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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 164385 mal)

Bayernfahne

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #260 am: 05.September 2023, 00:54:21 »

Nach längerer Abstinenz konnte ich endlich mal alles hier nachlesen und schieße gleich mal einen lauten "Glückwunsch zur Meisterschaft!" voraus! Starke, sehr starke Leistung, aber dass die selbst mit dem alten Kader nur schwer zu bestätigen sein würde war klar. Über die aktuellen Ergebnisse muss man daher fast froh sein, wenn man sich den Medientipp anschaut... Das Spiel gegen Esch Südwest ist aber natürlich eine andere Kategorie, heieiei, was war da denn los? Wegen einer Umstellung auf den offensiven Flügeln sollen vier Gegentore gefallen sein? Das kann man Lavayeux doch beim besten Willen nicht alleine ankreiden. Das Angebot aus Sassuolo war sicherlich interessant, vor allem hätte das Gehalt vermutlich gereicht, Madeleine freizukaufen und von ihrem Chef loszueisen. Das ist doch alles kein Zufall mehr. Aber da gehören ja auch irgendwo zwei dazu... Bring die Saison zu Ende, empfiehl dich für höheres und dann ab nach Dänemark mit dir!  ;)

Ganz allgemein gesprochen: nach wie vor eine überragende Story, sportlich sowohl erfolg- als auch abwechslungsreich und spannend, privat vielleicht weniger erfolgreich, dafür aber umso spannender!  :D Beides zusammen liest sich einfach großartig! Ganz egal, wie das hier noch weitergeht, deine Story ist jetzt schon ein Kandidat für die Hall of Fame.
« Letzte Änderung: 05.September 2023, 12:13:56 von Bayernfahne »
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

knufschu

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #261 am: 05.September 2023, 10:26:23 »

Läuft etwas sperrig für den amtierenden Meister. Dass ihr dennoch auf Patz 3 steht, mildert die Lage zumindest.

Achja, "undankbares Pack" im Emile Mayrisch!  ;)
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Noergelgnom

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #262 am: 05.September 2023, 20:58:16 »

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Cercle Sportif FOLA Esch




Freud' und Leid



Frühsommer 2033, Esch d'Alzette, Luxemburg


Es gibt diese Umfrage aus den frühen Neunzigern des letzten Jahrhunderts, mit der Psychologen den einen Satz gefunden zu haben behaupteten, den ein Mann in einer Beziehung am meisten fürchte.
Wobei man sich bereits kurz nach Erscheinen besagter Umfrage in Fachkreisen nicht nur darüber stritt, ob das überhaupt der korrekte Satz sei, sondern auch darum, ob die Männer diesen Satz am meisten fürchteten oder nicht vielleicht vielmehr das Gespräch, das sich unweigerlich an diesen Satz anschließt.
Oder - so argumentierten Dritte - vielleicht gehe es ja nichtmal um das Gespräch als solches, sondern um den Inhalt?
Woraufhin die Vierten süffisant anmerkten, dass dann ja wohl nicht der Inhalt des Gesprächs, sondern die Konsequenzen des Gesagten diese manische Angst bei Männern auslöse.
Was das jetzt mit mir und Madeleine zu tun hat?
Nichts, natürlich. Gar nichts!

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"Gerard, wir müssen reden", ist so ziemlich das erste, was Madeleine sagt, als sie nach ihrer Weihnachtshospitation aus Deutschland zurück ist und wir in ihrer Wohnung ankommen.
"Okaaaay", erwidere ich gedehnt und ein bißchen überfahren. "Was ist denn los?"
Sie setzt sich auf die Couch und klopft auf den Platz neben sich.
"Komm, setz Dich mal."
Jetzt weiß ich, dass es nicht um irgendwas belangloses wie eine überzogene Kreditkarte oder eine Beule im Mietwagen geht.
Genaugenommen weiß ich eigentlich jetzt schon, worum es geht...
Ich setze mich also neben sie und drehe mich zu ihr.
"Ich bin ganz Ohr, Schatz."
Sie zögert einen Moment, bevor sie spricht.
"Du weißt, dass ich Dich wirklich gern habe. Und das wird sich auch nicht ändern."
Wieder eine Pause.
"Aber?"
Ein Seufzer, dann noch einer.
"Ich hab mich in Tom verliebt. Glaub ich."
"Glaubst Du? Oder weißt Du es?"
Obwohl ich genau diese "Enthüllung" erwartet habe, versetzt es mir einen heftigen Stich, als sie es ausspricht.
"Du bist halt nie da, wenn ich Dich brauche und Tom ..."
Ich schüttele den Kopf.
"Erklärs mir nicht, bitte. Ich hab schon verstanden. Meine Sachen hol ich die Tage, jetzt brauch ich erstmal einen Moment für mich. Machs gut."
Mit diesen Worten stehe ich auf und gehe zur Tür. Ich drehe mich nicht noch mal um, auch dann nicht, als sie meinen Namen ruft. Sie soll nicht sehen, dass es hinter meiner Brille verräterisch glitzert.

Sie versucht in den nächsten Tagen mehrfach, mich anzurufen, ich gehe jedoch nicht ran. Soll sie doch mit ihrem Fernsehfuzzi glücklich werden!

Nach und nach - das dauert aber ein paar Wochen - sickert ein anderer Gedanke in mein Bewußtsein.
Sie hat doch recht. Ich kann nunmal nicht auf meinen Beruf verzichten, der mich ganz schön auf Trab hält und Privatleben mitunter kaum bis gar nicht zuläßt. Genausowenig kann sie auf ihren verzichten. Und deswegen, so schwer es mir fällt, muß ich zugeben, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat.
Für sie, aber auch für mich.

Als ich das einmal verstanden und akzeptiert habe, kann ich sie auch endlich (zwei Wochen nach ihrem letzten Anruf versuch) zurückrufen und wir sprechen endlich wie zwei erwachsene Menschen über die Situation.
Am Ende des Gesprächs bin ich auch gefühlsmäßig wieder Single.

Und einen Vorteil hat das ganze Emo-Drama ja:
Ich hab ab sofort wieder 24/7 Zeit für FOLA.
Gut, das heißt natürlich nicht, dass ich ab sofort Vargas ungeheuer wichtige Business News lese. Die landen selbstverständlich auch weiterhin nach schneller "gelesen!"-Markierung in dem "Präsidiale Statistiken" genannten Spamordner, den ich für ihn reserviert habe.
Er brüstet sich ja doch nur mit neuen Sponsoren (die auf so klangvolle Namen wie "Kemal Enterprises" oder "M.A.R. Industries" hören) - und was könnte mich weniger interessieren als das?
So lange seine wirtschaftlichen Angebereien dazu führen, dass unsere Budgets gesichert sind, ist mir der Rest egal, geht mich ja eh nix an.

Ich konzentriere mich viel lieber aufs sportliche - und da gibt es ja auch weiß der Geier genug zu tun!

Das neue Jahr startet für uns mit einem Auswärtsspiel in Mamer. Dort haben wir in der Vergangenheit nicht immer gut ausgesehen. Diesmal jedoch lassen wir uns auch von fünf Stammelf-Ausfällen nicht beirren. Asrihi bringt uns relativ früh in Führung, Monteil macht mit einem späten Doppelpack den Deckel zu.

Zwei Wochen später steht DAS Heimspiel der Saison auf dem Programm. Esch Südwest läuft Spießruten im Emile Mayrisch. Eine echte Chance erspielen sie sich nicht, halten uns allerdings immerhin weitgehend vom Tor fern. Aber "weitgehend" läßt uns trotzdem noch genug Platz für zwei Tore. "Ihr könnt nach Hause fahrn!" wird heute spontan in "Es gibt ne Straßenbahn, damit darf Südwest nicht fahrn!" umgedichtet.

Eine weitere Woche später schlagen wir dann auch noch Rümelingen in deren eigenem Stadion im nächsten Derby durch einen "Hallo-wach?!"-Doppelpack von Monteil und Asrihi mit 2:0.

Um uns herum gewinnen alle anderen leider auch, so dass Ausrutscher eigentlich verboten sind.

Und was macht die FOLA, wenn Ausrutscher verboten sind?
Korrekt! Ausrutschen.
In Petingen führen wir zur 70. Minute 2:0 und können die drei Punkte dennoch nicht festhalten.
Nervig.
Ende Januar rutschen wir damit auf Platz 4 zurück. Und wie wir alle wissen, reicht dieser Platz gegebenenfalls nicht für Europa, es sei denn, wir selbst, der Zweite oder der Dritte gewinnen den luxemburgischen Pokal.
(Dazu später mehr.)




Der Februar beginnt mit einem Auswärtsspiel bei Luxemburg City und wir haben die strikte Marschorder "Die Null muss stehen!" ausgegeben. Einen solchen Einbruch wie gegen Petingen wollen wir nicht noch mal erleben.
Die Null steht auch.
Allerdings nicht nur hinten, sondern auch vorn.
Inzwischen kommt der Fünfte Mondorf gefährlich nahe.

Und ausgerechnet jetzt müssen wir gegen den Tabellenzweiten Düdelingen ran. Die Gäste haben einen Lauf, haben die letzten 7 Spiele allesamt gewonnen und wollen natürlich auch im Emile Mayrisch was mitnehmen.
Dürfen sie, wir sind ja nicht so. Mundadi und Rapnouil schenken ihnen zwei wunderhübsche Gegentore.
Endlich sind wir in einem wichtigen Spiel mal wieder auf den Punkt konzentriert und schlagen eine Topmannschaft.

Die beiden restlichen Spiele im Februar führen uns mit Alisontia Steinsel und Etzella Ettelbrück zusammen, die beide ums sportliche Überleben kämpfen - Pflichtsiege für einen Europacupaspiranten also.

Und genau so treten wir auch auf. 3:0 gegen Steinsel, 1:0 gegen Ettelbrück.
Wir sind im neuen Jahr noch immer ungeschlagen, bei 6 Siegen und 2 Unentschieden. Dritter sind wir natürlich auch wieder.




So langsam trennt sich die Spitzengruppe (Hesperingen, Düdelingen, FOLA und Differdingen) vom Rest der Liga, zusätzlich klafft inzwischen auch eine acht-Punkte Lücke zwischen Platz eins und zwei einerseits und Platz drei und vier andererseits.

Für uns geht es also darum, möglichst den dritten Platz zu sichern, um auch nächstes Jahr garantiert im Europacup dabei zu sein.
(Von den Einnahmen sind wir ein bißchen abhängig inzwischen.)

Nächster möglicher Punktelieferant auf dem Weg zu diesem Ziel: UNA Strassen.
Das  erste von zwei Märzspielen steht lange auf des Messers Schneide. Auch Strassen ist noch lange nicht gerettet und liefert uns einen harten Kampf. In der 60. Minute gehen wir durch einen Kopfball von Ofosuhene (nach Ecke von Bernardino) endlich in Führung, Strassen gleicht per Freistoß jedoch quasi sofort aus.
Bis kurz vor Schluss bleibt es bei diesem unbefriedigenden 1:1, dann bekommen wir noch einmal eine Ecke. Wieder Bernardino, wieder Richtung langer Pfosten, nur diesmal steht Monteil goldrichtig - 2:1 für FOLA!
Strassen wirft nun alles nach vorn, dadurch ergeben sich zum ersten Mal in diesem Spiel ein paar Räume für uns und Mundadi nutzt das tief in der Nachspielzeit zum 3:1-Endstand.

Auch das zweite Spiel in diesem Monat führt uns in die Fremde - beim Racing FC sollen weitere Punkte für den Europacup her. Wird nur nix, wenn die Mannschaft ein ums andere Mal am Fünfer-Mittelfel-Riegel der Gastgeber abprallt.
Im Gegenzug einmal nicht aufgepaßt - zack! Verloren.




So ganz langsam kommt das Saisonende in Sicht, fünf Spiele noch.
Differdingen ist uns dicht auf den Fersen, wir brauchen Punkte!
Nur - das Programm für diesen Monat verheißt nichts Gutes.

Zuerst auswärts bei Tabellenführer Hesperingen. Da haben wir erwartungsgemäß nichts zu melden, die Gastgeber ballern uns mit 4:1 aus ihrem Stadion. Ohne Sissoko hätte es auch 1:9 ausgehen können, der Keeper ist der einzige Lichtblick an einem komplett gebrauchten Nachmittag.

Danach zuhause gegen den Fünften Mondorf. Da hätten wir gewinnen können, aber leider schlafen wir zwei mal tief und fest in der Abwehr. So kann man natürlich nicht gewinnen.
Dank zweier Standardsituationen nehmen wir wenigstens einen Punkt mit.

Dann - weil wir ja grad so gut in Form sind, passt das natürlich super! - Differdingen auswärts. Schon so etwas wie die mögliche Vorentscheidung um Platz drei. Der Gewinner ist Dritter. Differdingen hätte dann einen Punkt Vorsprung. Wenn wir gewinnen sollten, wären wir allerdings glatte fünf Punkte vorn!
Wir legen zu Beginn beider Halbzeiten einen Blitzstart hin, Differdingen kämpft sich zweimal ins Spiel zurück - und am Ende stehen wir weiterhin zwei Punkte vor ihnen und die Entscheidung ist vertagt.

Vorletzter Spieltag.
Wir müssen zuhause gegen Progres Niederkorn ran. Die haben ihre Saisonziele (Europacup-Quali) sicher verfehlt, sind aber dennoch natürlich ein harter Gegner.
Das Spiel ist taktisch ein Genuß ... nee, nicht wirklich. Niederkorn will nicht, wir können nicht.
Bis uns in der 92. Minute mal wieder Monteil den Arsch rettet und zum umjubelten Siegtor einköpft.




Damit ist die Rechnung für den letzten Spieltag total einfach:

Differdingen muss zuhause gegen Ettelbrück gewinnen, die sich gerade eben gerettet haben und nicht mehr auf den 13. Platz zurückfallen können.
Und wenn sie gewinnen, müssen sie darauf hoffen, dass wir höchstens Unentschieden gegen Rodingen spielen. Oder besser noch: verlieren - denn das Torverhältnis spricht ziemlich eindeutig für uns.

Klare Sache und leichtes Spiel für uns also?
Nee, ganz im Gegenteil. Wir schießen zwar drei Tore, kassieren aber durch einen uns bis dahin kopmplett unbekannten Rodinger Nachwuchsstürmer (mal wieder einer dieser unzähligen Lopesse in Luxemburg) genausoviele.

Würde Differdingen also mit 10 Toren Unterschied gewinnen, kämen sie doch noch an uns vorbei.
Theoretische Chance, ich weiß, aber Pferde und Apotheken haben ja eine (für die Pferde eher ungesunde) sprichwörtliche Beziehung.

Diesmal geht aber alles gut. Differingen spielt tatsächlich auch nur Unentschieden und wir haben unsere mit viel Sorge erwartete Umbruchsaison bravourös gemeistert und uns sogar zum vierten Mal nacheinander für den Europapokal qualifiziert.






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Einziger (allerdings heftiger) Wermutstropfen:

In der 89. Minute unseres letzten Saisonspiels - Matthieu Monteil hat soeben das umjubelte 3:3 aufgelegt - wird eben jener Monteil rüde von einem Gegenspieler umgepflügt und rauscht ungebremst erst über den Seitenstreifen, dann über den Bereich vor der Gästebank und dann mit dem Knie genau auf die Kante der Seitenwand ebenjener Gästebank.
Das häßliche Knirschen und sein durchdringender Schmerzensschrei sorgen für schlagartige Stille im Stadion.
Binnen weniger Minuten ist der Unglücksrabe auf dem Weg zum Krankenhaus, von wo uns am Abend die entsetzliche Diagnose erreicht:

Kniescheibenbruch.
10-12 Monate Pause für den Topscorer der gerade abgelaufenen Saison - also für den Mann, der nach ein paar Anfangsschwierigkeiten maßgeblich verantwortlich war, dass wir trotz all der Abgänge (und vor allem ohne Karlo Plazonja!) Dritter geworden sind.
Die Stimmung in der Kabine ist logischerweise sehr gedrückt, das Bier bleibt unangetastet. Nach ein paar sehr sehr stillen Sekunden steht Jungspund (und Leitwolf) Thuillier auf und zieht sich sein Trikot aus.
"Ich geh jetzt duschen und danach fahr ich ins Krankenhaus zu Matthieu. Wer kommt mit?"

Wir kommen alle mit.
Natürlich kommen wir alle mit!
Und auch wenn wir natürlich nicht zu dreißigst in ein Krankenzimmer können, so dürfen wir doch immerhin - Mathieu ist sowieso noch im OP, wir können ihn also nicht im Schlummer stören - ein Photo davon machen, wie wir alle vor der Tür stehen. Das Bild wird noch im Krankenhaus durch eine sehr freundliche Schwester am Empfang ausgedruckt, wir unterschreiben alle, irgendwer organisiert einen improvisierten Rahmen und wir stellen das Bild auf dem Nachttisch ab, damit der Pechvogel es beim Aufwachen gleich sehen kann.
Danach warten alle (!!!) noch so lange vor dem Krankenhaus, bis die Nachricht eintrifft, dass die Operation gut verlaufen ist und Monteil in seinem Zimmer liegt und gehen erst dann nach Hause.

Bei der Saisonnachbesprechung am nächsten Tag, kann ich nicht anders als die Jungs zu beklatschen.

"Die Aktion gestern abend, als ihr wirklich ausnahmslos alle ungeachtet eurer eigentlichen Pläne erst einmal für Mathieu da wart ... die hat mir nochmal deutlich gezeigt, was für ein Glückspilz ich bin, euch trainieren zu dürfen. Ihr seid ein Team, wie es sich einfach niemand besser wünschen könnte. - Und jetzt ab mit euch, genießt die Sommerpause, sie ist kurz genug."

Ich werd keine Zeit für sowas haben. In ein paar Wochen beginnen die Qualispiele für die Conference League und uns fehlt der zentrale Angelpunkt unserer Offensive.
Nix Urlaub - in die Hände klatschen und an die Arbeit!
« Letzte Änderung: 06.September 2023, 18:47:41 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #263 am: 06.September 2023, 11:35:40 »

Ui, ich wollte schon fragen, wie groß der Unterschied im Scorer-Output von Monteil verglichen mit Plazonja war, da verletzt sich der Arme aber mal so richtig heftig... Aber die Reaktion der Mannschaft spricht für sich, zudem ist Platz 3 nach wie vor ein echter Erfolg, auch wenn es sich nach der Meisterschaft im Vorjahr und dem holprigen Saisonendspurt vielleicht nicht so anfühlt. Wieder europäisch, das ist Wahnsinn!
Und die Geschichte mit Madeleine... Never fuck the company! Sie wird wissen, was sie sich davon verspricht, aber Lava ist frei und vielleicht ist es so langsam wirklich an der Zeit, aus Luxemburg rauszukommen. Andererseits würde ich es bei so einer Truppe vielleicht auch einfach nicht über's Herz bringen. Der Ausfall Monteils lässt euch vielleicht sogar noch mehr zusammen rücken. Wer weiß, was nächstes Jahr drin ist?
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Sonzee87

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #264 am: 06.September 2023, 14:34:55 »

Ich muss jetzt auch mal ein paar Worte hier lasssen, nach dem ich diese Geschichte schon die ganze Zeit mit sehr viel Freude lese. Es ist immer wieder ein Genuss deine Posts zu lesen und der Geschichte zu folgen.
Die Erfolge der Mannschaft sind immer wieder mitreißend und ich fiebere bei jedem Spiel mit und hoffe auf den nächsten Sieg, den nächsten Pokal, die nächste Meisterschaft. Das du es geschafft hast das Team auf Platz 3 zu führen, trotz der herben Verluste ist ein toller Verdienst. Ich frage mich aber wann der nächste Schritt folgt, Luxemburg ist zwar sehr toll, aber ich denke das Herr Lavayeux das Zeug hat auch in anderen Ligen Erfolge zu feiern. Verdient hätte er es auf jeden Fall, vor allem nach den privaten Rückschlägen die er erleiden musste.

Es tut mir leid um die Beziehung zu Madeleine, sie macht hier den Fehler. Sie ist lange genug im Geschäft um zu wissen wie viel Trainer arbeiten müssen. Das Monteil so lange ausfällt ist so traurig für ihn und das Team. Aber vielleicht auch eine Initialzündung nach dem Motto "Jetzt erst Recht, das ist für Ihn".
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Noergelgnom

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #265 am: 06.September 2023, 22:23:06 »

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Cercle Sportif FOLA Esch




Diese Jugend von heute!



Winter 2033, Esch d'Alzette, Luxemburg


Die Saisonvorbereitung startet für die sportlich Verantwortlichen - von Sportchef Caillet über die Scouts und mich bis zu Ken Risch, dem U19-Cheftrainer - praktisch sofort nach dem Urlaubsantritt unserer Spieler.

Wir setzen uns erst einmal zusammen und überlegen, ob wir den schmerzlichen Verlust im Sturmzentrum irgendwie anders als mit einer teuren Neuverpflichtung abgefedert bekommen.

"Aktuell haben wir mit Pereira, Mundadi und Knappen-Findsen drei ligataugliche und einsatzfähige Stürmer im Kader", meint Caillet. "Besteht die Chance, dass ihr Monteils Ausfall mit dieser Besetzung auffangt?"
"Für ein paar Spiele bestimmt", erwidere ich. "Für eine ganze Saison? Bei dem Verletzungspech, dass wir neuerdings haben? Eher nicht."
"Hm. Und wie sieht es in der Jugend aus?" Er wendet sich an Risch. "Irgendein Nachwuchsstürmer verfügbar, den wir als backup hochziehen können?"
"Naja", meint Risch, "wir könnten es mit Desmet versuchen. Der zeigt wirklich gute Anlagen, ist aber aus meiner Sicht in der U19 noch besser aufgehoben. Denn der Juge braucht vor allem eins - Spielpraxis. Wenn der in der Ersten nur auf der Bank sitzt, verkümmert er."
Ich nicke entschieden. "Ich hab ihn mir schon ein paar mal angeschaut und Ken hat absolut recht. Desmet lernt am besten auf dem Feld, den nehm ich zwar gern mit in die Seniorentrainingsgruppe "Angriff", aber für die Spiele würde ich ihn gern noch in der U19 belassen. - Können wir nicht vielleicht jemanden für das eine Jahr leihen, bis Monteil hoffentlich wieder zurück ist?"
Caillet zuckt ein bißchen hilflos die Achseln. "Versuchen kann ich es, aber zur Zeit ist der Markt wie leergefegt. Ich bekomme nur zwei Arten von Stürmern angeboten. Zum einen diejenigen, bei denen Du das große Lachen bekommst, weil die der Mannschaft absolut null weiterhelfen. Zum anderen diejenigen, die zwar weiterhelfen würden, aber sechsstellige Gehälter verlangen - und bei denen die Stammvereine darauf bestehen, dass wir mindestens die Hälfte dieser Monstergagen übernehmen. Und so leid mir das tut, Gerard - 50.000€ oder mehr sind nichtmal als Ausnahme verhandelbar."
"Na gut", seufze ich, "dann müssen wir wohl über eine Taktikänderung nachdenken. Und uns vielleicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir uns dieses Jahr nicht erneut für das internationale Geschäft qualifizieren."
Caillet wirft mir einen ärgerlichen Blick zu. "Falls das ein Erpressungsversuch sein soll - vergiß es. Ich halte große Stücke auf Dich, das weißt Du, aber ich setze die finanzielle Stabilität des Vereins nicht noch weiter aufs Spiel. Wir sind ja schon jetzt an dem Punkt, wo entweder Europa oder zwei teure Spielerverkäufe Pflicht sind, um die Defizite zu decken. Mehr ist nicht drin, weil ich mehr einfach nicht verantworten kann."
Ich nicke wortlos und zucke dann mit den Schultern.

Verstärkungen wären aber eigentlich auch abseits des Sturms wichtig. Rechts hinten geht Bernardino in seine vermutlich letzte Saison. Er wird 34 dieses Jahr und so langsam ist es überdeutlich, dass er nicht mehr das körperliche Niveau für die erste Liga hat. Er hat eine automatische Option für ein weiteres Jahr, falls er diese Saison 15 Spiele macht, aber das ist wirklich unwahrscheinlich.
Außer ihm haben wir auf dieser Position nur noch Voinier und den jungen Coulibaly, der ehrlicherweise immer noch nicht so richtig erstligareif ist.

Hinten links sieht es genauso aus. Hinter Thuillier haben wir wiederum nur Coulibaly. Nominell könnten zwar auch Innenveteidiger Brito und Defensivabräumer Rapnouil dort spielen, aber die sind eigentlich nur Verzweiflungslösungen.
Zumal Rapnouil auch bald 33 wird und wie auch Bernardino dem Alter immer deutlicher Tribut zollen muß.

Im zentralen Mittelfeld und auf den Flügeln sehen wir dagegen gut aus -in der Zentrale dank Menino (ein weiteres Toptalent aus unserer Jugendabteilung) sogar sehr gut.
Menino als offensiverer Part wird, so nichts dazwischenkommt, zusammen mit dem defensiveren Delorge unser Stammmittelfeld bilden.

Alles in allem ändert sich an den Voraussetzungen im Vergleich zu letzter Saison nicht viel: wir fühlen uns erstmal gut vorbereitet, die Medien sehen das aber wieder mal ein bißchen anders.




Soll uns recht sein, so haben wir weniger Druck und können uns als Team und als Verein in Ruhe weiterentwickeln.
Der Vorstand sieht das genauso und gibt erstaunlich relaxte Ziele vor.




Als ich mich Caillet gegenüber verwundert zeige ob dieser Demonstration der Ambitionslosigkeit, zuckt der nur mit den Schultern.
"Ich verstehe es auch nicht. Ehrlich gesagt kommt mir Varga in den letzten Monaten gar nicht so richtig interessiert am Club vor. Ich frage mich, warum er eigentlich unbedingt Präsident werden wollte. Der ist ständig nur in irgendwelchen Meetings mit irgendwelchen seltsamen Investoren. - Hast Du mitbekommen, dass er sich sogar mit diesem undurchsichtigen Russen getroffen hat, diesem Rados ... oder wie der heißt?"
Hab ich nicht, und auch wenn mir das Verhalten unseres Präsidenten vom ersten Tag an suspekt war - es gibt wichtigeres für mich.
Und zwar den Sportbereich, logisch.

Als die Spieler nach der kurzen Sommerpause wieder zum Training erscheinen, legen wir intern fest, dass es entgegen der Medienmeinung sehr wohl wieder ein Platz unter den ersten vier werden soll, auch im Pokal wollen wir wieder ein Wörtchen mitreden.
Allzuviel Kaderbewegung gibt es nicht, aber sofern sich nicht allzuviele Spieler gleichzeitig verletzen, sind wir ja eigentlich auch gut aufgestellt.

Wie sich bald herausstellt, wird es in der nächsten Saison jedoch mehr Bewegung im Kader geben (müssen), denn unser Topmittelfeldspieler und designierter Mannschaftskapitän der Zukunft, Huseyin Delorge, entscheidet sich für einen Wechsel zum belgischen Erstligisten Standard Lüttich. 550.00€ und eine Weiterverkaufsbeteiligung entschädigen uns wenigstens ein bißchen für diesen immensen Verlust - und dankenswerterweise stimmen sowohl Lüttich als auch der Spieler zu, dass er auf Leihbasis dieses Saison noch bei uns verbringt.







Mit diesem Transfer sind etwaige Defizite dieser Saison bereits ausgeglichen und die Europapokaleinnahmen können eventuell für eine weitere Verbesserung der Infrastruktur genutzt werden.

Wobei wir nicht das Gefühl haben, dass es dieses Jahr sonderlich weit geht, denn als Gegner in der ersten Conference-League-Qualifikationsrunde bekommen wir nach Qarabag Agdam im letzten Jahr nun den zweiten Topverein aus Aserbaidschan zugelost: Qabala FK.

Und unsere Hoffnungen sinken noch ein bißchen weiter, als sich drei Tage vor dem Hinspiel im Emile Mayrisch unser zweiter Stammstürmer nach Mathieu Monteil mit einer schwerwiegenden Verletzung abmeldet.




Er wird zwar kein ganzes Jahr, aber immerhin bis weit in den Herbst hinein ausfallen - und da wir bisher absolut kein Glück hatten, irgendeinen brauchbaren Stürmer zu verpflichten, muss schlußendlich tatsächlich der 18jährige Wilfried Desmet aus der U19 direkt in den Kader für den Europapokal hochgezogen werden.

Es kommt übrigens noch dicker für uns, denn in den letzten Tagen vor dem Spiel verletzen sich drei weitere Spieler - Gasmi, Apicella und Fiorillo - womit es vor allem auf den Flügeln mit einem mal sehr dünn aussieht.
Zu allem Unglück muß auch Pereira kurzfristig noch passen, der nach einem familiären Unglück in die Heimat abreist.




In der Startaufstellung gegen Qabala findet sich daher nicht nur Desmet, sondern auch Mario Pinto wieder, Letzterer spielt zum ersten mal unter Wettkampfbedingungen als Stürmer.
Unter diesen Umständen sind wir mit dem 1:1 durchaus zufrieden, zumal wir uns nach Rückstand wieder herankämpfen.
Noch ist nichts verloren, zum Rückspiel werden ein, zwei der Verletzten wieder zurückerwartet, dann sieht es  womöglich etwas besser aus.

Und das tut es dann auch. Wir haben zumindest Pereira zurück und damit wenigstens zwei etatmäßige Stürmer vorn drin. Und auch wenn wir zweimal zurückliegen, setzen wir unsere Europapokal-Auswärtsstärke auf fremdem Rasen doch fort und gewinnen völlig überraschend - und nicht zuletzt dank des ersten Senioren-Pflichtspieltreffers von Wilfried Desmet - in Aserbaidschan mit 3:2!






Die Freude über das Weiterkommen wird zwei Tage später ein bißchen getrübt, als die Auslosung für Runde zwei ein Duell mit Pogon Szczecin ergibt. Der polnische Erstligist ist selbstverständlich turmhoher Favorit und niemand in der Fussballwelt räumt uns auch nur den Hauch einer Chance ein.
Selbst als wir auswärts nur äußerst knapp und unglücklich 0:1 verlieren - wir hatten sogar mehr und die besseren Chancen! - ändert sich das nicht.
Umso sensationeller erscheint den Experten dann das, was im Rückspiel geschieht:




Wir benötigen zwar die Verlängerung dafür, aber in dieser spielen wir den Favoriten teilweise völlig an die Wand und gewinnen nach 122 unglaublichen Minuten mit sage und schreibe 5:2.
Die Fans sind aus dem Häuschen, die Presse ist aus dem Häuschen, wir sowieso ... was könnte die Freude jetzt trüben?





Na zum Beispiel neue Verletzungen, diesmal Delorge, Menino und Bernardino (der sowieso nur spielen mußte, weil Voinier angeschlagen war).
Oder auch die Auslosung für Runde drei.
Wir müssen gegen Panathinaikos Athen ran!
Und das mit einem Rumpfkader, in dem sich gefühlt aller drei Tage ein weiterer Spieler verletzt.
Ohne Witz, das ist nicht mehr feierlich.
Wir haben nie weniger als vier verletzte Stammspieler und sind in jedem Spiel aufs neue am Improvisieren und herumtaktieren (das wird sich übrigens durch die gesamte Saison ziehen).
Hilft aber alles nichts, wir müssen dennoch in Athen antreten.
Ohne sechs Stammkräfte (unter anderem fallen Keeper Sissoko und Brito auch noch aus) mauern wir uns vor 22.000 ihr Team frenetisch nach vorn peitschenden Griechen zu einem erstaunlichen 0:0.
Wir haben einen xG von 0.02, Panathinaikos hat 2.08.  Mehr muß man zur "Ausgeglichenheit" der Partie nicht sagen.

Ist uns aber wurscht - wir haben im Rückspiel jedenfalls alle Chancen, das ist das einzige, was zählt.
Na nicht ganz. Was auch noch zählt, ist: wir nutzen unsere Chance.
Die kühnsten Optimisten haben es nicht zu träumen gewagt, aber wir schlagen Panathinaikos tatsächlich mit 1:0 und stehen in der letzten Qualifikationsrunde zur Conference-League-Gruppenphase!





Und als wir diesmal die Auslosung sehen, sind wir weniger geschockt. Brann Bergen ist natürlich auch definitiv Favorit, aber wir hätten auch IFK Göteborg oder (erneut) Lazio erwischen können.
Aber wie das so ist - wenn man nicht allzu geschockt ist, fehlen einem am Ende vielleicht 0,5% Leistung, die entscheidend sein können.
So ist es auch hier.
In Bergen schaffen wir es noch, einen frühen Rückstand noch in ein 2:2 zu verwandeln - zuhause bringen wir das 1:0 durch Pereira dann aber leider nicht über die Zeit.
Um en Haar hätte FOLA zum ersten mal in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs gestanden ...
grummel.





Präsident Varga ist allerdings hochzufrieden mit den Leistungen der Mannschaft und lädt den gesamten Trainerstab sowie Sportchef Caillet als Dankeschön zum Essen ein.
Ein Essen, bei dem dann allerdings auch zwei Investoren anwesend sind - der beereits erwähnte Ruse Mihkail Andrejewitsch Radosljewski (genannt Rados) sowie ein (arabischer?) Manager mit dem schönen Namen Kemet Ali Mahmoud Al-Alaham.
Dass Varga aber auch nie mal auf diesen Businessunsinn verzichten kann!


Ab dem nächsten Morgen gilt unsere ganze Konzentration dann nur noch der Liga (und dem Pokal natürlich).


Die Saison beginnt für uns diesmal mit einem Auswärtsspiel beim Racing FC. Mangels wirklicher Alternativen muss wieder Desmet als Sturmspitze ran - und wird direkt mal mit einem Doppelpack zum Matchwinner!

Im folgenden Auswärtsderby bei Esch Südwest kann er wegen eines verstauchten Zehs nicht mitmachen, wir müssen Pinto neben Pereira in den Sturm stellen - und das Ergebnis ist ein müdes 0:0.

Rechtzeitig zum Heimspiel gegen Ettelbrück ist Desmet glücklicherweise wieder einsatzfähig - und wird sofort wieder zum Matchwinner. Mit dem zweiten Doppelpack im zweiten Ligaspiel!
Unglaublich.

Im letzten Augustspiel zuhause gegen den makellos gestarteten Gast aus Düdelingen kann aber auch Desmet unsere erste Liganiederlage nicht verhindern.




Und beim ersten von zwei Septemberspielen fehlt er (genausowie wie ein halbes Dutzend anderer Stammspieler) verletzt, der Restkader liefert Hostert zwar einen starken Fight, verliert aber schlußendlich dennoch verdient mit 0:2.

Glücklicherweise entspannt sich die Verletztensituation für das nächste Auswärtsspiel in Petingen ein wenig - und sofort ist auch unser Spiel besser. Das 3:1 ist hochverdient, Desmet freut sich über seinen bereits 5. Treffer.




Damit sind wir schon im Oktober angelangt, dem ersten Monat, mit dem wir am Ende so richtig zufrieden sind.
Warum?
Nein, nicht weil wir die Verletztenanzahl in den Griff bekommen hätten (haben wir nicht) - sondern weil wir die volle Punktzahl holen und uns auf Rang 4 verbessern.




Und auch der November ist im Endeffekt eigentlich ein guter Monat.
Klar, wir verlieren völlig unnötig zuhause gegen Differdingen - aber am 6.11. gibt Mathieu Monteil nach knapp sieben Monaten und damit ein Vierteljahr vor der ursprünglichen Schätzung im Auswärtsspiel bei Swift Hesperingen sein umjubeltes - und äußerst erfolgreiches - Comeback!
Ist unsere Misere jetzt endlich beendet?

Spoiler: nein, ist sie nicht. Direkt im nächsten Spiel knickt Monteil unglücklich um und fällt weitere 4 Wochen aus. Und auch der Rest des Monats ist bestenfalls durchwachsen, was Verletzungen angeht.

Der November ist außerdem der Monat, in dem ich zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder von Hannes kontaktiert werde.
Er will wissen, ob ich ihm einen gutbezahlten Job empfehlen könne.
Mir fällt fast der Unterkiefer runter.
Hannes - also genau der Hannes, den ich so oft würdelos um Hilfe angebettelt habe - fragt mich um Hilfe!
Leider hab ich grad keinen guten Tip an der Hand, aber immerhin erfahre ich von ihm noch, dass er bei der Wiener Austria - auf Platz 10 von 12 liegend und bisher mit nur einem Saisonsieg - beurlaubt wurde.
Na sieh einer an, denk ich mir so. Der gute Hannes ist ja doch nicht vor Misserfolg gefeit ...






Und dann ist das Kalenderjahr 2033 auch schon fast vorbei, wir speilen noch rasch 4 Ligapartien, gewinnen drei davon, schießen fünf Tore ... vier davon durch Wilfried Desmet, der sich mit Riesenschritten zu einer Art legitimen Nachfolger unseres "Jahrhundertstürmers" Karlo Plazonja aufzuschwingen scheint und in seinen ersten 12 Pflichtspielen 12 Scorerpunkte ergattert hat ... und dann ist Weihnachten.




Das Jahr ist bisher gleichzeitig äußerst frustrierend (Verletzte, Abgänge) wie auch fantastisch (Europapokal, Desmet, Ligaplatz 2 nach 16 Spielen) - und dass mir zu Weihnachten sogar noch ein sehr schönes Geschenk des Vorstandes ins Haus flattert, ist dann nur die Kirsche auf der Torte.

Ein Gutschein für eine Woche Urlaub in Dänemark. Ich muß mir nur noch aussuchen, wo ich hin will, der Zeitpunkt steht schon fest: erste Juniwoche 2034.
Ich grinse kurz, dann schreibe ich eine E-Mail an einen Dänen, mit dem ich seit einigen Jahren in unregelmäßigem, aber hochinteressantem Austausch stehe:

"Lieber Per Ole,

lass mich mit der Tür ins Haus fallen: ...."




« Letzte Änderung: 07.September 2023, 09:33:27 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #266 am: 07.September 2023, 00:17:51 »

Europapokaaaaaaaal! Europapokaaaaaal! Wir sind draußen, es ist uns scheißegal!
Das war in Anbetracht der Verletzungen, der Gegner und überhaupt aller Voraussetzungen eine der beeindruckendsten Leistungen der gesamten Story! Selbst gegen Brann war es am Ende so, so knapp... Ich bin mal gespannt, ob FOLA unter Lavayeux doch noch irgendeine Gruppenphase erreicht oder der Gute sich in Bälde verabschiedet. Dänemark soll ja auch ganz schön sein. Oder Österreich. Oder irgendwas dazwischen, der Fußballzwerg Deutschland wäre nach Luxemburg wohl durchaus ein logischer Schritt... Die Leistungen sprechen ja für sich und es ist wirklich bemerkenswert, was du aus der Truppe rausholst! Ich wage dennoch die Prognose, dass es Lavas letzte Saison in Luxemburg sein wird. Zu groß die Erfolge, zu gering in Relation dazu die Weiterentwicklung. Obendrein zwielichtige Funktionäre mit windigen Geschäften... Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Lava entweder aus freien Stücken geht oder doch irgendein Vorwand kreiert wird, um ihn zum Sündenbock zu machen. Ich bleibe auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht!
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #267 am: 07.September 2023, 01:24:15 »

Was ein Trip durch Europa und am Ende ist es auch noch so eine enge Kiste. Schade, echt schade. Und aus der Not wird auch gleich ein neuer Hoffnungsträger geboren mit Wilfied Desmet, der schlägt ja gleich mal richtig gut ein. Ich hoffe mal das die Saison wieder so erfolgreich wird und am Ende ein Top 3 Platz herausspringt. Und danach dann vielleicht der Wechsel nach Dänemark? Hauptsache es geht mal zu einem größeren Club. Liga 1 in Dänemark sollte doch drin sein mittlerweile. :)
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #268 am: 07.September 2023, 08:07:34 »

Sehr stark! Zwar nicht die Meisterschaft verteidigt, aber mit Platz doch sehr eindrucksvoll die starke Vorsaison bestätigt, was angesichts der Abgänge aller Ehren wert ist. Und dann in der laufenden Saison in Europa für Furore gesorgt - grandios! Kann wieder Trikots ordern? Ich hätte dann gern eins von Desmet!  :D
Aber zu den vielen Verletzungen - vielleicht solltest du mal einen genaueren Blick auf deine medizinische Abteilung werfen. Oder vielleicht die Trainingseinrichtungen?

Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg weiterhin und ich ahne, dass die nächste Station unseres beliebten Gerard in Dänemark ansässig sein könne ...  ;)
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #269 am: 07.September 2023, 18:01:45 »

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Cercle Sportif FOLA Esch




Ende gut, alles gu ... äh was?!



Frühsommer 2034, Esch d'Alzette, Luxemburg


Die sportliche Geschichte der Rückrunde ist alles, nur keine Novelle.
Das liegt hauptsächlich daran, dass weniges daran neu ist. Vielmehr setzt sich die altbekannte Mischung aus überraschend guten Jugendspielern, überraschend häufig verletzten Senioren und übberschand akzeptablen Ergebnissen fort.

Wobei das neue Jahr mit einem Stimmungskiller par excellance beginnt. Wir müssen zum Auftakt in den Südwesten Eschs und bekommen dort ... nunja, nicht direkt eins auf die Mütze, aber eine echte Chance haben wir auch nicht.
Beim 1:2 haben nur wenige unserer Spieler Normalform. Monteils Anschlusstreffer in der 74. ist denn auch eher ein Zufallsprodukt als ein geplanter Angriff. Ihm fällt ein Abschlag des ausgerutschten Jeunesse-Keepers vor die Füße, das ist alles, was wir an diesem Nachmittag zu bieten haben.
Drecksstart!

Das Heimspiel gegen Racing FC ist dann schon deutlich besser - auch wenn wir wieder nicht gewinnen. Aber wir holen zweimal einen Rückstand auf und Desmet erzielt sein 11. Saisontor. Sehr gut.

Der dritte Anlauf im neuen Jahr beschert und dann endlich den ersehnten ersten Dreier - und wie beeindruckend!
Ja, Ettelbrück ist Tabellenletzter und ja, wir haben Heimspiel. Aber hey, 4:0, davon ein Hattrick unseres neuen Jungstars - die Zuschauer feiern es.




Am Montag nach diesem Spiel geht Varga ohne jede Vorwarnung mit den Plänen für eine neue Spielstätte der FOLA an die Öffentlichkeit. Das altehrwürdige Emile Mayrisch soll abgerissen und durch eine funkelnagelneue Multifunktionsarena namens "ALRAVA-Arena" ersetzt werden.
Der Entwurf, der architektonisch scheußlich, planerisch größenwahnsinnig und finanziell selbstmörderisch erscheint, soll ungeheuerlichen 30.000 Menschen Platz bieten. Allein in der oberirdischen Fussball-Arena, versteht sich!
Ausserdem sollen verschiedene Hallen unterschiedlicher Größe in die Arena mit hineingebaut werden, Konzertsäle und ein unter dem Fussballstadion liegendes Eishockeystadion (!) inklusive.
Als Bauherren und Investoren zeichnen drei Menschen verantwortlich, die wir inzwischen alle ganz gut kennen:

Kemet Ali Mahmoud Al-Alaham, Mihkail Andrejewitsch Radosljewski (genannt Rados) und unser geliebter Präsident Constantin Varga.
AL RA VA - eigentlich logisch, wo der Name herkommt...

Kostenvoranschlag des (opium-)rauschhaften Vorhabens: 70-80 Millionen Euro. Für diese Kosten wollen die beiden potenten Geldgeber aus Russland und Saudi-Arabien "selbstverständlich vollumfänglich aufkommen". Im Gegenzug wird nicht nur die gesamte Arena mit Werbung ihrer Firmen zugepflastert und sie haben nicht nur die Exklusivrechte für jedwede Fernsehübertragung außerhalb des Fussballs (das soll auch noch kommen, aber dazu müssen sie sich erstmal mit verschiedenen Ligen und Verbänden einigen, unter anderem so unwichtige Winzverbände wie die UEFA....) - nein, es steht ihnen selbstverständlich auch frei, im und ums Stadion jederzeit exklusive Events stattfinden zu lassen.
Baubeginn soll der 1.7.2035 sein, es soll maximal zwei Jahre gebaut werden.
Ein Ausweichstadion für die Fussballer der FOLA gibt es noch nicht, aber Varga schlägt bei der öffentlichen Präsentation auf entsprechende Nachfrage allen Ernstes vor, man könne doch im "Stadion op der Grenz", also in Jeunesse Eschs Tempel "Stade de la Frontiere" spielen, das sei ja ganz in der Nähe.
Ich bin sooo froh, dass in diesem Moment keine Kamera auf mich gerichtet ist! Die spinnen doch, alle drei!

Mal abgesehen davon, dass sich im Emile Mayrisch im Jahresmittel (Europapokal eingerechnet!) etwas über 1000 Nasen die Füße plattstehen - dieses Stadion wäre selbst für die Hauptstadt Luxemburg völlig überdimensioniert.
Und für etliche Erstligisten in vielen Ländern Europas wahrscheinlich ebenso!

Der offen und stolz zur Schau gestellte Größenwahn ist jedenfalls in den nächsten Wochen und Monaten das beherrschende Thema - sowohl in den Stadien als auch auf den Sportseiten der Zeitungen.
Das ganze Projekt wirkt derart surreal, dass es sogar die Finanzbehörden Luxemburgs auf den Plan ruft, die zwischen Februar und April gleich mehrfach unangekündigt auf der Matte stehen - bei FOLA genauso wie bei Rados' Logistikunternehmen, bei Vargas Baufirma und bei Al-Alahams Investment Fonds.
Erst Anfang Mai scheint sich die Lage endlich wieder zu beruhigen.

Und wir Fussballspieler und -trainer versuchen während dieser Monate verzweifelt auszublenden, was für einen Wahnsinnigen wir da als Präsidenten haben und uns darauf zu konzentrieren, erfolgreichen Fussball zu spielen. Denn das geplante Luftschloss ist schon für einen im Europapokal vertretenen Verein eine viel zu große Lachnummer.
Nicht auszudenken jedoch, wenn wir uns gar nicht erst für internationale Spiele qualifizieren...


Also in die Hände gespuckt und extra fleißig trainiert, so lautet die Devise.

Der Februar beginnt mit einem Spektakel, als wir Titus Petingen mit 6:2 aus dem Stadion schießen, Doppelpack Desmet inklusive.
Danach gegen wir unglücklich Punkte gegen Hostert ab, weil wir zu früh auf Feierabend-Modus umstellen, kehren allerdings sofort in die Erfolgsspur zurück und besiegen nacheinander den Dritten Hesperingen und den Fünften Mamer knapp, aber verdient.
Am Ende des Monats sind wir Zweiter und schauen ziemlich zufrieden drein.




"Zufriedenheit ist keine Zier - denn besser lebt man ohne ihr." So oder doch zumindest so ähnlich lautet ein altes Sprichwort.
Hätten wir es beherzigt, hätten wir vielleicht nicht in Niederkorn verloren.
Und weils direkt danach auch noch ein langweiliges Unentschieden in Rodingen gibt, ist der März der erste Monat ohne Ligasieg seit langer langer Zeit für die FOLA.




Hesperingen ist auf zwei Punkte ran, wir müssen mal wieder eine Schippe drauflegen, teile ich der Mannschaft mit.
Und weil meine Jungs sehr folgsam sid (wenn sie Lust dazu haben), holen sie aus den vier Aprilspielen zehn Punkte und stehen damit einen Spieltag vor dem Saisonende zwei Punkte vor Hesperingen und drei Punkte vor dem Racing FC.
Die Rechnung ist auch in diesem Jahr supereinfach:
am 20. Mai letztes Spiel beim feststehenden Relegationsteilnehmer Käerjeng gewinnen, Zweiter werden.





Vorher gibt es aber noch das Finale im Pokal.
Und da sind wir doch tatsächlich auch mal wieder mit dabei!

Es kommt noch besser: wir spielen gegen Bettemburg, einen Zweitligisten. Die müßten doch zu packen sein, oder?

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Vor dem Saisonfinale sieht sich unser Präsident veranlaßt, noch einmal eine Pressekonferenz zu geben, in der er ausdrücklich darauf hinweist, dass der jüngste Besuch der Luxemburger Polizei bei seinem Geschäftspartner Radosljewski kein Grund zur Besorgnis sei, alle Verdachtsmomente hätten sich als Irrtümer herausgestellt und das Projekt "CS ALRAVA Esch" sei sowieso nicht gefährdet. Oh, habe er eben "CS ALRAVA Esch" gesagt? Er habe natürlich "die neue ALRAVA-Arena für den CS FOLA Esch" gemeint, hahaha.


Stirnrunzelnd gehen wir in unser letztes Saisonspiel, in dem wir erst in der zweiten Halbzeit wir ein Spitzenverein auftreten, dann aber auch gleich innerhalb von 40 Sekunden alles klar machen.
Erst trifft Wilfried Desmet zum 29. Mal (!) in dieser Saison in einem Pflichtspiel, kurz darauf jagt Rechtsaußen Delente eine Rajcic-Flanke in den Winkel.

FOLA ist Zweiter und wird auch nächste Saison sicher im Europapokal spielen!









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« Letzte Änderung: 07.September 2023, 18:03:43 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #270 am: 07.September 2023, 18:49:30 »

War das nun ein Abgang aus freien Stücken oder wurde ein Vorwand kreiert? Ich würde mal sagen: beides! Und löse meinen Wettschein über beide Ohren grinsend ein. "Was, mein neuer Goldzahn? Den habe ich doch schon ewig!"  ;)
Aus irgendeinem Grund habe ich außerdem gerade einen Ohrwurm von Deny the Cross, ABER! Ich vermute, dass Svea und ihr Vater in dieser Story in einem anderen dänischen Verein die Geschicke leiten werden, denn der Name des Clubs wurde bislang nicht erwähnt, so viel ich weiß. Es würde mich also nicht wundern, wenn es für Lava 1-2 Ligen höher geht als beim letzten Mal in Dänemark. Oder doch ganz woanders hin...
Alles in allem war das aber der richtige Zeitpunkt für den Cut, denke ich. Und nun auf, auf, zu neuen Ufern!
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #271 am: 07.September 2023, 22:52:56 »

Wow da wird aus der Geschichte glatt noch ein richtiger Krimi. In Anbetracht der Dinge die so passiert sind kein Wunder das der gute Lava sich am Ende so schnell wie möglich verabschieden wollte um dieses Thema abzuschließen. Gut das er unbeschadet aus der Nummer herausgekommen ist und nicht noch als Komplize verhaftet wurde. Jetzt also rauf in den schönen Norden, ich hoffe in eine fussballerisch qualitativ ähnliche oder höhere Liga. Verdient hätte er es ein Team in der Superliga zu coachen. Bin aber gespannt wo genau es hingeht.
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #272 am: 08.September 2023, 08:13:17 »

Oha, da wird die gute Saison von einer solchen Affäre überschattet. Und auch wenn Lava am Ende mehr oder weniger entlastet wurde - ein bisschen bleibt bei solchen Vorwürfen immer hängen. Mich würde es also nicht wundern, wenn der gute Gerard erstmal wieder kleinere Brötchen backen muss und bei einem unterklassigen Team landet.

Und ja, chaotisch, aber echt witzig, dieser Abgang.  ;D
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #273 am: 08.September 2023, 11:44:32 »

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Interludium IV

Sommer 2034, Kopenhagen, Dänemark


Vom Flughafen nach Valby braucht man mit dem Taxi nicht allzulange, auch wenn Kopenhagen für einen Luxemburger einen Schock ersten Ranges darstellt. Die Stadt ist ... riesig!
Also vielleicht nicht, wenn man London, Berlin oder gar New York gewohnt ist (die ich alle nur aus Erzählungen kenne). Aber ich komme aus Echternach, verdammt! Und habe die letzten Jahre meines Lebens in Esch verbracht.
Beide Orte zusammen haben keine zehn Prozent der Einwohner Kopenhagens. Und deswegen drück ich mir während der Taxifahrt die Nase am Fenster platt und gucke wie ein durchschnittlicher Tourist.
Also neugierig, aber naiv.
In Valby angekommen, wuchte ich meinen großen Koffer aus dem Taxi, schlendere die Auffahrt hoch und klingele.
Kurz darauf öffnet sich die Tür und ich reiße die Augen auf.
Die junge Dänin, die da fröhlich grinsend im Türrahmen erscheint, war ja schon vor ein paar Jahren ein Hingucker (zu Madeleines Verärgerung). Die drei (vier?) Jahre, die sie eitdem älter geworden ist, haben ihr ... na sagen wir mal diplomatisch "nicht geschadet".
Ich verpasse mir innerlich einen Nasenstüber, damit ich nicht zu auffällig starre, dann grinse ich zurück.
"Hallo Svea, schön, Dich zu sehen."
"Gerard! Die Freude ist ganz meinerseits. Komm rein, Papa ist im Arbeitszimmer."
Sie läuft mit federnden Schritten vor und ruft:
"Papa! Gerard ist da!"
"Moment, bin gleich da!", schallt es zurück.
Kurz darauf kommt Per Ole ins Zimmer und schüttelt mir die Hand, im Gesicht ein Grinsen, das dem seiner Tochter dermaßen ähnlich ist, dass die Verwandtschaft zwischen den beiden innerhalb von Sekundenbruchteilen auch Unwissenden klar würde.
"Komm setz dich, auspacken kannst Du später."
Per Ole dirigiert mich zur Sitzecke. "Kaffee?"
"Oh ja, das wär ..."
Weiter komm ich gar nicht, denn Svea stürmt schon los. "Mit Milch?", fragt sie über die Schulter, schon halb in der Küche verschwunden.
"Ja gern!"
Ich fühl mich regelrecht bemuttert, schon fast wie zuhause - und auf jeden Fall willkommen.
Tut wirklich gut, ich merke durch diesen herzlichen Empfang sehr deutlich, wie sehr mir die letzten Wochen an die Nieren gegangen sind.

Und selbstverständlich sind diese letzten Wochen  das Thema unseres Gesprächs, als Svea mit drei Tassen Kaffee und einer Schale mit Butterkeksen zurückgekommen ist und sich zu uns gesellt hat.
Ich bringe die beiden auf den aktuellen Stand - wobei der nicht der aktuellste ist, wie mir klar wird.
Denn während ich im Flieger saß, läuft eine Meldung über den Ticker bei sports-world.com:

FOLA soll in der nächsten Saison wegen unsportlichen Verhaltens eine Strafe von 10 Punkten aufgebrummt werden!

Ich schüttele nur fassungslos mit dem Kopf, es will mir einfach nicht in den Schädel, dass wir wirklich Gegner bestochen und dadurch Ergebnisse erzielt haben sollen, die nicht unserer eigenen sportlichen Leistung zu verdanken waren.
Wir sitzen im Endeffekt mehrere Stunden im Wohnzimmer und diskutieren über diesen ganzen Schlamassel.
Begierig, ihnen zu beweisen, dass ich wirklich kein Betrüger bin, breite die letzten beiden Jahre der FOLA (also die "Varga-Jahre") so detailliert wie möglich vor ihnen aus.
Klar, das dürfte ich eigentlich nicht, aber ich brauche dringend jemanden, um mir den ganzen Mist von der Seele zu reden.
Beim Reden fällt mir erst so richtig auf, wie sehr mich dieses abrupte Ende in Esch samt der Vorwürfe, die gegen mich im Raum stehen, getroffen hat.
Dass ich weder von Svea noch von ihrem Vater irgendwelche Vorwürfe oder Verdächtigungen zu hören bekomme, sondern dass sie ganz im Gegenteil unvoreingenommen mit mir sprechen, mich aufbauen, mir zu verstehen geben, dass ich in ihren Augen kein Betrüger bin - das tut einfach wohl.
Auch wenn wir eher lose Bekannte als wirklich Freunde sind (wir kennen uns ja kaum) - ihr Vertrauen in mich hat fast schon etwas rührendes.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

In den kommenden Wochen ist die FOLA und all der damit zusammenhängende unschöne Rest zum Glück immer weniger Thema.
Das ermöglicht mir, ein bißchen Abstand zu gewinnen, auch wenn ich natürlich weiterhin verfolge, wie sich die ganze Story entwickelt.
Und da gibt es durchaus überraschende Wendungen.
Zum einen erreicht mein Anwalt etwa zwei Wochen nach meiner Abreise, dass die Vorwürfe gegen mich "aus Mangel an Beweisen" endgültig fallengelassen werden bzw dass das Gericht die Anklage der Staatsanwaltschaft mit dieser Begründung abweist.
Klar, das ist ein Freispruch zweiter Klasse - und die Zeitungen schreiben das auch mehrheitlich genau so - aber es ist ein Schlußstrich für mich.
Immerhin.
(Er ist übrigens auch Caillets Anwalt und erreicht für ihn das gleiche. Kein Wunder, denn Caillet hat sich, soweit ich weiß, ja genausowenig zuschulden kommen lassen wie ich!)
Zweitens: die Strafe für FOLA wird zurückgenommen, nachdem der Verein dagegen geklagt hat. Der Verband begründet das interessanterweise ebenfalls mit fehlenden Beweisen.

Drittens: Von den groß angekündigten Anklageschriften gegen Varga, Radosljewski und Al-Alaham bleibt auch relativ wenig übrig.
Es reicht zwar, um Varga wegen Steuerhinterziehung und Erschleichung öffentlicher Aufträge vor Gericht zu stellen, aber Al-Alaham kommt wegen unerklärlicher Ermittlungspannen (wie zum Beispiel abhandengekommene Akten, fehlerhaft kopierte Verhörprotokolle oder nicht eingehaltene Datenschutzvorschriften) ebenso straffrei davon wie Radosljewski.
Al-Alaham begnügt sich damit, seine Gelder aus den Förderprojekten abzuziehen, die er in den letzten Jahren in Luxemburg unterstützt hat und dann das Land zu verlassen - natürlich nicht ohne sich vorher in einem großen Interview über die "ungeheuerliche Behandlung" auszulassen, die er über sich ergehen lassen mußte.

Radosljewski geht noch ein paar Eskalationsschritte weiter und verklagt am Tag nach seinem Freispruch seinerseits den Staat Luxemburg im allgemeinen und die Polizeidirektion Luxemburg Süd im speziellen wegen Beamtenwillkür und Wettbewerbsverzerrung (!).
Oh und natürlich will er auch Schadenersatz für das auf Behördenbetreiben eingestampfte "ALRAVA"-Projekt.
Der Prozess erregt eine Menge Aufmerksamkeit im In- und Ausland, zieht sich über ein halbes Jahr hin - und am Ende ist Radosljewski um mehr als eine Million Euro reicher!

Das alles beobachten wir in Dänemark mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Erleichterung.
Mein Standpunkt ist schlußendlich: "Hauptsache, ich bin offiziell von den Vorwürfen freigesprochen. Der Rest muß mir egal sein. Ich hoffe, dass irgendwann genug Gras über die Affäre gewachsen ist, dass ich nicht mehr jedem Journalisten die gleichen Fragen beantworten muß."

Immerhin bedeutet der Freispruch auch, dass ich ohne Einschränkungen wieder als Trainer arbeiten kann. (Bei einer Verurteilung hätte im schlimmsten Fall vielleicht auch meine Trainerlizenz ... ach ich will gar nicht dran denken.)
Als ich das abends gegenüber Svea und Per Ole anspreche, beginnen beide zu grinsen.
Und zwar dieses ganz bestimmte, verschmitzte Grinsen, das ich von ihnen inzwischen zur Genüge kenne.
"Was?", frage ich verwundert.
"Naja", meint Svea, "ich wollte Dich sowieso fragen ob Du uns als Gegenleistung für das Asyl, das wir Dir hier gewährt haben, vielleicht einen kleinen Gefallen tun könntest."
"Sicher, woran habt ihr denn gedacht?"
"Es geht um unseren Verein."
"Ah, Frem Kopenhagen", ich nicke wissend. "Ihr spielt vierte Liga, richtig?"
*hust* "Fünfte", murmelt Svea. "Abgestiegen.", setzt sie leise hinzu. "Deswegen haben wir ja auch den Trainer entlassen."
"Und jetzt soll ich den Trainer geben?", frage ich.
'Fünfte dänische Liga', denke ich mir so. 'Naja, könnte schlimmer sein. Immerhin ist Frem ein absoluter Traditionsverein und...'
Ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen.

"Oh Gott, nein", prustet Svea. "Äh ... ich meine ... also ... Du wärst bestimmt ein fantastischer Trainer, aber wir müssen sparen, wo wir nur können. Das Stadion frißt uns buchstäblich die Haare vom Kopf. Nein, ich werde zur neuen Saison Trainerin und Sportdirektorin in Personalunion sein, der Verband würde das auch absegnen, vorausgesetzt, ich mach meinen Trainerschein bis dahin. Und das heißt: Crashkurs und büffeln, bis der Arzt kommt. Hilfst Du mir für die Prüfung zu lernen und kannst Du mich vielleicht die ersten Wochen beim Training ehrenamtlich ein bißchen unterstützen? Büüüddeeeeee??"

Bei jedem anderen hätte ich ein solch entwürdigendes "Angebot" abgelehnt - aber Svea schaut so herzzerreißend bittend, dass ich mich spontan "Aber klar, gerne doch!" sagen höre.
"Super", freut sich die hübsche Blondine und klatscht in die Hände.
Und so wird der luxemburgische Meistercoach Gerard Lavayeux im Sommer 2034 zum ehrenamtlichen Co-Trainer und Mentor einer jungen Dänin namens Svea Jensen und beschäftigt sich zum ersten Mal in seinem Leben mit dem skandinavischen Amateurfußball...
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #274 am: 11.September 2023, 19:32:07 »

Interludium V

Sommer 2035, Kopenhagen, Dänemark


Meine "Sabbatical"-Saison (die ja dank Svea und Frem Kopenhagen gar keine richtige ist) verläuft in verschiedener Hinsicht eher enttäuschend.

Zuallererst natürlich sportlich, trotz der Tatsache, dass Svea ihren Trainerschein mit Bravour besteht und dass sie in ihrer neuen Doppelfunktion den Großteil des Kaders von einem Verbleib eine Liga tiefer (und zu deutlich verringerten Bezügen) überzeugen kann.
Und auch trotz der Tatsache, dass sie sich binnen kurzer Zeit als gute Trainerin mit einem erstaunlichen taktischen Geschick herausstellt.
Frem spielt eine herausragende Saison - steigt aber dennoch nicht auf, da ein Verein namens "Gladsaxe" noch zwei Punkte mehr holt.
(Dass ich von denen vorher noch nie gehört hatte, veranlasst Svea zu einem Lachanfall und einer Frage, die mir in den nächsten Monaten zum vertrauten - und nicht gerade geliebten! - Begleiter wird: "WAS weißt Du eigentlich, Gerard?!")

Der verpaßte Aufstieg hat jedenfalls zur Folge, dass es am Ende dieser Saison dann doch den heftigen Aderlaß im Kader gibt, den Svea ein Jahr zuvor noch verhindern konnte.
Es hat auch zur Folge, dass der finanzielle Gürtel nochmals enger geschnall werden muß.
Wenn der Aufstieg nicht bald gelingt, muß vielleicht gar das Stadion verkauft werden ...

Die Saison ist aber auch für mich ganz persönlich enttäuschend, denn Svea ist sehr offensichtlich tatsächlich nur daran gelegen, meine fachliche Expertise im Boot zu haben.
Meine leise Hoffnung, sie habe sich vielleicht auch in die verwegene Wuschelfrisur eines gewissen Luxemburgers verguckt, stellt sich als Wunschdenken par excellence heraus.
Was allerdings nicht heißt, dass wir uns nicht gut verstehen würden - ganz im Gegenteil! (Und das macht es nicht leichter, ganz und gar nicht.)
Svea gibt sich alle Mühe, mir den skandinavischen Fussball mit seinen Eigen- und Besonderheiten nahezubringen. Und da gibt es so einige.
Und wann immer ich dann wieder mal unwillkürlich ein großes "O" mit dem Mund forme, weil mir diese Eigenart oder jenes Detail unbekannt sind, klatscht mir erst Sveas glockenhelles Lachen und dann die bereits erwähnte Frage um die Ohren:

"WAS weißt Du eigentlich, Gerard?!"

Nun, vom skandinavischen Fussball immer noch herzlich wenig.
Was ich dagegen weiß: mir juckt es bereits nach wenigen Monaten arg in den Fingern, wieder selbst eine Mannschaft zu übernehmen. Svea beim Training zuzuschauen und es danach mit ihr aufzubereiten ist ja gut und schön, aber ich fühl mich hier ehrlich gesagt von Woche zu Woche mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Svea braucht meine Ratschläge selten. Sehr selten. Und mit fortschreitender Saison immer noch ein bißchen seltener.
In meinem Bestreben, endlich wieder etwas sinnvolles zu tun, lasse ich mich sogar dazu breitschlagen, als ehrenamtlicher Scout durch Dänemark und Schweden zu reisen.
Spieler, die sowohl die Klasse haben, Frem beim großen Ziel "Aufstieg" zu helfen als auch genügsam genus sind, quasi für Kost und (sehr spartansiches) Logis zu spielen, sind ungefähr so häufig zu finden wie ... nein, eigentlich sind sie sogar noch seltener als Nadeln im Heuhaufen.
Auch wenn ich also bei der Spielersuche nicht allzu erfolgreich bin, hat meine Reisetätigkeit doch immerhin den Vorteil, dass ich in der Umgebung Kopenhagens bald eine Menge Stadien - oder besser "Fussballplätze" - genauer kenne.
Samt der dort spielenden Vereine.
Das allein erweitert meinen Horizont deutlich.
Ich wußte vorher zum Beispiel nicht, dass es allein in Kopenhagen im Laufe der dänischen Fussballgeschichte sage und schreibe 16 Erstligisten gegeben hat.
SECHZEHN!
Das Spektrum reicht dabei von so klangvollen Namen wie FC Kopenhagen oder Lyngby BK bis zu Hvidovre IF oder eben Frem Kopenhagen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Öresunds, in Malmo, keine 20 Kilometer entfernt, sieht es ähnlich aus.
Malmö FF natürlich, die kenn sogar ich. Aber auch Malmö City FC, Ariana FC, FC Sandzak, FC Rosengard oder FC Rosengard 1917 sind hier beheimatet.
Und dann stolpere ich in Schweden eines Tages über einen Club, auf dessen Namen ich mir so gar keinen Reim machen kann.
Und drei Tage später auf den nächsten, der genauso kryptisch benamst ist.
Und auf einmal - als hätte ich versehentlich ein Füllhorn geöffnet - regnet es Tag für Tag Vereinsnamen auf mich herab, die alle das gleiche Namenskürzel tragen.
Egal, wo ich mich in Schweden hinwende - und ich komme sogar bis nach Stockholm auf meinen Touren - überall gibt es scheinbar mindestens einen Club, der dieses Kürzel im Namen trägt.
Mysteriös, meine Neugier ist geweckt!

Als wir eines Abends wieder mal zu dritt beim Abendessen sitzen - wir kochen immer abwechselnd, der Koch ist auch fürs Einkaufen zuständig, was meinem Dänishc durchaus zuträglich war im letzten Jahr -, kann ich meine Neugier nicht im Zaum halten.
Ich hätte auch Google fragen können, klar - aber ich höre sowohl Svea als auch ihrem Vater sehr gern zu, wenn sie mit Begeisterung Dinge erklären. Also frage ich sie fast beiläufig:

"Sagt mal, was bedeutet eigentlich 'IFK'?"

Die beiden schauen erst sich und dann mich an.
"Das weißt Du nicht?", fragt Per Ole reichlich entgeistert.
"WAS weißt Du eigentlich?", prustet Svea im gleichen Moment.
Sie werden aber beide schnell wieder ernst und verständigen sich mit einem kurzen Blick, wer die mühevolle Aufgabe auf sich nimmt, dem luxemburgischen Ignoranten ein weiteres Detail skandinavischer Sportgeschichte nahezubringen.

Svea scheint das Duell gewonnen (oder verloren?) zu haben, denn sie schluckt den letzten Bissen Salat hinunter, spült mit eiem großen Schluck Wasser nach und wendet sich mir zu.
Mit einem breiten, entschieden süffisanten Grinsen.

" 'IFK' ist schwedisch und bedeutet 'Idrottsföreningen Kamraterna' das heißt in etwas soviel wie  „Sportvereinigung Die Kameraden“. Der Idrottsföreningen Kamraterna ist ein Zusammenschluß von ungefähr einhunderttausend Sportlern - hauptsächlich Fussballvereine, aber auch Eishockey oder Bowling.
Von IFK Göteborg oder IFK Norrköping hast Du ja hoffentlich schon mal gehört, oder?
Die meisten der Vereine unter dem IFK-Banner sind in Schweden beheimatet, aber es gab und gibt auch ein Dutzend finnische Clubs unter diesem Banner sowie mindestens jeweils einen dänischen und norwegischen."

"Und wieso gibt es dieses IFK? Warum wurde es gegründet und warum heißen die Clubs alle gleich?", will ich wissen.

Per Ole schaltet sich ein. "Gegründet wurde der IFK schon 1895 eigentlich als Einzelverein in Stockholm - den IFK Stockholm gibt es heute noch. Die Gründer waren zwei Gymnasiasten, die gleichzeitig mit dieser Vereinsgründung einen Aufruf in der damals populären 'Jugend'-Zeitschrift "Der Kamerad" schalteten und Jungs und Mädchen in ganz Schweden zu "Filial"-Gründungen aufriefen.
Der Erfolg war überwältigend. Nach zwei Monaten gabe es bereits rund ein Dutzend solcher "Dependancen", zum beispiel in Lulea, Härnösand, Uppsala, Jönköping, Göteborg and Västeras.
Innerhalb weniger Jahre waren es Dutzende IFK-Vereine - viel zuviele, als dass sie alle unter dem Banner des Stockholmer Vereins hätten verwaltet werden können.
Es wurde daher 1901 beschlossen, eine Dachorganisation zu gründen, die sich beispielsweise um die Organisation und Ausrichtung landesweiter Meisterschaften vornehmlich, aber nicht nur, im Fussball kümmern sollte.
Als Name wurde einfach der Name der Zeitschrift verwendet, in der der ursprüngliche Aufruf veröffentlicht worden war.

Heute gibt es weit über 180 IFK-Vereine. Und auch wenn mit der Gründung des schwedischen Fussballverbands und der schwedischen Allsvenskan - der ersten schwedischen Liga - die Ausrichtung nationaler Meisterschaften inzwischen längst nicht mehr in den Händen des IFk liegt, ist und bleibt er doch einer der bedeutendsten skandinavischen Sportverbände.

Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage."
Sprichts und wendet sich mit einem ganz ganz leichten Lächeln seinem Bier zu.

Ich dagegen sitze nach diesem Parforceritt durch die Fussballgeschichte reichlich geplättet da.
Eine Information hat sich mir ins Gedächtnis gegraben.
"1895? Dann ist der schwedische Fussball ja richtig alt!"

Svea prustet schon wieder. "Und der dänische ist noch älter! Stell Dir mal vor, Gerard - wir Skandinavier haben lange lange laaaange vor euch Luxemburgern organisiert gegen den Ball getreten.
Die Fussballabteilung des Kjøbenhavns Boldklub ist nachweislich bereits um 1879 gegründet worden und damit der älteste Fussballverein außerhalb der Britischen Inseln!"

"Interessant", murmle ich, ihren Sarkasmus ob meiner Ignoranz wohl hörend, "danke für die Informationen, ihr beiden."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Den späten Abend verbringe ich dann doch noch im Internet und suche mir noch ein paar ergänzende Informationen zu den IFK-Vereinen raus, unter anderem eine Liste der noch existierenden Clubs unter diesem Banner.
Ich suche mir ein paar dieser Vereine auf einer Route nach Stockholm raus - mich hat die Neugier gepackt und da ich ja eh gerade in Schweden scoute, kann ich das doch verbinden!

Am nächsten Tag gehts los, bewaffnet mit Lunchbox, Photoapparat, Notizblock und Thermoskanne zwänge ich mich in den alten Fiat Punto, den ich mir zugelegt habe.
Klapprig von außen, aber durchaus zuverlässig. Langsam, aber nicht so durstig. Unbequem zum Drinsitzen, aber schön trocken (innen).

Es wird eine gemütliche Reise. Ich halte immer wieder an, photographiere Stadien, spiele Kiebitz bei Amateurtrainings und genieße nicht nur die frische Luft und die phänomenal idyllische Gegend, sondern auch die Zeitreise in die Vergangenheit.
Viele der Clubs sind inzwischen tief in den Niederungen von Schwedens Amateurfussball angekommen - laut Google spielt selbst der Gründerverein IFK Stockholm inzwischen in der 4. Liga. genauso wie beispielsweise der IFK Trelleborg südöstlich von Malmö.

Am Mittag des dritten Reisetages, ich befinde mich inzwischen etwa mittig zwischen Örebro und Stockholm, erreiche ich wieder eine IFK-Spielstätte.
Ich fahre auf den kleinen Parkplatz, steige aus und schlendere zum Spielfeld hinüber, auf dem gerade ein Training stattfindet, wie es scheint.
Das Stadion ("Tunavallen", wie es ausweislich einer großen Tafel scheinbar heißt) weist eine außergewöhnliche Architektur auf: beide Längsseiten des Spielfeldes werden von je einer großen, überdachten Sitzplatztribüne flankiert, die ihrerseits von vielgeschossigen Wohnhäusern begrenzt werden.
Hinter den beiden Toren hat man dagegen deutlich kleinere Stehplatztribünen errichtet.




Ich komme allerdings gar nicht dazu, das alles so richtig auf mich wirken zu lassen, denn urplötzlich steht ein Musterwikinger vor mir: groß (eigentlich riesig), breitschultrig, lange blonde Haare, blonder Vollbart.
Der Fremde blickt gar nicht mal unfreundlich auf mich herab und sagt etwas, das ich nicht verstehe.
Ich zucke entschuldigend die Schultern.
"English?", fragt der Mann.
"Yes, I speak english."
"Are you here for the job?"
"Err ... job?" Ich gucke ein bißchen verwirrt, das kann ich ja ziemlich gut.
"Yes, the manager job."
"Oh. Oooooh! You're looking for a manager for the team?"
"Yes, yes, we do. Are you a manager?" Er klingt irgendwie plötzlich sehr aufgeregt, als er mein Interesse bemerkt.
"Err . . . yes, I am."
"Splendid!"
Eine riesige Pranke krallt sich in meine Schulter und der Mann schleift mich unter allerlei  Gebrabbel zum Clubhaus - oder halt sowas ähnlichem. Ist das größte Gebäude hier - von den Vielgeschossern abgesehen, die das Stadion umrahmen - wird also wohl eine Art Verwaltungsgebäude sein.

Wenige Augenblicke später stehen wir in einem kleinen Büro und einer etwas kleineren und irgendwie gemütlicheren Variante meines "Empfangskomitees" gegenüber.
"Martin, who's that?", fragt der Mann hinter dem Schreibtisch.
"A manager who wants the job!", sagt der Große enthusiastisch.
"I'll leave the job interview to you!"

Rumms, knallt die Tür hinter mir zu.
"Have a seat!", meint mein neuer Gesprächspartner freundlich.
"I'm Ludvig Sandberg, the new chairman here. And you are...?"
Die Frage hängt einen Augenblick in der Luft, dann erhebe ich mich schnell wieder und reiche Sandberg über den Schreibtisch hinweg die Hand.
"Lavayeux, Gerard Lavayeux. Pleasure to meet you, Mister Sandberg."
"Pleasures' all mine, Mister Lavayeux. You're not from Sweden, right?"
"Absolutely correct", grinse ich. "I'm from Luxembourg."
"Luxembourg!". Meinem Gegenüber entgleisen kurz die Gesichtszüge. "Why in all hell are you looking for a job in Sweden then?"
"Oh I wasn't, actually - but your friend was very convincing so I thought I could at least come and listen to
what your club has to offer..."
Sandberg lacht, wird aber schnell wieder ernst.
"To be honest, we are looking for the impossible and have next to nothing to offer in return."

In der nächsten halben Stunde bekomme ich einen Rundumblick auf den Club - von der Gründung 1897 über den einzigen Meistertitel 1921 bis zur Gegenwart, die nach dem feststehenden Abstieg in dieser Saison zukünftig "Division 2 Norra Svealand" heißt.
Vierte schwedische Liga also.

Der Verein ist semiprofessionell aufgestellt, verfügt über ein absolutes Schmuckstück von Stadion und tatsächlich auch noch ein paar Fans - trotz anhaltender Erfolglosigkeit in den letzten Jahrzehnten.
Und das Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg.
Finanzielle Mittel, so läßt Sandberg durchblicken, gibt es jedoch kaum - mein Gehalt sei ein besseres Taschengeld, das Gehaltsbudget liege bei unter 200.000€ pro Jahr und das Transferbudget sei nicht vorhanden.

Mit jedem seiner Sätze spüre ich ein vertrautes Prickeln auf der Kopfhaut - das ist eine Herausforderung wie gemalt für mich.
Irgendwo im Nirgendwo, wo keiner blöde Fragen zu FOLA stellen wird, eine wunderbare Gegend - und sportlich wie finanziell, bei aller präsidialer Schwarzmalerei, ziemlich gute Voraussetzungen.

Als der Vereinspräsident eine kurze Sprechpause einlegt, hebe ich die Hand.
"May I ask for a short break to do a quick phone call?"
"Sure."

Ich rufe Per Ole und Svea an und hole mir das Okay, meine Scouttätigkeit zu sofort zu beenden.
Da ich keinen Vertrag habe, ist das reine Höflichkeit und wird von den beiden auch so verstanden.

Svea fragt denn auch nur: "Bist Du sicher, dass Du das ohne Schwedischkenntnisse packst?"
"Na aber sicher!", entgegne ich im Brustton der Überzeugung.
"Wir reden heut abend ausführlich drüber, jetzt muß ich erstmal Nägel mit Köpfen machen."

Kuz darauf unterzeichne ich meinen neuen Arbeitsvertrag - beobachtet von einem sichtlich überraschten Vereinspräsidenten, der offenbar immer noch nicht glauben kann, dass ein Trainer mit einem internationalen Trainerschein "seinen" Verein trainieren möchte..
(In den nächsten Wochen werde ich erfahren, dass vor mir ganze drei Bewerber in einem Monat da waren, die alle noch während der ersten Sätze lachend das Weite gesucht haben.)

Ich bin wieder im Geschäft!


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« Letzte Änderung: 19.September 2023, 17:39:22 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Sonzee87

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #275 am: 11.September 2023, 23:49:56 »

Nun das ist tiefer als ich erwartet habe, aber es ist eine sehr interessante Station und ich bin gespannt wie schnell der gute Gerard in Schweden Fuß fassen wird. Ich kann mir denken das ein paar überraschende Erfolge drin sind. Ich bin sehr gespannt. :)
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Muffi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #276 am: 12.September 2023, 08:22:39 »

Ah, Mist, am Ende dann doch daneben gelegen, ich hätte schwören können, dass es Norwegen wird.  :D
Na aber umso besser, nun ist der gute Gerard im Land meines Lieblingsspielers.
Folgendes würde mich interessieren - wie schauen deine Konkurrenten aus und wie ist der Ligamodus? Kalenderjahr ist mir klar, aber wie sind die Aufstiegsmodi?
Und zu guter Letzt, wie schaut der Kader aus und ist der große Blonde womöglich einer deiner Spieler?  ;D

Auf jeden Fall viel Erfolg im schönen Schweden!  :)


PS: Danke für die Erklärung zu dem Kürzel "IFK". Wieder was dazu gelernt.  :)
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Karagounis

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #277 am: 12.September 2023, 16:45:08 »

Sehr spannend zu lesen und eine interessante Station, da bin ich gerne dabei! Fand den Text so gut, habe jedoch die vorherigen nicht alle gelesen, deswegen kann ich zu den Farben wenig sagen.

Bayernfahne

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #278 am: 13.September 2023, 03:31:13 »

Ja Mensch, da kommt wieder so einiges zusammen! Erstmal recht herzlichen Dank für die Ausführungen zum Kürzel IFK, ich hätte sogar gewusst was IF wörtlich bedeutet, dass aber sämtliche IFK-Vereine durch diese Geschichte miteinander verbunden sind, wusste ich nicht. Bislang hielt ich das einfach für ein Kürzel wie eben IF oder, um ein Beispiel aus Deutschland zu nennen, der klassische SV. Sehr coole Hintergrundinfo!

Irgendwie wusste ich, dass es nicht zu Frem geht. Wie es dann am Ende kam, hatte ich natürlich überhaupt nicht auf dem Schirm, auch war ich mir sehr sicher, dass es Dänemark werden würde, aber IFK Eskilstuna finde ich ausgezeichnet! Allein der Name der Stadt ist ein Traum! Ich bin schon sehr gespannt auf deine Mannschaft und wie unmöglich das Unmögliche am Ende wirklich wird. Ein Gerard Lavayeux sollte doch die vierte Schwedische Liga im Sturm erobern! Viel Erfolg!

Eine abschließende Frage: für wie lange hast du unterschrieben?
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

knufschu

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #279 am: 13.September 2023, 08:08:06 »

Projekt Wiederaufstieg kann beginnen! Nettes Stadion, netter Staff. "Lava" wird sicher auch nette Bekanntschaften in Schweden machen :-)
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