wissen. Aber a) habe ich nicht den Eindruck, dass es jeder weiß (vllt. schonmal gehört, aber wieder vergessen) und es b) vielen Leuten schlichtweg egal ist bzw. die eigene Verantwortung gut ignoriert werden kann. Letzteres ärgert mich persönlich massiv.

Was mich persönlich auch stört (ich gehe jetzt ein bisschen ins Detail und werde vermutlich auch etwas ausschweifend), ist dass es keinen zu interessieren scheint, was mit all den Lebensmitteln; insbesondere Frischobst & -Gemüse passiert, wenn bei Kaufland Samstag Abends um zehn das Wochenende eingeleutet wird oder warum beim Autohändler die Stellflächen mehr Ladenhüter zu verzeichnen haben als tatsächlich wechselnde Modelle. Ich bin als in der DDR-Geborener schon ganz glücklich damit, dass nicht mehr alles so rationiert ist, allerdings wenn man so vom Überfluss erschlagen wird, dieser sich weiter und weiter auftürmt, stelle ich mir immer öfter die Frage, ob ich das wirklich noch brauche und inwiefern ich von der Angebotsvielfalt als Individuum Gebrauch mache. Promillebereich ist da bereits viel zu hoch angesetzt. Das war vor knapp 30 Jahren vielleicht mal so. Wenn ich heute in der Heimat in unser "Schnitzelhaus" eingeladen werde; 'nem Restaurant mit 50 verschiedenen Schnitzelsorten, frage ich mich; denken die Gäste über Themen wie Plusenergiehäuser, autonome Kleinstädte, Flüssigsalzreaktoren, Ökobauernhöfe in Verbindung mit Tourismus, Elektroflugzeuge nach und falls ja, was haben die hier überhaupt verloren und was habe ich hier eigentlich verloren?
Ich denke, hier fehlt es in der Gesellschaft an Initialkraft und niemand traut sich, den Wenigen, die sich ausschließlich über ihren Konsum definieren, zu sagen, dass sie es lassen sollen und dass ihre Projektionsfläche durch der damit einhergehenden Vergänglichkeit letztlich immer der Enttäuschung weicht.
Was genau meinst du mit Initialkraft? Stehe gerade auf dem Schlauch, glaube ich. ;D Zum Thema Lebensmittelüberfluss: Da gibt es einen tollen Verein. Foodsharing kümmert sich genau um solche Lebensmittel, die noch genießbar sind, aber nicht mehr verkauft werden. Bevor sie in der Tonne landen, werden sie abgeholt und verteilt (nein, es besteht keine Konkurrenz zu den Tafeln). Eine super Sache und mittlerweile der größte Verein in Deutschland, der (mit Ausnahme der Minijob-Geschäftsstelle) komplett ehrenamtlich getragen wird (ich hoffe, die kleine Werbung wird mir verziehen, ansonsten bitte aus dem Post editieren). Das ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung und eine immer breiter werdende Bewegung. Das zeigt doch, dass es zahlreiche Leute gibt, die über unsere Überflussgesellschaft reflektieren und, sozusagen an der Basis, bereit sind etwas zu verändern.

@Fuchs ...um das Doppelposting zu vermeiden; ich bin übrigens ein absoluter Fan von Precht und dessen bzw. Dr. Hübners Ideen zur Reformierung des Schulsystems sind großartig. Inwiefern das dem konservativen Kern unserer Gesellschaft schmackhaft zu machen ist, ob sich dafür überhaupt ein politisches Spektrum findet, ist leider eher zweifelhaft. Du hast höchstwahrscheinlich auch die Aufzeichnung mit der Frau Wagenknecht gesehen.
Ohne Lafontaines Einfluss würde die vermutlich heute noch auf die marxistische Bibel schwören. Also selbst Opposition steckt mental noch im 20. Jh. fest.
Ne, das Wagenknecht-Video habe ich noch nicht gesehen. Mir ist die Frau so unsympathisch, dass ich mich bisher davor gesträubt habe. Als Precht-Fan würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich finde einige seiner Ansätze sehr richtig und würde mir wünschen, dass solche Themen breiter diskutiert werden.
Ich denke schon, dass ich für umfassende Schulreformen eine Mehrheit finden lassen würde, wenn man entsprechend darum werben würde. Man darf nur nicht den Fehler machen, Angst zu schüren und alles zu verteufeln, was bis dato aufgebaut worden ist. Für einen konstruktiven Umgang mit Bildung, der eben (so wie ich es schon geschrieben habe) alternative Pfade öffnet, ohne alte Brücken einzureißen, könnte man die Menschen schon begeistern, würde ich sagen.
Gespeichert
Nicht jeder, der 'ne Leiter hat, darf fahren wie die Feuerwehr!

Signor Rossi

  • Researcher
  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1132 am: 08.Oktober 2017, 23:13:27 »

Das finde ich einfach gefährlich, da so mögliche Alternativen einfach außer Acht gelassen werden und man sich in eine unnötige Pfadabhängigkeit begibt.
Planwirtschaft führt halt zu nichts Gutem und ist mit unserem Verständnis von Staat und Gesellschaft nicht zu vereinbaren, eine freie Wirtschaft lässt sich nicht planen und nur in Maßen steuern. Der Wandel muss vom Verbraucher kommen, der irgendwann mal genug hat. Keine drei Kühlschränke, fünf Fernseher und mindestens zwei Autos "braucht", um ein vernünftiges Leben führen zu können. Ich kenne ein Pärchen, die haben sage und schreibe SIEBEN Staubsauger, in jedem Zimmer - auch im Bad und in der Küche - steht ein Fernseher, drei Autos (ein dicker 7er BMW aus den Endneunzigern, ein SUV für die Frau und ein Cabrio für den Sommer), er fährt zusätzlich noch Motorrad, davon hat er zwei, einen Tourer und eine "Rennmaschine", fünf Kaffeemaschinen, drei Kühlschränke, zwei Gefrierschränke, x Dampfreiniger und y Fritteusen und jede Menge anderen Mist, den sie absolut nicht brauchen. Und die sind nur zu Zweit, keine Großfamilie. Eine plausible Antwort, warum sie den ganzen Plunder kaufen, können sie nicht geben, meist wird das "tolle" Angebot vorgeschoben oder die Null Prozent Finanzierung (beide verdienen nicht schlecht, aber reich sind sie nicht). Genau das ist ja derzeit auch die Politik der EZB: mit billigem Geld den Konsum anheizen. Der Haken an der Sache: die Menschen im Norden der EU haben schon alles doppelt und dreifach, die Menschen im Süden können sich keinen noch so billigen Kredit leisten (wenn sie ihn denn überhaupt bekämen).
Gespeichert

DeDaim

  • Co-Admin
  • Nationalspieler
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1133 am: 09.Oktober 2017, 08:31:31 »

Planwirtschaft führt halt zu nichts Gutem und ist mit unserem Verständnis von Staat und Gesellschaft nicht zu vereinbaren, eine freie Wirtschaft lässt sich nicht planen und nur in Maßen steuern. Der Wandel muss vom Verbraucher kommen, der irgendwann mal genug hat.
Da bin ich ganz bei dir. Ich halte auch nichts davon, die Wirtschaftsordnung z.B. durch Zwang umzustellen. Das kann nur im Chaos enden, zumal sich dafür auch keine Mehrheit finden ließe. Aber gerade deshalb wäre es doch wichtig, eine öffentliche Diskussion darüber zu führen, welche Alternativen es zum aktuellen Modell gibt und wie diese umgesetzt werden könnten, oder nicht? Die Geschichte mit dem befreundeten Paar ist natürlich krass, aber ich vermute mal dass das gar keine so große Ausnahme ist, wie man vielleicht vermuten würde. Wo wir wieder bei dem Punkt sind, inwiefern den Leuten bewusst ist, welche Konsequenzen ihr Konsumverhalten hat, oder ob sie es schlichtweg ignorieren.
Gespeichert
Nicht jeder, der 'ne Leiter hat, darf fahren wie die Feuerwehr!

Signor Rossi

  • Researcher
  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1134 am: 09.Oktober 2017, 10:34:28 »

Welche Alternativen gibt es denn? Planwirtschaft und Marktwirtschaft in verschiedenen Ausprägungen. Planwirtschaft ist aber keine wirkliche Alternative, weil es den Menschen dabei materiell zu schlecht geht. Man kann imho nur auf Aufklärung und Mündigkeit des Verbrauchers setzen, aber selbst dann wird es Wachstum geben, weil viele, viele andere Menschen noch viel in Sachen Konsum aufzuholen haben. Da wird dann aber die Frage sein, wie man die Arbeit verteilt, damit die auch ein Einkommen haben, mit dem sie sich Konsum leisten können.
Gespeichert

BlueSnakeRD

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1135 am: 10.Oktober 2017, 10:26:15 »

Kapitalismus heißt halt immer "Kettenbrief", weil Geld = verzinste Schulden bedeutet. Kommt man nur mit Crashs oder der jüdischen Lösung ("Jubeljahre") dagegen an. Oder um es in Monopolysprache zu sagen: "Neues Spiel, neues Glück".

Sozialismus...auf Großunternehmensebene haben wir den ja (BWL ist ja ein Stück weit "Planwirtschaft auf Unternehmensebene") immer stärker, in Form des guten alten Staatskapitalismus.

So doof fände ich Sozialismus gar nicht, aber da dieser de facto ohne "Zwang" nicht geht...hätte ich lieber jüdische Jubeljahre, um den Kapitalismus zu bändigen. Im Kleinen haben wir das ja schon: Privatinsolvenz ist ja im Prinzip nichts anderes. Ausbuchen der Forderungen unter gewissen Auflagen. Hemmt zwar ein Stück weit die Dynamik (der Kreditgeber ist vorsichtiger bei der Vergabe), stabilisiert aber das System.

Bedingungsloses Grundeinkommen ist zwar nur Symptomlinderei, aber ob man die Leute mit zig Auflagen und Gängeleien "durchfüttert" (Wohngeld, Sozialhilfe, Hartz IV) oder einfach nen Tausender überweist...
« Letzte Änderung: 10.Oktober 2017, 10:27:50 von BlueSnakeRD »
Gespeichert

Signor Rossi

  • Researcher
  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1136 am: 10.Oktober 2017, 13:23:27 »

Sozialismus...auf Großunternehmensebene haben wir den ja (BWL ist ja ein Stück weit "Planwirtschaft auf Unternehmensebene") immer stärker, in Form des guten alten Staatskapitalismus.

Könntest du das mal ein bisschen näher erläutern, was du damit meinst?

Zitat
Bedingungsloses Grundeinkommen ist zwar nur Symptomlinderei, aber ob man die Leute mit zig Auflagen und Gängeleien "durchfüttert" (Wohngeld, Sozialhilfe, Hartz IV) oder einfach nen Tausender überweist...

Naja, ein BGE stünde jedem Bundesbürger zu, nicht nur den Bedürftigen.
Gespeichert

Joe Hennessy

  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1137 am: 10.Oktober 2017, 14:33:54 »

Naja, ein BGE stünde jedem Bundesbürger zu, nicht nur den Bedürftigen.

Das kommt auf das Modell an.
Gespeichert

Tremonianer

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1138 am: 11.Oktober 2017, 03:28:28 »

Da beschreibst du ja genau die Umdeutung des sozialen Status, wie ich sie gemeint habe. Bezüglich des Statussymbols bin ich ja einige Posts später auch zurück gerudert. ;)
Postwachstumskonzepte haben sicherlich, in der Regel, planwirtschaftliche Elemente, wenn es eben darum geht, das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich an der Stelle überfragt bin, wie genau das im Detail aussehen sollte. Mir ging es dabei aber in erster Linie darum, dass solche Konzepte in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht diskutiert werden und auch innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen scheinbar kaum Anklang finden. Dementsprechend dünn gesät sind die Erkenntnisse und Konzepte (so war es jedenfalls vor 3-4 Jahren noch). Das finde ich einfach gefährlich, da so mögliche Alternativen einfach außer Acht gelassen werden und man sich in eine unnötige Pfadabhängigkeit begibt.

Das ist leider auch ein Problem unserer politischen Kultur. Die Politiker werden dazu gefordert, möglichst adhoc einen Kurs einzuschlagen, der für die Interessensgruppen im Hier und Jetzt nutzbringend ist, sonst werden sie halt mit einer riesigen Negativkampagne abgesägt wie Schröder oder verdammt wie Schäuble (nicht dass ich deren Ideale für sonderlich konstruktiv halte).
So bleibt kaum Spielraum für alternative Konzepte und trotz gravierender Abnutzungserscheinungen nichts weiter als eine ewige Rechenschieberei.

Dass die Demokratiebegriffe völlig andere sind und die auch in antiken Gesellschaften Wachstum bzw. Expansion die Regel war möchte ich auch gar nicht bestreiten - habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es einzig und allein um den Punkt des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft. Da stand eben im antiken Griechenland die Gesellschaft im Fokus, während es bei uns eben das Individuum ist. Man kann das ja bewerten, wie man mag und ob man das gut findet, darüber lässt sich sicher streiten. Mir ging es einzig und allein darum, dass gesellschaftliche Verhältnisse und Gedankenwelten nicht in Stein gemeißelt sind und wir nicht Angst davor haben sollten, Utopien zu entwickeln, die außerhalb unseres Mindsets liegen.

Die Polis, wie auch immer man sie weiterentwickelt und modernisiert, laufen in meinen Gedankengängen immer auf ein kommunistische Gesellschaftssysteme hinaus. Kein gutes Beispiel, wenn du mich fragst.
Nach heutigem, sozialstaatlichen Verständnis werden Individualinteressen zum Gemeinwohl zusammengefasst. Vernachlässigt ist der Nachhaltigkeitsgedanke; logischerweise nicht nur einen einseitigen Generationenvertrag zu schließen und Stabilität zu propagieren. Problematisch ist u.a. zum Beispiel die demografische Entwicklung.

Theoretisch müsste es jeder wissen. Aber a) habe ich nicht den Eindruck, dass es jeder weiß (vllt. schonmal gehört, aber wieder vergessen) und es b) vielen Leuten schlichtweg egal ist bzw. die eigene Verantwortung gut ignoriert werden kann. Letzteres ärgert mich persönlich massiv.

Mich interessiert, wie viel grünes Potenzial tatsächlich in der Wählerschaft schlummert (also nicht grün wie unsere Politgrünen). Es kommen bzw. ergaunern sich ja leider viel zu oft die Falschen in die gesetzgebenden Eliten. Mag ja sein, dass sich da auch ein wenig Verdruss breitgemacht hat. Al Gore vs. Bush steht z.B. exemplarisch für "The ***hole takes it all". Je öfter diese schmutzigen Attitüden ziehen, desto mehr schürft das natürlich am Glauben.
Wie oben erwähnt; Schröder wurde über eine gezielte Pressekampagne sondergleichen aus dem Amt gesteuert, wurde immer wieder als geschickter Selbstvermarkter verrissen, anstatt sachlich beurteilt zu werden. Diese Art und Weise jemanden charakterlich zu zerfleischen, habe ich bis dahin in Deutschland noch nicht erlebt. Die Merkel hat, pragmatisch wie sie ist, vom Reformpaket des unvermögenden Ex-Kanzlers auch nichts zurück genommen.
Das Gleiche erleben wir heute im Umgang mit dem Islam. Nach 9/11 haben die Pressegrößen (Spiegel, Stern, Focus), die wohl den größten Einfluss auf das Meinungsbild der bürgerlichen Mitte haben, praktisch jeden Monat den Mythos um diese Religionsgemeinschaft gepuscht und die gesellschaftliche Spaltung forciert. Ironischerweise lassen sie das Klientel, das sie gezüchtet und bedient haben, heute im Stich und grenzen es aus. Insofern, so obskur das in Bezug auf den gängigen AfD-Jargon klingt, ist "Lügenpresse" eigentlich die gerechte Quittung für diese Verläge.
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass diese Ignoranz und dieser Eigensinn in der Wählerschaft nicht von ungefähr herrührt bei diesem vorgelebten moralischen Kompass der Bestimmer.

Was genau meinst du mit Initialkraft? Stehe gerade auf dem Schlauch, glaube ich. ;D Zum Thema Lebensmittelüberfluss: Da gibt es einen tollen Verein. Foodsharing kümmert sich genau um solche Lebensmittel, die noch genießbar sind, aber nicht mehr verkauft werden. Bevor sie in der Tonne landen, werden sie abgeholt und verteilt (nein, es besteht keine Konkurrenz zu den Tafeln). Eine super Sache und mittlerweile der größte Verein in Deutschland, der (mit Ausnahme der Minijob-Geschäftsstelle) komplett ehrenamtlich getragen wird (ich hoffe, die kleine Werbung wird mir verziehen, ansonsten bitte aus dem Post editieren). Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung und eine immer breiter werdende Bewegung. Das zeigt doch, dass es zahlreiche Leute gibt, die über unsere Überflussgesellschaft reflektieren und, sozusagen an der Basis, bereit sind etwas zu verändern.

Initialkraft; ganz einfach indem man pingelig nachhakt, wer von der Dekadenz letztlich profitiert, außer Stadtwerken und Ölraffinerien sei es beim Verbraucher oder Anbieter, dass man mal Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen macht, nicht nur Flüchtlingskrisen und Nahostpolitik in die Primetime aufzunehmen, Informationsdefizite zu stopfen, dem Nachbarn, dem Bauern, dem Bankkaufmann mal ganz unangenehme Fragen stellt etc.
Foodsharing ist mir bekannt, jetzt schon größter Verein Deutschlands? Hätte ich nicht erwartet. Vor zwei Monaten habe ich darüber, auf Vice.de glaube ich, gelesen. Gestern kam irgendein Supermarkt in Bayern in die Presse, der alles ab einem Tag vor MHD verschenkt hat. Find ich klasse! Generell erfreue ich mich immer aufs Neue an den Impulsen aus unserer Hauptstadt.

Ne, das Wagenknecht-Video habe ich noch nicht gesehen. Mir ist die Frau so unsympathisch, dass ich mich bisher davor gesträubt habe. Als Precht-Fan würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich finde einige seiner Ansätze sehr richtig und würde mir wünschen, dass solche Themen breiter diskutiert werden.
Ich denke schon, dass ich für umfassende Schulreformen eine Mehrheit finden lassen würde, wenn man entsprechend darum werben würde. Man darf nur nicht den Fehler machen, Angst zu schüren und alles zu verteufeln, was bis dato aufgebaut worden ist. Für einen konstruktiven Umgang mit Bildung, der eben (so wie ich es schon geschrieben habe) alternative Pfade öffnet, ohne alte Brücken einzureißen, könnte man die Menschen schon begeistern, würde ich sagen.

Da hast Du nicht viel verpasst. Mir scheint als ob Precht bei der Wagenknecht das größte Potenzial vermutete, mal ein gemeinsames, rechtsstaatliches Zukunftsmodell zu konzipieren. Schlussendlich hatte ich den Eindruck, dass die Frau Wagenknecht aus einer defensiven Grundhaltung heraus die Regierenden an den Pranger stellt und ihre Politik verteidigt; zusammengefasst billige Wahlkampfattitüden.
Bei Precht und Lafontaine könnte ich mir einen Diskurs auf Augenhöhe ausmalen.
Zum Thema Bildung:
In erster Linie würde ich mir überhaupt erst mal eine Erhöhung des Bildungsbudgets wünschen, damit unsere Schulen in Zukunft nicht von Coca-Cola, VW etc. gesponsert werden. Hinter dem großen Teich nimmt das ziemlich besorgniserregende Züge an.  Mit motiviertem Lehrpersonal könnte man m.E. ziemlich rasch die Weichen Richtung Humboldt-Gymnasium/Gesamtschule stellen.
Ich schicke dieses Wochenende mal eine E-Mail an den Herrn Schulz. Der sucht ja händeringend nach guten Wahlkampf-/Oppositionsthemen  ;)
Gespeichert
"Ein Fan hat mir erzählt, wie sehr er mich für meinen Schuss verflucht hat. »So ein Idiot, wie kann der aus dieser Situation aufs Tor schießen«, hat er gewütet und sich abwinkend weggedreht. Wenige Sekunden später brach der Jubel los und seine Freunde und er lagen quer übereinander."L.Ricken

Tremonianer

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #1139 am: 11.Oktober 2017, 03:51:02 »

Kapitalismus heißt halt immer "Kettenbrief", weil Geld = verzinste Schulden bedeutet. Kommt man nur mit Crashs oder der jüdischen Lösung ("Jubeljahre") dagegen an. Oder um es in Monopolysprache zu sagen: "Neues Spiel, neues Glück".

Sozialismus...auf Großunternehmensebene haben wir den ja (BWL ist ja ein Stück weit "Planwirtschaft auf Unternehmensebene") immer stärker, in Form des guten alten Staatskapitalismus.

So doof fände ich Sozialismus gar nicht, aber da dieser de facto ohne "Zwang" nicht geht...hätte ich lieber jüdische Jubeljahre, um den Kapitalismus zu bändigen. Im Kleinen haben wir das ja schon: Privatinsolvenz ist ja im Prinzip nichts anderes. Ausbuchen der Forderungen unter gewissen Auflagen. Hemmt zwar ein Stück weit die Dynamik (der Kreditgeber ist vorsichtiger bei der Vergabe), stabilisiert aber das System.

Bedingungsloses Grundeinkommen ist zwar nur Symptomlinderei, aber ob man die Leute mit zig Auflagen und Gängeleien "durchfüttert" (Wohngeld, Sozialhilfe, Hartz IV) oder einfach nen Tausender überweist...

Immerhin würde das die Binnenwirtschaft ankurbeln. Ich frage mich nur - das mag jetzt für den ein oder anderen kleingeistig klingen - was mit uns und unserem traditionellen Ethos geschähe, angenommen die Industrialisierung ginge in ihr letztes Stadium über. Das BGE steht irgendwie repräsentativ für die Vorhut dieses Prozess'. Nur künstlerisches Schaffen, Gartenarbeit, Konsum, sportlicher Wettbewerb - ist für uns Deutsche m.E. absolut nicht vermittelbar.
Gespeichert
"Ein Fan hat mir erzählt, wie sehr er mich für meinen Schuss verflucht hat. »So ein Idiot, wie kann der aus dieser Situation aufs Tor schießen«, hat er gewütet und sich abwinkend weggedreht. Wenige Sekunden später brach der Jubel los und seine Freunde und er lagen quer übereinander."L.Ricken
Seiten: 1 ... 55 56 [57] 58 59 ... 108   Nach oben