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Autor Thema: Frust-Ablass-Thread für das Real Life  (Gelesen 315059 mal)

Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2060 am: 10.November 2023, 21:32:51 »

Ich gebe dir recht. Die meisten Personen in Staatlichen "Betrieben", haben absolut keine Ahnung von irgendetwas.

Man wundert sich, wie sich solche Menschen selbstständig die Schuhe zu binden können. Gott, wie ich den Scheiss hasse. Das Einzige dass sie können, ist unser Steuergeld verbraten.

Ist mal wieder Zeit für die franz. Revolution.

Edit: Und ich meine hier nicht das erste Zahnrädchen von unten, sondern die Führungspositionen. Alter, wie dumm kann man sein, und das Zehnfache von mir zu verdienen. Ein Trauerspiel.

Ich würde so weit nicht gehen und Politikern pauschal mangelnde Intelligenz anzudichten. Das wäre doch eher plump. Es ist einfach ein Fehler im System. Andererseits: es gab in der jüngeren Vergangenheit zwei Gesundheitsminister mit medizinischem Hintergrund: Rösler und Lauterbach. Ersterer stand für gar nichts. Er hat das sinkende Schiff einfach sinken lassen. Letzterer ist mit einem Schlagbohrer an Bord gegangen und einem Lochsägeaufsatz. Insofern sind das beides gerade wunderbare Beispiele, dass Fachkompetenz nicht zwingend auch Ministerialkompetenz bedeutet. Politik ist wohl viel zu sehr Wahlstimmen-, Parteibuch- und Beliebtheitsorientiert, von Lobbyismus ganz zu schweigen.
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Signor Rossi

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2061 am: 10.November 2023, 21:51:33 »

"Ach, es ist verpflichtend ein Apotheker anwesend, sonst muss geschlossen werden?"
Müssen neben dir eigentlich ausgebildete Fachkräfte angestellt werden oder darfst du einstellen, wen du willst?
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2062 am: 11.November 2023, 08:44:30 »

"Ach, es ist verpflichtend ein Apotheker anwesend, sonst muss geschlossen werden?"
Müssen neben dir eigentlich ausgebildete Fachkräfte angestellt werden oder darfst du einstellen, wen du willst?

Beides. Aber mit dieser (maßgeblichen) Einschränkung:

Arzneimittelabgabe an den Endverbraucher ("Patient") darf nur durch pharmazeutisches Personal erfolgen, weil eine Beratungspflicht angebunden ist. Pharmazeutisches Personal sind ApothekerInnen, PTA und solche im praktischen Teil der Ausbildung dazu (außerdem noch ein paar aussterbende Altberufe aus der DDR, zum Beispiel Pharmazieingenieur). Alles andere ist nicht-pharmazeutisches Personal.
So dürfte ich Dich wohl in meiner Apotheke einstellen, zum Beispiel als IT-Spezialisten. Du baust mir die weltbeste Software und es könnte sein, dass wir beide dann da sitzen, vor uns ein Dutzend Kunden, und ich darf die abarbeiten und Du nicht. Du dürftest mir Ware aus dem Regal holen oder die Abgabe vorbereiten, aber abgeben müsste ich. Damit ist offensichtlich der pharmazeutische Sektor in der Apotheke das Nadelöhr, denn ungelernte (aus Apothekensicht) Kräfte könnte ich dutzendweise einstellen: MFA, Bürohilfen, ZFA, OTA... was sich alles bei mir bewirbt, ist rührend und frustrierend zugleich.
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Signor Rossi

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2063 am: 11.November 2023, 11:03:18 »

So dürfte ich Dich wohl in meiner Apotheke einstellen, zum Beispiel als IT-Spezialisten. Du baust mir die weltbeste Software und es könnte sein, dass wir beide dann da sitzen, vor uns ein Dutzend Kunden, und ich darf die abarbeiten und Du nicht. Du dürftest mir Ware aus dem Regal holen oder die Abgabe vorbereiten, aber abgeben müsste ich.
Das ist ja Irrsinn. Ok, etwas Fachkenntnis muss schon sein, die könnte man sich aber auch in Fort- und Weiterbildungen holen und wenn ein Kunde eine intensive Beratung braucht, die die eigenen Kenntnisse übersteigen, könnte man ja immer noch die Fachkraft oder den Apotheker dazu holen.
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fussballmonster

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2064 am: 12.November 2023, 10:06:01 »

Ich würde bei Dir, Henning, als Vertriebler anfangen und dürfte dann die Apothekenumschau rausgeben.
Wann kann ich anfangen?
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2065 am: 12.November 2023, 13:12:08 »

So dürfte ich Dich wohl in meiner Apotheke einstellen, zum Beispiel als IT-Spezialisten. Du baust mir die weltbeste Software und es könnte sein, dass wir beide dann da sitzen, vor uns ein Dutzend Kunden, und ich darf die abarbeiten und Du nicht. Du dürftest mir Ware aus dem Regal holen oder die Abgabe vorbereiten, aber abgeben müsste ich.
Das ist ja Irrsinn. Ok, etwas Fachkenntnis muss schon sein, die könnte man sich aber auch in Fort- und Weiterbildungen holen und wenn ein Kunde eine intensive Beratung braucht, die die eigenen Kenntnisse übersteigen, könnte man ja immer noch die Fachkraft oder den Apotheker dazu holen.

So einfach ist es nicht. Die Hauptaufgabe einer Apothekenberatung besteht darin zu entscheiden, ob die Beratende mit ihrem Problem ärztliche Betreuung benötigt oder ob sie sich im Rahmen der Selbstmedikation behelfen kann. Das bedeutet, die PTA muss qua Ausbildung und Fachwissen in der Lage sein, Symptomatiken zu erkennen und zu bewerten, das geeignete Medikament herauszusuchen und dessen Anwendung zu erläutern. Sie muss aber auch in der Lage sein, Arzneimittel GMP-konform herzustellen und dabei genannte Qualitätsstandards zu halten. Das alles zu lernen ist über Fortbildungen nicht drin. Die Notwendigkeit von Fachpersonal ist damit alternativlos - wenn man einen gewissen Qualitätslevel halten will. Aber würde wirklich jemand (außer unserem aktuellen Gesundheitsminister!) wollen, diesen Level zu senken?
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Signor Rossi

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2066 am: 12.November 2023, 13:19:34 »

So einfach ist es nicht.
Ich habe auch nichts anderes erwartet.
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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2067 am: 12.November 2023, 13:32:43 »

Aber wie hoch ist der Anteil der Tätigkeiten, die diese hohe Qualitfikation erfordern?

Mein typischer Besuch läuft meistens nach dem Schema, dass ich ein Rezept habe für das ich keine Aufklärung brauche oder ne Ibu möchte, für die ich gar keine will. Und auch keine bekomme.
Wenn man ein Rezept deklarieren würde, dass "die Kundin" bereits aufgeklärt ist, dann würde die Beratungspflicht beim Arzt liegen. Letztendlich bekomme ich es im Zweifel eh das ganze zwei mal gesagt. Wenn ich meine Medikamente abhole, die ich seit zig Jahren nehme, brauche ich keine Fachkraft. (Gut, das zweite paar Fachaugen kann Fehler sehen. Das verliert man dann...)

Die Fachkraft wird sicher nötig wenn jemand rein kommt, die Hose runter lässt und meint, ob sie "dafür" was haben.
Aber zumindest würde man mit einer sinvollen Trennung von Kunden, deren Anliegen es ist, dass Ware über den Thresen wandert und Kunden deren Anliegen es ist eine Diagnose oder medizinische Einschätzung zu erhalten, die benötigte Anzahl der Fachkräfte verringern. Gerade die Existenz von Online-Apotheken zeigt, dass es dafür einen Markt gibt. Bei Sanicare komme ich mit medizinischen Fachpersonal nicht mal in Augenkontakt.
Im Zweifel kommt es dann eben zu Wartezeiten, weil mehrere gerade die Fachkraft bräuchten. Damit sinkt zwar das Serviceangebot der Apotheke. Aber wenn die Apotheke schließt, weil es kein Personal mehr gibt oder dem Personal die Hutschnurr überläuft, ist das noch schlimmer.

Und dann gibt es eben Apotheken, die keine eigenen Arzneimittel herstellen können. Das kann zentralisiert werden, oder? Sinkt das Serviceangebot zwar weiter... Aber siehe oben - besser als Schließung.

Vielleicht stelle ich es mir aber auch zu einfach vor und die Masse an Menschen, die eine Beratung benötigen ist so hoch, dass das kein Sinn ergibt. Aber gibt es Entwicklungen, dass sich Apotheken in diese Richtung gehen? Service Rationalisierung, Zentralisierung von Dienstleistungen, Abbau von Kompetenzen und so weiter.
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Tim Twain

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2068 am: 12.November 2023, 13:37:58 »

Die Apotheken schließen aber doch nicht, weil sie keine 5. Personalkraft für das hohe Kundenaufkommen haben, sondern weil für Zeitraum X niemand da ist. Dein Vorschlag löst dieses Problem ja nicht.
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2069 am: 12.November 2023, 16:11:23 »

@Dragon:

(i) Dein Argument setzt voraus, dass ein:e Mediziner:in pharmazeutisch in der Lage ist, eine adäquate Aufklärung zu leisten. Das ist aber schon nicht der Fall, dafür ist die pharmakologische Ausbildung viel zu kurz. Sehr viele Ärzt:innen haben sich das zwar mit ihrer Erfahrung hervorragend angeeignet, aber das geht aus einem Rezept nicht hervor.
(ii) Die Apotheke muss auch in der Lage sein zu erkennen, ob Personen, die aus zwei oder mehreren Praxen kommen, eventuelle Interaktionsprobleme bekommen.
(iii) Die Arzneimittelherstellung ist nicht auskömmlich, sondern geschieht auf Selbstkostenbasis. Wenn möglich, würden die meisten Apotheken diese urpharmazeutische Leistung abschaffen. Das aber ist nicht erlaubt wegen des "Kontrahierungszwanges": ich darf ein Rezept, das Du mir vorlegst, nicht aus wirtschaftlichen Gründen ablehnen. Wäre das möglich, würde es weder patientenindividuelle Rezepturherstellungen geben noch die Belieferung preislich kritischer Arzneimittel. Das wäre eine Totalökonomisierung des Arzneimittelmarktes.

Ergo: Apotheken müssen, soll der Fachcharakter gewahrt bleiben, in vollem Umfang diese Leistungen anbieten müssen. Eine Marktöffnung würde, wie überall da, wo es Apothekenketten gibt, zu einer Konzentration auf lukrative Standorte führen (also Großstädte). Aber Apotheken obliegt die Arzneimittelversorgung der bevölkerung und alles, was diese Aufgabe irgendwie gefährdet, ist nicht verhandelbar.

Zu Deinem speziellen Fall: natürlich gibt es genügend Apotheken, die einfach gar nicht beraten. Natürlich gibt es genügend Patienten, die durchgeschult sind mit ihrer Erkrankung und ihrer Medikation. Das ist aber bei Erstgenannten entweder mangelhafter Motivation geschuldet (kommt vor) oder Fachkräftemangel und dann stehen da widerrechtlich Ungelernte (kommt auch vor). Beides ist aber abzulehnen. Wir reden hier eben nicht von einem Buch, einem Computer oder Mode. Wir reden von Arzneimitteln und schon die Gabe von Aspirin an ein zehnjähriges Kind mit Virusinfektion könnte tödliche Folgen haben. Das bedeutet Lebensgefahr für zehn Euro.
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Kaliumchlorid

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2070 am: 12.November 2023, 16:32:50 »

Passenderweise hat der MDR heute dazu einen Artikel über einen Apotheker in dem kleinen thüringischen Dorf Mihla veröffentlicht.

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/apotheke-mihla-medikamente-fachkraefte-100.html
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Zu weit exitiert nur in deinem Kopf

DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2071 am: 12.November 2023, 18:03:02 »

@Dragon:

(i) Dein Argument setzt voraus, dass ein:e Mediziner:in pharmazeutisch in der Lage ist, eine adäquate Aufklärung zu leisten. Das ist aber schon nicht der Fall, dafür ist die pharmakologische Ausbildung viel zu kurz. Sehr viele Ärzt:innen haben sich das zwar mit ihrer Erfahrung hervorragend angeeignet, aber das geht aus einem Rezept nicht hervor.
(ii) Die Apotheke muss auch in der Lage sein zu erkennen, ob Personen, die aus zwei oder mehreren Praxen kommen, eventuelle Interaktionsprobleme bekommen.
(iii) Die Arzneimittelherstellung ist nicht auskömmlich, sondern geschieht auf Selbstkostenbasis. Wenn möglich, würden die meisten Apotheken diese urpharmazeutische Leistung abschaffen. Das aber ist nicht erlaubt wegen des "Kontrahierungszwanges": ich darf ein Rezept, das Du mir vorlegst, nicht aus wirtschaftlichen Gründen ablehnen. Wäre das möglich, würde es weder patientenindividuelle Rezepturherstellungen geben noch die Belieferung preislich kritischer Arzneimittel. Das wäre eine Totalökonomisierung des Arzneimittelmarktes.

Ergo: Apotheken müssen, soll der Fachcharakter gewahrt bleiben, in vollem Umfang diese Leistungen anbieten müssen. Eine Marktöffnung würde, wie überall da, wo es Apothekenketten gibt, zu einer Konzentration auf lukrative Standorte führen (also Großstädte). Aber Apotheken obliegt die Arzneimittelversorgung der bevölkerung und alles, was diese Aufgabe irgendwie gefährdet, ist nicht verhandelbar.

Zu Deinem speziellen Fall: natürlich gibt es genügend Apotheken, die einfach gar nicht beraten. Natürlich gibt es genügend Patienten, die durchgeschult sind mit ihrer Erkrankung und ihrer Medikation. Das ist aber bei Erstgenannten entweder mangelhafter Motivation geschuldet (kommt vor) oder Fachkräftemangel und dann stehen da widerrechtlich Ungelernte (kommt auch vor). Beides ist aber abzulehnen. Wir reden hier eben nicht von einem Buch, einem Computer oder Mode. Wir reden von Arzneimitteln und schon die Gabe von Aspirin an ein zehnjähriges Kind mit Virusinfektion könnte tödliche Folgen haben. Das bedeutet Lebensgefahr für zehn Euro.

(i) Was ich meine ist, dass in einem Verkausfraum vielleicht 3 Angestellte stehen und meine Frage wäre, ob es nicht reicht, dass 1/3 die Ausbildung haben und die Person in die jeweilige Situation zugezogen wird. Und was auf einem Rezept angegeben oder nicht angegeben ist, kann sich ja ändern. Warum sollte da nicht deklariert sein, was der Patien an Beratung braucht. Das würde schon eine einfach Patien ist / ist nicht aufgeklärt Checkbox erledigen.
(iii) Ich habe nichts von ablehnen gesagt. Man nimmt den Auftrag an und lässt ihn machen, anstatt das jede kleine Apotheke Fachpersonal, Geräte und Co in ihren Räumen bereit stellt.

Zum Ergo: Genau. Ich wollte hier auch keinen coolen Vorschlag bringen und dann ist alles fein. Wie auch?
Es ist eher eine Apotheken-Dystopie. Das das nicht geil ist, was ich da beschreibe, ist mir ziemlich klar. Aber wenn die qualitativ hohe Leistung in den Apotheken auf Grund von Fachkräftemangel nicht aufrecht erhalten werden kann, muss man einsehen, dass die Leistung sinkt. Das ist nicht geil aus so Gründen, wie du am Ende schreibst - ist aber auch in anderen Bereichen der medizinischen Versorgung seit vielen Jahren leider normal. Aber was ist den die Alternative? (Aus dem MDR Link: "Wir machen weiter, bis zum bitteren Ende." - Lukas Messerschmidt  << Das ist meiner Meinung keine gesunde Alternative. Auch wenn sie aller Ehren wert ist.)


Die Apotheken schließen aber doch nicht, weil sie keine 5. Personalkraft für das hohe Kundenaufkommen haben, sondern weil für Zeitraum X niemand da ist. Dein Vorschlag löst dieses Problem ja nicht.

Ich sehe da kein Unterschied. Je mehr Fachkräfte ich beschäftige, desto mehr sind zu Zeitraum X da. Wenn aber die Anzahl der Fachkräfte verringert wird, die in Zeitraum X da sein muss, dann brauch ich auch weniger Fachkräfte.
« Letzte Änderung: 12.November 2023, 18:15:25 von DragonFox »
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2072 am: 13.November 2023, 10:41:35 »

Möglich, dass ich Deinen Vorschlag (i) nicht richtig verstehe. Von drei MitarbeierInnen ist eineR ausgebildet, zwei nicht. Die Ausgebildete übernimmt daher eine Lotsenfunktion. Korrekt?

Wenn ja: praktisch unmöglich. Selbst wenn eine Arztpraxis die erfolgte Beratung auf einem Checkfeld anhakt. Denn:
- die Beratungsfunktion der Apotheken soll ausdrücklich auch der Kontrolle der Verschreiber dienen. Eine Abfrage der erfolgten Beratung wäre obligat.
- das Vorhalten eines Lotsen, der dann ja im Grunde von einer Beratung zur nächsten springt, wäre ineffizient
- die Abfrage wichtiger Gesundheitsparameter durch ungelernte (fortgebildete Kräfte ohne Basiswissen) würde die Gefahr bergen, wichtige Informationen aus Unwissenheit zu übersehen

Tim Twain ist, wie ich mich meine zu erinnern, Zahnarzt. Hier wäre ein gleiches Gedankenspiel möglich: warum nicht die ZFA Zahnsanierungen durchführen lassen und Tim schaut drüber, wenn es Probleme gibt?

Richtig, Dein Resumee ist: wenn es an Fachkräften mangelt, kann der hohe Standard nicht aufrecht erhalten werden. Und deshalb sind dann zwei Fragen zu beantworten:
1. Wollen wir das so hinnehmen? Dann weiter wie bisher.
2. Wollen wir daran was ändern? Dann muss der Fachkräftemangel behoben werden.

@KCl:

Das ist ein ganz typisches Bild. Wirklich. ApothekerInnen sind die Erfinder der Selbstausbeutung. Siehe mich selbst mit 375 Nettolohn über Jahre.
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2073 am: 13.November 2023, 11:35:56 »

Das große Problem an der ganzen Sache ist ja leider, dass seit Jahren gegen "Fachkräftemangel" vorgegangen werden sollte (da gibt es neben Apotheken noch so viele Branchen bspw. im Handwerk, Gesundheitswesen oder Erzieher), es von Seiten der Politik aber immer wieder verschlafen (oder eher auf die Prioritätenliste nach ganz hinten gepackt) wird.

Mir ist persönlich schleierhaft, wie man x Milliarden mehr an Gelder ohne große Umschweife für bspw. Bürgergeld locker machen kann, aber einfach solche eklatanten Misswirtschaften seit Jahrzehnten ignoriert. Es verkommt bei diesen Jobs mehr und mehr dazu, dass man für solche Jobs "geboren" sein muss. Der Mangel an Fachkräften führt auch nicht nur zu einer Mehrbelastung und Überlastung der vorhandenen Fachkräfte, sondern auch nach und nach zu einem Qualitätsverlust, da man bei sinkender Beratungszeit pro Kopf nicht die selbe Qualität an Beratung erhalten kann.

Der Weg mit unqualifizierten Aushilfen birgt des Weiteren eine große Gefahr einer falschen Beratung bzw. Behandlung/Durchführung (je nach Jobzweig) und entlastet Fachkräfte gar nicht. Ich habe selbst erlebt, wie eine unqualifizierte Kraft allein bei mir im Büro für Mehrarbeit für mich gesorgt hat, weil ich alles doppelt und dreifach kontrollieren musste, um die an mich selbst gesteckten Ziele der Qualität meiner Arbeit aufrecht zu erhalten. Fies ist für mich persönlich deutlich stressiger gewesen, als wenn ich es von vornherein alles selbst erledigt hätte. ich möchte mir nicht ausmahlen, wie viel stressiger es bspw. für Henningway wäre in solch einem wichtigen, sozialen Bereich.

Ich bewundere jede Person, die weiter in solchen Jobs arbeitet und gegen die Windmühlen der Politik (bislang vergeblich) ankämpfen und hoffe einfach, dass die Stimmen schnellstmöglich erhört werden und ein Umdenken bei den Entscheidungsträgern stattfindet.
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2074 am: 13.November 2023, 12:08:59 »

Das Problem des Fachkräftemangels ist vielschichtig. (Oh je, ich glaube jetzt eröffne ich mit meinem Post ne Diskussion, die ich eventuell bereuen werde... :D)

Zum einen ist zu unterscheiden wo es an Fachkräften mangelt.
Das wären die IT, weil es zu einem exorbitanten Anstieg der aufgekommenen Stellen in den letzten 20 Jahren kam sowie steter Anstieg herrscht. Das können wir mit unserer demographischen Lage nicht bändigen.

Zum anderen sind das auf die Masse gesehen aber eher Berufe, die über viele Jahrzehnte hinweg einen konstanten Rücklauf an Berufseinsteigern zu verzeichnen hatte. Andere Berufe waren und sind einfach attraktiver (gewesen). Sei es weil die Bezahlung deutlich besser war, oder weil die Zukunftsprognosen besser erschienen.
Hinzu kommen dann demographisch bedingte Anstiege an Bedarfe bestimmter Berufsgruppen.
Insbesondere im Pflegespektrum ist das sehr gut zu verfolgen. Schlecht bezahlt, miese Arbeitsbedingungen, extrem hoher Anstieg an zusätzlichen Fachkräften.

Dann haben wir eine gesellschaftliche Wandlung über die letzten Generationen hinweg erlebt. Jedes Elternteil will für sein Kind die bestmögliche Ausbildung. Daher ist das Höchstziel doch immer Abitur und Studium. Dadurch gibt es einen erheblichen Rückgang an jenen, die ins Handwerk oder andere Berufszweige gehen (wollen). Und wenn sie denn möchten, werden sie mit der Begründung "Überqualifiziert" nicht genommen.

Fakt ist, dass viele Probleme natürlich hausgemacht sind, wenn man die gesellschaftliche Entwicklung betrachtet.
Dem Ganzen entgegen steht dann noch die leidige Debatte der Migration, Flüchtlinge, Fachkräfte aus dem Ausland. Für viele wird hier nicht unterschieden – sie halten es für Ein und Dasselbe.
Die Bundesrepublik kann den Mangel an Fachkräften nicht mit dem eingeschlagenen Weg Herr werden.
Und inbesondere dort, wo es nicht um einen wirtschaftlichen Wachstum geht, sondern wo das Wohl von Menschen betroffen ist (Stichwort Pflege oder medizinischer Sektor), sollte man eine offenere Haltung gegenüber Hilfe aus dem Ausland haben. Damit meine ich nicht, dass man unzählige Leute holt, sondern gezielt für bestimmte Positionen, die nicht zu besetzen sind, auch das Ausland und dessen Potenziale in Betacht zieht. Wie viele Landärzte werden z.B. benötigt? Das will keiner Machen von den Deutschen. Es wird Gründe haben, die wir aber nicht von heute auf morgen beseitigen können.

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2075 am: 13.November 2023, 12:58:15 »

Richtig, Dein Resumee ist: wenn es an Fachkräften mangelt, kann der hohe Standard nicht aufrecht erhalten werden. Und deshalb sind dann zwei Fragen zu beantworten:
1. Wollen wir das so hinnehmen? Dann weiter wie bisher.
2. Wollen wir daran was ändern? Dann muss der Fachkräftemangel behoben werden.

Das das Problem auf anderer Ebene zu lösen ist, sehe ich auch so. Das die Politik den Fachkräftemangel in den nächsten Jahren behebt sehe ich allerdings nicht. Ich würde sagen, man will das nicht hinnehmen. Aber was bleibt?
Ich glaube nicht, dass die Apotheke als Branche den Fachkräftemangel beheben kann. Irgendwie wird die Branche sich daran anpassen. Bei Handwerkern gibt es Wartezeiten. Bei der Pflege gibt es weniger Zeit pro Patient. Bei IT gibt es höhere Projektdauer und Kostenexplosionen. An Schulen gibt es Fehlstunden.
Unter dem Fachkräftemangel wird so einiges schlechter und die Branchen passen sich an - bzw, sie nehmen Schonhaltungen ein. Irgendeine Kompensation wird es auch bei Apotheken sein.

Und ich will auch nochmal sagen, dass mein Vorschlag keine tolle Lösung darstellen sollte oder kann. Entlastung der Apotheken durch Reduzierung der Service-Qualität ist natürlich nicht schön.
« Letzte Änderung: 13.November 2023, 13:04:19 von DragonFox »
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2076 am: 13.November 2023, 16:30:22 »

Passenderweise hat der MDR heute dazu einen Artikel über einen Apotheker in dem kleinen thüringischen Dorf Mihla veröffentlicht.

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/apotheke-mihla-medikamente-fachkraefte-100.html

Man kann wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln, Deutschland wird in so vielen Bereichen runtergerockt, ich will gar nicht wissen, wie das in 10 Jahren ist :-X
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2077 am: 13.November 2023, 16:48:02 »

Möglich, dass ich Deinen Vorschlag (i) nicht richtig verstehe. Von drei MitarbeierInnen ist eineR ausgebildet, zwei nicht. Die Ausgebildete übernimmt daher eine Lotsenfunktion. Korrekt?

Wenn ja: praktisch unmöglich. Selbst wenn eine Arztpraxis die erfolgte Beratung auf einem Checkfeld anhakt. Denn:
- die Beratungsfunktion der Apotheken soll ausdrücklich auch der Kontrolle der Verschreiber dienen. Eine Abfrage der erfolgten Beratung wäre obligat.
- das Vorhalten eines Lotsen, der dann ja im Grunde von einer Beratung zur nächsten springt, wäre ineffizient
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Tim Twain ist, wie ich mich meine zu erinnern, Zahnarzt. Hier wäre ein gleiches Gedankenspiel möglich: warum nicht die ZFA Zahnsanierungen durchführen lassen und Tim schaut drüber, wenn es Probleme gibt?

Richtig, Dein Resumee ist: wenn es an Fachkräften mangelt, kann der hohe Standard nicht aufrecht erhalten werden. Und deshalb sind dann zwei Fragen zu beantworten:
1. Wollen wir das so hinnehmen? Dann weiter wie bisher.
2. Wollen wir daran was ändern? Dann muss der Fachkräftemangel behoben werden.

@KCl:

Das ist ein ganz typisches Bild. Wirklich. ApothekerInnen sind die Erfinder der Selbstausbeutung. Siehe mich selbst mit 375 Nettolohn über Jahre.
Dafür bräuchte es ein Überangebot an Helferinnen, die Realität ist eher, dass man die Zahnsanierung ohne Assistenz macht und am Ende die Anmeldung auch noch mitmacht. Ich sehe hier aber aktuell eher das Problem, dass das Personalnicht vernünftig gezahlt wird, finanzieller Spielraum wäre da meines Erachtens schon da (und würde sich auch trotzdem lohnen). Arbeite aktuell in einem MVZ und in Sachen Personalmanagement ist das eher fragwürdig. Aber sie zahlen deutlich mehr als andere und ich hab ne 3TageWoche, da bin ich aktuell noch gewillt das so zu akzeptieren, auch wenn ein Auge immer nach einer neuen Stelle kuckt. Selbstständigkeit ist auch eine Option, aber bei dem was ich hier aktuell pro Stunde verdiene bin ich noch nicht so recht gewillt mir den Mehraufwand und das Risiko anzutun, insbesondere auch im Hinblick auf zukünftige Kinder. So wurschtelt man sich aktuell durch und versucht das beste draus zu machen.
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2078 am: 14.November 2023, 10:47:46 »

Ich finde, beim Fachkräftemangel sieht man auch mal wieder das klassische Verhalten von Unternehmen im Kapitalismus, ähnlich wie bei Corona. Läuft es gut möchten Unternehmen gerne einen deregulierten Arbeitsmarkt, auf dem man schnell entlassen und den Leuten wenig zahlen kann. Fehlen Arbeitskräfte und Stellen bleiben offen kommt man aber nicht auf die Idee den Lohn zu erhöhen, nein dann wird sich über fehlende Arbeitsmoral beschwert und die Politik beschuldigt den Fachkräftemangel nicht zu lösen.

Kleinunternehmer wie auch dich Henning möchte ich da nicht pauschal mit reinnehmen, weil es da so viele Unterschiedliche Menschen gibt, aber bei größeren Unternehmen finde ich das immer wieder spannend das man so gerne den Markt beschwört, aber wenn dann Personalmangel da ist, ist man nicht bereit vernünftig zu bezahlen.
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Folge meiner irrsinnigen Reise als deutscher Gründer, Fotograf und Dokumentarfilmer, wenn ich im Van mit Freundin und Hund Brasilien abseits der bekannten Wege erkunde. Wahrend unserer Expedition suchen wir die besten lokalen Guides für Peabiru, stürzen uns in Abenteuer in unangetasteter Natur und erzählen die Geschichten des ursprünglichen Brasiliens.

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #2079 am: 14.November 2023, 11:04:07 »

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Unsere Comunio-Runde nimmt gerne neue Mitspieler auf. Wenn ihr Interesse an einem längerfristigen Bundesliga-Managerspiel habt, schaut doch mal rein.
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