- Hinrundenanalyse Saison 2021/22
Über den Tabellenplatz braucht man nicht diskutieren, das ist einfach richtig stark. Nach der letzten, doch ziemlich schwachen Saison, hatte in dieser Runde wohl keiner mit einem so starken KSC gerechnet. Ich hatte nun endlich das Gefühl die richtige Taktik und, weitestegehend, die richtigen Spieler dafür gefunden zu haben. Doch zunächst zu den Zahlen.
- Teamstatistiken -
Wir präsentierten uns erneut als sehr ballsicheres Team. Dies war unter meiner Regie schon immer unser Markenzeichen und ich bin sehr stolz darauf, das sagen zu dürfen. Wenn wir den Ball sicher laufen lassen können, machen wir es dem Gegner ungleich schwerer, uns unter Druck zu setzen. Außerdem gehören wir, bei dem Tabellenplatz wenig überraschend, zu den Top Teams in Sachen geschossener Tore und Gegentore. Im Gegensatz z.B. zu Leverkusen, die zwar Defensiv überragend sind, aber vorne nur wenig auf die Reihe bekommen, haben wir eine gute Balance gefunden. Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt, aber wir sind ja auch nicht der FC Bayern. Auf dem Papier haben wir immer noch einen maximal durchschnittlichen Bundesligakader.
- Die Taktik -
Ein großer Teil des Erfolges dürfte sich aus der mittlerweile etablierten Taktik erklären lassen. Zu Saisonbeginn probierten wir es noch mit zögerlichen 4141, 4411 und 442-Varianten, die allesamt zwar defensiv einigermaßen stabil waren, aber offensiv keine Durchschlagskraft besaßen. Erst mit dem asymmetrischen 442, das sich nach und nach zu einem asymmetrischen 4411 entwickelte, lief es auch offensiv. An dieser Stelle möchte ich die wichtigsten Elemente kurz herausstellen, ohne zu sehr auf die Einzelspieler einzugehen (auch wenn es sich nicht ganz vermeiden lassen wird). Im Spielaufbau ist der ZSm von elementarer Bedeutung. Dieser lässt sich oft zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, wodurch eine Dreierkette entsteht, die den Ball sicher zirkulieren lassen kann, sollte sich die Möglichkeit zum öffnenden Pass nicht bieten. Die Außenverteidiger rücken dadurch ein Stück weiter nach vorne und in die Breite, der BBM und der AM sind dann häufig zentrale Anspielstationen, über die dann die Angriffe weitergeleitet werden. Der rechte Flügelspieler war bislang noch nicht immer perfekt eingebunden, durch das Zurückziehen (MR statt OMR) ist es aber etwas besser geworden. Offensiv zündet die Kombination aus Knipser und OM überragend. Mit Jakupovic als dynamischen, spielstarken OM haben wir den perfekten Torvorbereiter (s.u.), der aber auch selbst gefährlich wird. Dazu haben wir mit Frank einen Spieler, der geradezu nach Knipser schreit. Oft reicht ein Pass in die Schnittstelle und die Abwehrspieler kommen nicht mehr hinterher. Auf beide Spieler werden häufig scharfe Bälle in die Spitze gespielt, um den Gegner mit Tempo zu knacken - das funktionierte bislang erstaunlich gut.
- Spielerstatistiken -
Oben hatte ich es bereits angemerkt: Das Offensivduo Jakupovic und Frank harmoniert nahezu perfekt.
Jakupovic scheint nun endlich passend ins Team eingebunden zu sein und spielt unwahrscheinlich effektiv. Mit 10 Torvorlagen und 6 oder 7 Treffern ist er ein ständiger Unruheherd. Über
Victor Frank braucht man nicht viele Worte verlieren, seine Torausbeute und Torquote sprechen für sich. Einfach überragend, was der 17-Jährige da abliefert (und dabei nebenbei seinen Marktwert in die Höhe schraubt
). Damit wären wir aber auch schon beim Hauptproblem unserer Offensive: Wir sind abhängig von den Leistungen eines 17-Jährigen. Dieser unterliegt naturgemäß noch Leistungsschwankungen und auch, wenn davon bislang wenig zu sehen ist, wird er vom Trainerstab immer noch als sehr unkonstant eingeschätzt. Davon abgesehen will ich ihn natürlich auch nicht zu früh verheizen und ihm eigentlich die ein oder andere Pause gönnen, aber wer so trifft ist leider auch nicht zu ersetzen.
Von den Neuzugängen konnte bislang
Valentin Stocker am ehesten überzeugen. Der Schweizer spielte auf konstant guten Niveau. Das war selten herausragend, aber eben auch sehr selten schlecht.
Konstantin Rausch konnte bislang nicht wirklich Druck auf ihn ausüben. Auf rechts war
Alexander Esswein mangels Alternativen meist gesetzt, konnte da aber zu selten überzeugen. Erst mit der etwas zurückgezogeneren Positionierung wurde es besser, so dass die Formkurve zuletzt nach oben zeigte.
Arne Maier spielte indes zwar häufig und teilweise auch sehr gut, hatte aber seine fehlende Dynamik als größte Schwäche. Da er deshalb als BBM nur bedingt geeignet und Demirtas als ZSm gesetzt war tat er sich zuletzt etwas schwer. Seine Flexibilität ermöglicht es zwar, ihn auch auf dem Flügel einzusetzen, aber auch da macht sich die fehlende Dynamik bemerkbar. Im Prinzip ein starker Spieler, der das Pech hat, gerade nicht perfekt ins System zu passen. Als ZSm wird er aber zu seinen Einsatzzeiten kommen.
Keeper
Matz Sels erwies sich als starker Rückhalt. Der Belgier holte fast alles raus, was es zu halten gab und manchmal sogar ein bisschen mehr. Darüber hinaus strahlte er eine große Sicherheit und Ruhe bei hohen Bällen aus. Da machte schon einen ganz anderen Eindruck, als das Gewackel, dass Marvin Schwäbe noch letzte Saison veranstaltete. Nun hatten wir also wieder einen Keeper, der Punkte sicherte, anstatt sie zu verschenken.
In der Innenverteidigung war Vize-Kapitän
Bartosz Salamon gesetzt. Der Pole verfügte über gute Qualitäten im Aufbauspiel und verteidigte immer unaufgeregt und sicher. Seine teilweise fehlende Dynamik machte er durch gutes Stellungsspiel und eine hohe Antizipationsfähigkeit wieder wett. Vor der Winterpause wirkte er etwas müde und zeigte schwächere Leistungen, weshalb er im letzten Spiel außen vor blieb (was nichts an seinem Status als Abwehrchef änderte). Neben ihm stritten sich
Helander und
Söyüncü um den Platz an der Sonne. Beide zeigten starke, aber eben auch schwache Leistungen. Aktuell hat Helander die Nase ein wenig vor, auch weil mir seine robuste Spielweise gefällt. Ich denke aber, dass das bis zum Saisonende ein harter Kampf bleiben wird und letztlich freue ich mich über den Luxus, drei starke Innenverteidiger zur Verfügung zu haben (zumal es ja auch noch Kinsombi gibt).
Probleme bereiteten die Außenverteidigerpositionen. Von den Flügeln her konnte uns der Gegner stets gefährlich werden und das immer dann, wenn unsere AVs mit dem Tempo nicht mitkamen.
Sallahi ist immerhin technisch so gut, dass er offensiv wertvoll ist und deshalb dort der geringere Handlungsbedarf besteht (ab kommender Saison erwarte ich ein offenes Rennen zwischen ihm, Süß und Flick).
Florian Klein war auf seine alten Tage aber schlicht und ergreifend zu langsam. Zwar konnte er viele Situationen durch seine Erfahrung lösen, aber oftmals klappte das eben auch nicht.
Deshalb rüsteten wir hier zur Winterpause nach und verpflichteten
Tobias Früh von der Hertha. Der Transfer kostete uns satte 7 Millionen Euro, aber das war wohl der Preis, den man für junge, gut ausgebildete deutsche Spieler mit Entwicklungspotential (das von meinen Scouts noch ein gutes Stück höher eingeschätzt worden war, als von meinem Trainerstab) zahlte. Früh war zwar auch nicht gerade ein Blitz, aber immerhin ein Upgrade zu Klein und hatte eben noch Potential, sich zu steigern. Dazu bekamen wir mit ihm einen passablen Standardschützen, woran es uns mangelte. Damit sollten wir für die Rückrunde gut gerüstet sein, oder...?
Nächstes Mal: Wintervorbereitung, Transfers und Rückrundenauftakt.