Ich würde das auch nicht im Bezug zur Krise setzen wollen, mir geht es da einfach nur um ein bisschen Maßregelung; Stichwort Kostenexplosion. Es entsteht bei solchen Großprojekten fast immer nur noch das Gefühl, dass den Kosten nach oben keine Grenzen gesetzt sind, gerade bei so staatlichen Bauten. Ja, ich bin kein Experte, was solche Schätzungen angeht und ob das alles so seine Richtigkeit hat, aber es bleibt für den normalen 9-to-5 Jobber ein fader Beigeschmack (und deswegen nutze ich den Thread um das mal in die Tasten zu hauen
) Wenn die Kohle wenigstens für sinnvolle(re) Sachen ausgegeben würde, wie unsere maroden Schulen, Straßen, Brücken, sozialen Einrichtungen, erneuerbare Energien usw.... aber das würde jetzt vermutlich zu weit führen.
Dass der Zeitpunkt aktuell ungünstig ist, stimmt, aber für solche Projekte bzw. Meldungen gibt es eh nie den richtigen Zeitpunkt. Wie DragonFox schon schrieb, war es ja von langer Hand geplant. Da wird es dann auch schwierig mit dem Fingerspitzengefühl, was die momentane Lage angeht.
Klar hat das ein faden Beigeschmack. Das kann ich nachvollziehen. Aber am Ende ist es auch zu einem großen Teil Häme oder Emotionen. Objektiv betrachtet wäre ein Gesamtblick interessant, aus dem man Schlüsse ziehen kann. Geredet wird immer nur über Explosionen. Flughafen BER natürlich. Stuttgart 21. Elbphilharmonie. Jetzt das Kanzleramt.
Wer schreibt den eine große Reportage über ein wunderbar gelaufenes Projekt, über das es kein Skandal zu berichten gibt und bei dem alles funktioniert hat? Da gibt es eine kleine Meldung: xy ist fertig. Und dann war es das.
Dabe könnte man das objektiv vergleichen und sich ein Bild machen wie "schlimm" es ist. Wie hoch ist der prozentuale Anteil an Großprojekten auf, zum Beispiel, 10 Jahren gerechnet, in denen es zu massiven Kostenexplosionen kommt.
Das ist das eine. Das andere ist: Welcher prozentuale Anteil an Kostenexplosionen ist "normal". Großprojekte sind wahnsinnig komplexe Unternehmungen. Ich würde so manchem Projektplan, den ich kenne, nicht weiter trauen, als ich die Mappe werfen kann, in der er ausgedruck vorliegt.
Hier müsste man mal vergleichen. Wie schneiden wir im vergleich zu vergleichbaren europäischen Ländern ab. Der Vergleich ginge auch mit privaten Unternehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Unternehmen wie zum Beispiel Mercedes, seine großen Infrastruktur Projekte in den einzelnen Werken, überall auf der Welt, komplett ohne Kostenexplosionen und schlechtes Projektmanagement durchzieht. Natürlich ist es was anderes, wenn Mercedes Geld rausbläst, als wenn es der Staat macht. Aber ein großes Projekt bleibt ein großes Projekte und große Projekte gehen ab und zu schief. Das ist schon alleine dadurch gegeben, dass in der Planungsphase nicht alles Wissen gegeben ist.
Kleine Anekdote zwischendrin: Hat schonmal jemand von euch ein Haus gebaut, wo beim Ausgraben des Fundaments ein angebliche Fundstelle eine römischen Dorfs identifiziert wurde und daraufhin die Archäologen angereist sind, die das Grundstück knapp zwei Monate unter Beschlag genommen haben? Ist hier drei Straßen weiter passiert. Der Bauherr war begeistert, weil natürlich alle Gewerke terminiert bestellt waren, die Materialien waren bestellt und so weiter. Die Ausgrabung hat er zum Teil auch noch gezahlt. Nennt sich "Verursacherprinzip". Kostenexplosion bei eine Einfamilienhaus. Am Ende waren es übrigens nicht die Römer...Das soll nicht heißen, dass man schlecht gelaufene Projekte nicht kritisieren darf. Finde ich sogar wichtig. Aber ich finde die Anforderung nicht fair, dass es keine schlecht laufenden Projekte geben darf. Die steckt meiner Meinung nach in diesen Meldungen und manchen Aussagen, die ich dazu kenne, mit drin und ist unrealistisch. Was übrig bleibt ist ein imperativer Zeigefinger oder der moralische Vorschlaghammer.
Jetzt hab ich das mit den Explosionen breit ausgetreten. Wenn es nur um die Frage geht, ob man überhaupt bauen muss und was, müsste man natürlich über Alternativen nachdenken. Einfach nur zu sagen: Zu teuer, darf/soll/kann nicht gebaut werden, ist ziemlich einfach. Es gab 2019 scheinbar Bedarf irgendwas zu tun. Kann ich aus meiner Position jetzt nicht beurteilen... Außer das Wort einer Linken Politikern hab ich dazu noch nichts gelesen. Und als Linker würde ich den Bau auch nicht wollen, weil ich tendenziell in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr drin arbeite.

Auch müsste man über Abbruchbedingungen nachdenken. Ich habe in Berichten gelesen, dass das vom Kanzleramt getan wurde. Scheinbar sind die Verträge zum Bau alle vergeben. Wie teuer angefangene und dann abgebrochene Projekte sein können haben wir bei Scheuers Maut erlebt.
Zu guter letzt muss man auch betrachten, warum es zur Kostenexplosion kam. Ein größerer Teil davon bezieht sich zum Beispiel auf einen Tunnel, den das Land Berlin mittlerweile haben will und der in der ersten Planung nicht vorgesehen war. Ich schreib das, weil es für mich einen Unterschied macht, ob die Inflation, steigende Rohstoffpreise oder externe Faktoren den Anstieg der Kosten verursachen, oder ob das Kanzleramt von Messing auf Gold-Türklinken upgradet.