Ein interessantes Feld, dass aber aus meiner Sicht zu groß ist, um es hier wirklich gut zu behandeln. Daher von mir ein dummer Spruch, eine Empfehlung und eine sehr oberflächliche Sicht auf die Dinge.
a)
Dr. Udo Brömme - früherer Fast-Kanzlerkandidat der CDU - sagte immer so schön: Zukunft ist gut für uns alle.
b)
Wer sich filmisch mit einer auseinandersetzen will, dem lege ich ausdrücklich die BBC Serie Years and Years ans Herz. 6 Folgen, jeweils 60 Minuten. Unterhaltsam, erschreckend, witzig und vielleicht sogar etwas prophetisch. Eine - zumindest aus meiner Sicht - sehr gut gemachte Dystopie.
c)
Der Optimist in mir sagt, dass sich im Großen und Ganzen die Menschheit immer weiter entwickelt hat und sich das Leben der Menschen "in a bigger scheme of things" seit Jahrhunderten immer weiter positiv entwickelt hat. Längere Lebenszeit, höhere Lebensqualität, weniger Kriege, bessere Bekämpfung von Krankheiten, mehr Gleichberechtigung etc.
Mein Gefühl sagt mir, dass die Menschheit die o.g. Entwicklung aber immer mehr auf Kosten von zwei Faktoren vorgenommen hat:
1. Soziale Ungerechtigkeit. Die Schere geht immer weiter auseinander und der materielle und soziale Wohlstand von einigen geht immer mehr zu Lasten von vielen. Das könnte vermehrt zu Unruhen innerhalb der Menschheit führen. Am Ende wird da aber vermutlich wieder der menschliche Verstand und die Vernunft obsiegen. Wir haben alle tief in uns drin einen Überlebensinstinkt und diese Konflikte untereinander werden am Ende in der Regel wieder zu einer Rückkehr zur Vernunft und einem Ausgleich führen, der zur Befriedung führt.
2. Natur. Soweit ich glaube, dass die "zwischenmenschlichen" oder besser gesellschaftlichen Probleme von der Menschheit immer wieder gelöst werden können, glaube ich, dass wir beim Thema Ausbeutung der Natur zu unseren Zwecken mittlerweile den "Tipping Point" überschritten haben. Hier ist meine starke Vermutung, dass die Menschheit erst zu einer kollektiven Vernunft kommt (wenn es nicht schon jetzt zu spät ist), wenn die angerichteten Schäden und die weiteren Folgen unumkehrlich sind. Es wird sicher noch zwei, drei, vier Generationen dauern, bis die Auswirkungen dann wirklich katastrophal sind, aber ich bin mir sicher, dass bereits meine Kinder (2 und 4 aktuell) in ihrem Leben noch sehr, sehr merkbare Auswirkungen spüren werden. Knappheit von Rohstoffen, Klimakatastrophen, daraus resultierend Fluchtbewegungen, massive Umverteilungskämpfe (siehe Punkt 1), deutlich autokratischere Regierungssysteme etc. Leider erlebe ich es häufig so, dass der Mensch im Krisen- oder Angstmodus einen großen Teil der Vernunft ausschaltet und diese Erkenntnis minimiert dann auch wieder den unter 1. geäußerten Optimismus.
Ergo: Die Kombination aus 1 und 2 lässt mich glauben, dass schon die Zukunft meiner Kinder sehr, sehr düster aussieht. Die Zukunft meiner Enkelkinder dürfte dann (vermutlich erst zum Ende deren Lebens) möglicherweise schon einen Zustand erreichen, der aus heutigen Gesichtspunkten nicht mehr lebenswert erscheinen könnte.
In meiner beruflichen Karriere und meinem Leben habe ich allerdings gelernt, dass die Welt so VUCA (Volatil, Uncertain, Complex, Ambiguous) ist, dass die beste Antwort ist: Flexibel bleiben und nicht zu weit voraus planen. Vor dem Hintergrund und meiner grundsätzlich positiven Lebenseinstellung halte ich es dennoch für die beste Idee meines Lebens Kinder in die Welt zu setzen.
Okay, interessante Sichtweise und in meinen Augen gar nicht so oberflächlich wie Du es angedeutet hast

Ich muss das kurz sortieren:
zu 1a) sicher ein etwas hemdsärmliger Spruch, aber er hat durchaus schon seine Berechtigung. Ob er damit tatsächlich recht hat weiß ich nicht genau, ich hoffe es aber sehr

zu 1b) Die Serie Years and Years kenne ich tatsächlich auch, sie hat mir auch sehr gut gefallen, sie hat wirklich Witz...
zu 1c) diesen Optimismus kann ich grundsätzlich teilen. Die Menschheit, zumindest in der westlichen Welt, hat sich gesellschaftlich, sozial und medizinisch sehr weiter entwickelt, das sah aber vor 70-80 Jahren noch ganz anders aus: Nationalsozialismus, Weltkrieg, Holocaust, Krankheiten/Zivilisationskrankheiten, fragwürdige Rolle der Frau nicht nur in der katholischen Kirche etc. Von daher ist diese Entwicklung noch relativ neu...
zu 1d) Sehe ich ähnlich. Soziale Ungerechtigkeit hat es allerdings schon immer gegeben, wenn auch in anders dimensionierten und abgewandelten Formen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander und ist der Nährboden für allgemeine Unzufriedenheit etc. Ich hoffe, das der Verstand am Ende die Oberhand behält. Allerdings hat das menschliche Wesen in einigen Dingen erstaunlich wenig Verstand, kein Lebewesen nimmt sich seinen Lebensraum so aggressiv auf Kosten der Natur, der Ressourcen und anderer Lebewesen.
Zu 2) Genau das ist der Punkt, den ich kurz vorher ansprach. Das menschliche Wesen ist enorm aggressiv, verschwenderisch und zerstörerisch. Ich habe ebenfalls auch, die Vermutung, dass die Menschheit erst aufwacht, wenn es wirklich zu spät ist....Unsereins wird die Auswirkungen noch nicht so sehr zu spüren bekommen, der Regenwald ist noch da, ebenso die Arktis. Deutliche Veränderungen gibt es aber jetzt schon: die Treibhausemissionen, der gestiegene Meeresspiegel und selbst in meiner persönlichen Nähe wundere ich mich oft, warum denn die Winter plötzlich so mild sind und die Sommer so heiss...vor fünfzehn Jahren gab es im Winter noch deutlich mehr Schnee, Eis und kältere Temperaturen und ich denke, dass das kein temporäres Phänomen war oder ist...
Die Generation, die nach uns folgt und die, die darauf folgt wird die Auswirkungen, wie Du schon sagst, viel deutlicher zu spüren bekommen. Es wäre schön wenn Deine Kinder zumindest noch eine vertretbare Zukunft haben könnten

Ich finde es übrigens sympathisch, dass Du sagst, dass es trotzdem eine gute Entscheidung war Kinder in die Welt zu setzen. Ich wollte das nie, das war immer ein großer Streitpunkt zwischen meiner derzeitigen Freundin und mir, denn sie will immer noch gerne Kinder haben...
Jedenfalls: vielen Dank für Deinen Input
