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Autor Thema: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 24450 mal)

Bayernfahne

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #280 am: 07.September 2023, 18:49:30 »

War das nun ein Abgang aus freien Stücken oder wurde ein Vorwand kreiert? Ich würde mal sagen: beides! Und löse meinen Wettschein über beide Ohren grinsend ein. "Was, mein neuer Goldzahn? Den habe ich doch schon ewig!"  ;)
Aus irgendeinem Grund habe ich außerdem gerade einen Ohrwurm von Deny the Cross, ABER! Ich vermute, dass Svea und ihr Vater in dieser Story in einem anderen dänischen Verein die Geschicke leiten werden, denn der Name des Clubs wurde bislang nicht erwähnt, so viel ich weiß. Es würde mich also nicht wundern, wenn es für Lava 1-2 Ligen höher geht als beim letzten Mal in Dänemark. Oder doch ganz woanders hin...
Alles in allem war das aber der richtige Zeitpunkt für den Cut, denke ich. Und nun auf, auf, zu neuen Ufern!
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Ich kann, dass ich nichts kann.

Marados

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #281 am: 07.September 2023, 19:46:55 »

Untersuchungshaft?! Das ist mir ja weder in Russland, noch in Saudi-Arabien, noch irgendwo wo ich unternehmerisch tätig bin vorgekommen. Ich glaube es wird Zeit diesen Willkürzwergstaat zu verlassen. Mitsamt der Stadionplanung incl. Finanzierung. Die wandert dann nach Omsk...oder Dschidda...oder Asuncion...oder Ko...? ? ? ;)
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Sonzee87

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #282 am: 07.September 2023, 22:52:56 »

Wow da wird aus der Geschichte glatt noch ein richtiger Krimi. In Anbetracht der Dinge die so passiert sind kein Wunder das der gute Lava sich am Ende so schnell wie möglich verabschieden wollte um dieses Thema abzuschließen. Gut das er unbeschadet aus der Nummer herausgekommen ist und nicht noch als Komplize verhaftet wurde. Jetzt also rauf in den schönen Norden, ich hoffe in eine fussballerisch qualitativ ähnliche oder höhere Liga. Verdient hätte er es ein Team in der Superliga zu coachen. Bin aber gespannt wo genau es hingeht.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

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Muffi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #283 am: 08.September 2023, 08:13:17 »

Oha, da wird die gute Saison von einer solchen Affäre überschattet. Und auch wenn Lava am Ende mehr oder weniger entlastet wurde - ein bisschen bleibt bei solchen Vorwürfen immer hängen. Mich würde es also nicht wundern, wenn der gute Gerard erstmal wieder kleinere Brötchen backen muss und bei einem unterklassigen Team landet.

Und ja, chaotisch, aber echt witzig, dieser Abgang.  ;D
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #284 am: 08.September 2023, 11:44:32 »

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Interludium IV

Sommer 2034, Kopenhagen, Dänemark


Vom Flughafen nach Valby braucht man mit dem Taxi nicht allzulange, auch wenn Kopenhagen für einen Luxemburger einen Schock ersten Ranges darstellt. Die Stadt ist ... riesig!
Also vielleicht nicht, wenn man London, Berlin oder gar New York gewohnt ist (die ich alle nur aus Erzählungen kenne). Aber ich komme aus Echternach, verdammt! Und habe die letzten Jahre meines Lebens in Esch verbracht.
Beide Orte zusammen haben keine zehn Prozent der Einwohner Kopenhagens. Und deswegen drück ich mir während der Taxifahrt die Nase am Fenster platt und gucke wie ein durchschnittlicher Tourist.
Also neugierig, aber naiv.
In Valby angekommen, wuchte ich meinen großen Koffer aus dem Taxi, schlendere die Auffahrt hoch und klingele.
Kurz darauf öffnet sich die Tür und ich reiße die Augen auf.
Die junge Dänin, die da fröhlich grinsend im Türrahmen erscheint, war ja schon vor ein paar Jahren ein Hingucker (zu Madeleines Verärgerung). Die drei (vier?) Jahre, die sie eitdem älter geworden ist, haben ihr ... na sagen wir mal diplomatisch "nicht geschadet".
Ich verpasse mir innerlich einen Nasenstüber, damit ich nicht zu auffällig starre, dann grinse ich zurück.
"Hallo Svea, schön, Dich zu sehen."
"Gerard! Die Freude ist ganz meinerseits. Komm rein, Papa ist im Arbeitszimmer."
Sie läuft mit federnden Schritten vor und ruft:
"Papa! Gerard ist da!"
"Moment, bin gleich da!", schallt es zurück.
Kurz darauf kommt Per Ole ins Zimmer und schüttelt mir die Hand, im Gesicht ein Grinsen, das dem seiner Tochter dermaßen ähnlich ist, dass die Verwandtschaft zwischen den beiden innerhalb von Sekundenbruchteilen auch Unwissenden klar würde.
"Komm setz dich, auspacken kannst Du später."
Per Ole dirigiert mich zur Sitzecke. "Kaffee?"
"Oh ja, das wär ..."
Weiter komm ich gar nicht, denn Svea stürmt schon los. "Mit Milch?", fragt sie über die Schulter, schon halb in der Küche verschwunden.
"Ja gern!"
Ich fühl mich regelrecht bemuttert, schon fast wie zuhause - und auf jeden Fall willkommen.
Tut wirklich gut, ich merke durch diesen herzlichen Empfang sehr deutlich, wie sehr mir die letzten Wochen an die Nieren gegangen sind.

Und selbstverständlich sind diese letzten Wochen  das Thema unseres Gesprächs, als Svea mit drei Tassen Kaffee und einer Schale mit Butterkeksen zurückgekommen ist und sich zu uns gesellt hat.
Ich bringe die beiden auf den aktuellen Stand - wobei der nicht der aktuellste ist, wie mir klar wird.
Denn während ich im Flieger saß, läuft eine Meldung über den Ticker bei sports-world.com:

FOLA soll in der nächsten Saison wegen unsportlichen Verhaltens eine Strafe von 10 Punkten aufgebrummt werden!

Ich schüttele nur fassungslos mit dem Kopf, es will mir einfach nicht in den Schädel, dass wir wirklich Gegner bestochen und dadurch Ergebnisse erzielt haben sollen, die nicht unserer eigenen sportlichen Leistung zu verdanken waren.
Wir sitzen im Endeffekt mehrere Stunden im Wohnzimmer und diskutieren über diesen ganzen Schlamassel.
Begierig, ihnen zu beweisen, dass ich wirklich kein Betrüger bin, breite die letzten beiden Jahre der FOLA (also die "Varga-Jahre") so detailliert wie möglich vor ihnen aus.
Klar, das dürfte ich eigentlich nicht, aber ich brauche dringend jemanden, um mir den ganzen Mist von der Seele zu reden.
Beim Reden fällt mir erst so richtig auf, wie sehr mich dieses abrupte Ende in Esch samt der Vorwürfe, die gegen mich im Raum stehen, getroffen hat.
Dass ich weder von Svea noch von ihrem Vater irgendwelche Vorwürfe oder Verdächtigungen zu hören bekomme, sondern dass sie ganz im Gegenteil unvoreingenommen mit mir sprechen, mich aufbauen, mir zu verstehen geben, dass ich in ihren Augen kein Betrüger bin - das tut einfach wohl.
Auch wenn wir eher lose Bekannte als wirklich Freunde sind (wir kennen uns ja kaum) - ihr Vertrauen in mich hat fast schon etwas rührendes.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

In den kommenden Wochen ist die FOLA und all der damit zusammenhängende unschöne Rest zum Glück immer weniger Thema.
Das ermöglicht mir, ein bißchen Abstand zu gewinnen, auch wenn ich natürlich weiterhin verfolge, wie sich die ganze Story entwickelt.
Und da gibt es durchaus überraschende Wendungen.
Zum einen erreicht mein Anwalt etwa zwei Wochen nach meiner Abreise, dass die Vorwürfe gegen mich "aus Mangel an Beweisen" endgültig fallengelassen werden bzw dass das Gericht die Anklage der Staatsanwaltschaft mit dieser Begründung abweist.
Klar, das ist ein Freispruch zweiter Klasse - und die Zeitungen schreiben das auch mehrheitlich genau so - aber es ist ein Schlußstrich für mich.
Immerhin.
(Er ist übrigens auch Caillets Anwalt und erreicht für ihn das gleiche. Kein Wunder, denn Caillet hat sich, soweit ich weiß, ja genausowenig zuschulden kommen lassen wie ich!)
Zweitens: die Strafe für FOLA wird zurückgenommen, nachdem der Verein dagegen geklagt hat. Der Verband begründet das interessanterweise ebenfalls mit fehlenden Beweisen.

Drittens: Von den groß angekündigten Anklageschriften gegen Varga, Radosljewski und Al-Alaham bleibt auch relativ wenig übrig.
Es reicht zwar, um Varga wegen Steuerhinterziehung und Erschleichung öffentlicher Aufträge vor Gericht zu stellen, aber Al-Alaham kommt wegen unerklärlicher Ermittlungspannen (wie zum Beispiel abhandengekommene Akten, fehlerhaft kopierte Verhörprotokolle oder nicht eingehaltene Datenschutzvorschriften) ebenso straffrei davon wie Radosljewski.
Al-Alaham begnügt sich damit, seine Gelder aus den Förderprojekten abzuziehen, die er in den letzten Jahren in Luxemburg unterstützt hat und dann das Land zu verlassen - natürlich nicht ohne sich vorher in einem großen Interview über die "ungeheuerliche Behandlung" auszulassen, die er über sich ergehen lassen mußte.

Radosljewski geht noch ein paar Eskalationsschritte weiter und verklagt am Tag nach seinem Freispruch seinerseits den Staat Luxemburg im allgemeinen und die Polizeidirektion Luxemburg Süd im speziellen wegen Beamtenwillkür und Wettbewerbsverzerrung (!).
Oh und natürlich will er auch Schadenersatz für das auf Behördenbetreiben eingestampfte "ALRAVA"-Projekt.
Der Prozess erregt eine Menge Aufmerksamkeit im In- und Ausland, zieht sich über ein halbes Jahr hin - und am Ende ist Radosljewski um mehr als eine Million Euro reicher!

Das alles beobachten wir in Dänemark mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Erleichterung.
Mein Standpunkt ist schlußendlich: "Hauptsache, ich bin offiziell von den Vorwürfen freigesprochen. Der Rest muß mir egal sein. Ich hoffe, dass irgendwann genug Gras über die Affäre gewachsen ist, dass ich nicht mehr jedem Journalisten die gleichen Fragen beantworten muß."

Immerhin bedeutet der Freispruch auch, dass ich ohne Einschränkungen wieder als Trainer arbeiten kann. (Bei einer Verurteilung hätte im schlimmsten Fall vielleicht auch meine Trainerlizenz ... ach ich will gar nicht dran denken.)
Als ich das abends gegenüber Svea und Per Ole anspreche, beginnen beide zu grinsen.
Und zwar dieses ganz bestimmte, verschmitzte Grinsen, das ich von ihnen inzwischen zur Genüge kenne.
"Was?", frage ich verwundert.
"Naja", meint Svea, "ich wollte Dich sowieso fragen ob Du uns als Gegenleistung für das Asyl, das wir Dir hier gewährt haben, vielleicht einen kleinen Gefallen tun könntest."
"Sicher, woran habt ihr denn gedacht?"
"Es geht um unseren Verein."
"Ah, Frem Kopenhagen", ich nicke wissend. "Ihr spielt vierte Liga, richtig?"
*hust* "Fünfte", murmelt Svea. "Abgestiegen.", setzt sie leise hinzu. "Deswegen haben wir ja auch den Trainer entlassen."
"Und jetzt soll ich den Trainer geben?", frage ich.
'Fünfte dänische Liga', denke ich mir so. 'Naja, könnte schlimmer sein. Immerhin ist Frem ein absoluter Traditionsverein und...'
Ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen.

"Oh Gott, nein", prustet Svea. "Äh ... ich meine ... also ... Du wärst bestimmt ein fantastischer Trainer, aber wir müssen sparen, wo wir nur können. Das Stadion frißt uns buchstäblich die Haare vom Kopf. Nein, ich werde zur neuen Saison Trainerin und Sportdirektorin in Personalunion sein, der Verband würde das auch absegnen, vorausgesetzt, ich mach meinen Trainerschein bis dahin. Und das heißt: Crashkurs und büffeln, bis der Arzt kommt. Hilfst Du mir für die Prüfung zu lernen und kannst Du mich vielleicht die ersten Wochen beim Training ehrenamtlich ein bißchen unterstützen? Büüüddeeeeee??"

Bei jedem anderen hätte ich ein solch entwürdigendes "Angebot" abgelehnt - aber Svea schaut so herzzerreißend bittend, dass ich mich spontan "Aber klar, gerne doch!" sagen höre.
"Super", freut sich die hübsche Blondine und klatscht in die Hände.
Und so wird der luxemburgische Meistercoach Gerard Lavayeux im Sommer 2034 zum ehrenamtlichen Co-Trainer und Mentor einer jungen Dänin namens Svea Jensen und beschäftigt sich zum ersten Mal in seinem Leben mit dem skandinavischen Amateurfußball...

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #285 am: 11.September 2023, 19:32:07 »

Interludium V

Sommer 2035, Kopenhagen, Dänemark


Meine "Sabbatical"-Saison (die ja dank Svea und Frem Kopenhagen gar keine richtige ist) verläuft in verschiedener Hinsicht eher enttäuschend.

Zuallererst natürlich sportlich, trotz der Tatsache, dass Svea ihren Trainerschein mit Bravour besteht und dass sie in ihrer neuen Doppelfunktion den Großteil des Kaders von einem Verbleib eine Liga tiefer (und zu deutlich verringerten Bezügen) überzeugen kann.
Und auch trotz der Tatsache, dass sie sich binnen kurzer Zeit als gute Trainerin mit einem erstaunlichen taktischen Geschick herausstellt.
Frem spielt eine herausragende Saison - steigt aber dennoch nicht auf, da ein Verein namens "Gladsaxe" noch zwei Punkte mehr holt.
(Dass ich von denen vorher noch nie gehört hatte, veranlasst Svea zu einem Lachanfall und einer Frage, die mir in den nächsten Monaten zum vertrauten - und nicht gerade geliebten! - Begleiter wird: "WAS weißt Du eigentlich, Gerard?!")

Der verpaßte Aufstieg hat jedenfalls zur Folge, dass es am Ende dieser Saison dann doch den heftigen Aderlaß im Kader gibt, den Svea ein Jahr zuvor noch verhindern konnte.
Es hat auch zur Folge, dass der finanzielle Gürtel nochmals enger geschnall werden muß.
Wenn der Aufstieg nicht bald gelingt, muß vielleicht gar das Stadion verkauft werden ...

Die Saison ist aber auch für mich ganz persönlich enttäuschend, denn Svea ist sehr offensichtlich tatsächlich nur daran gelegen, meine fachliche Expertise im Boot zu haben.
Meine leise Hoffnung, sie habe sich vielleicht auch in die verwegene Wuschelfrisur eines gewissen Luxemburgers verguckt, stellt sich als Wunschdenken par excellence heraus.
Was allerdings nicht heißt, dass wir uns nicht gut verstehen würden - ganz im Gegenteil! (Und das macht es nicht leichter, ganz und gar nicht.)
Svea gibt sich alle Mühe, mir den skandinavischen Fussball mit seinen Eigen- und Besonderheiten nahezubringen. Und da gibt es so einige.
Und wann immer ich dann wieder mal unwillkürlich ein großes "O" mit dem Mund forme, weil mir diese Eigenart oder jenes Detail unbekannt sind, klatscht mir erst Sveas glockenhelles Lachen und dann die bereits erwähnte Frage um die Ohren:

"WAS weißt Du eigentlich, Gerard?!"

Nun, vom skandinavischen Fussball immer noch herzlich wenig.
Was ich dagegen weiß: mir juckt es bereits nach wenigen Monaten arg in den Fingern, wieder selbst eine Mannschaft zu übernehmen. Svea beim Training zuzuschauen und es danach mit ihr aufzubereiten ist ja gut und schön, aber ich fühl mich hier ehrlich gesagt von Woche zu Woche mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Svea braucht meine Ratschläge selten. Sehr selten. Und mit fortschreitender Saison immer noch ein bißchen seltener.
In meinem Bestreben, endlich wieder etwas sinnvolles zu tun, lasse ich mich sogar dazu breitschlagen, als ehrenamtlicher Scout durch Dänemark und Schweden zu reisen.
Spieler, die sowohl die Klasse haben, Frem beim großen Ziel "Aufstieg" zu helfen als auch genügsam genus sind, quasi für Kost und (sehr spartansiches) Logis zu spielen, sind ungefähr so häufig zu finden wie ... nein, eigentlich sind sie sogar noch seltener als Nadeln im Heuhaufen.
Auch wenn ich also bei der Spielersuche nicht allzu erfolgreich bin, hat meine Reisetätigkeit doch immerhin den Vorteil, dass ich in der Umgebung Kopenhagens bald eine Menge Stadien - oder besser "Fussballplätze" - genauer kenne.
Samt der dort spielenden Vereine.
Das allein erweitert meinen Horizont deutlich.
Ich wußte vorher zum Beispiel nicht, dass es allein in Kopenhagen im Laufe der dänischen Fussballgeschichte sage und schreibe 16 Erstligisten gegeben hat.
SECHZEHN!
Das Spektrum reicht dabei von so klangvollen Namen wie FC Kopenhagen oder Lyngby BK bis zu Hvidovre IF oder eben Frem Kopenhagen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Öresunds, in Malmo, keine 20 Kilometer entfernt, sieht es ähnlich aus.
Malmö FF natürlich, die kenn sogar ich. Aber auch Malmö City FC, Ariana FC, FC Sandzak, FC Rosengard oder FC Rosengard 1917 sind hier beheimatet.
Und dann stolpere ich in Schweden eines Tages über einen Club, auf dessen Namen ich mir so gar keinen Reim machen kann.
Und drei Tage später auf den nächsten, der genauso kryptisch benamst ist.
Und auf einmal - als hätte ich versehentlich ein Füllhorn geöffnet - regnet es Tag für Tag Vereinsnamen auf mich herab, die alle das gleiche Namenskürzel tragen.
Egal, wo ich mich in Schweden hinwende - und ich komme sogar bis nach Stockholm auf meinen Touren - überall gibt es scheinbar mindestens einen Club, der dieses Kürzel im Namen trägt.
Mysteriös, meine Neugier ist geweckt!

Als wir eines Abends wieder mal zu dritt beim Abendessen sitzen - wir kochen immer abwechselnd, der Koch ist auch fürs Einkaufen zuständig, was meinem Dänishc durchaus zuträglich war im letzten Jahr -, kann ich meine Neugier nicht im Zaum halten.
Ich hätte auch Google fragen können, klar - aber ich höre sowohl Svea als auch ihrem Vater sehr gern zu, wenn sie mit Begeisterung Dinge erklären. Also frage ich sie fast beiläufig:

"Sagt mal, was bedeutet eigentlich 'IFK'?"

Die beiden schauen erst sich und dann mich an.
"Das weißt Du nicht?", fragt Per Ole reichlich entgeistert.
"WAS weißt Du eigentlich?", prustet Svea im gleichen Moment.
Sie werden aber beide schnell wieder ernst und verständigen sich mit einem kurzen Blick, wer die mühevolle Aufgabe auf sich nimmt, dem luxemburgischen Ignoranten ein weiteres Detail skandinavischer Sportgeschichte nahezubringen.

Svea scheint das Duell gewonnen (oder verloren?) zu haben, denn sie schluckt den letzten Bissen Salat hinunter, spült mit eiem großen Schluck Wasser nach und wendet sich mir zu.
Mit einem breiten, entschieden süffisanten Grinsen.

" 'IFK' ist schwedisch und bedeutet 'Idrottsföreningen Kamraterna' das heißt in etwas soviel wie  „Sportvereinigung Die Kameraden“. Der Idrottsföreningen Kamraterna ist ein Zusammenschluß von ungefähr einhunderttausend Sportlern - hauptsächlich Fussballvereine, aber auch Eishockey oder Bowling.
Von IFK Göteborg oder IFK Norrköping hast Du ja hoffentlich schon mal gehört, oder?
Die meisten der Vereine unter dem IFK-Banner sind in Schweden beheimatet, aber es gab und gibt auch ein Dutzend finnische Clubs unter diesem Banner sowie mindestens jeweils einen dänischen und norwegischen."

"Und wieso gibt es dieses IFK? Warum wurde es gegründet und warum heißen die Clubs alle gleich?", will ich wissen.

Per Ole schaltet sich ein. "Gegründet wurde der IFK schon 1895 eigentlich als Einzelverein in Stockholm - den IFK Stockholm gibt es heute noch. Die Gründer waren zwei Gymnasiasten, die gleichzeitig mit dieser Vereinsgründung einen Aufruf in der damals populären 'Jugend'-Zeitschrift "Der Kamerad" schalteten und Jungs und Mädchen in ganz Schweden zu "Filial"-Gründungen aufriefen.
Der Erfolg war überwältigend. Nach zwei Monaten gabe es bereits rund ein Dutzend solcher "Dependancen", zum beispiel in Lulea, Härnösand, Uppsala, Jönköping, Göteborg and Västeras.
Innerhalb weniger Jahre waren es Dutzende IFK-Vereine - viel zuviele, als dass sie alle unter dem Banner des Stockholmer Vereins hätten verwaltet werden können.
Es wurde daher 1901 beschlossen, eine Dachorganisation zu gründen, die sich beispielsweise um die Organisation und Ausrichtung landesweiter Meisterschaften vornehmlich, aber nicht nur, im Fussball kümmern sollte.
Als Name wurde einfach der Name der Zeitschrift verwendet, in der der ursprüngliche Aufruf veröffentlicht worden war.

Heute gibt es weit über 180 IFK-Vereine. Und auch wenn mit der Gründung des schwedischen Fussballverbands und der schwedischen Allsvenskan - der ersten schwedischen Liga - die Ausrichtung nationaler Meisterschaften inzwischen längst nicht mehr in den Händen des IFk liegt, ist und bleibt er doch einer der bedeutendsten skandinavischen Sportverbände.

Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage."
Sprichts und wendet sich mit einem ganz ganz leichten Lächeln seinem Bier zu.

Ich dagegen sitze nach diesem Parforceritt durch die Fussballgeschichte reichlich geplättet da.
Eine Information hat sich mir ins Gedächtnis gegraben.
"1895? Dann ist der schwedische Fussball ja richtig alt!"

Svea prustet schon wieder. "Und der dänische ist noch älter! Stell Dir mal vor, Gerard - wir Skandinavier haben lange lange laaaange vor euch Luxemburgern organisiert gegen den Ball getreten.
Die Fussballabteilung des Kjøbenhavns Boldklub ist nachweislich bereits um 1879 gegründet worden und damit der älteste Fussballverein außerhalb der Britischen Inseln!"

"Interessant", murmle ich, ihren Sarkasmus ob meiner Ignoranz wohl hörend, "danke für die Informationen, ihr beiden."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Den späten Abend verbringe ich dann doch noch im Internet und suche mir noch ein paar ergänzende Informationen zu den IFK-Vereinen raus, unter anderem eine Liste der noch existierenden Clubs unter diesem Banner.
Ich suche mir ein paar dieser Vereine auf einer Route nach Stockholm raus - mich hat die Neugier gepackt und da ich ja eh gerade in Schweden scoute, kann ich das doch verbinden!

Am nächsten Tag gehts los, bewaffnet mit Lunchbox, Photoapparat, Notizblock und Thermoskanne zwänge ich mich in den alten Fiat Punto, den ich mir zugelegt habe.
Klapprig von außen, aber durchaus zuverlässig. Langsam, aber nicht so durstig. Unbequem zum Drinsitzen, aber schön trocken (innen).

Es wird eine gemütliche Reise. Ich halte immer wieder an, photographiere Stadien, spiele Kiebitz bei Amateurtrainings und genieße nicht nur die frische Luft und die phänomenal idyllische Gegend, sondern auch die Zeitreise in die Vergangenheit.
Viele der Clubs sind inzwischen tief in den Niederungen von Schwedens Amateurfussball angekommen - laut Google spielt selbst der Gründerverein IFK Stockholm inzwischen in der 4. Liga. genauso wie beispielsweise der IFK Trelleborg südöstlich von Malmö.

Am Mittag des dritten Reisetages, ich befinde mich inzwischen etwa mittig zwischen Örebro und Stockholm, erreiche ich wieder eine IFK-Spielstätte.
Ich fahre auf den kleinen Parkplatz, steige aus und schlendere zum Spielfeld hinüber, auf dem gerade ein Training stattfindet, wie es scheint.
Das Stadion ("Tunavallen", wie es ausweislich einer großen Tafel scheinbar heißt) weist eine außergewöhnliche Architektur auf: beide Längsseiten des Spielfeldes werden von je einer großen, überdachten Sitzplatztribüne flankiert, die ihrerseits von vielgeschossigen Wohnhäusern begrenzt werden.
Hinter den beiden Toren hat man dagegen deutlich kleinere Stehplatztribünen errichtet.




Ich komme allerdings gar nicht dazu, das alles so richtig auf mich wirken zu lassen, denn urplötzlich steht ein Musterwikinger vor mir: groß (eigentlich riesig), breitschultrig, lange blonde Haare, blonder Vollbart.
Der Fremde blickt gar nicht mal unfreundlich auf mich herab und sagt etwas, das ich nicht verstehe.
Ich zucke entschuldigend die Schultern.
"English?", fragt der Mann.
"Yes, I speak english."
"Are you here for the job?"
"Err ... job?" Ich gucke ein bißchen verwirrt, das kann ich ja ziemlich gut.
"Yes, the manager job."
"Oh. Oooooh! You're looking for a manager for the team?"
"Yes, yes, we do. Are you a manager?" Er klingt irgendwie plötzlich sehr aufgeregt, als er mein Interesse bemerkt.
"Err . . . yes, I am."
"Splendid!"
Eine riesige Pranke krallt sich in meine Schulter und der Mann schleift mich unter allerlei  Gebrabbel zum Clubhaus - oder halt sowas ähnlichem. Ist das größte Gebäude hier - von den Vielgeschossern abgesehen, die das Stadion umrahmen - wird also wohl eine Art Verwaltungsgebäude sein.

Wenige Augenblicke später stehen wir in einem kleinen Büro und einer etwas kleineren und irgendwie gemütlicheren Variante meines "Empfangskomitees" gegenüber.
"Martin, who's that?", fragt der Mann hinter dem Schreibtisch.
"A manager who wants the job!", sagt der Große enthusiastisch.
"I'll leave the job interview to you!"

Rumms, knallt die Tür hinter mir zu.
"Have a seat!", meint mein neuer Gesprächspartner freundlich.
"I'm Ludvig Sandberg, the new chairman here. And you are...?"
Die Frage hängt einen Augenblick in der Luft, dann erhebe ich mich schnell wieder und reiche Sandberg über den Schreibtisch hinweg die Hand.
"Lavayeux, Gerard Lavayeux. Pleasure to meet you, Mister Sandberg."
"Pleasures' all mine, Mister Lavayeux. You're not from Sweden, right?"
"Absolutely correct", grinse ich. "I'm from Luxembourg."
"Luxembourg!". Meinem Gegenüber entgleisen kurz die Gesichtszüge. "Why in all hell are you looking for a job in Sweden then?"
"Oh I wasn't, actually - but your friend was very convincing so I thought I could at least come and listen to
what your club has to offer..."
Sandberg lacht, wird aber schnell wieder ernst.
"To be honest, we are looking for the impossible and have next to nothing to offer in return."

In der nächsten halben Stunde bekomme ich einen Rundumblick auf den Club - von der Gründung 1897 über den einzigen Meistertitel 1921 bis zur Gegenwart, die nach dem feststehenden Abstieg in dieser Saison zukünftig "Division 2 Norra Svealand" heißt.
Vierte schwedische Liga also.

Der Verein ist semiprofessionell aufgestellt, verfügt über ein absolutes Schmuckstück von Stadion und tatsächlich auch noch ein paar Fans - trotz anhaltender Erfolglosigkeit in den letzten Jahrzehnten.
Und das Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg.
Finanzielle Mittel, so läßt Sandberg durchblicken, gibt es jedoch kaum - mein Gehalt sei ein besseres Taschengeld, das Gehaltsbudget liege bei unter 200.000€ pro Jahr und das Transferbudget sei nicht vorhanden.

Mit jedem seiner Sätze spüre ich ein vertrautes Prickeln auf der Kopfhaut - das ist eine Herausforderung wie gemalt für mich.
Irgendwo im Nirgendwo, wo keiner blöde Fragen zu FOLA stellen wird, eine wunderbare Gegend - und sportlich wie finanziell, bei aller präsidialer Schwarzmalerei, ziemlich gute Voraussetzungen.

Als der Vereinspräsident eine kurze Sprechpause einlegt, hebe ich die Hand.
"May I ask for a short break to do a quick phone call?"
"Sure."

Ich rufe Per Ole und Svea an und hole mir das Okay, meine Scouttätigkeit zu sofort zu beenden.
Da ich keinen Vertrag habe, ist das reine Höflichkeit und wird von den beiden auch so verstanden.

Svea fragt denn auch nur: "Bist Du sicher, dass Du das ohne Schwedischkenntnisse packst?"
"Na aber sicher!", entgegne ich im Brustton der Überzeugung.
"Wir reden heut abend ausführlich drüber, jetzt muß ich erstmal Nägel mit Köpfen machen."

Kuz darauf unterzeichne ich meinen neuen Arbeitsvertrag - beobachtet von einem sichtlich überraschten Vereinspräsidenten, der offenbar immer noch nicht glauben kann, dass ein Trainer mit einem internationalen Trainerschein "seinen" Verein trainieren möchte..
(In den nächsten Wochen werde ich erfahren, dass vor mir ganze drei Bewerber in einem Monat da waren, die alle noch während der ersten Sätze lachend das Weite gesucht haben.)

Ich bin wieder im Geschäft!


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« Letzte Änderung: 19.September 2023, 17:39:22 von Achtelprofi »
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Sonzee87

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #286 am: 11.September 2023, 23:49:56 »

Nun das ist tiefer als ich erwartet habe, aber es ist eine sehr interessante Station und ich bin gespannt wie schnell der gute Gerard in Schweden Fuß fassen wird. Ich kann mir denken das ein paar überraschende Erfolge drin sind. Ich bin sehr gespannt. :)
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Muffi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #287 am: 12.September 2023, 08:22:39 »

Ah, Mist, am Ende dann doch daneben gelegen, ich hätte schwören können, dass es Norwegen wird.  :D
Na aber umso besser, nun ist der gute Gerard im Land meines Lieblingsspielers.
Folgendes würde mich interessieren - wie schauen deine Konkurrenten aus und wie ist der Ligamodus? Kalenderjahr ist mir klar, aber wie sind die Aufstiegsmodi?
Und zu guter Letzt, wie schaut der Kader aus und ist der große Blonde womöglich einer deiner Spieler?  ;D

Auf jeden Fall viel Erfolg im schönen Schweden!  :)


PS: Danke für die Erklärung zu dem Kürzel "IFK". Wieder was dazu gelernt.  :)
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Karagounis

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #288 am: 12.September 2023, 16:45:08 »

Sehr spannend zu lesen und eine interessante Station, da bin ich gerne dabei! Fand den Text so gut, habe jedoch die vorherigen nicht alle gelesen, deswegen kann ich zu den Farben wenig sagen.

Bayernfahne

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #289 am: 13.September 2023, 03:31:13 »

Ja Mensch, da kommt wieder so einiges zusammen! Erstmal recht herzlichen Dank für die Ausführungen zum Kürzel IFK, ich hätte sogar gewusst was IF wörtlich bedeutet, dass aber sämtliche IFK-Vereine durch diese Geschichte miteinander verbunden sind, wusste ich nicht. Bislang hielt ich das einfach für ein Kürzel wie eben IF oder, um ein Beispiel aus Deutschland zu nennen, der klassische SV. Sehr coole Hintergrundinfo!

Irgendwie wusste ich, dass es nicht zu Frem geht. Wie es dann am Ende kam, hatte ich natürlich überhaupt nicht auf dem Schirm, auch war ich mir sehr sicher, dass es Dänemark werden würde, aber IFK Eskilstuna finde ich ausgezeichnet! Allein der Name der Stadt ist ein Traum! Ich bin schon sehr gespannt auf deine Mannschaft und wie unmöglich das Unmögliche am Ende wirklich wird. Ein Gerard Lavayeux sollte doch die vierte Schwedische Liga im Sturm erobern! Viel Erfolg!

Eine abschließende Frage: für wie lange hast du unterschrieben?
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knufschu

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #290 am: 13.September 2023, 08:08:06 »

Projekt Wiederaufstieg kann beginnen! Nettes Stadion, netter Staff. "Lava" wird sicher auch nette Bekanntschaften in Schweden machen :-)
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #291 am: 19.September 2023, 18:28:31 »

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IFK Eskilstuna




Gimme, gimme, gimme...



Spätherbst 2035, Eskilstuna, Schweden


Eskilstuna.
Eskils Tuna.
Das Tuna des Eskil.
Wenn man sich den Namen meines neuen Arbeitsortes mal mit Bedacht über die Zunge rollen läßt, kommt man eigentlich fast schon zwangsläufig darauf, was er bedeutet, selbst wenn Schwedisch, Letzeburgisch und Deutsch nun wirklich nicht die gleiche Sprache sind.

Ich brauche allerdings dennoch die freundliche Hilfe eines Objektes und eines Menschen, um den Zusammenhang zu erkennen.
Das Objekt ist eine Plakette AN einer städtischen Kirche, der Mensch der Priester IN dieser Kirche.
Beide weisen den interessierten Touristen in unterschiedlichen Detailgraden darauf hin, dass der Heilige Eskil, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in diese Region entsandt, um den Heiden die Segnungen der Heiligen Mutter Kirche näherzubringen, hier in Tuna seinen Bistumssitz errichtete und dass er ganz in der Nähe - genauer gesagt etwa eine Tagesreise östlich, in Strängnäs - von entschieden heidnischen Einwohnern gesteinigt wurde, als er ihnen erklären wollte, dass heidnische Kulthandlungen ein gotteslästerliches Frevlertum, ja geradezu Teufelszeug, seien.
Ungeschickterweise unterbrach Eskil eine ebensolche Kulthandlung, um diese Botschaft zu Gehör zu bringen, was sein steinernes Grab eventuell ein wenig besser erklärt.

Wie lange die Ortschaft Tuna schon vor Eskils schicksalhaftem Entschluß, sich gerade hier niederzulassen, bestanden hatte, vermag dabei niemand mehr genau zu sagen.
Sicher scheint nur, dass die gesamte Region bereits in der Jungsteinzeit zumindest lose und temporär besiedelt war.
Und dass ihre Bedeutung nach Eskils religiös motiviertem Ableben stark anwuchs.

Ich unterbreche den Priester, als er sich nach einer halben Stunde anschickt, mir nach der äußerst plastischen (und eine Winzigkeit zu begeisterten) Schilderung der Märtyrer- und Heiligwerdung des Angelsachsen Eskil nun auch noch die restliche Jahrhunderte der Stadtgeschichte nahezubringen.

Mit bedauern den Worten schütze ich dringende Termine vor, schwinge mich rasch wieder auf mein Rad und presche davon.
Dass ich während der Fahrt ausgerechnet zwei entschieden unchristliche Songs im Kopf habe - nämlich Bathorys "One rode to Asa bay" im Wechsel mit "enter the eternal fire" - erscheint mir irgendwie logisch nach all dem frühchristlichen Input...

Das heutige Eskilstuna ist glücklicherweise deutlich säkularer.
Beiderseits eines malerischen Flusses gelegen, versprüht die Stadt sogar ein wenig Venedig-Flair (sofern man Venedig nur als Idee im Kopf hat und noch nie dort war).
Die Einwohnerzahl von knapp 60.000 Einwohner macht den Ort zur siebzehntgrößten Stadt Schwedens - und es ist nur logisch, dass sich im Laufe der Zeit auch der eine oder andere (Halb-)Prominente hier herumtrieb.

Daniel und Kristoffer Gildenlöw zum Beispiel, die die Rockinteressierten natürlich sofort mit Pain of Salvation in Verbindung bringen werden, sind hier geboren, ebenso wie ein gewisser Gas Lipstick von einer vor einigen Jahrzehnten mäßig gehypten Band namens (angeblich) "His Infernal Majesty", kurz HIM.
Eine dem breiteren Publikum wahrscheinlich deutlich bekanntere Sängerin namens Anni-Frid Lyngstad wurde zwar nicht hier geboren, verbrachte aber ab ihrem vierten Lebensjahr einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend hier, bevor sie zusammen mit drei anderen Virtuosen die Welt im Sturm eroberte und sich zu den Spitzen des Pop-Olymp aufschwang.

Es gibt sogar einige bekannte Fussballer, die aus Eskilstuna stammen - am bekanntesten sind dabei wohl der 83-fache schwedische Nationalspieler Kennet Andersson, den manch einer vielleicht noch aus seiner Zeit bei Lazio oder Bologna kennt ... und natürlich Sebastian Larsson, der mit 16 vom IFK Eskilstuna zu Arsenal wechselte, nahezu seine gesamte Profikarriere in der Premier League verbrachte und dort 403 Partien spielte, bevor er im Alter von 33 zum ersten Mal in seiner Heimat Schweden als Profi auflief (für AIK).

Womit sich - während ich dem Verwaltungsgebäude des IFK Eskilstuna entgegenradele - meine Gedanken meinem neuen Arbeitgeber nähern.
Der Verein wird übernächstes Jahr (also 2037) unglaubliche 140 Jahre alt werden.
Eskilstuna gehörte salopp gesagt zur zweiten Welle der "IFK"-Gründungen und existiert nunmehr unununterbrochen seit 1897, ist damit älter als so manches "Club of Pioneers"-Mitglied (insbesondere natürlich älter als FOLA Esch).

Als 1910 die erste Svenska Serien (der Vorläufer der heutigen Allsvenskan) gespielt wurde, war der IFK Eskilstuna zusammen mit Schwergewichten wie IFK Göteborg, IFK Norrköping, Örgryte IS oder AIK Stockholm (heute: AIK Solna) Gründungsmitglied und gehörte in dieser grauen Fussballvorzeit quasi zum schwedischen "Establishment".
1921 gelang durch einen 2:1-Finalsieg gegen IK Sleipner (einen weiteren tief gefallenen Frühzeitgiganten des schwedischen Fussballs) sogar der Gewinn der schwedischen Meisterschaft und damit der größte Erfolg der langen Vereinsgeschichte.
Zwei Jahre später erreichte der Club noch ein weiteres Mal das Meisterschaftsfinale, wurde dort jedoch von AIK Stockholm (die genau in jenem Jahr nach Solna umzogen) vernichtend geschlagen: 1:5 hieß es am Ende.

Insgesamt verbrachte der Verein aber lediglich 14 Spielzeiten in der ersten schwedischen Liga, viel häufiger war der Club in der zweiten Liga zu finden - zumindest bis 1992.
In jenem Jahr erfolgte ein schicksalhafter Abstieg, von dem sich der Verein nie wieder wirklich erholt hat. Seit 1993 hat Eskilstuna nie wieder höherklassig als dritte Liga gespielt, mit dem unrühmlichen Tiefpunkt zweier Spielzeiten in der sechsten Liga (2015 und 2016).

Als ich das erfuhr, wollte ich von Präsident Sandberg (der mir diesen Vereinsgeschichte-Crashkurs mit wahlweise leuchtenden und waidwunden Bambi-Augen vortrug) natürlich sofort wissen, wie sich der Verein dann eigentlich dieses vergleichsweise riesige und teure Stadion leisten kann.
Die Lösung ist ebenso simpel wie naheliegend:
Erstligist Eskilstuna City FK, Zweitligist AFC Eskilstuna und die Erstligadamen von Eskilstuna United DFF spielen ebenfalls im "Tunavallen", so dass die Kosten durch vier geteilt werden können.

Das "Tunavallen" hat nebenbei bemerkt bei der Weltmeisterschaft 1958 sogar als Vorrundenspielstätte gedient, genauer gesagt für das Vorrundenspiel Paraguay gegen Jugoslawien, das vor 13.100 Zuschauern 3:3 endete - auch das eine Information meines neuen Chefs Ludvig Sandberg.
Sandberg ist genauso wie ich neu in einer Vereinsfunktion, aber dank jahrzehntelangen Fandaseins deutlich besser über den Club informiert. Der Neu-Präsident wurde nach dem Abstieg ins Amt gewählt, weil er - so steckt es mir Physiotherapeut Martin - als einziger Kandidat "nicht diplomatisch rumschwafelte, sondern Tacheles redete und auch keine Versprechen macht, die er nicht halten kann. Sie werden bestimmt gut mit ihm auskommen. Wir sind alle froh, dass er es geworden ist."

Martin - der nebenbei bemerkt der Riese ist, den ich am Trainingsgelände traf und der mich überhaupt erst auf die Idee brachte, mich zu bewerben - ist tatsächlich genau die Sorte grundoptimistisches und generalfreundliches Riesenbaby, als das ich ihn eingeschätzt hatte.
(Nur deutlich kompetenter in seinem Job, als ich es für möglich gehalten hätte.)
Aktuell hat er vergleichsweise wenig zu tun, denn mit dem Abstieg hat auch nahezu der gesamte Kader der Senioren das Weite gesucht.
"Semi-Professionell" bedeutet hier in Eskilstuna nämlich, dass grundsätzlich entweder reine Prämien- oder aber Einjahresverträge abgeschlossen werden, Jugend ausgenommen. Und damit konnten nach dem Vorjahresdesaster nahezu alle Spieler problemlos das Weite suchen.

Im Jugendkader haben wir dagegen gezwungenermaßen tabula rasa gemacht, denn dort tummelten sich mehr als ein Dutzend Spieler, die zwar gerne das Taschengeld nahmen, das Eskilstuna ihnen zahlt, aber offensichtlich nicht gewillt waren, im Gegenzug hart an sich zu arbeiten, um sich zu verbessern und vielleicht irgendwann mal eine Alternative für die Erste Mannschaft zu werden. Jetzt sind noch fünf Spieler im Team, die dafür aber auch allesamt ihr bestes geben, jeden Tag, in jeder Trainingseinheit.

Disziplin ist nämlich auch hier wieder das oberste Gebot, soweit ich da Mitspracherecht habe. Wer nicht mitzieht, darf gehen, Punkt.

Der bisherige Herrenkader war - so berichtet es mir zumindest Srdan Vujovic, mein neuer Co-Trainer - mit "unausgewogen, zu teuer und unverschämt unprofessionell noch diplomatisch beschrieben", ab sofort weht hier ein anderer Wind, da sind wir uns alle einig.
Wer "wir" ist?
Nun, zunächst der gerade erwähnte Co-Trainer.
Vujovic ist ungeachtet seines Namens waschechter Schwede, sein Großvater war allerdings serbischer Abstammung.
Zusammen mit Sportdirektor Giorgios Tsakiris (einem weiteren Schweden) und Jugendkoordinator Christian Grindheim (der überraschenderweise ebenfalls aus Schweden stammt) bilden wir den "Mob der Neuen", wie Präsident Sandberg es schmunzelnd (und sich mitmeinend) auf den Punkt bringt.
Wir sind allesamt relativ jung für die jeweilige Position, unbelastet (da wir allesamt erst nach dem feststehenden Abstieg in den Verein gekommen sind) und gleichzeitig enthusiastisch genug, in der gegenwärtigen Vereinssituation vorrangig die Möglichkeiten statt der Gefahren zu sehen.
Obwohl, das vermittelt wahrscheinlich ein falsches Bild.
Selbstverständlich ist uns allen bewußt, wie gefährlich dieser Abstieg für den IFK Eskilstuna sein kann.
Aber wir sehen eben zuallererst die Möglichkeiten, die dieser erzwungene, komplette Neuanfang bietet.

Und genau mit diesem Gedanken im Kopf werfen wir uns in die Arbeit.
Da in den ersten Wochen nicht einmal ein Chefscout zur Verfügung steht, verlassen wir uns für die Spielersuche zunächst auf eine Kombination aus persönlichen Kontakten (die insbesondere Tsakiris reichlich vorzuweisen hat) und - in guter "Idrottsföreningen Kamraterna"-Tradition - Zeitungsanzeigen.

Und damit sind wir erstaunlich erfolgreich.
Die Saison ist ja im September zuende gegangen und bis zum April ist reichlich Zeit für Probetrainings - was wir wirklich weidlich ausnutzen. Es sind selten weniger als zehn Spieler zur Probe im Traning. Und oft genug stellt sich heraus, dass dieser oder jener Spieler genau das mitbringt, was wir für unseren taktischen Ansatz brauchen.
Leider können wir wie angedeutet ganz entgegen meiner Vorlieben keine Jugendjuwele aus der U19 hochziehen, ich bin da von FOLA natürlich auch verwöhnt, möchte aber eigentlich so schnell wie möglich bessere Trainingsbedingungen für die Jungspunde.
Das muss allerdings warten, bis wir - hoffentlich! - bald wieder wenigstens in der dritten Liga spielen.

Auch wenn die Finanzen des Clubs erstaunlich gut aussehen:
Fast 800.000 Euro liegen auf dem vereinseigenen Festgeldkonto! Eine grobe Gegenrechnung von erwarteten Ausgaben und Einnahmen bringt Tsakiris zu der beruhigenden Erkenntnis, dass wir, maßvolle Spielergehälter vorausgesetzt, keine Pleite zu befürchten haben, auch in der vierten Liga nicht. Allerdings sollten wir uns nicht allzulange in dieser Liga aufhalten, denn irgendwann werden die Sponsoren wegbrechen (die zur Zeit noch über 200.000€ pro Jahr zahlen!) und dann würde es doch wieder eng werden.

Nach dieser Saison werden die Karten aber sowieso neu gemischt. Die Spieler, die wir verpflichten, kommen wie bisher nur für ein Jahr, selbst mein eigenener Vertrag ist nicht übers Saisonende hinaus gültig. Darüber hatte ich mich im Voraus mit Sandberg verständigt. Wir sind uns da auch vollständig einig - wenn wir nicht aufsteigen, muss alles hinterfragt werden, jede Position, jede Ausgabe.
Und mit meinen 10.000€ (plus freie Untermiete in Sandbergs Zweifamilienhaus) gehöre ich zu den Topverdienern des Vereins.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

In den folgenden Wintermonaten und bis in den Frühling hinein testen wir ungezählte Spieler auf ihre Eignung für ein 442 Lavayeux'scher Prägung und als das erste Ligaspiel näherrückt, haben wir einen Kader zusammengestellt, der laut Journalistenmeinung einer der stärksten in der ganzen Liga ist und um den uns bis auf den Mitfavoriten Skiljebo SK wohl jeder Verein beneidet:.
Ziel ist ganz klar, die Meisterschaft muss her!
Denn nur der Meister steigt automatisch auf, das Vabanquespiel "Relegation", in das der Zweitplatzierte geschickt wird, möchten wir uns gern ersparen.







Projekt Wiederaufstieg kann also beginnen!

Sieht übrigens auch Svea so, die zur allgemeinen Freude ein paar mal beim Training vorbeischaut (und den meisten Jungs durch ihre pure Anwesenheit ordentlich den Kopf verdreht).
"Es scheint, als ob Du Dich hier erstaunlich schnell eingelebt hättest, freut mich! Und wenn ich mir die Spieler so anschaue, dann solltet ihr im Aufstiegsrennen eine gute Rolle spielen können."
Ich würde ihr das Kompliment gern zurückgeben, nur steckt sie mit Frem gerade auf Platz drei fest und der erhoffte Aufstieg wird wohl auch in dieser Saison (die sich in Dänemark ja schon in der Rückrunde befindet) ein Wunschtraum bleiben...
« Letzte Änderung: 20.September 2023, 10:14:36 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #292 am: 20.September 2023, 09:43:33 »

ich habe mir deine Story in den Letzen Monaten von Anfang an durchgelesen und freue mich immer wenn ein neuer Teil kommt. Diese Story ist mit der Kennedy Story meine Absolute Lieblings Story in diesem Forum.

Viel Erfolg bei deiner neuen Aufgabe in Schweden. Eine spannende Liga mit den selben Tücken was den Spielplan angeht wie bei mir auf den Färöern. Ich nehme mal an in der 4 und 3 Liga wirst du zwischen einzelnen Spielen auch ewig Pause haben?
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Karagounis

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #293 am: 20.September 2023, 14:20:17 »

Die Favoritenrolle ist klar, wie man an den Quoten erkennen kann. Da muss der Wiederaufstieg her!

Marados

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #294 am: 20.September 2023, 17:10:50 »

Ich wünsche eine reibungslose Aufstiegssaison und hoffe, dass neben St.Eskil kein weiteres lokales Martyrium dazukommt.
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Achtelprofi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #295 am: 20.September 2023, 21:54:51 »

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IFK Eskilstuna




Reine Ansichtssache



Sommer 2036, Eskilstuna, Schweden


Je näher der Ligaauftakt rückt, desto nervöser werde ich.
Kenne ich so überhaupt nicht mehr von mir.
Nach inzwischen fast 300 Pflichtspielen an der Seitenlinie hätte ich mich selbst als ruhigen, gelassenen Übungsleiter charakterisiert, den so schnell nichts (mehr) aus der Ruhe bringt.
Nunja, da hab ich mich wohl ein wenig getäuscht.

Und wenn man so nervös ist, dann nimmt man dankbar jede Ablenkung an, die das Leben so bietet ... beispielsweise eine Interviewanfrage eines lokalen Internetfanzines namens "Metalbladet Eskilstuna".
Die Jungs und Mädels dieser kleinen Webseite haben irgendwie Wind davon bekommen, dass ich neben meiner Fussballleidenschaft auch "richtige Musik" höre, wie sie in der Anfrage-E-Mail schreiben.
Sie schicken gleich einen kleinen Fragebogen mit und bitten mich, den in einer ruhigen Minute doch mal auszufüllen.
Warum nicht?
Ich öffne also den Anhang und gebe zu den Fragen meinen Senf.
Beim Ausfüllen fällt mir nach und nach auf, dass dieser "Interviewfragebogen" bestenfalls Schülerzeitungsniveau hat, aber jetzt hab ich einmal angefangen, also quäle ich mich auch durch. Soo lang ist er ja nun auch wieder nicht.

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Eine Viertelstunde später bin ich fertig und schicke die E-Mail mit dem ausgefüllten Fragebogen zurück.
Am nächsten Tag kommt eine kurze Dankeschön-Mail reingeflattert, kurz darauf steht der ausgefüllte Fragebogen auf der Webseite.
Mehr passiert nicht, nach drei Tagen hab ich die kurze Episode auch schon wieder vergessen.

Und dann haben wir endlich April und obwohl die Mannschaft noch nicht vollständig runderneuert ist (zum Beispiel fehlt immer noch eine qualitätiv gleichwertige Zweitbesetzung auf beiden Flügeln und für beide Sturmpositionen) gehen wir voller Optimismus in unser erstes Saisonspiel.

Wir haben in den vergangenen Monaten drei auf denersten Blick sehr ähnliche Taktiken einstudiert, die sich allerdings in wichtigen Nuancen unterscheiden.




Erstens - unsere Standard-Langholz-Taktik.
Unser Kader weist zwar einige durchaus brauchbare Kombinationsspieler und sogar den einen oder anderen Dribbler auf, ich möchte die Mannschaft mit einer auf technischen Fähigkeiten basierenden Taktik nicht überfordern.
Mit langen Pässen und dem Fokus auf Devin Sunesson, unseren zentralen Ballverteiler in der Offensive, fühlen wir uns alle (mich ausdrücklich eingeschlossen) deutlich wohler.
Die Taktik wird diejenige sein, mit der wir im Allgemeinen in die Spiele starten. Je nach Spielverlauf sind allerdings selbstverständlich Anpassungen unumgänglich.




Zweitens - unsere Flügelzangen-Flanken-Taktik.
Auch hier ist wieder unser Stürmer Sunesson (sowie sein Vertreter Hansson) mit seiner Kopfballstärke extrem wichtig.
Während die Standardtaktik jedoch eher auf lange Pässe und Kopfballablagen setzt und auch vergleichsweise horizontal kompakt daherkommt, ist unsere Flügeltaktik naturgemäß breiter angelegt.
Voraussichtlich werden wir sie lediglich in Ausnahmefällen wirklich auspacken (zum Beispiel gegen Mannschaften, die mit Dreierkette agieren).




Zu guter Letzt: eine Kontertaktik. Ohne Konter geh ich in keine Saison, da halte ich es ganz mit dem früheren Weltklassetrainer Jose Mourinho ("If you don't play counter it's because you're stupid.").
Voraussichtlich kommt diese Taktik höchstens im Pokal oder vielleicht noch im Auswärtsspiel bei Skiljebo zum Einsatz, aber bei diesen Gelegenheiten werden wir wahrscheinlich froh sein, dass wir sie haben.


Vorgeplänkel Ende - Ligastart!

1. Spieltag - FC Stockholm (A)

Unsere Saison beginnt mit einem Auswärtsspiel beim FC Stockholm.
Die Hauptstädter werden bei manchen Experten als Geheimfavorit um den Relegationsplatz gehandelt.
Davon sieht man beim Auftakt allerdings nicht viel.
Unser Sturmduo Sunesson/Norin harmoniert perfekt und sammelt sieben (!) Scorer, Stockholm geht zwar nach einer halben Stunde vorsichtigen Abtastens in Führung, aber das stachelt meine Jungs nur an. Innerhalb von nur fünf Minuten ziehen sie den Gastgebern komplett den Zahn. Am Ende fahren wir mit einem beeindruckend überlegen herausgespielten 4:1 nach Hause und setzen uns sofort an die Tabellenspitze.


2. Spieltag - FC Järfälla (A)

Die Gastgeber im zweiten Saisonspiel wollen, so ihr Trainer vor der Partie, "mutig nach vorn spielen und nicht in Ehrfurcht erstarren".
Kann man machen - dann sollte man allerdings einen Plan haben, wie man unseren langen Pässen und dem schnellen Norin begegnen will.
Järfälla hat keinen Plan.
Und daher dauert es nur eine reichliche Viertelstunde, bis wir durch 3 Tore in 4 Minuten mit 3:0 in Front liegen und  den Rest des Spiels im Verwaltungsmodus bestreiten können.


3. Spieltag - Säffle FK (H)

Drittes Spiel in acht Tagen, erstes Heimspiel, Säffle ist mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet, wir mit zwei Siegen.
Die Vorzeichen scheinen klar - das Spiel selbst ist dann aber eine durchaus ausgeglichene Angelegenheit.
Norins Tor kurz vor der Pause (ein schöner Heber über den herausstürzenden Gästekeeper hinweg) entscheidet eine Partie, die ansonsten sehr arm an echten Höhepunkten ist, weil beide Teams defensiv sehr sicher stehen.


4. Spieltag - Österäker United (A)

Monatsabschluß, drittes Auswärtsspiel - aber endlich mal eine ganze Woche zum Durchschnaufen zwischen den Spielen.
Österäker wird eher im Tabellenmittelfeld erwartet - wenn sie das erreichen wolle, sollten sie aber dringend etwas an ihrer Defensive tun.
Unsere Stürmer setzen sich gegenseitig ein ums andere Mal in Szene und wenn sie ein bißchen mehr Zielwasser getrunden hätten, wäre das hier vielleicht sogar zweistellig geworden.
Überzeugender, nie in Gefahr gewesener Auswärtserfolg, der einen perfekten Ligastart abrundet.
Erstaunlich: Norin hat bisher in jedem einzelnen Ligaspiel getroffen. Eine Topverpflichtung, die Tsakiris da aus dem Hut gezaubert hat! (Aber beileibe nicht die einzige!)




5. Spieltag - Örebro Syrianska IF (H)

Und es geht ohne große Verschnaufpause weiter - zweites Heimspiel!
Vor knapp 230 Zuschauern (die sich im vergleichsweise riesigen "Tunavallen" verlieren) brauchen wir fast eine Stunde, um das Abwehrbollwerk der Gäste aus Örebro durch Norin endlich zu knacken, kassieren aber nahezu postwendend den Ausgleich. Es folgt eine sehr zähe Viertelstunde, bevor Sunesson zu Beginn der Schlußphase zum Matchwinner wird.
Skiljebo - bisher mit uns zusammen im Gleichschritt verlustpunktfrei durch die Liga gepflügt - kommt gegen Brynäs nicht über ein 2:2 hinaus, womit wir endlich alleiniger Tabellenführer sind, mit 2 Punkten Vorsprung auf die Mitfavoriten und bereits 5 Punkte vor Hudiksvalls FF und Sandvikens.


6. Spieltag - Sandvikens AIK (A)

Spitzenspiel! Vierter gegen Erster. Eigentlich freut man sich beim Begriff "Spitzenspiel" ja auf gute Unterhaltung und hochklassigen Fussball - nur leider sind beide Mannschaften heute zu allem möglichen in der Lage, aber nicht zum gepflegten Passpiel.
Eine Fehlpassorgie sondergleichen nervt die Zuschauer und beide Trainer gleichermaßen.
Chancen sind Mangelware - und die paar, die es gibt, sind Zufallsprodukte.
Vor Sandvikens Führung (kurz nach der Pause) verschätzt sich unser Innenverteidiger Knutsson böse und springt unter dem Ball hindurch, wodurch der hinter ihm lauernde Stürmer freie Bahn hat und unserem Keeper Nyren (der ansonsten bisher eine absolute Sahnesaison spielt) keine Chance läßt.
Und vor dem Ausgleich (durch ebenjenen Knutsson, der seinen Fauxpas damit ausbügeln kann) behindern sich zwei gegnerische Verteidiger gegenseitig und versperren bei ihrem unfreiwilligen Gerangel auch gleich noch ihrem Torwart sowohl den Weg zum als auch die Sicht auf den Ball, so dass Knutsson in aller Seelenruhe den Ausgleich köpfen kann.
Drecksspiel, echt jetzt - aber immerhin nicht verloren.

Und Skiljebo spielt genauso wie Hudiksvalls FF ebenfalls Unentschieden, wordurch die Spitze unverändert bleibt.


7. Spieltag - Brynäs IF (H)

Das folgende Heimspiel gegen Abstiegskandidat Brynäs ist dann glücklicherweise wieder deutlich besser, auch weil Norin nach der ungewohnten Flaute in Sandvikens seinen Torriecher wiedergefunden hat und einen Doppelpack beisteuert.
Brynäs kommt erst in der 91. Minute zur ersten klaren Torchance (und nutzt sie gemeinerweise auch).
Klarer, deutlicher, verdienter Sieg.


8. Spieltag - Hudiksvalls FF (A)

Wieder auswärts.
Und wieder: Spitzenspiel!
Im Gegensatz zum Spiel in Sandvikens hält diese Partie aber, was sich die Zuschauer davon versprechen.
Die Gastgeber gehen früh durch einen Konter in Führung, Sunesson verwertet noch vor der Pause zwei schöne Halbfeldflanken unseres koreanischstämmigen Linksverteidigers Hyeon und dreht damit das Spiel.
In der zweiten Hälfte häufen sich die Chancen, beide Teams treffen je zwei mal die Latte und erzielen je ein Abseitstor, die Keeper vereiteln reihenweise beste Chancen.
Und dann bekommen die Gastgeber in der 88. Minute nochmal einen Eckball, führen den blitzschnell aus, überrumpeln unsere Abwehr damit komplett und gleichen aus.
2:2!
Zu allem Überfluß ist Sunesson bei einem kurz zuvor geführten Kopfballduell auch noch unglücklich aufgekommen und muß durch Hansson ersetzt werden.

Das wiederum stellt sich allerdings bereits zwei Minuten später als Glücksfall heraus, denn auch Eskilstuna bekommt noch einen Eckball. Hyeon bringt die Ecke hoch herein, Hansson steht am langen Pfosten goldrichtig, der Keeper macht sich vergeblich lang - Siegtreffer in der 91. Minute!
Und Skiljebo hat wieder nur unentschieden gespielt, Sandvikens hat sogar verloren.
Mit anderen Worten: wir schaffen uns an der Tabellenspitzen mit diesem Last-Minute-Sieg gegen einen unserer schärfsten Aufstiegskonkurrenten ein kleines Sicherheitspolster.
Feine Sache, das.




Und damit sind wir bereits im Juni und beim

9. Spieltag - Rengsjö SK (H)

Die Gäste stehen aktuell auf Platz 9 der Tabelle, brauchen eigentlich jeden Punkt, um nicht endgültig im Abstiegssumpf zu versinken.
Interessiert uns aber nicht die Bohne, ist ja nicht unser Problem, sondern ihres.
Wir wollen aufsteigen, deswegen müssen wir sie schlagen - und das tun wir auch. Und zwar sehr souverän. Die Gäste kommen nicht ein einziges Mal gefährlich vors Tor, wir hingegen erzielen zu Beginn und Ende der zweiten Halbzeit ein Tor.
9. Spiel, 8. Sieg. Sehr schön!


10. Spieltag - IK Franke (A)

Und auch das folgende Auswärtsspiel ist eine einseitige, klare Angelegenheit. Zweimal Norin Halbzeit eins, der eingewechselte Hansson macht kurz vor Schluß den Deckel drauf, Nyren in unserem Tor ist erneut nahezu beschäftigungslos.
Mehr gibts hier wirklich nicht zu berichten.


11. Spieltag - Söderhamns FF (H)

Drittes Zu-Null-Spiel nacheinander, inzwischen glänzen wir in der Defensive genauso wie im Angriff. Letzterer tut sich heute schwerer als zuletzt, aber ein langer Ball auf Sunesson kommt dennoch an. Der großgewachsene Stürmer legt per Kopfball in den Lauf von Norin ab, der sagt danke - Und das wars dann auch schon wieder.
Die restliche halbe Stunde neutralisieren beide Abwehrreihen wider die jeweiligen Angreifer und so bleibt es beim knappen 1:0.


12. Spieltag - Forsbacka IK (H)

Erster gegen Vorletzter. Bester Sturm gegen zweitschlechteste Abwehr. Klare Sache also?
Klare Sache, ja. Nach einer halben Stunde steht es bereits 3:0, nach sechzig Minuten 5:0. Dass die Gäste gegen Ende noch zwei Nachläasigkeiten bestrafen, ist ärgerlich (insbesondere für den bis dahin wieder einmal arbeitslosen Keeper Nyren), aber es ändert nichts daran, dass das eine sehr gelungene Generalprobe für den Juni- und gleichzeitig Hinrundenabschluss war.


13. Spieltag - Skiljebo SK (A)

Und hier kommt es passenderweise erneut zu einem Spitzenspiel - diesmal heißt es "Zweiter gegen Erster".
Wir haben sechs Punkte Vorsprung vor den heutigen Gastgebern, diese wiederum liegen vier Zähler vor dem Dritten Hudiksvalls.
Die Prognosen der Experten scheinen sich bisher zu bewahrheiten - Skiljebo und wir kämpfen um die ersten beiden Plätze, der Rest der Liga hat eher Statistenrollen.
Das SPiel ist umkämpft und hochklassig, auch wenn nur zwei Tore fallen.
Unsere Führung nach einer knappen halben Stunde hat nur fünf Minuten Bestand, danach können die Gastgeber ausgleichen.
Und danach passiert in der Nachmittagshitze nichts Erwähnenswertes mehr.
Hudiksvalls gewinnt seine Partie und rückt auf 2 Punkte an Skiljebo heran, wir haben unsererseits weiterhin 6 Punkte Polster.
Diese Hinrunde kann man mit Fug und Recht unter dem Etikett "komplett im Soll" zusammenfassen.






War sonst noch was?
Oh ja, einiges.

Zunächst mal verkaufen wir unser Heimrecht für die zweite Pokalrunde gegen GAIS Göteborg für 20.000€ an die bisherigen Gäste.
Grund: wir versprechen uns Mehreinnahmen von etwa 40.000€, wenn wir in Göteborg spielen und die Hälfte der dortigen Einnahmen erhalten.




Außerdem hat sich unser dänischer Außenverteidiger Sebastian Rygaard offenbar in Svea verknallt.
Entweder das, oder er ist mit seiner Reservistenrolle nicht zufrieden und möchte mehr spielen.
Wie dem auch sei - er bittet jedenfalls um Freigabe für einen Wechsel zu Frem Kopenhagen.
Da er nur die Nummer fünf der Rangfolge ist, gewähren wir ihm diesen Wunsch.






Und zu guter Letzt kommt mein wunderbarer Sportdirektor Giorgios Tsakiris Anfang Juni mit einem Spielervorschlag um die Ecke, der mir kurz die Gesichtszüge entgleisen läßt:




Mario Pinto gehörte in Esch während meiner Trainerzeit dort zu den aufstrebenden Talenten.
Inzwischen hat er den Vertrag mangels Perspektive jedoch aufgelöst und könnte daher ablösefrei verpflichtet werden.
Wir könnten einen defensiv veranlagten Mittelfeldspieler seiner Güteklasse sehr gut gebrauchen - nur leider können wir ihn nicht bezahlen, wie sich herausstellt.
Besser gesagt: KÖNNEN vielleicht, aber WOLLEN keinesfalls.
Die 12.000€, die er verlangt, sind weit oberhalb der 7.000€, die wir für Neuverpflichtungen als Maximum festgelegt haben, um die Kaderkosten zu senken.

Wir haben auch ohne sein Gehalt bereits zehn Spieler im Kader, die zwar teilweise Gehälter jenseits der 10.000€ bekommen, sportlich aber keine Rolle spielen.
Allesamt "Altlasten" von Tsakiris' Vorgänger, die wir spätestens zum Ende der Saison aus dem Team zu entfernen gedenken.
Es tut mir wirklich leid, zumal, Pinto auch charakterlich top ist, aber die Verpflichtung können und wollen wir nicht tätigen.

Im Endeffekt unterschreibt der Defensivmann dann bei Düdelingen.


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« Letzte Änderung: 20.September 2023, 22:00:44 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #296 am: 21.September 2023, 07:21:46 »

Na läuft doch. Ja im FM23 kommt man schwer mit nur einer Taktik durch, was ja auch mal ein positiver Fakt ist. 
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Muffi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #297 am: 21.September 2023, 10:37:35 »

Das sieht doch nach einem echt ausgewogenen Kader aus, vielleicht abgesehen von den von dir angesprochenen Lücken.
Und sportlich läuft es ja mehr als rund, Platz 1 und 2 in der Liga nach 13 Spieltagen noch unbesiegt, das ist ebenfalls top! Ich gebe hier mal den Tipp ab, dass du in dieser Saison in der Liga ohne Niederlage bleibst.  :)
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Karagounis

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #298 am: 21.September 2023, 19:22:56 »

6 bzw. 8 Punkte Vorsprung, nichts anderes habe ich erwartet! Schade, hat es mit dem Toptransfer nicht geklappt, aber auch so solltest du die Liga dominieren.

Achtelprofi

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Re: [FM 20/23 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #299 am: 24.September 2023, 18:05:06 »

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IFK Eskilstuna




Die Kutten von Eskilstuna



Spätherbst 2036, Eskilstuna, Schweden


Wenn immer nur um die 200 Fans zu den Heimspielen ins Tunavallen pilgern, dauert es nicht lange, bis man die meisten wiedererkennt, zumindest auf einer "ach, die/den hab ich doch schon mal gesehen!"-Basis.
Und wenn einige von diesen 200 ab dem ersten Heimspiel lautstark auf sich aufmerksam machen und stets und ständig hinter der Trainerbank herumlungern ...

... dann sorgt das dafür, dass ich DIESE drei Gestalten (alle drei blonde langhaarige Bilderbuchwikinger, wie es sie hier im Dutzend billiger gibt)schon ab dem zweiten Heimspiel wiedererkenne.
Nach dem dritten kenne ich auch ihre Namen.
Franz, Mert und Philip sind (das erfahre ich einige Wochen später, als sie mich nach dem 1:0 gegen Söderhamns am Stadioausgang "abfangen", an einen der Bierstände bugsieren und mir eine Stunde eines überraschend angenehmen Gesprächs ans Knie nageln) ehemalige Studenten aus Stockholm und beinharte IFK-Eskilstuna-Fans.

Das kommt für mich ein bißchen überraschend, schließlich hat Stockholm ja nun wirklich genug eigene gute Teams.
Wie also kommt es, dass sie Woche für Woche entweder im Tunavallen oder im Gästeblock irgendeines anderen schwedischen Stadions stehen, um einen Viertligisten anzufeuern, der seine besten Tage lange, lange hinter sich hat?
"Das kommt über meinen Vater Holm", grinst Franz, "der war vor Jahren hier Scout und hat mir die Sympathien für Eskilstuna quasi vererbt."
Dann wird er ernst.
"Ich hab lauten hören, dass es in Eskilstuna mit dem Scouting aktuell eher mau aussieht, weil Sie zur Zeit das Souting teilweise auch noch mit übernehmen müssen - hauptsächlich aus finanziellen Gründen, aber auch aus Gründen fehlender Reputation. Und Sie sind - mit Verlaub - auch noch ein Neuling und ein komplett unbeschriebenes Blatt hier in Schweden, das macht es ja auch nicht leichter.
Die Gerüchte besagen, dass zur Zeit nichtmal ein Chefscout im Verein existiert und dass Ihre diesbezügliche Anzeige, die wir drei natürlich ebenfalls gelesen haben, auf keinerlei Resonanz gestoßen ist.
Soweit korrekt?"
Überrumpelt von dieser plötzlichen Wendung des Gespräches, nicke ich einfach.

"In Ordnung, dann habe ich hier ein Angebot für Sie:
Wir drei reisen nun schon seit fast 20 Jahren zu jedem Auswärtsspiel und stehen bei jedem Heimspiel im Fanblock. Wir kennen dermaßen viele Leute im schwedischen Fussball persönlich, dass es Stunden dauern würde, die aufzuzählen.
Und wir kennen auch viele Spieler allein schon dadurch, dass wir sie zigmal haben spielen sehen."

Es ist ziemlich klar, worauf das hinausläuft, ich nicke und verkneife mir das Grinsen, das in mein Gesicht hüpfen will.

"Long story short: gibt es ein Budget für das Scoutingteam und würde dieses Budget zum einen 'n neuen Laptop sowie ausreichend Datenvolumen und zum anderen drei Dauer-Heim- und Auswärtstickets sowie sechstausend im Jahr für jeden von uns hergeben?"

Jetzt grinse ich doch. "Das ist ja ein sehr großzügiges Angebot. Wie kommt der Verein denn zu dieser Ehre? Und ich möchte jetzt nicht hören, dass ihr einfach total hammerharte Fans seid, die dem Club auf die Beine helfen wollen. Das ist nämlich bestimmt richtig - aber das ist nicht der Grund für dieses Angebot, hab ich recht?"

Die drei schauen sich ein bißchen überrascht an, dann nicken sie unisono.
Mert ist es schließlich, der die Schultern zuckt und meint:
"Wir sind seit letzter Woche an der Uni freigestellt, weil wir ... äh ... möglicherweise ... öhm ... die Uniserver genutzt haben, um mit einem *hust hust* selbstgebastelten Scoutingprogramm nach geeigneten Spielern für Eskilstuna zu suchen.
Eigentlich wollten wir Ihnen in ein paar Wochen die fertige Auswertungsdatei zuschicken und uns damit als Scouts bewerben, aber nun stehen wir ein bißchen unter Zeitdruck."

Die Erklärung ist dermaßen schräg, dass ich sie glaubwürdig finde. Sowas denkt sich doch keiner aus, damit kann man ja keinen Eindruck schinden.

"Hm, danke für die Offenheit. Wie kommt ihr überhaupt dazu, ein Scoutingprogramm zu schreiben? Das ist ja nun nicht gerade ein Kinderspiel, oder?"

"Naja, eigentlich schon", schaltet sich jetzt Fredrik wieder ein. "Es reicht ja erstmal, wenn man ein paar grundlegende Daten quervergleicht. Wir hatten und haben ja nicht vor, den großen Scoutingdatenbanken Konkurrenz zu machen. - NOCH nicht."
Wieder dieses Grinsen.

"Aha", schmunzle ich, "das heißt also, ihr habt an der Uni in eurer Freizeit an einem Programm gearbeitet, mit dem ihr irgendwann mal reich werden wollt?"
"Naja, Freizeit .... nicht direkt...", drucksen sie jetzt alle drei.

Nun muß ich doch lachen. "Und ihr wundert euch, dass die Uni euch freistellt? A propos: was waren denn eure Tätigkeiten an der Hochschule?"

"Wir sind wissenschaftliche Hilfskräfte im Fachbereich "Informations- und Kommunikationstechnologie", wirft Philip ein, der schweigsamste der drei.
"Wir beschäftigen uns seit der Studienzeit mit dem Sammeln, Kategorisieren und Vergleichen von Daten und wollten einfach unseren Beruf und unsere Leidenschaft kombinieren. Wir konnten ja nicht ahnen, dass die Uni so engstirnig sein und dieses Forschungsprojekt dermaßen sabotieren würde."

Ich nicke, allerdings mit einem sarkastisch zuckenden Mundwinkel.

"Na gut, ich bespreche das mal mit den Vereinsverantwortlichen." Mit einer, wie ich hoffe, lässigen Geste schiebe ich eine Visitenkarte zu den dreien rüber. "Schickt mir doch bitte bis morgen abend mal drei Vorschläge für einen Stürmer und drei für einen zentralen Mittelfeldspieler an die angegebene E-Mail-Adresse. Grundlage ist bitte unsere aktuelle Heimtaktik. - Ich brauch ja irgendwas, um die Clubchefs davon zu überzeugen, dass sich die Investition in euch lohnt..."

Falls ich gehofft hatte, dem Ex-Studententrio damit irgendwie die Schweißperlen der Überraschung auf die Stirn zu zaubern, sehe ich mich getäuscht. Fredrik nickt nur, während er die Karte einsteckt.

"Klar, das haben wir nicht anders erwartet. Ehrlich gesagt wären wir enttäuscht gewesen, wenn Sie uns ungeprüft empfohlen hätten. - Wir schicken Ihnen die Mail zu, keine Sorge."

Da das Gespräch dem Ende zustrebt, setze ich bereits zur Verabschiedung an, als Fredrik plötzlich erneut zu grinsen beginnt.

"Ach übrigens - wehe, Sie haben keinen Erfolg hier beim IFK. Wir haben so lange gewartet, bis endlich mal wieder ein Gleichgesinnter auf dem Trainerstuhl sitzt, einer, dem man auch abseits von fussballerischen Gründen Erfolg wünscht."

Ich schaue wahrscheinlich reichlich dämlich aus der Wäsche und verstehe nichtmal Bahnhof.
Aber das ändert sich binnen eines Sekundenbruchteils, als die drei in einer fast perfekt choreographierten Bewegung ihre Jacken aufknöpfen und ihre zweite große Leidenschaft präsentieren.


(click to show/hide)


Fredriks Grinsen wächst noch ein bißchen in die Breite.
"Zeigen Sie der Welt, dass wir nicht der tumbe, nur ans Saufen und Grölen denkende Haufen sind, als der wir allzuoft dargestellt werden."

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Die Vorschläge der Scout-Azubis kommen tatsächlich sogar noch am gleichen Abend per Mail reingeflattert. Zusammen mit meinen Trainerkollegen besprechen wir die genannten Spieler am nächsten Tag und sind uns rasch einig, dass diese Vorschläge Hand und Fuss haben.

Sandberg zu überzeugen ist danach deutlich leichter als gedacht, denn auch ihm ist nicht entgangen, dass wir keine Scoutingabteilung haben und dass Sportdirektor Tsakiris das nicht allein und nebenbei stemmen kann.
(Was Wunder!)

Eine Woche später haben wir also endlich drei Scouts - hochmotivierte und kreative Köpfe noch dazu.
Soweit ich den Anstellungsvertrag verstanden habe, ist es ihnen erlaubt, an ihrem Programm weiterzuarbeiten - der IFK Eskilstuna wird jedoch grundsätzlich kostenfreien Zugang zu den Erkenntnissen bekommen, die durch dieses Tool gewonnen werden, auch dann, wenn es irgendwann einmal kostenpflichtig vertrieben werden sollte.

Wenige Wochen später überzeugen sie schließlich einen weiteren Freund davon, sich dem Projekt anzuschließen.
Der nunmehr Vierte im Bunde heißt ebenfalls Filip, ist im Gegensatz zu den anderen Dreien aber eher weniger Programmierer, sondern hauptsächlich ein talentierter Datenauswerter.
Nominell wird er im Verein als Chefscout angestellt (weil das Budget nur noch einen solchen Posten im Rekrutierungsteam hergibt), aber in der Praxis entscheiden die vier alles gemeinsam.

Tsakiris, der - zumindest auf dem Papier - der Vorgesetzte der neuen Viererbande ist, klopft mir schon in der Folgewoche auf die Schulter und beglückwünscht mich zu meinem "phänomenalen Fang".

Seinen Worten zufolge kommt er nicht nur fachlich, sondern aus menschlich wunderbar mit den Neuen zurecht.




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Unter diesen guten Vorzeichen (vor allem im Hinblick auf die zuküntige Kaderentwicklung) gehen wir in die Rück- oder besser gesagt Herbstrunde.

Die Ausgangsposition ist wie erwähnt sehr gut, aber noch ist absolut nichts gewonnen.


14. Spieltag - FC Stockholm (H)

Die Rückrunde beginnt für uns mit einem Heimspiel gegen den in der Tabelle inzwischen deutlich abgerutschten FC Stockholm.
Und weil wir vorne drin mit Sunesson und Norin einen kongenialen Doppelsturm haben, ist das eine jederzeit klare und eindeutige Angelegenheit.
Mit dem 0:4 sind die Gäste noch gut bedient, da beide Stürmer mehrfach ihren Hattrick verpassen.


15. Spieltag - FC Järfälla (H)

Leider können wir den Schwung des Auftaktes nicht mit ins nächste Heimspiel nehmen - oder besser gesagt: er kommt uns schnell abhanden, weil die Gäste dieser Partie eine ungeheuer disziplinierte Abwehr aufs Feld schicken und unserer Offensive nahezu komplett den Zahn ziehen.
Eine knappe Stunde lang müssen wir sogar befürchten, hier die erste Saisonniederlage einzustecken, denn nach der Gästeführung in der 21. Minute finden wir bis weit in die zweite Halbzeit hinein keinen Weg durch die vielbeinige Gästeabwehr.
Zum Glück kann Norin seinem Bewacher in 71. Minute dann aber doch mal entwischen und behält allein vor dem Keeper die Nerven.
Das 1:1 tut tabellarisch überhaupt nicht weh - aber das wars auch schon an guten Nachrichten, im Großen und Ganzen.
Viele solcher Spiele dürfen wir uns nicht mehr leisten, denn die Verfolger sind nun nur noch 4 bzw 6 Punkte weg.


16. Spieltag - Säffle SK (A)

Das heißt im Klartext, dass ein Auswärtsspiel wie bei Säffle SK in die Kategorie "Pflichtsieg" gehört.
Und auch wenn das Ergebnis von 2:1 knapp klingt ... 3 Punkte sind 3 Punkte. Zumal Säffle den Anschluß nach zwei frühen Toren unserer beiden Maschinen im Sturm erst in der Schlußphase erzielt und wir sie danach nicht erneut in Schußposition kommen lassen.


17. Spieltag - Österäker United (H)

Als Monatsabschluß kommen uns die Kellerkinder von Österäker United besuchen. Drittes Heimspiel im Juli - und die Chance auf die Punkte 8-10 in diesem Monat.
Die Gäste spielen gefühlt im 9-0-1, das einzige Rezept scheint das Verrammeln des eigenen Strafraums sowie der gelegentliche 50-Meter-Passversuch auf ihren einzigen Offensivspieler zu sein.
Diese Art von Spiel liegt meiner Mannschaft so gar nicht, ein ums andere mal prallen wir regelrecht von diesem Abwehrbollwerk ab.
Wir erspielen uns zwar eine Myriade von Einwürfen, Eckbällen und Freistößen, allein ein Tor will uns nicht gelingen.
In der 66. Minute hat Norin dann die Faxen dicke und versucht per Kopf-durch-die-Wand-Solo mit Ball am Fuss alleine in den Strafraum durchzubrechen ... was er auch schafft. Allerdings wird sein Vorstoß am Elfmeterpunkt jäh gestoppt, als ihn die beiden Innenverteidiger in einem verzweifelten Versuch, den Torabschluß doch noch zu verhindern, von beiden Seiten gleichzeitig weggrätschen. Da mindestens einer von beiden dabei aber nicht den Ball, sondern nur den Spieler trifft, ertönt folgerichtig ein Pfiff und Ottoson kann den fälligen Elfmeter zur überfälligen 1:0-Führung in die Maschen setzen.
Da Österäker von seiner Marschroute auch danach nicht abweicht und wir entspannt dem Schlußpfiff entgegenspielen können, ist dieses 1:0 auch der Endstand.

Guter Monat!




18. Spieltag - Örebro Syrianska IF (A)

Wenn wir auf einen Gegner treffen, der den Fehler macht, mitzuspielen, kann das schon mal im Desaster enden.
Allerdings im Allgemeinen nicht für uns, sondern für den Gegner.
Diese Lektion lernen Anfang August die Spieler des Syrianska IF aus Örebro auf die ziemlich harte Tour.
Das 0:5, mit dem sie am Ende in die Kabine schleichen, ist um kein einziges Tor zu hoch ausgefallen - jeder zweite ihrer Angriffe endet damit, dass einer unserer Stürmer frei vor ihrem Torwart auftaucht.
Und wenn jeder dieser Konter mit einem Tor abgeschlossen worden wäre, hätten wir hier ein zweistelliges Ergebnis gesehen.
5:0 reicht aber auch, finde ich.


19. Spieltag - Sandvikens AIK (H)

Spitzenspiel im Tunavallen!
Erster gegen Vierter - und wenn Sandvikens noch ein Wörtchen im Kampf um den zweiten Platz mitreden möchte, brauchen sie ganz dringend 3 Punkte (auch wenn die Chancen auf den Relegationsplatz ehrlicherweise nur noch sehr theoretisch sind).
Das bedeutet dummerweise (für sie), dass sie nicht komplett defensiv spielen können.
Und das wiederum heißt - wir können kontern!
Nach 14 Minuten haben wir das bereits zweimal mustergültig getan und die Partie ist damit quasi entschieden.
Norins zweiter Treffer Mitte der zweiten Halbzeit ist dann nur noch das i-Tüpfelchen.


20. Spieltag - Hudiksvalls FF (H)

Hudiksvalls FF hat nach starkem Saisonbeginn inzwischen deutlich zuviele Federn gelassen, um noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, andererseits ist nach unten hundertprozentig keine Gefahr mehr zu erkennen.
Wir dagegen haben weiterhin Skiljebo im (erweiterten) Nacken, Ausrutscher verboten.
Soll heißen - befreit aufspielen kann hier nur einer: nämlich die Gäste.
Eine Augangslage, die unseren Jungs natürlich einen gewissen Druck auferlegt - einen Druck, mit dem sie heute ganz und gar nicht zurecht kommen.
Die Angriffsbemühungen sind schlampig ausgespielt, in der Defensive spielen der Fahrige Flattermann und Bruder Leichtsinn - und so steht am Ende tatsächlich die erste Saisonniederlage zu buche, da wir zwei Gegentoren nur ein einziges eigenes entgegenzusetzen haben.

Skiljebo ist auf 3 Punkte ran. Mist.


21. Spieltag - Brynäs IF (A)

Zu allem Überfluß geht auch noch Sunesson angeschlagen aus der Partie, so dass wir im nun folgenden Auswärtsspiel auf seinen Ersatzmann Hansson zurückgreifen müssen.
Der entpuppt sich allerdings als Mister Zuverlässig und legt erst zwei Tore für Hyeon und Norin auf und trifft zum Abschluss dann selbst.
Gute Reaktion auf den Dämpfer gegen Hudiksvalls!


22. Spieltag - Rengsjö SK (A)

Beim nächsten Abstiegskandidaten Rengsjö SK ist Sunesson wieder einsatzfähig, trifft auch - aber Hansson bekommt als Belohnung für den vorherigen Sahneauftritt dennoch wieder eine halbe Stunde Spielzeit, die er erneut zu einem Tor nutzt.
Da auch noch Norin trifft, fahren wir somit einen nie gefährdeten 3:1-Auswärtssieg ein.
Skiljebö erreicht bei Brynäs nur ein 2:2-Unentschieden und wir sind damit pünktlich zum Monatsende wieder 5 Punkte vorn!




Die letzten 4 Spiele - und wir haben den Relegationsplatz zwar bereits sicher, aber mehr eben auch nicht.


23. Spieltag - IK Franke (H)

Mit einem Heimspieg gegen IK Franke aus dem Niemandsland der Tabelle könnten wir einen riesigen Schritt in Richtung Meisterschaft und Direktaufstieg machen.
Aber das ist leider wieder mal zuviel Druck für meine Jungs.
Nach vorn geht nahezu nichts und hinten leistet sich Knutsson einen einzigen Stellungsfehler.
Zweite Saisonniederlage.
Und Skiljebo?
Puh, Glück gehabt, die verlieren auch.
Weiterhin 5 Punkte Vorsprung.


24. Spieltag - Söderhamns FF (A)

Wenn unsere heutigen Gastgeber ihre restlichen drei Partien gewinnen und Skiljebo alle drei Spiele verliert, KÖNNTE das noch für Platz 2 reichen.
Und Söderhamns beginnt wie die Feuerwehr, uns vergeht in den ersten Minuten Hören und Sehen - und nach nichtmal 2 Minuten liegen wir auch schon hinten, weil wir mit dem Ratz-Fatz-Ein-Kontakt-Passpiel zunächst wirklich Probleme haben.
Insbesondere die Pässe in dem Raum zwischen unseren beiden Viererketten machen uns echt zu schaffen.
Ich beordere Johannsson ein Stück nach hinten und beauftrage ihn damit, jegliche Offensivbemühungen sein zu lassen und nur noch genau diese Pässe zu verhindern.
Das reicht, um uns defensiv deutlich stabiler stehen zu lassen.
Vorn brauchen wir allerdings bis in die zweite Halbzeit, bis wir uns - nachdem die Konzentration der Gastgeber sukzessive nachläßt - endlich auch selbst Chancen erspielen.
Zwei davon verwertet Sunesson, so dass am Ende ein schwer erarbeiteter 2:1-Auswärtserfolg steht.
Skiljebo?

Hat verloren.
Wir sind damit 8 Punkte vorn!
Bei zwei noch ausstehenden Spielen braucht man kein Mathegenie zu sein, um uns zum Aufstieg zu gratulieren.


25. Spieltag - Skiljebo SK (H)

Das heißt natürlich auch, dass wir das unter anderen Umständen potentiell entscheidende Aufstiegsduell gegen Skiljebo als völlig entspannten Heim-Saisonabschluß angehen können.
Passend dazu sehen wir eine Rekordkulisse von 284 Zuschauern.
Und leider eine ZU entspannte Vorstellung meiner Elf, die am Ende verdient mit 0:1 verliert.
Ist aber wie gesagt egal, wir feiern am Ende dennoch mit den Fans.


26. Spieltag - Forsbacka IK (A)

Und am letzten Spieltag reißen wir uns dann nochmal zusammen.
Forsbacka kämpft noch um den Klassenerhalt - und zwar in einer extrem engen Konstellation am Tabellenende.
Von Rang 9 bis Rang 14 sind noch ALLE Mannschaften vom direkten Abstieg bedroht.
Wir wollen uns keine Wettbewerbsverzerrung vorwerfen lassen, legen eine konzentrierte Vorstellung hin, Norin schnürt nochmal einen Hattrick und wir gewinnen klar und deutlich mit 4:1.
Rengsjö und Österäker können diese Vorlage nicht nutzen, verlieren ebenfalls und steigen ab.
Forsbäcka geht als in die Relegation.

Und ich darf mir stolz auf die Fahnen schreiben, den nächsten Aufstieg in meiner Karriere eingetütet zu haben.





Im Pokal ist übrigens bereits vor der Gruppenphase Schluß für uns - GAIS Göteborg war wie erwartet eine deutlich zu hohe Hürde.
Dennoch ist die Cupsaison erfolgreich, denn in der ersten Runde haben wir den höherklassigen Lokalrivalen AFC Eskilstuna ausgeschaltet.
Ätsch!




Der Vorstand belohnt die erfolgreiche Saison damit, dass er mir eine Vertragsverlängerung bis Ende 2037 anbietet, was ich selbstverständlich ohne großes Überlegen annehme.




Glückwünsche von Personen außerhalbs Schwedens gibt es übrigens erwartungsgemäß kaum. Ich bin hier wirklich im Niemandsland gelandet, was internationale Aufmerksamkeit angeht.
Mein Schwager ruft natürlich an (meine Entlassung in Esch war ein schwerer Schlag für ihn, aber seit ich "rehabilitiert" bin, ist unser Verhältnis wieder etwas besser).
Hannes schreibt immerhin eine E-Mail, aus deren Signatur hervorgeht, dass er es tatsächlich geschafft hat, die Karriereleiter hochzufallen. Er arbeitet jetzt als Co-Trainer bei RB Salzburg. (Würde mir im Traum nicht einfallen, dort zu arbeiten, aber er will ja unbedingt Karriere machen. Und dafür ist Co-Trainer in Salzburg wahrscheinlich ein ziemlich gutes Sprungbrett.)
Und selbstverständlich melden sich auch Per Ole und Svea - genaugenommen verbringe ich nach Saisonende sogar wieder meinen Urlaub bei ihnen.
Svea platzt vor Stolz, hat sie Frem doch trotz des mißratenen Saisonstarts auf den letzten Drücker wieder in die 3. Division (also die vierte Liga) geführt und hält sich dort aktuell im Mittelfeld.


Als ich nach einer Woche nach Eskilstuna zurückkehre, erwarten mich dutzende E-Mails mit Spielervorschlägen - offenbar ist unsere Rekrutierungsabteilung bereits seit dem Tag nach der Aufstiegsfeier auf Hochtouren damit beschäftigt, Ersatz für die vielen, vielen Spieler zu finden, die (hauptsächlich aus finanziellen Gründen) in der nächsten Saison nicht weiter im Kader stehen werden.




Bei Elm, Engly und Hansson laufen noch Verhandlungen, alle anderen aufgeführten Spieler werden den Verein am Saisonende (das mehr oder minder mit dem Jahresende zusammenfällt) verlassen.

Bei der verbleibenden Rumpftruppe sind Vorhersagen darüber, wie wir uns eine Liga höher schlagen werden, naturgemäß schwierig.
Was unser Präsidium nicht davon abhält, in der Aufstiegssaison einen Mittelfeldplatz fordern.
Na danke auch!




« Letzte Änderung: 25.September 2023, 15:01:09 von Achtelprofi »
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