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Autor Thema: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien  (Gelesen 6846 mal)

Jólly Eyjolfsson

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[FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« am: 14.November 2020, 22:57:16 »

Hallo Zusammen,

seit Jahren schon lese ich still mit. Habe etliche Taktiktipps und Downloads mitgenommen und natürlich auch im Story-Teil gespannt eure Karrieren verfolgt.
Nun möchte ich gerne meine eigene teilen. Schon immer hatte ich meine schönsten Karrieren im skandinavischen Raum, wo es sich oft unproblematisch arbeiten lässt und die Herausforderungen mit dem Jahresspielkalender sorgt für extra Spaß.
Im Mittelpunkt steht mein alter Ego Jólly Eyjolfsson. Isländer und aufstrebendes Trainertalent in Skandinavien. Vor kurzem hat er seine erste Trainerstation im Profifußball angetreten und bislang lief auch alles höchst erfreulich. Doch nach einer Reihe von Siegen, äußerte der Vorstand seinen Unmut über ein torloses Remis bei einem Team aus dem Mittelfeld der Liga.



Das brachte mich so sehr auf die Palme, dass ich es als Anlass für die Story genommen habe, obwohl schon ein halbes gespielt ist.

Gespielt wird ohne In-Game Editor. Ich habe lediglich die fake.Inc um die Deutsche Nationalmannschaft korrekt zu laden und ein paar Facepacks geladen.

 
« Letzte Änderung: 20.Januar 2021, 11:24:57 von Jólly Eyjolfsson »
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #1 am: 14.November 2020, 23:05:13 »

Die Sonne funkelte mir verspielt ins Gesicht. Mit Blick auf die älteste erhaltene Festung, führte ich meinen Hund an den Ufern der Glomma aus. Herrlicher Tag, dachte ich. Entspannt genoss ich die Aussicht und sog die kraftbringende Küstenluft in mich auf, in der Hoffnung diesen Moment möglichst lang ausreizen zu können.

Ein Kribbeln in meiner Hand riss mich jäh aus dem Augenblick. Mein Handy vibrierte. Noch etwas verträumt ging ich dran.

„Eyjolfsson.“
„Jólly, willst du gar nicht aufsteigen?“ Es war mein Chef, der sportliche Leiter unseres Vereins, und keiner, der lange um den heißen Brei redet.
„Guten Morgen, Per-Mathias, ich freu mich auch dich zu hören“, versuchte ich diese Frechheit zu überspielen. „Wie kommst du darauf?“
„Ganz einfach, ich war gestern im Stadion. Und genauso enttäuscht wie unsere 4.000 Anhänger!“
„Ich war sicher auch nicht zufrieden, aber so wild war es nun auch nicht“, entgegnete ich versucht beschwichtigend. Ruhig fügte ich an: „Wir sind immer noch erster. Und wir sind immer noch das beste Team der Liga.“
„Das gerade dabei ist den eingeplanten Aufstieg zu vergeigen.“

Jetzt wurde ich aber doch sauer. „Hör mal, es war ein 0:0 und keine krachende Niederlage. Wir sind seit sechs Spielen ungeschlagen. Seit fünf ohne Gegentor. Bester Angriff, beste Abwehr, bestes System. Was willst du noch?“
„Ich will endlich attraktiven Fußball sehen. Die Spieler machen nie mehr als nötig, die Fans sind gelangweilt und bis heute hast du keinen der Stürmer ins Laufen bekommen.“
„Dann gib mir einen besseren!“, ranzte ich ins Telefon und legte auf. Als der Ärger langsam verflog, kam Panik in mir auf. Sollte meine erste ernstzunehmende Station als Trainer schon nach so kurzer Zeit aufgekündigt werden? Ehe weitere Fragen in mir aufstiegen, vibrierte mein Telefon erneut – SMS von Per-Mathias:

Aussprache in meinem Büro. 12 Uhr! Sei pünktlich!

Aussprache? Was dachte der Kerl sich eigentlich? Nein, Was hatte ich mir dabei gedacht? Hatte ich diesen Augenblick nicht kommen sehen, als ich im vergangenen Winter hier anfing?
Grübelnd schlug ich den Heimweg ein. Per-Mathias hatte klar gesagt, dass in diesem Jahr nur der Aufstieg zählt. Ob er sonst noch Vorgaben hätte, fragte ich. „Nein, wir müssen einfach nur unbedingt wieder hoch. Sonst sieht´s hier finanziell bald ganz dunkel aus“, hatte er geantwortet.
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #2 am: 14.November 2020, 23:19:37 »

Die Bilder meiner Erinnerung hallten in den letzten Stunden immer wieder in meinem Kopf nach. Und langsam begann ich die Zwänge der Vereinsführung zu verstehen. Auch, wenn ich Högmos Überreaktion nach dem gestrigen Spiel nicht verstand, so konnte ich mich dennoch ein wenig in seine Lage versetzen. Dementsprechend milderte sich meine Stimmung etwas bis zu dem Punkt, als ich Per-Mathias Büro betrat.

„Ah Eyjolfsson, kommen Sie rein!“ Aha jetzt waren wir schon beim Sie. So müssen wohl Entlassungen beginnen.
„Hallo“, antwortete ich kurzsilbig mit trockenem Mund.
„Ich will es kurz und schmerzlos für uns beide machen…“ – Also werde ich nun tatsächlich gefeuert, dachte ich, unfähig etwas zu entgegnen – „… Ich kann das nicht besonders gut. Also sage ich es einfach: Es tut mir leid! Mehr werden Sie dazu nicht von mir hören.“ Schweigen trat ein.
 
Ich war verunsichert, da er nicht weitersprach. Also hakte ich nach: „Wenn Sie mich entlassen wollen, sprechen Sie es aus. Wir sind beide erwachsen.“
Per-Mathias wirkte irritiert: „Entlassen? Ach, Sie meinen, weil ich vorhin so emotional war. Nein, keine Angst. Lassen Sie mich kurz erklären, dann verstehen Sie auch, warum ich mich entschuldige.“

Und er erklärte sich. Seit Jahren dümple der Verein zwischen zweiter und dritter Liga herum, ein paar Altlasten im Gepäck. Ein weiteres Jahr in der 3. Liga könnte den finanziellen und somit auch den sportlichen Absturz Bedeuten. Das hätte ihn mitgenommen, zumal auch sein Job in Frage gestellt würde.
„Glauben Sie mir, ich habe vor noch lange mit Ihnen zu arbeiten“, schloss er.
„Ok, das verstehe ich schon, aber heute Morgen kritisierten Sie hauptsächlich den Spielstil der Mannschaft. Wie habe ich das zu verstehen?“
„Ich hatte einfach gehofft, ihre Idee vom Fußball stünde für mehr Spektakel. Als Trainer der U19 in Reykjavik haben Sie doch vor allem damit überzeugt.“

Damit hatte er nicht unrecht, bei meiner ersten Trainerstation überhaupt hatte ich ein System entwickelt, dass für Unterhaltung und Erfolg sorgte. Doch das war Juniorenlevel und meine Jungs ausgesprochen talentiert. Hier war der Fall ganz anders gelagert.

„Sehen Sie, das waren vollkommen andere Voraussetzungen und dieses System ist auch nicht über Nacht entstanden. Und bevor ich hier ein solch langfristiges Spielkonzept anlege, muss ich erst einmal sicher sein, dass ich die volle Rückendeckung bekomme. Aktuell bin ich nicht einmal sicher, ob jeder Mitarbeiter unseren Weg mitgeht. Ich glaube es wird ernsthaft Zeit, dass wir uns über unsere Vorstellungen unterhalten, wo Fredrikstad mit Ihnen und mir hin soll und abstecken, ob unsere Reise gemeinsam weiter gehen kann.“ Ich versuchte überzeugend zu klingen, aber nicht zu herausfordernd.

„Jólly, nun sei doch nicht beleidigt“ unmerklich driftete er wieder zum Du. Offensichtlich wollte er mich besänftigen. „Als ich hier meinen Job antrat, hatte ich eine bestimmte Vision. In all den Jahren als Nationaltrainer der U-Mannschaften Norwegens musste ich mit ansehen, wie die Talente dieses Landes reihenweise ihre Karrieren schon in frühen Jahren vermurksten. Mansche aus Faulheit, andere wegen schweren Verletzungen oder den falschen Beratern. Der norwegische Fußball krankte. Also machte ich es mir zum Ziel, da anzusetzen, wo ich mehr bewirken konnte. Auf Vereinsebene. Ich habe den Traum die größte Talentschmiede Norwegens und Skandinaviens aufzubauen – hier in Fredrikstad. Leider scheint dieser Traum zu platzen. Der Vorstand steht nicht zu 100% hinter der Idee – finanzielle Zwänge sagen Sie, die wollten bei meiner Einstellung nur mit dem Namen Högmo punkten. “
Das musste ich zunächst einmal sacken lassen. Offensichtlich hatte der große alte Mann des norwegischen Fußballs noch tatsächlich Träume. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich gefangen.
„Dann lass uns das zusammen erreichen. Lass uns zusammen die Vereinsführung von unserem Weg überzeugen. Schaffen wir es hier jeden im Verein mitzunehmen, dann verspreche ich dir, dass Fredrikstad FK bald schon über die Grenzen des Landes für attraktiven Fußball und eine junge Truppe stehen wird. Doch ich habe eine Bedingung: Ich will in Ruhe arbeiten und den Aufstieg herbeiführen, den sich alle so sehnlich wünsche. Und dafür muss vor allem weiter unsere Defensive funktionieren.“
„Geht klar.“
„Also keine übertriebenen Erwartungshaltungen mehr. Ich besorge den Aufstieg, wir basteln einen Kader nach meinen Vorstellungen und dann bekommst du, bekommt Fredrikstad offensiven Fußball.“
Es arbeitete in Högmo, offensichtlich fiel es ihm schwer von dem Gedanken abzurücken. Dann sagte er schließlich doch: „Also gut, abgemacht. Und nun lass uns über die Stürmer sprechen.“
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #3 am: 15.November 2020, 14:36:00 »

Also sprachen wir über die Stürmer. Während im Hintergrund die Kaffeemaschine leise brummte, erklärte ich Högmo das Problem aus meiner Sicht.

„Beide haben nahezu die gleichen Vorzüge und Nachteile. Groß und kräftig sind sie und mit erstaunlichem Durchsetzungsvermögen. Für viele Vereine mag das in Liga 3 ein Traum sein. Doch wir wollen offensiv kombinieren und das letzte Drittel schnell bespielen. Und genau da liegt der Hase begraben. Mit Ball sind Riki und Henrik hoffnungslos verloren.“ Gemeint waren Riki Alba und Henrik Kjelsrud Johansen. Typ Sturmkante mit Holzbein, wobei Henrik noch durch seine Laufwege und das Gefühl für Situationen noch eher zu gebrauchen war als Riki.

„Aber Alba hat doch zu Jahresbeginn alles kurz und klein geschossen“, wunderte sich Högmo.
 
Und das stimmte tatsächlich. In der Vorbereitung hatte er als Pressender Stürmer 6 Tore und 4 Vorlagen in 8 Spielen. Ich war guter Dinge und schenkte ihm zu Saisonbeginn das Vertrauen. Doch in der Vorbereitung spielten wir fast durchweg gegen unterklassige Mannschaften. „Auf dem Niveau unserer Liga ist er aber leider bislang alles schuldig geblieben.“ Seit Spieltag 9 ist Kjelsrud Johansen gesetzt und hat bislang 3 Tore in fünf Startelfeinsätzen geschossen. Gute Quote. Leider nur auf dem Papier. Gerade einmal 24% seiner Versuche bringt er aufs Tor. Hier bestand definitiv Bedarf, das hatte ich früh erkannt und den Kader mit Probespielern vollgestopft. Einer blieb.

„Doch ich setze große Hoffnungen in Kevin Harletun. Er ist erst 18, hat aber exakt die Eigenschaften, die wir für unser Spiel brauchen. Ich glaube, er kann unser Stürmer der Zukunft werden. In den ersten Einsätzen hat er ja auch sein Talent schon angedeutet und dreimal getroffen.“

„Das stimmt, da hatte Joacim ein gutes Auge“, ergänzte Högmo meine Gedanken. Doch seine Aussage irritierte mich etwas. Mit Joacim, meinte er unseren Sportdirektor. Leider verdiente er diese Bezeichnung nicht wirklich. Seine Fähigkeiten bei der Einschätzung von Spielern wurden nur von seinem miesen Verhandlungsgeschick unterboten.
 
„Per-Mathias, du weißt aber schon, dass ich den Deal alleine eingefädelt habe? Jo hat Kevin am ersten Tag wieder vor die Tür setzen wollen. Angeblich zeugten seine grünen Schuhe von Starallüren.“

„Im Ernst? Aber er war doch immer an allen Transfers beteiligt in der Vergangenheit“, wunderte sich Högmo.
Offensichtlich war es an der Zeit hier etwas klarzustellen, also erzählte ich, wie die Dinge hier wirklich liefen. Nachdem Heier den Vertrag von unserem Starspieler Thomas Drage um nur ein Jahr zu doppelten Bezügen verlängert hatte, suchte ich das Gespräch, um die Gründe für diese unsinnige Strategie zu erfahren. Er ging sofort in Abwehrhaltung und wurde patzig. „Bis er schlussendlich meinte, dann könne ich ja seinen Job in Zukunft machen. Und seitdem verhandle ich die Verträge.“ Und das nicht ganz erfolglos. Immerhin zehn Spieler verlängerten ihre Teilzeit- oder Vollzeitverträge und alle zu geringeren Konditionen.
Baff starrte mich Högmo an. „Jólly, wir beide sollten deutlich öfter miteinander sprechen. Das habe ich alles nicht gewusst. Aber dann ergibt das auch alles Sinn.“
„Was ergibt Sinn.“ Hatte Heier etwa hinter meinem Rücken schlecht über mich gesprochen?
„Ich habe Jo seit Tagen kaum gesehen. Dachte er wäre in Verhandlungen. Wenn er doch in der Geschäftstelle war, ging er mir aus dem Weg.“ Eine kurze Pause trat ein, Högmo schien in Gedanken Zahnräder zusammenzufügen. Dann setzte er neu an: „Egal. Lassen Sie uns doch einmal den Kader durchgehen. Wenn wir über die Saison hinaus planen, sollten wir schauen, an welchen Stellen wir noch personellen Bedarf haben."
Egal hat mir gefallen, dachte ich augenrollend. „Also gut. Ausgehend von unserem momentanen 4-1-4-1-System habe ich einen festen Stamm im Kopf, mit dem ich die Rückrunde angehen will und auch darüber hinaus plane. Hinten ist die Wahl sehr einfach. Die Viererkette mit Nielsen und Aukland innen, sowie Asheim und Begby auf den Außen ist absolut gesetzt. Dahinter macht Havar Jenssen seine Sache ausgezeichnet. Die fünf sind eine Bank, nicht umsonst haben wir erst 4 Gegent…“ Doch weiter kam ich mit meiner Schwärmerei nicht.

„Du planst mit Begby auf links? Scheint mir sehr optimistisch. Glaubst du etwa, er wird den Vertrag nicht unterschreiben?“ Högmos Blick zu urteilen, schaute ich ihn an wie ein Auto. „Ach Gott, du weißt das nicht, oder? Heier hat gestern ein Angebot für Ludvig angenommen. Er wird für 85.000€ zu Barnsley nach England wechseln.“
Prustend brachte ich meinen Kaffee hervor. „Was bitte?“ Zorn stieg in mir auf, denn ich hatte keine Ahnung.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein. Erstens: der Preis ist ein Witz. Ludvig ist locker das doppelte Wert. Zweitens ist er Kind dieser Stadt, dieses Vereins und absoluter Leistungsträger. Ich hatte fest mit ihm geplant. Und außerdem war ich nicht involviert. Das kann Heier nicht machen. Wie soll ich denn erfolgreich coachen, wenn der einfach die Spieler verschenkt?“

„Sachte, sachte Jólly. Die Sache ist etwas anders gelagert. Ludvig kam auf uns zu. England sei schon immer sein Traum gewesen und außerdem braucht der Verein das Geld. Und wir müssen uns darauf einstellen, dass uns Talente auf unserem Weg verlassen werden. Bis wir das Ajax Skandinaviens sein werden, sind wir nichts als ein Ausbildungsverein. Doch was die Sache mit Heier angeht, da ist das letzte Wort nicht gesprochen, ich bin ehrlich gesagt auch sehr irritiert über dieses Vorgehen.“

Damit hatte er mich zumindest etwas beruhigt. Nachdem ich mich abreagiert hatte, gab ich ihm weitere Einschätzungen zum Team.
Gesetzt waren Lindström im Mittelfeld, der unser Kreativzentrum in der Tiefe war, sowie Drage und Solberg auf den Flügeln. Doch im Dreiermittelfeld waren Plätze zu vergeben. Andreas Hagen war an guten Tagen ein herausragender Spieler für die Post-Nord ligaen, doch der Zahn der Zeit nagte hart an ihm. Mit Andreas hatte ich bereits andere Pläne. Daneben war ständige Rotation unsere Konstante im zentralen Mittelfeld. Weder Nieves noch Marius Hagen bekamen ihre zweifelsfrei vorhandenen PS auf die Straße. Mit Hasan Duman hatte ich bereits ein vielversprechendes Talent ablösefrei verpflichtet. Doch der würde noch Zeit brauchen.
Im Sturm würde ich zunächst auf Kjelsrud Johansen setzen, mit Harletun als Back-Up. Aber vielleicht lässt sich mit dem Geld für Ludvig Begby noch etwas anfangen. Neben einem direkten Ersatz, suchte ich talentierte Spieler auf nahezu allen Positionen.
„Das wird eine sehr arbeitsreiche Sommerpause“, sagte ich zu Högmo, der mir nickend beipflichtete. „Ich werde versuchen das System variabler auf Henrik zuzuschneiden und mit zwei Spitzen experimentieren. Vielleicht löst das den Knoten vor dem Tor. Halten Sie Heier in Schach und sorgen für Rückendeckung in der Chefetage.“
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #4 am: 15.November 2020, 21:55:25 »

Zwei Wochen später lachte die Sonne immer noch über Fredrikstad und ich lachte mit ihr. Nach dem Ärger um Joacim Heier, sorgte Per-Mathias dafür, dass der Vorstand über seine Arbeitsweise informiert wurde. Man einigte sich darauf, den Vertrag am Ende der Saison auslaufen zu lassen und sich dann neu zu orientieren. Heier behielt zwar sein Gesicht nach Außen, verlor aber sämtliche Befugnisse.

Was die Mannschaft anging, lief es ähnlich gut für mich. In zwei Testspielen dominierten wir den Gegner und gewannen jeweils locker mit 3:0. Drei der Sechs Tore schossen Kjelsrud Johansen und Kevin Harletun. Die im Zweiersturm prächtig harmonierte. Das 4-4-2 würde definitiv eine Alternative in der Rückrunde darstellen. Und auch Hasan Duman kam nun besser in Tritt. Als offensiver Part der Doppel-Acht glänzte er mit klugen Pässen und insgesamt vier Vorlagen.

Mein größter Erfolg im Sommer war jedoch der ablösefreie Transfer des Dänen Aksel Smith-Pedersen. Den Linksverteidiger hatten wir dem Thisted FC aus seinem Heimatland direkt vor der Nase weggeschnappt, wo er gerade zur Probe vorspielte. Ihn sah ich als Talent für die kommenden Jahre an. Da sein direkter Konkurrent Stian Molde sich allerdings im Testspiel verletzt hatte, würde er direkt unser Starter sein.

Und mit diesem Kader gingen wir in die Rückrunde:



Mit dem klaren Ziel unseren Vorsprung schnellstmöglich auszubauen und den Aufstieg so schnell wie möglich klar zu machen. In der Hoffnung den Vorstand so auf meine Seite zu bekommen. Ich war elektrisiert. Högmos Idee für die Zukunft von Fredrikstad hatte mir einen Energieschub verpasst, der mich unglaublich beflügelte. Sollte er seine Versprechungen wahrmachen, würde ich für ihn brennen.

Die Ausgangssituation nach der Sommerpause war gut, aber barg auch ein gewisses Risiko. Sollten wir straucheln, würde Moss FK und vor allem Brattvag sicher parat stehen:



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So weit die Ausgangslage vor der zweiten Saisonhälfte in Norwegens Post-Nord ligaen avdeling 1. Ich werde im weiteren Verlauf nun, wann immer meine Zeit es erlaubt, weiter spielen und dann zusammenfassend, wie es sich anbietet, weitere Teile posten und die Geschichte aus der aktuellen Emotion heraus weiter entwickeln. Es wird also nicht 5-6 Beiträge am Stück geben, wie bei anderen Stories. Außerdem wird die Textlast sicher etwas zurückgehen, da die handelnden Personen jetzt vorgestellt sind und künftig die Ergebnisse und besonderen Vorkommnisse im Mittelpunkt stehen sollen.
Da dies meine erste Story ist, bin ich offen für jede Kritik oder einfach nur kurzes Feedback, was aus Sicht der Mitlesenden noch gut passen könnte.
« Letzte Änderung: 15.November 2020, 21:59:02 von Jólly Eyjolfsson »
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Akumaru

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #5 am: 16.November 2020, 07:01:14 »

Moin! Ich find's spannend und bin dabei. :)

Piwi

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #6 am: 16.November 2020, 17:12:31 »

Klingt bisher super, ich werde mitlesen :)

Nur ein kleiner Hinweis: Isländer werden nie nur mit dem Nachnamen angesprochen. Also entweder nur der Vorname (Was als Anrede üblich ist, selbst beim Präsidenten), oder den ganzen Namen :)
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #7 am: 17.November 2020, 14:46:40 »

@Akumaru + Piwi: danke fürs Feedback. Ich bleib dran und versuche regelmäßig was zu bringen.

Was die Ansprache angeht - danke für den Hinweis, ich werde versuchen das zu verinnerlichen. Ist nur die Frage, ob der norwegische Vorstand das auch weiß?  ???

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Rückkehr zum Ligabetrieb

Mit jeder Menge Elan und Tatendrang gingen wir den August und die Rückkehr in den Spielbetrieb. Ich schärfte meiner Mannschaft ein, dass wir jetzt den Grundstein Richtung Titel und dem damit verbundenen Aufstieg würden legen können. Zusätzlichen sorgten zwei Neuzugänge für frischen Wind im Team. Ermöglicht durch das Geld aus dem Begby-Transfer verpflichtete ich Matthias Blarud und Lars Saetra. Ersterer kam für 40k von Strommen IF. Das Team aus dem Speckgürtel Oslos stand in der OBOS-ligaen (2. Norw. Liga) gut dar. Dennoch entschied er sich für unser Projekt, auch weil ich ihm einen Vollzeitvertrag anbot, der ihm bis dato verwehrt blieb. Der 24-Jährige war klar als Starter eingeplant und sollte als Anker im zentralen Mittelfeld für Stabilität sorgen.

Saetra hingegen kam ablösefrei, nachdem er ein halbes Jahr ohne Vertrag war. Schon im Winter war der kantige Innenverteidiger zum Probetraining und hatte überzeugt, doch wir konnten seine Gehaltsvorstellungen schlicht nicht erfüllen. Die lange Wartezeit hatte seine Erwartungen wohl etwas gesenkt, sodass wir uns gut entgegenkamen. Er würde durch den fehlenden Spielrhythmus über die Bank ans Team, war aber perspektivisch als Chef eingeplant.
Dass ich überhaupt nach einem möglichen Starter für die Innenverteidigung suchte, hatte nichts mit der Form meiner Stammspieler zu tun. Doch am Tag vor dem ersten Spiel nach dem Sommer, kam Mads Nielsen langsam in mein Büro geschlichen. Nachdem er ein paar Minuten versuchte mit Smalltalk dem eigentlichen Thema auszuweichen, kam er endlich mit der Sprache raus.
 
„Chef, ich möchte gerne wechseln. Ohne Ludvig sehe ich große Probleme in der Abwehr auf uns zukommen und ohnehin, möchte ich gerne wieder höher spielen.“
Ich war baff, damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Nielsen war unumstrittener Stammspieler und hatte seinen Vertrag gerade erst verlängert. Dennoch schien sein Entschluss festzustehen. Ich war menschlich enttäuscht, doch aus dem Weggang Begbys hatte ich gelernt die Mechanismen des Fußballs zu akzeptieren. „Also gut, sollte ein wirklich gutes Angebot kommen, darfst du gehen. Aber solange du hier Spieler bist, erwarte ich absolute Einsatzbereitschaft.“
„Selbstverständlich Chef. Und danke nochmal, dass sie nicht sauer sind.“ Mit diesen Worten verließ er mein Büro und ließ mich selbstverständlich sauer zurück.

Ich hatte jedoch nicht lange Zeit, Nielsen hinterher zu trauern. Das Spiel gegen Sola FK stand an. Ein Team aus dem unteren Mittelfeld und absolut schlagbar. Das hatten wir bereits zum Saisonauftakt gezeigt, als wir mit einem 4:0 direkt die Tabellenführung übernahmen – und seitdem nicht mehr hergaben. Das sollte auch so bleiben.
Das sah auch Högmo so und sorgte für zusätzliche Unterstützung, indem er Sondertickets verkaufte. Beinahe 6.600 Zuschauer kamen ins Fredrikstad-Stadion. So viele wie lange nicht. Ich war heiß und die Mannschaft auch.
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #8 am: 17.November 2020, 15:01:25 »

PostNord-ligaen – 15. Spieltag

Aus dem geplanten 4-4-2 wurde zunächst nichts, da Harletun mit einer Wadenverhärtung leicht angeschlagen passen musste. Also setzte ich auf das bewährte System. Mit folgender Aufstellungen gingen wir ins Rennen.

Aufstellung:
                              Jenssen

Asheim – Aukland – Nielsen – Smith-Pedersen

                            Lindström

                      Duman - A. Hagen

Solberg                                                    Drage

                     Kjelsrud Johansen

Offensichtlich hatten meine Spieler den Druck aus der Vereinsführung mitbekommen. Von Beginn an, spielten sie derart dominant, dass Högmo auf der Tribüne im Kreis grinste, wie mir später berichtet wurde. Wir hatten viele Gelegenheiten und mehr als 60% Ballbesitz und doch brauchte es einen Standard als Dosenöffner. Nach 30 Minuten nickte Kjelsrud Johansen eine Drage-Ecke wuchtig ein. Offensichtlich konnte er den Schwung aus der Pause mitnehmen. Denn nur zehn Minuten später wiederholte sich die Szene, dieses Mal jedoch spiegelverkehrt. Duman brachte die Ecke von links und Kjelsrud Johansen setzte sich gegen zwei Verteidiger im Luftduell durch.

Zufrieden ging es in die Pause, wo ich meine Elf anstachelte, sie sollten schnell auf den dritten Treffer gehen, um den Sack zuzumachen. Und das funktionierte tadellos. Nur vier Minuten nach Anpfiff schickte Drage unseren Rechtsaußen Solberg mit einer präzisen Seitenverlagerung und der netzte sicher ins lange Eck. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Reuterswärd, wiederum mit einer Kopie des 3:0. Wieder war es Drage, der klug die Seite wechselte und dem jungen Schweden, der für Solberg kam den freien Weg auf das Tor ermöglichte. Hinten ließen wir auch nichts anbrennen und meine Jungs beließen es beim 4:0. Der Auftakt nach dem Gewitter war geglückt.

Nach dem Spiel find mich ein freudestrahlender Per-Mathias Högmo ab: „Alle Achtung Jólly, das war überragend. Genau was ich sehen wollte. Und endlich mal überzeugender Auftritt von Hernik. Der Fantag war ein voller Erfolg.“

„Sola hat uns genau in die Karten gespielt. Da lohnte sich die gezielte Vorbereitung. Doch die nächsten Brocken werden härter“, sagte ich, um ein wenig Druck rauszuehmen.

Högmo schien diese Skepsis nicht zu teilen: "Ach was. Hast du es denn nicht gehört? Brattvag und Moss haben beide Unentschieden gespielt. Wir sind auf einem guten Weg."

"Der noch lange genug ist, Per-Mathias."

Fredrikstad FK – Sola FK 4:0 (2:0)

Tore:   Kjeslrud Johansen (2)
           Solberg
           Reuterswärd
« Letzte Änderung: 17.November 2020, 15:05:30 von Jólly Eyjolfsson »
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #9 am: 17.November 2020, 23:28:51 »

PostNord-ligaen – 16. Spieltag
Der nächste Spieltag bescherte uns ein Auswärtsspiel beim aktuellen dritten aus Moss. Mit einem Sieg hatten wir die Möglichkeit uns eines direkten Konkurrenten zu entledigen – ein klassisches Sechspunkte-Spiel. Ich veränderte mein Team auf zwei Positionen, Saetra und Blarud kamen zu ihrem Startelfdebüt. Dafür mussten Nielsen und Duman fitnessbedingt weichen.

Aufstellung:
                              Jenssen

Asheim – Aukland – Saetra – Smith-Pedersen

                            Lindström

                    Blarud - A. Hagen

Solberg                                                    Drage

                     Kjelsrud Johansen


Von Minute eins an war es ein gewohnt dominanter Auftritt meiner Elf. Doch im Abschluss fehlte uns die letzte Konsequenz. Allein Kjelsrud Johansen vergab drei Hochkaräter und köpfte dem gegnerische Towart mehrfach direkt in die Arme. In Minute 30 war es dann aber doch soweit. Am Ender einer schönen Ballstafette schirmte Kjelsrud Johansen den Ball am Sechzehner ab und legte für Drage auf, der satt zum 1:0 traf.

Das Tor hätte dem Team Sicherheit bringen sollen. Doch trotz optischer Feldüberlegenheit gelang uns kein Torschuss mehr bis zu Halbzeitpause. Anders bei Moss. Nach einer Eroberung am eigenen Strafraum, kamen sie über nur zwei Stationen zum Konter, den Magnus Fagernes sehenswert abschloss. Der 18-Jährige Norweger, war meinen Scouts schon zuvor aufgefallen. Mit nun 8 Toren aus 15 Spielen war er der mit Abstand gefährlichste Angreifer von Moss.
In der zweiten Hälfte hatten wir Fagernes und Co wieder fest griff. Doch letztlich egalisierten sich beide Teams in Zonen, die niemandem weh taten und es blieb beim gerechten Remis. Das allerdings mit etwas Glück auch ein Auswärtssieg für uns hätte werden können. Nach 72 Minuten traf der eingewechselte Hasan Duman nur die Latte.

Moss FK – Fredrikstad FK 1:1 (1:1)
Tore: Drage
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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #10 am: 17.November 2020, 23:35:29 »

PostNord-ligaen – 17. Spieltag

Ich war nicht wirklich zufrieden mit dem vergangenen Auftritt und verbrachte viel Zeit mit dem Videostudium. Gemeinsam mit meinem Co-Trainer Joakim Klaebo sezierte ich insbesondere das Gegentor und die zweite Hälft zusätzlich zu Szenen des kommenden Gegners aus Levanger. Die Mannschaft aus der Peripherie Trondheims war akut abstiegsgefährdet und es gab keinen Zweifel, dass wir dieses Spiel gewinnen mussten.

Für das Auswärtsspiel musste ich meine Elf auf einer Position zwangsweise ändern, da mein rechter Verteidiger Vasheim sich in den letzten Minuten des Spiels gegen Moss sein Knie verdreht hatte. Er würde mindestens zwei Spiele fehlen. Für ihn kam Tomas Borgersen, wie Vasheim aus der eigenen Jugend. Zusätzlich kam Duman wieder für Blarud, da ich mir von ihm mehr Kreativität erhoffte.

Aufstellung:

                             Jenssen

Borgersen – Aukland – Saetra – Smith-Pedersen

                            Lindström

                    Duman - A. Hagen

Solberg                                                    Drage

                     Kjelsrud Johansen

Die akribische Analyse zahlte sich von Beginn an aus. Wir wollten früh drauf und direkt in die Schnittstellen ziehen. Zudem hatte Joakim gesehen, dass Levangers Torhüter Hadaya nicht der sicherste bei Fernschüssen war. Bereits nach acht Minuten konnte wir diesem Umstand für uns nutzen. Bereits seit 2-3 Minuten hatten wir Levanger am Strafraum eingeschnürt, doch der mangelnde Platz nur Querpässe zu. Bis sich Solberg an das Taktikbriefing zu erinnern schien und von der Strafraumkante trocken ins rechte untere Eck abzog. Das 1:0 spielte uns in die Karten. Ich zog die Mannschaft etwas zurück und wollte nun nach Ballgewinn schnell umschalten.
 
Da von den Spielern Levangers nur halbherzige Versuche aus der Ferne kamen, brannte hinten wenig an. Nach vorn brannte meine Mannschaft einiges ab. Bis zur Pause hatten wir bereits 16 Torschüsse und mehr als 60% Ballbesitz. Ich war nicht unzufrieden. Doch mit Wiederanpfiff stellte Levanger das Spiel komplett ein und schien sich auf die Verwaltung der knappen Niederlage zu konzentrieren.Damit hatten wir doch einige Probleme. So viel das 2:0 erst in der 69. Minute. Über A. Hagen und Lindström kam der Ball in den Strafraum zum aufgerückten Smith-Pedersen, der aus vollem Lauf den Ball im linken oberen Eck einschweißte. Mein Team explodierte förmlich.
 
Danach ließ es ich es etwas ruhiger angehen und schonte einige Spieler, zudem kam Harletun zu ersten Minuten nach seiner Verletzung. Insgesamt war der Sieg nie gefährdet, hätte aber höher ausfallen müssen. Wie schon im vergangenen Spiel zeigte meine Mannschaft mangelnde Konzentration im Abschluss.

Levanger FK – Fredrikstad FK 0:2 (0:1)
Tore:     Solberg, Smith-Pedersen

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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #11 am: 17.November 2020, 23:42:03 »

PostNord-ligaen – 18. Spieltag

Zweimal hatten wir auswärts nach der Pause erhebliche Probleme unseren Spielstil fortzuführen. Damit konnte und wollte ich nicht zufrieden sein. Zum Heimspiel gegen den FK Arendal (9.) nahm ich einige Veränderungen vor. Asheim meldete sich überraschend fit und ich stellte meine nominell beste Viererkette auf. Im Sturm bekam Harletun den Vorzug vor Kjelsrud Johansen, dessen Abschlussschwäche mich mehr wurmte als die fehlende taktische Beständigkeit der Mannschaft.

Aufstellung:

                      Jenssen

Asheim – Nielsen – Auckland – Smith-Pedersen

                     Lindström

                Blarud - A. Hagen


Solberg                                             Drage

                     Harletun

Wir erwischten einen super Start. Bereits nach 5 Minuten konnte Harletun nach einer feinen Kombination über rechts frei abschließen traf jedoch nur den Pfosten. Wiederum fünf Minuten später machte der junge Schwede seine Sache besser und rechtfertigte seine Aufstellung direkt. Nach einem Ballgewinn lief Solberg mit Ball tief in den Strafraum, dribbelte seinen Gegenspieler aus und legte flach vor das Tor. Mit einer schlauen Kreuzbewegung entwischte Harletun seinem Gegner und netzte sicher ein. Strahlend über beide Ohren kam er mir entgegen und fiel mir um den Hals. Unter der Woche hatte ich intensive Gespräche mit Kevin in denen ich ihm verdeutlichte, dass er von nun an gesetzt sei, ich ihm Zeit geben würde und er keine Angst vor Fehlern habe müsse. Der Junge dankte es sofort.

Leider verging meine Freude sehr schnell wieder. Nach 17. Minuten konterte uns Arendal lehrbuchmäßig aus. Nach Ballgewinn am Mittelkreis schalteten sie schnell um und am Ende war es Conrad Wallem, der den Ball über die Linie drückte. Ich war vollkommen erstaunt. Auf diese Art und Weise hatte uns noch kein Team vorgeführt. Und die Gäste legten sofort nach. Nur zwei Minuten später erzielte Illum nach einem nahezu identischen Konter das 2:0 – Wallem glänzte dieses Mal als Vorbereiter.

Absolut bedient war ich dann, als Aksel Smith-Pedersen einen weiteren Konter durch ein überhartes Einsteigen beendete und mit glatt rot vom Platz flog. Meine Halbzeitansprache war sicher nicht druckreif. Wir bekamen im Mittelfeld überhaupt keinen Zugriff und verloren beinahe jeden Zweikampf. So hatte ich meine Mannschaft noch nie erlebt. Vor allem nicht in einem Heimspiel. Angesäuert schickte ich meine nun zehn verbliebenen Spieler zurück aufs Feld. Ich spürte, dass ich in diesem Moment keine Hoffnung auf ein Comeback hatte.
 
Dennoch kamen wir ganz gut in die zweite Hälfte, hatten einige gute Abschlüsse, aber nichts Zwingendes. Dabei lief wenn überhaupt nur etwas über Solberg und Harletun, die die einzigen beiden in Normalform zu sein schienen. Der Rest ergab sich seinem Schicksal. Beinahe zynisch nahm ich dann das 1:3 durch Wallem hin. Nach langem Abschlag von Jenssen, brachte er uns den Ball tief aus der eigenen Hälfte mit mehreren Doppelpässen bis ins Tor zurück. Zweikampfverhalten – Null. Wallem zeigte, warum ihn die Hälfte der Teams in ganz Norwegen jagte. Der 19-Jährige war für uns nicht zu bekommen, unterschrieb und Aalesund und spielte leihweise die Saison in Arendal zu Ende.

Fredrikstad FK – FK Arendal 1:3 (1:2)
Tore:   Harletun

--------------------------------------------------------

Am Abend nach dem Spiel saß ich noch lange in meinem Büro, studierte Spielszenen und versuchte meine taktischen Fehler zu erkennen. Wir wussten um die Stärken Arendals in Umschaltsituationen, doch bis heute hatte unser frühes Pressing noch jedem Gegner den Angriffsschwung genommen. Letztendlich erkannte ich, dass es Kleinigkeiten waren: wir standen zu weit, die Zuordnung nach Ballverlust wurde praktisch nie gefunden und schaffte wir es doch in einen Zweikampf, verloren wir diese meist.

Dennoch zweifelte ich an meinem Konzept. Sollte ich mich noch stärker am jeweiligen Gegner orientieren? In diesem Moment klopfte es an meiner Tür und Högmo trat unaufgefordert ein.

„Ich werde jetzt nicht so laut, wie ich es gerne möchte: Aber was war das denn bitte?“ sagte er und setzte sich aufs Sofa.
„Das kann ich dir genau sagen“, antwortete ich und zeigte ihm, was ich soeben im Selbststudium herausgefunden hatte.

„Dann bist du also der Meinung es war eine Frage der Einstellung? Ein Ausrutscher? Denn wenn nicht, bekommen wir ein Problem. Wir sind nur noch zwei Punkte vor Brattvag. Und wir…“
„…Können uns den Abstieg nicht leisten, ich weiß“, vervollständigte ich seinen Satz nicht ohne spöttischen Unterton.

„Jólly, ich glaube du verkennst die Situation. Es ist aus finanzieller Sicht absolut unvorstellbar nicht aufzusteigen.“ Er reichte mir ein verknittertes Blatt, das er aus seinem Jacket zog.



„So schlimm steht es um uns? Und du sagst die Zahlen gehen weiter runter?“

„Allerdings. Und dir ist doch klar, dass wir im Zweifel unsere besten Spieler vergolden müssen, um zu überleben? Ab jetzt heißt es Verpflichtungen ablösefrei oder per Leihe.“
„Verdammt, ich habe das echt unterschätzt.“ Ich grübelte einige Minuten über dem Report. „Wir werden aufsteigen. In zwei Wochen geht es gegen Brattvag, da werden wir die Vorentscheidung erzwingen.“
„Ich hoffe, du hältst dein Wort. Es gibt eine Menge Leute, die jetzt überstürzt deinen Kopf fordern. Ich werde das verhindern – noch.“


« Letzte Änderung: 18.November 2020, 00:12:01 von Jólly Eyjolfsson »
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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #12 am: 18.November 2020, 00:22:00 »

PostNord-ligaen – 19. Spieltag

Zeit sich zu rehabilitieren. Nach dem katastrophalen Auftritt gegen Arendal mussten wir beweisen, dass wir zurecht an Position eins standen. Dabei helfen wollten rund 5300 Zuschauer, die uns gegen Egersund IK antrieben.
 
Ich entschied mich für folgende Aufstellung:

                         Jenssen
Asheim – Nielsen – Auckland – Smith-Pedersen

                  Blarud - Lindström

Solberg                                                  Drage

                 Kjelsrud Johansen
                                   Harletun


Im 4-4-2 erhoffte ich mir wieder mehr offensive Durchschlagskraft, wenn gleich der erste Impuls nach dem letzten Spiel gewesen wäre, die Defensive zu stärken. Ich hatte das Gefühl Egersund damit überraschen zu können.
Tatsächlich überraschte uns der Gegner zuerst. Stürmisch und mit mächtig Vorwärtsdrang kamen die Mannen aus Egersund daher. In der ersten Viertelstunde dominierten sie den Ballbesitz, doch meine Verteidiger ließen nichts zu. Nur nach vorn ging noch relativ wenig für uns.

Das änderte sich nach gut einer halben Stunde, nachdem ich einige Anpassungen vorgenommen hatte. Mit mehr Vertikalität im Spiel überbrückten wir Egersunds massives Mittelfeld schneller und rannten uns seltener fest. Vor allem über die Außen kamen wir so zu ersten Gelegenheiten. Leider hatte vor allem Solberg keinen guten Tag. Bis zur Pause blieb die Partie ohne Treffer und mit leisen Pfiffen wurden wir in die Kabine begleitet.
 
Zur Halbzeit brachte ich Andreas Hagen für Kjelsrud Johansen, da ich befürchtete im Mittelfeld die Kontrolle auf Dauer zu verlieren. Zudem hatte mein Ankerstürmer wenig Argumente auf seiner Habenseite gesammelt. Im gewohnten 4-1-4-1 schickte ich mein Team aufs Feld zurück. Dabei ermunterte ich die Spieler, jetzt mehr Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Was sie auch prompt taten. Unsere Aktionen wurden zwingender und wir hatten einige gute Gelegenheiten in Führung zu gehen. Doch Egersunds Keeper erwischte einen Sahnetag. Zweimal parierte er Freistöße von Drage und Hagen glänzend. Bei einem Schuss von Blarud hatte er die Hände schnell genug oben und lenkte den Ball über die Latte. Von den Rängen war immer deutliches Geraune und auch weitere Pfiffe zu hören.
 
Doch wir wurden nicht nervös. In der 69. Minute erlöste uns der eben eingewechselte Reuterswärd, als er in bester Robben-Manier von rechts in den Strafraum dribbelte und den Ball mit links in den Winkel setzte. Erst danach viel die Anspannung von mir, die mich wie ein Betonklotz nach unten zog. Da wir das Spiel weiterhin im Griff hatten - nur in der Schlussphase kam Egersund noch zu ein, zwei Fernschüssen – konnte ich verkraften, dass wir keinen Treffer mehr erzielten. Dafür erfreute ich mich an Kevin Harletun, der zwar nicht selbst traf, aber im Dienst der Mannschaft ackerte und sehr viele gute Wege machte.
 
Mit diesem guten Gefühl entließ ich die Mannschaft in einen freien Sonntag, ehe wir ab Montag die Vorbereitung zum Spitzen spiel bei Brattvag aufnehmen würden. In einer Woche würde ich genau wissen, wo meine Mannschaft leistungsmäßig stand. Eines war aber jetzt schon sicher, das Experiment 4-4-2 würde ich in die Vorbereitung verschieben müssen.

Fredrikstad FK - Egersund IK: 1:0 (0:0)
Tore:  Reuterswärd
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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #13 am: 18.November 2020, 08:10:42 »

Hart, aber durchaus schaffbar. Vielleicht sollte ich doch mal einen "richtigen" Save in Skandinavien beginnen (bisher machte ich "nur" mal für paar Saisons Station beim FC Kopenhagen in einem Online-Save mit Fantasy-Datenbank).

Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #14 am: 18.November 2020, 12:57:30 »

Ich habe die große Hoffnung, dass der Aufstieg reicht, um das Loch zu stopfen, das bis Saisonende sicher noch um einige 100k ansteigen wird. Sonst müssen wir unsere Leistungsträger versilbern. Falls ich Trainer bleiben dürfte. Allerdings steigen die ersten beiden direkt und der Dritte eventuell über die Relegation auf. Sollte machbar sein.

In Skandinavien hatte ich bislang tatsächlich die meisten Saves, in denen ich mich so richtig verloren habe. Seit 2011 spiele ich den FM und mindestens ein Journeyman-Save in Skandinavien war immer bei. Und auch im FM20 viel mir die Wahl nicht leicht. Hatte in jedem Land was auf dem Schirm.

Heute abend spiele ich dann das Topspiel gegen Brattvag und entscheide im Anschluss wie weit es mich in den September trägt. Dann sollte morgen spätestens Freitag der nächste Teil folgen.
« Letzte Änderung: 19.November 2020, 23:10:49 von Jólly Eyjolfsson »
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #15 am: 19.November 2020, 11:51:35 »

PostNord-ligaen – 20. Spieltag

Es war das Spitzenduell der 3. norwegischen Liga zwischen Brattvag und uns. Die Gastgeber lagen mit zwei Punkten hinten und hatten somit die Chance durch einen Sieg an uns vorbeizuziehen. Auf der anderen Seite wollte ich die Vorentscheidung in der Meisterschaft erzielen. Die Leistungen der letzten Wochen bereiteten mir allerdings ein wenig Kopfzerbrechen, so dass ich mir unter der Woche viele Jungs für Einzelgespräche bei Seite nahm. Basierend auf meinen Trainingseindrücken bot ich folgende Elf auf:



Ich wusste, dass unsere Verfolger über die Flügel verwundbar waren, dementsprechend legten wir den Schwerpunkt im Training auf schnelle Kombinationen über Außen. Doch auch mein Gegenüber hatte seine Hausaufgaben gemacht. Vor allem gegen Arendal hatten wir die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld nicht gewinnen können. Was vor allem daran lag, dass meine Mannschaft nicht mit der harten Spielweise des Gegners zurechtkam. Das wollte auch Brattvag-Trainer Rene Skovdahl nutzen.
 
Von Minute eins an bekamen wir mächtig auf die Socken und konnten so unseren Spielfluss nicht finden. Da Brattvag nach vorn aber auch nicht wirklich viel einfallen wollte, plätscherte die erste Halbzeit lange vor sich hin. Etwas überraschend kamen wir nach 33 Minuten dennoch zur Führung. Einen Ballgewinn brachte Lindström schnell zu Drage raus, der über links in den Strafraum kam und für Solberg quer legte – 0:1. Danach passierte bis zur Pause nichts weiter, was an weiteren schlimmen Fouls des Gegners lag. Wutentbrannt rannte ich mit dem Pausenpfiff zum Schiedsrichter und erkundigte mich, ob er seine Karten in der Kabine gelassen hatte.
 
Offensichtlich hatte er das, denn mit Wiederanpfiff veränderte er seine Linie. Innerhalb weniger Minuten sah Brattvags Linksverteidiger Cordero erst die gelbe und dann auch zurecht die gelb-rote Karte. In Überzahl taten wir uns zunächst schwer und der Gastgeber kam zu einigen Gelegenheiten, die letztlich aber kein Problem für Jenssen darstellten. Da wir in der Folge unsere Konter fahrlässig liegen ließen, blieb die Partie trotz unserer spielerischen Überlegenheit weiter offen. Ich war so angespannt und nervös, dass ich bei dem Versuch Notizen zu schreiben, meinen Bleistift immer wieder abbrach. Erst in der 94. Minute erlöste mich dann Phil Aukland, der eine Ecke von Duman wuchtig ins Tor köpfte. Es wurde nicht wieder angepfiffen und wir hatten bewiesen, dass wir uns in Topspielen durchsetzen konnten. Damit hatten wir eine perfekte Ausgangslage für das Saisonfinale erspielt - oder besser erkämpft.

Zudem nahm mir dieser Sieg meine Unsicherheiten bezüglich unserer taktischen Herangehensweise. Gemeinsam mit meinem Co Klaboe brütete ich oft bis in den späten Abend hinein, wie der nächste Gegner zu knacken sein würde. Dabei verlor ich mich nicht selten in Details, versessen darauf meine Mannschaft richtig einzustellen. Klaboe war der eher pragmatische von uns beiden, er vertrat die Ansicht, dass wir in jedes Spiel mit unserer Grundtaktik gehen konnten und diese dann nur marginal auf den Gegner zuschneiden mussten, um erfolgreich zu sein. Seine Impulse waren mir sehr wichtig und so erarbeiteten wir uns Stück für Stück das passende Grundgerüst für unser Team. Im Kern wollten wir die Bälle im mittleren Drittel gewinnen, um anschließend blitzschnell umzuschalten und über wenige Stationen den Abschluss zu suchen. Ich wollte meine Mannschaft agieren sehen. Und dennoch war es uns zu Beginn der Saison darum gegangen, hinten sicher zu stehen. Lediglich acht Gegentore nach 20 Spieltagen waren ein deutliches Zeichen, dass wir hinten bereits vieles richtig machten. Und auch die offensiven Wege hatte das Team langsam verinnerlicht. Darauf ließ sich aufbauen.

Brattvag – Fredrikstad FK 0:2 (0:1)
Tore:  Solberg, Aukland
« Letzte Änderung: 19.November 2020, 23:01:01 von Jólly Eyjolfsson »
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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #16 am: 19.November 2020, 12:02:13 »

PostNord-ligaen – 21. Spieltag

Als nächstes ging es zum Auswärtsspiel bei Nardo FK. Das Überraschungsteam der Saison war aktuell 4. in der Tabelle und überzeugte vor allem mit – wie sollte es anders sein – robuster Zweikampfführung. Offensichtlich hatten es sich alle Teams zur Aufgabe gemacht uns körperlich den Schneid abzukaufen. Bislang war das nur Arendal gelungen. Ich entgegnete dieser Taktik, in dem ich Aukland auf die Position im defensiven Mittelfeld vorzog und hinten mit Saetra und Nielsen begann (alle drei über 1.90m groß). Sollten Sie doch versuchen uns körperlich in die Knie zu zwingen. Zudem kam Kjelsrud Johansen für Harletun, dem diese körperliche Spielweise mit seinen 18 Jahren noch deutlich zu schaffen machte.
 
Und wir hielten dagegen. Leider verloren sich beide Teams ein wenig in den Zweikämpfen, sodass vor allem meine offensiven Außen Solberg und Drage nichts mit dem Spiel anfangen konnten. Für diese beiden würde der Aufstieg in die technisch höherwertigere OBOS-ligaen eine Befreiung sein.

Auf beiden Seiten gab es nur wenig Strafraumszenen und es entwickelte sich ein reines Geduldsspiel. Wie schon unsere Partie gegen Brattvag, war auch dieses Spiel kein fußballerischer Leckerbissen, für Taktikfans aber ein Genuss. Das ewige Warten auf den Fehler des anderen.  Lange ohne Erfolg, doch in der 71. Minute war es dann Kjelsrud Johansen, der in der Lage war einen Fehler der Nardoer Defensivreihe auszunutzen. Drage spielte links den eingewechselten Hovstad frei, der vollkommen unbedrängt flanken konnte. Innen setzte sich unsere Sturmspitze gegen zwei Gegenspieler durch, die sich unfreiwillig über den Haufen rannten.

Vor der mageren Kulisse von 250 Zuschauern war das zwar nicht schön, aber ausreichend. Ein reiner Sieg des Willens, der eben auch eingefahren werden muss, will man aufsteigen. Und das wollten wir. Selbst Högmo hatte Nachsicht mit mir, was vor allem an den hervorragenden Neuigkeiten lag, die es aus Moss zu vermelden gab: „Die haben Brattvag geschlagen. Wir haben jetzt acht Punkte vor.“ Und das bei nur noch 5 Spielen zu gehen, in denen wir zunächst dreimal zu Hause antreten würden. Ich sah uns klar im Vorteil.



„Ich will die Meisterschaft zu Hause klar machen“, sagte Högmo mit einigem Nachdruck. „Egal was du tun musst, ich will diese Schale mit unseren Fans feiern und nicht irgendwo in der Provinz. Und das am besten mit Offensivpower, um keine Fragen offen zu lassen. Wir sind das beste Team und das sollten auch alle sehen.“

„Hatten wir das Thema übertriebener Erwartungshaltung nicht ad acta gelegt?“, entgegnete ich mit hochgezogener Augenbraue. Wir stehen kurz vor dem großen Sprung und er macht wieder Stunk, dachte ich.
„Sicher. Aber der Ausgang der Saison wird maßgeblich beeinflussen, wie man uns als Aufsteiger wahrnimmt. Und ich will nicht die kleine Maus aus Fredrikstad in der OBOS-ligaen sein. Wir müssen ein Falke sein.“
Soso, dachte ich. Ein Falke also. Woher nun dieser Drang zu fabelhafter Theatralik kam, war mir ein Rätsel, aber ich spielte sein Spiel mit. „Wir werden sicher keine Maus sein. Du weißt, abwarten und reagieren liegt mir nicht, liegt auch dieser Mannschaft nicht. Ich wollte ohnehin offensiver in die nächsten Partien gehen.“

Nardo FK - Fredrikstad FK: 0:1 (0:)
Tore: Kjelsrud Johansen
« Letzte Änderung: 19.November 2020, 23:09:48 von Jólly Eyjolfsson »
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Akumaru

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #17 am: 20.November 2020, 18:18:30 »

Den Sekt kann man ja schon fast kalt stellen. Bin gespannt, ob Högmos Wunsch erfüllt wird.

Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #18 am: 23.November 2020, 10:31:27 »

PostNord-ligaen – 22. Spieltag

Högmo hatte recht: wir waren eindeutig das dominanteste Team der Liga und würden zurecht aufsteigen, davon war ich felsenfest überzeugt. Es gab absolut keinen Grund, warum wir nicht auch so auftreten sollten. Klaboe, der hauptverantwortlich für die Ausgestaltung der Trainingspläne war, legte den Fokus auf hohes Pressung und vertikale Umschaltaktion. Gemeinsam standen wir beim Abschlusstraining am Rand des Platzes und beobachteten das Team bei den vorgegebenen Übungen.
 
„Merkst du was Jólly?“, fragte Joakim. Ich grunzte nur fragend. „Ich habe die Übung vor 12 Minuten erklärt. Wir mussten nicht einmal eingreifen.“
Und er hatte recht. Offensichtlich hatten alle Spieler des Kaders verstanden, dass wir kurz davorstanden, uns für die Mühen der Saison zu belohnen. Das hatte wohl auch Högmo erkannt, der in diesem Moment staunend zu uns trat. „Seht ihr, das habe ich gemeint, als ich von Falken sprach. Diese Jungs wollen den Gegner vom Wochenende am liebsten sofort erlegen.“ Klaboe und ich verdrehten zeitgleich die Augen, bei der schwulstigen Redeart unseres sportlichen Leiters. Doch in seine Lobeshymnen konnte ich nur mit einsteigen. „Absolut. Ich könnte ohne Probleme morgen zwei Mannschaften ins Rennen schicken und beide würde abliefern, gemessen an den Trainingsleistungen.“ Da dies laut Statuten nicht erlaubt war, musste ich mich dann doch auf 11 + 7 Spieler festlegen. Ich ging mit der in meinen Augen stärksten Elf ins Saisonfinale:



Was folgte, war das mit Abstand stärkste Spiel der gesamten Saison. Spitzbübisch grinste mir Klaboe zu, als Hasan Duman mit dem 3:0 den Deckel auf die Partie legte. Vorausgegangen war eine feine Kombination über 4 Stationen, ehe Drage flach von links in den Strafraum passte, wo der herannahende Duman vom Elfmeterpunkt locker rechts unten einschob. „Bringen deine Übungen ja wirklich was“, sagte ich zu Klaboe gewandt mit einem Augenzwinkern. Und ob sie das hatten. Bereits die ersten beiden Tore durch Kjelsrud Johansen und Duman fielen nach ähnlichem Muster: Ballgewinn, schnelle Pässe auf die Außen und dann flach in den Strafraum kombinieren. Es war genau der Fußball den ich mir wünschte, jedoch bislang nicht glaubte von dieser Mannschaft bekommen zu können.
Wie falsch ich lag, zeigte mir das 4:0 in der 78. Minute: Solberg und Asheim gewannen im Pressing den Ball auf rechts. Mit einem gezielten Pass ließ Solberg 4 Gegner ins Leere laufen und schickte den eingewechselten Harletun in den Strafraum. Der vollendete vollkommen freistehend flach ins lange Eck. Es war eine Machtdemonstration meiner Mannschaft, die es bei 4:0 beließ und hinten nichts anbrennen ließ.

Nach dem Spiel kam Högmo direkt zur Trainerbank, sein Gesicht machte einen wütenden Eindruck und ich wollte schon zu einer Tirade ansetzen, da entspannten sich seine Züge.
„Jólly, ich könnte heute nicht glücklicher sein. Das war phänomenal“, sagte Högmo mit weiten Gesten. Ich konnte normalerweise gut mit Lob umgehen, ohne mich darin zu baden. Doch solche Worte von einem Mann, der scheinbar nur schwer zufriedenzustellen war, gingen runter wie Öl. Noch dazu, da Högmo DER Mann in Norwegen war, der Jahrelang den Fußball auf Ebene Nationalmannschaft prägte.
Ich fasste mich und wagte eine in meinen Augen nicht allzu kühne Prognose: „Stell den Sekt schonmal kalt. Und sprich mit dem Verband – nächste Woche brauchen wir die Schale hier.“
Beinahe augenblicklich veränderte sich seine Miene und er wirkte beinahe zurückhaltend: „Abwarten. Ich wünsche es mir auch, aber erstmal muss die Mannschaft erneut liefern.“ Mit diesen Worten und einem Schulterklopfen verließ er Klaboe und mich.

Lange noch schaute ich den Schritten des Alten nach. In Momenten wie diesen verwirrte mich seine Art zutiefst. Von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt in weniger als zwei Minuten. Überhaupt schien Högmo voll von Gegensätzen, die sich mitunter im Minutentakt zeigten. In einem Moment ist er verständnisvoll, dann wieder strikt in seiner Meinung und doch nicht altersstarrsinnig. Mal väterlich, dann distanziert. Es gefiel mir nicht, dass unser Verhältnis in solchen Wellen verlief.
Ich wischte die Gedanken zunächst beiseite, jetzt war es Zeit diesen Moment zu genießen, doch es würde eine erneute Aussprache zwischen uns stattfinden müssen, darüber war ich mir Klaren.


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Jólly Eyjolfsson

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Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #19 am: 23.November 2020, 10:45:17 »

PostNord-ligaen – 23. Spieltag

Es gibt Tage im Leben, die sich unwiederbringlich ins Gedächtnis einbrennen. In aller Regel sind das furchtbare Erlebnisse, die Wut und Trauer mit sich bringen. Doch auch die schönsten Momente die wir erleben dürfen, bleiben auf der Festplatte verankert. Nie werde ich jenen Samstag im September vergessen, als ein schrilles Pfeifen die klare Luft durchschnitt und 5.000 Menschen in Jubel ausbrachen, der keine Grenzen kannte. Meine Spieler fielen sich in die Arme und Klaboe und ich genossen diesen Moment, die Arme um die Schultern gelegt von außen. Ich hatte den ersten Titel meiner Karriere gewonnen.
 
Zuvor hatten meine Jungs erneut ein großartiges Spiel abgerissen. Bereits nach 13. Minuten stand es nach Standard-Treffern von Kjelsrud Johansen und Lindström 3:0. Im Parallelspiel lag Brattvag seit der 9. Minute zurück – ausgerechnet bei Arendal, die uns gefährlich ins Straucheln gebracht hatten. Mit der sicheren Führung im Rücken wurde das Spiel zu einer 90-minütigen Party, bei der wir Ball und Gegner laufen ließen, ohne jedoch noch zwingende Chancen zu erspielen. Doch das war mir egal.

Danach überschlugen sich die Ereignisse. Ich gab zahllose Feldinterviews, bei denen ich ständig aus dem Bild rannte, um dem Ansturm von Bierduschen zu entkommen. Umarmte alle meine Spieler und Mitarbeiter und genoss jeden einzelnen Moment im weiten Rund und während der Feierlichkeiten.
Noch Stunden später feierten wir in der Kabine und den Gängen des Fredrikstad-Stadions, als mir Högmo entgegen kam. Ihn hatte ich seit der Medaillenvergabe nicht mehr gesehen. Erneut hatte er ein merkwürdig bedrücktes Gesicht aufgesetzt, dass nicht zum Anlass passen wollte. Nur im Gegensatz zum letzten Wochenende hellte sich seine Miene dieses Mal nicht auf.

„Glückwunsch Jólly, du hast wahrlich geliefert und dein Versprechen gehalten“
, sagte er beinahe tonlos. „Komm doch mal eben mit in mein Büro, bitte.“ Ich war leicht angetrunken und nicht sicher, ob ich Stimme und die Mimik dazu richtig deutete. Auf dem Weg zu Högmos Büro sprachen wir kein Wort. Wie ein Praktikant am ersten Tag, lief ich meinem Chef still hinterher, mit einer gehörigen Mischung aus Respekt und auch Angst, vor dem was nun kommen mochte.
In seinem Büro angekommen, schenkte er uns etwas aus einer Karaffe ein und bat mich mit einer Geste auf die Couch. „Also gut, bevor ich dir sage, weswegen du hier bist, lass mich eine Erklärung vorausschicken. Unser Verein ist auf den höchsten Ebenen zerstritten. Noch immer sitzen Leute im Vorstand, die den FK vor Jahren in die finanzielle Schieflage getrieben haben. Sportliche Kompetenz wird nur durch mich gestellt, aber ich bin nicht ins operative Geschäft eingebunden und zudem genauso austauschbar wie du. Deswegen hatte ich kaum Mitsprache bei den Entscheidungen im Hintergrund. So viel solltest du wissen!“
„Austauschbar? Werfen die mich raus und du hast das abgenickt, um deinen Arsch zu retten?“ Ich witterte Verrat an allen Ecken. Sollte es mein Schicksal sein, im Moment meines größten Erfolgs tief abzustürzen? Ich spürte den Alkohol in mir, meine Gedanken rasten förmlich: „Du alter…“

„RUHE jetzt!“, donnerte es von meinem Gegenüber. Sofort verschlug es mir die Sprache.
Mit mildem Ton sprach er weiter: „Jólly, du bist mein Trainer, ich habe dafür gekämpft dich hier zu haben und ich betone erneut mein Versprechen: Ich werde dich nicht rauswerfen. Wie gesagt, dieser Verein wird geführt von Männern denen das sportliche nicht liegt. Was ich dir also sagen will, ist, dass im Präsidium entschieden wurde, Joacim Heiers Vertrag zu verlängern und ihn als Geschäftsführer Sport zu etablieren. Er wird von nun an alle vertraglichen Angelegenheiten sowie die Transfers regeln.“

Ich war baff. Es war zugegeben nicht so schlimm wie ein Rausschmiss, aber es würde meine Arbeit dennoch in erheblichem Maße beeinflussen. Heier war nach allem was ich wusste nicht besonders gut in seinem Job. Jedoch verlogen genug, um sich gut darzustellen. „Und du hast das die ganze Zeit gewusst?“
„Habe ich, doch als Vorstand bin ich zur Verschwiegenheit verpflichtet, wenn es um Interna geht. Ich habe das seit zwei Wochen mit mir rumgetragen und versucht herauszufinden, wie ich es dir erklären könnte. Ich wollte dich für mein Projekt nicht verlieren.“
 
Wortlos stand ich auf und verließ Högmos Büro. Ziellos stolperte ich durch die Katakomben des Stadions, während meine Gedanken versuchten zu sortieren, was ich soeben erfahren hatte. Als nächstes spürte ich Kälte. Feuchte, alles durchdringende Kälte. Auf meinem Weg durch die Flure war ich wohl zum Spielertrakt geirrt, wo einige der Jungs die Gelegenheit ergriffen, um den Eisbottich über mir auszuschütten. Doch das nahm ich nur am Rande wahr. Ich verabschiedete mich von den Spielern und ließ sie verwirrt zurück
                                                                                                                                                                     

Zur Erklärung: Bei der ersten Übersicht über meinen Staff hatte ich Heier fälschlicherweise nur als Sportdirektor wahrgenommen. Tatsächlich ist aber auch Geschäftsführer, weshalb ich keinen Einfluss auf seinen Vertrag habe. Um dem ganzen nun ein wenig Realismus wieder zu geben, habe ich ihm wieder alle Aufgaben übertragen, die die Transfers betreffen. Lediglich die letzten Entscheidungsgewalt habe ich bei mir belassen, das wird dann in der Story aufgelöst.  ;)
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