Das Gröbste scheinen wir überstanden zu haben, was den Dauerfrost angeht, zumindest sollen laut Vorhersage hier die nächsten Tage sogar zweistellige Plusgrade erreicht werden. Wäre schon cool, denn die Wege sind hier natürlich mit einer knüppelharten Eisschicht überzogen und manche Wegstellen sind echt nicht zu unterschätzen. Meinem Auto haben die Temperaturen nicht so viel ausgemacht, allerdings habe ich mir beim Einparken vor einigen Tagen am Unterboden alle drei Plastik-Schutzbleche abgerissen, da ich eben irgendwie über die Eishügel drüber musste. Vermutlich irreparabel, aber dafür sind Schutzbleche ja auch gut.
Witzig war das Ausgraben meines Autos. Freigeschaufelt und gekratzt hatte ich es in circa 30 Minuten, das Losfahren zum Großeinkauf am Wochenende verzögerte sich dann allerdings um geschlagene 40 Minuten, da ich partout nicht vom Eis kam. Mit Besen und provisorischem Schneeschieber habe ich dann mein Auto und dessen Reifen quasi ausgegraben, teilweise bis zum Asphalt bin ich da durchgedrungen und habe wie ein Doofer geschuftet, um aus der Kuhle zu kommen. Nach wilden Lenkeinschlägen und etwas hochtourigem Start bin ich dann irgendwann aus meiner Parklücke geflutscht und war froh, dass ich bei meiner Rückkehr einen anderen Platz gefunden habe. Echt anstrengend so was.
Ansonsten hatte ich Besuch von den Eltern für eine Woche, was ebenfalls sehr angenehm war. Die sind dann mit meinem Auto unter der Woche durch Sofia geheizt, während ich meine Schüler bespaßt habe. Besonders stolz bin ich auf einen meiner Schützlinge, der einer von nur 12 auserlesenen bulgarischen Abiturienten sein wird (in der Auswahl standen landesweit mit Sicherheit über 100) und sich für ein Stipendium in Deutschland qualifizieren kann. Ich drücke ihm alle Daumen für die nächste Runde, da ich das Prozedere nicht kenne, aber ich gehe davon aus, dass er sehr gute Chancen hat. Von unserer Schule haben es übrigens alle drei vorgeschlagenen Schüler in diese 12er Runde geschafft, was wohl den Status unseres Gymnasiums gut verdeutlicht. Und was soll ich auch anderes sagen, wenn ich nach meinen Schülern gefragt werde? Die sind echt klasse, da kann ich kaum meckern.
Mal sehen, wie sehr sie sich auf den baldigen Wettbewerb in Jugend debattiert freuen. Meine 10. Klasse ist jedenfalls Feuer und Flamme und hat mich sogar schon gefragt, ob ich da nicht eine AG anbieten könne. Neben der geplanten Theater-AG würde ich das alles unheimlich gerne machen, es ist leider alles eine Frage der Ressourcen und hierbei meine ich vor allem die Zeit. Man merkt, dass die Schüler extrem motiviert sind, die wollen lernen und wollen zusätzliche Angebote wahrnehmen. Freiwillig! Worauf ich als fauler Schüler niemals gekommen wäre, aber wir sind durch Korrekturen und den tagtäglichen Unterricht und angesichts des kleinen Kollegiums leider stark eingespannt. Da bleibt kaum Zeit für AGs. Ich hoffe, dass wir im Sommer noch eine weitere Verstärkung im Lehrerteam bekommen, denn wenn wir alle um je 1-2 Stunden entlastet werden könnten, hätten wir wirklich Zeit für solche zusätzlichen Aktivitäten, denn nicht nur die Schüler wollen das, wir Lehrer haben ja auch Bock drauf.
Notenkonferenzen stehen auch die Tage an, ich bin sehr gespannt, wie das hier läuft. In Ba-Wü kenne ich das so, dass das an zwei Nachmittagen stattfand. Hier wird wohl alles innerhalb weniger Stunden durchgezogen, zumindest sah das auf dem Plan so aus. Angesichts eines siebenzügigen Gymnasiums (von Klasse 8 bis 12) erscheint mir das äußerst sportlich zu sein... Das schriftliche Abitur wirft seine Schatten auch schon voraus und dann werden irgendwann Gäste aus Deutschland kommen. Für eine Kleingruppe von 2 Schülern werde ich persönlich verantwortlich sein, bei den regulären Austauschprogrammen werde ich meine Kollegen entsprechend entlasten, nur so kann das bei einem kleinen Kollegium laufen.
Der bulgarische Ligabetrieb ruht noch bis Mitte Februar, dennoch versuche ich an Tickets für das Europa League Spiel von Ludogorets zu kommen. Es hängt aber auch von meinem Stundenplan ab, ob ich donnerstags um 20 Uhr rechtzeitig ins Stadion komme. Und wenn das natürlich aus Gießkübeln schüttet oder eisig kalt ist, muss das auch nicht sein. Die Schüssel hier in Sofia hat nun mal einen sehr rustikalen Charme. Ansonsten ist der 4. März ein absoluter Pflichttermin. Levski gegen CSKA. Das ewige Derby der Hauptstadt. Dieses Mal bin ich definitiv dabei und werde berichten.