@FlutLicht1900:
Ja, schönes Finale und schönes Ergebnis, oder?

@Bayernfahne:
Zur Halbzeit der neuen Saison sieht es in der BuLi übrigens wieder exakt genauso aus an der Tabellenspitze:
Eintracht
BVB
RB
Bayern
Und danach punktgleich Hoffenheim.

Deine Vorhersage zum Stürmer ist weit daneben, wie Du unten lesen kannst.

Herbst 2028, Prag, Tschechien
GERARDUnser erstes Arbeitsmeeting beginnt mit einer Hiobsbotschaft aus der medizinischen Abteilung ('Klar, was auch sonst?', zuckt mein innerer Fatalist mit den Schultern.):
Für unseren Defensivallrounder David Stepanek, der im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung als erster Backup fungiert, ist die Saison noch vor dem ersten Training beendet, weil er sich bei einer (von uns genehmigten) Teilnahme an einem Benefizspiel zugunsten einer lokalen Kinderhilfsorganisation ohne jegliche Gegnereinwirkung das Kreuzband reißt.
Ausfallzeit: minimum acht, eher wahrscheinlich sogar neun Monate.
Wenn er im Saisonschlußspurt überhaupt wieder trainieren kann, ist das schon ein Erfolg.
Denn ob sein Körper ihm mit nunmehr 30 Jahren (bzw 31 zum Zeitpunkt der prognostizierten Rückkehr) überhaupt eine Fortsetzung der Karriere ermöglicht, steht bei einer derart heftigen Verletzung natürlich in den Sternen.
Wir überlegen also, ob wir einen Ersatz holen, entscheiden uns dann allerdings erstmal dagegen. Mit Vrba haben wir ein Talent im Kader, das genau die gleichen Positionen abdecken kann - und der Junge hat in der letzten Saison ja auch schon ein paar Spiele für uns gemacht.
Es gibt aber nicht nur schlechte, sondern auch gute Nachrichten zum Saisonbeginn.
Zum Beispiel entwickeln sich einige der U19-Jungs rechts gut - und Linksaußen Jirasek sogar ein bißchen besser als "ganz gut".
Den behalten wir gleich mal auf dem Zettel, denn aktuell wäre er als Einwechseloption oder Notfall-Ersatz für Granecny und Veliu bereits brauchbar.
Und wir wissen ja aus der Vorsaison, wie wichtig es ist, hinter dem Backup noch einen Ersatz und hinter dem noch eine Notfalloption zu haben...
Wenn man die Journalisten fragt, wer in diesem Jahr wohl wo landen wird, kommen die üblichen Antworten - fast.
Viele der Reporter geben nämlich eher vage Prophezeihungen ab, mit der Begründung, dass hinter den gewohnten Top 3-4 ein eher enges Feld zu finden sei. Und bis auf den Aufsteiger Pribram (den wirklich ausnahmslos jeder Befragte auf den letzten Tabellenplatz tippt) sei es schwer vorherzusagen, wer da nun wo stehen würde am Ende.
Wir werden zwischen Platz vier (was uns stolz machen würde) und Platz 12 (was uns ... nicht ganz so stolz machen würde) erwartet.
Voraussetzung für eine gute Platzierung der Bohemians, so der einhellige Tenor: ein Stürmer muß her.
Tranziska sei ja bemüht und auch ein netter Kerl in den Interviews, aber vielleicht wolle er es ja lieber mit der dritten oder vierten Liga versuchen? Das sei doch eher seine Kragenweite...
Das finden wir nun zwar deutlich übertrieben, aber der Grundgedanke ist schon richtig: wir brauchen dringend einen guten, verläßlichen, kopfballstarken Stürmer, der möglichst auch ein bißchen ins offensive Kombinationsspiel eingebunden werden kann - ach ja und eine gewisse Übersicht und Schnelligkeit wär auch nicht so schlecht.
Als ich das im Kaderplanungsmeeting anspreche, lacht unser Sportdirektor Drzmisek. Es ist ein gutmütiges Lachen - genauso wie der Spott, den er uns zuteilwerden läßt.
"Das ist ja sehr bescheiden, die Herren. Wenn ich eure zurückhaltenden Wünsche mal in andere Worte kleiden darf: ihr sucht eine Mischung aus Jan Koller und Thomas Rosicky. Laßt mich raten: dieser Wunderknabe soll am besten ablösefrei zu uns kommen, zwei Jahre für'n Taschengeld die Liga zerschießen, die Bohemians in die Champions League ballern ... und danach soll ich ihn für zwanzig Millionen nach Dortmund verkaufen, weil die seit Koller und Rosicky ja bekanntermaßen totale Fans tschechischer Spieler sind, richtig?"Als wir alle fertig sind, über diese herrlich realitätsfremde Vorstellung zu wiehern, grinst Drzmisek mit einem Mal spitzbübisch.
"Jetzt mal Scherze beiseite - wenn unser Herr Präsident bereit wäre, ein bißchen in die Tasche zu greifen, hätte ich da eventuell jemanden für euch, der zumindest ein sehr deutliches Upgrade zu Tranziska darstellt..."Wie sich herausstellt, hat der Stammstürmer des FK Teplice bei seinem Verein den Wechselwunsch hinterlegt, weil er die Faxen dicke hat, entweder gegen den Abstieg oder um die Goldene Ananas zu spielen.
Laut Drzmisek hat Daniel Hais (so heißt der Mini-"Wunderknabe") einen Marktwert von minimum 750.000€, Teplice wäre jedoch bereit, ihn aufgrund der komplizierten Kadersituation und verschiedener, nicht näher bezeichneter finanzieller Sachzwänge für 230.000€ gehen zu lassen.
Wir holen den Kerl also für zwei Wochen ins Probetraining.
Prazak hatte uns zugesichert, dass wir mindestens ein Viertel der Prekop-Ablöse aus dem Winter in dessen Nachfolger stecken dürfen, das wären 300.000€ - die Finanzierung wäre damit also gesichert.
Zumal wir mit ein paar weiteren Verkäufen von Jugendspielern nochmal eine gute Million einnehmen.
Den abgewanderten Linksverteidiger Doski können wir daher mit einem spannenden Talent vom Absteiger Budejovice ersetzen, der dank einer im Abstiegsfalle greifenden Ausstiegsklausel grad mal knapp 200.000€ kostet.
Fürs defensive und zentrale Mittelfeld holen wir mit Roman Horak ein weiteres Talent, weil Grygar (unser Eigengewächs auf der Position) dem Werben aus dem Ausland erliegt - er geht zu Carl Zeiss nach Jena.
Schlußendlich kommt für die Torhüterposition noch der Ersatzkeeper der tschechischen U19, Marek Smrcka, der bei uns ab sofort ebenfalls die Nummer Zwei geben und damit den leider sehr verletzungsanfälligen Zivkovic beerben wird.
Und was ist mit Daniel Hais?
Na sagen wir so: wir setzen ihn in beiden Freundschaftsspielen vor der Saison als Zielspieler ein und er schießt nicht ein einziges Tor.
Da er beim 7:1 gegen Spoje und beim 8:0 gegen Kosmonosy aber insgesamt sieben Tore vorlegt, legen wir ihm im Gegenzug einen Vierjahresvertrag vor, der ihm 44.000€ plus Prämien einbringt. Nachdem Hais diesen Vertrag Anfang August endlich unterschrieben hat, haben wir nicht nur die "Prekop-Lücke" geschlossen - nein, wir haben im Endeffekt sogar einen potentiell gleichwertigen Spieler für nicht einmal die Hälfte des Prekop-Gehalts verpflichtet.
Hoffen wir jedenfalls.
Zusammen mit den beiden neuen Innenverteidigern Sheyko Studer (ein Argentinier, wie man wohl unschwer am Namen erkennt) und Daniel Macej sind unsere Kaderplanungen damit bereits einige Wochen vor dem Deadline Day abgeschlossen und wir haben unser Ziel, den gesamten Kader spätestens zum ersten Pflichtspiel zusammenzuhaben, beinahe erreicht.
Hais fehlt nämlich im Auftaktspiel leider noch, steht dann aber zur zweiten Partie bereits im Kader.
Dieser Kader ist hinsichtlich Flexibilität und Ausgewogenheit nochmal ein Upgrade zu letzten Saison.
Wir haben allein vier Spieler, die links in der Viererkette spielen können, rechts sind es gar sechs. Neun unserer Kicker sind in der Innenverteidigung zu gebrauchen, sieben für die Doppelsechs einsetzbar.
Und so weiter und so fort.
Mit anderen Worten - der Kader wird hoffentlich geeignet sein, Verletzungsseuchen wie im Frühjahr besser wegzustecken.
Das einzige, was uns fehlt, ist ein gleichwertiger Herausforderer für Daniel Hais - falls der sich verletzt oder nicht in Form ist, haben wir mit Letenay, Tranziska, Fall sowie dem in der U19 spielenden Hovhannisyan zwar vier nominelle Ersatzleute, aber bis auf Letenay sind das eher Notoptionen.
Und Letenay würde deutliche Anpassungen der Taktik nötig machen, weil er einfach nicht die Lufthoheit herstellen kann, die Hais verspricht.
Naja, Daumen drücken und Drzmisek schon mal für den Winter in die Spur schicken, mehr können wir im Moment nicht machen.
Bleibt noch eine Frage - was machen wir mit der Taktik?
In der Vorsaison waren wir uns oft genug selbst im Weg, indem wir entweder zu kompliziert oder einfach zu langsam gespielt haben.
Onkel Gernot hatte dazu ein paar Vorschläge, wie erwähnt...
Rückblende (zusammen mit unglaublich dramatischer und an die besten Tracks von Ennio Morricone erinnernder Musik, die man aber wegen der schlechten Tonqualität von Radio Echternach kaum lesen kann):
"Pass auf, Gerard, ich hab ein paar von euren Spielen aufgenommen, ein Sky Europe-Abo hat auch was Gutes, hehe.
Komm mal mit, ich will Dir ein paar Sachen zeigen."Sprichts und schleppt mich in seinen "Trainerraum" (einen Schuppen hinterm Haus), wo er mir bedeutet, auf dem großen Sofa Platz zu nehmen, während er den Beamer einschaltet.
Kurz darauf zucke ich unwillkürlich zusammen, denn natürlich hat sich Onkel Gernot ausgerechnet die Derbydemütigung gegen Sparta ausgesucht.
Seufz.
Er spult ein bißchen vor, in die Anfangsphase des Spiels. Als die Kamera gerade eine Totale zeigt, hält er an.
"Schau Dir mal eure Doppelsechs an, fällt Dir was auf?"Er deutet mit einem Laserpointer auf Dragomir, der etwa mittig in der eigenen Hälfte steht ... und dann auf Doumbia, der trotz gegnerischen Ballbesitzes noch jenseits der Mittellinie in der Vorwärtsbewegung ist.
"Die beiden harmonieren aus meiner Sicht immer dann am besten, wenn Dragomir nicht zu defensiv arbeitet und der rechts... wie hieß er noch? Dombia? ... wenn der nicht zu weit nach vorn hetzt. Ich weiß, dass das eigentlich Teil des Plans ist und der Junge hat auch einen guten Schuß, das stimmt, aber dennoch reißen seine ständigen Tiefenläufe ein dickes Loch in eure Verteidigung.
Wenn ich der Trainer wäre, würde ich den beiden ganz einfache, sich ergänzende Rollen geben. Nix esoterisches wie den ganzen Volante-Quatsch oder irgendwelche tiefen Spielmacher oder so - Defensive Mittelfeldspieler, der eine mit Fokus auf die Verteidigung vor der Kette, der andere - ich würde den rechts empfehlen - mit Fokus auf die Spielverbindung zwischen Kette, der Zehn und den Flanken. Aber eben nicht, indem er nach vorne rennt wie nicht gescheit - sondern mit Steilpässen!
Warte, da hatte ich ein schönes Beispiel .... "Er schaut auf einen Notizzettel, nickt dann und spult vor.
"Da, schau - Doumbia könnte mit einem einzigen Steilpass das gesamte Sparta-Mittelfeld aushebeln und euer Zehner hätte zusammen mit dem Stürmer nur noch zwei Verteidiger vor sich.
Stattdessen paßt er quer und die Lücke ist wieder zu."Ich hole mein eigenes Notizbuch hervor und beginne mir, nunja, Notizen zu machen.
Und zwar die nächsten 3 Stunden lang - so lange dauert es nämlich, bis Gernot mir die "paar Kleinigkeiten", die ihm in diesem einen Spiel aufgefallen waren, gezeigt hatte.
Und genau über diese "paar Kleinigkeiten" ....
(Fast forward in die Gegenwart - und wieder diese unglaubliche Musik!)
... genau diese Details sprechen mein Co Jiri und ich zu Saisonbeginn durch. Selbstverständlich haben wir beide auch noch eigene Ideen und so nimmt nach und nach eine leicht veränderte Grundtaktik Gestalt an.
Jiri schlägt zum Beispiel vor, den linken Außenverteidiger zum ultraoffensiven "wingback" zu machen, um den geringeren offensiven Impact von Dragomir auszugleichen.
Das paßt mir gut in den Plan, denn ich wollte wiederum den linken Innenverteidiger zu einer Art kompromißlosem Ausputzer machen, ohne ihn aus der Kette zurückzuziehen, um eine bessere defensive Absicherung zu erreichen.
Zusätzlich setzen wir Gernots Vorschlag für die Doppelsechs um.
Sieht gar nicht so übel aus!
Aber das ist nicht die einzige Änderung.
Wir nehmen Doumbia und Dragomir sowie unsere beiden Zehner Shopov und Nemecek in die Pflicht, an ihren Steilpässen zu arbeiten. Nachdem sie im Training gesehen haben, dass das sehr erfolgversprechend sein kann, arbeiten sie mit Feuereifer daran, sich diese kleine Gemeinheit anzueignen und zumindest Doumbia und Nemecek sind bereits bei Saisonstart deutlich besser als früher zu solchen Pässen in die Spitze in der Lage.
Der nächste Punkt, den wir angehen, ist die weitere Verbesserung der Abstimmung im Team.
Wir haben der Mannschaft etliche Szenen aus der Vorsaison gezeigt - mit großem Dank an Günter Honegger, der das alles akribisch zusammengetragen und vorbereitet hat und der im Gegenzug auf meinen Vorschlag hin zum neuen Chef-Datenanalysten ernannt worden ist, nachdem der Vorgänger zu Sparta (ausgerechnet!) abgewandert ist.
Immer und immer wieder haben wir ihnen vor Augen geführt, wie sie sich gut vorbereitete Konterchancen selbst verbauen, weil sie den besser postierten Nebenmann nicht sehen.
Oder wie sie mit letztem Einsatz einen Angriff unterbinden - nur um den Ball dann unbedrängt ins Aus (oder noch schlimmer: zum Gegner) zu spielen, nur weil sie offensichtlich keine Ahnung haben, wo sich der Rest des Teams gerade aufhält.
Auch das ist demzufolge ein Schwerpunkt der Vorbereitung.
Und dann wirds ernst - Saisonauftakt!
Die Spielzeit startet für uns mit einem Auswärtsspiel - Derby bei Dukla Prag!
Und noch bevor die Anfangsviertelstunde rum ist, haben beide Fanlagen schon Grund zum Jubeln gehabt.
Erst Dukla, deren erste Ecke leider gleich erfolgreich ist, wodurch wir nach 8 Minuten hinten liegen .... und keine zwei Minuten später unsere Fns, als Granecny einen Doumbia-Steilpass (!) aus spitzem Winkel durch des Keepers Hosenträger ins Netz zaubert.
Nach einer reichlichen halben Stunde hält Nemecek aus gut 25 Metern einfach mal drauf, der Keeper kann nur nach vorn abklatschen und Letenay (der den noch nicht spielberechtigten Hais quasi "vertritt") staubt gedankenschnell zur Gästeführung ab.
In der Pause nehmen wir die Jungs - mit viel Lob aufgrund der guten bisherigen Leistung - in die Pflicht.
"Bloß nicht den Beginn verschlafen! Dukla wird von Sekunde eins an auf den Ausgleich drängen, also Augen auf und Messer zwischen die Zähne!"Anstoß Dukla. Pass nach links, Pass nach rechts, Pass nach links .... Dragomir mag nicht mehr zusehen und grätscht dazwischen, spitzelt den Ball zu Linksverteidiger Dudl, der donnert die Kugel mit Wucht auf der linken Seite nach vorn, wo er Granecny starten sieht, der zieht Richtung linkes Strafraumeck, umkurvt noch einen Verteidiger, sieht den Keeper etwas weit vor dem Tor postiert, drischt den Ball Richtung Tor ... und die Kugel senkt sich perfekt in den Winkel.
3:1 - und es sind 18 Sekunden in Durchgang 2 gespielt.
Das Tor bricht Dukla für über eine halbe Stunde quasi das Genick, erst kurz vor Schluß kommen sie wieder energisch vors Tor, können in der Nachspielzeit aber nur noch den Anschlusstreffer erzielen.
Auftaktsieg!
Eine Woche später, beim 3:1 gegen Zlin, beweist unsere Mannschaft zwei Dinge.
Erstens - wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bevor wir irgendeinen Sieg gegen irgendeinen Gegner in dieser Liga als "sehr wahrscheinlich" bezeichnen können, denn Zlin spielt uns in der ersten Hälfte ziemlich her und führt nur dank Wendlinger nicht höher als 1:0.
Zweitens - wir sind definitiv mental gefestigt und ein Team. Wer sechs Minuten vor Schluß 0:1 hinten liegt und dann noch 3:1 gewinnt, der hat auf jeden Fall mentale Qualitäten.
In Ostrava - Hais' erstes Startelfspiel - sind wir defensiv unüberwindlich, brauchen selbst aber auch bis zur 95. Minute, um die erste klare Chance herauszuspielen. Und der eingewechselte Veliu darf sich nach seinem strammen Schuß in den Winkel als Matchwinner feiern lassen.
3 Spiele, 3 Siege.
Viel besser geht nicht, oder?
Naja, wär schon besser gegangen - aber an Spieltag vier müssen wir zu Slavia, sind gleichwertig und verlieren dennoch 0:1.
Aber hey - wir sind Dritter!
Der September beginnt mit einem Heimspiel gegen Jablonec - und nachdem Hais zur Halbzeit leicht angeschlagen raus muß, drehen wir den Halbzeitrückstand durch seinen Ersatzmann Tranziska (der uns beweist, dass er eben doch Tore schießen kann!) und Kohut knapp, aber verdient mit 2:1.
Nur drei Tage später empfangen wir Slovan Liberec und liefern ... Spektakel. Aber echt jetzt! Nach 11 Minuten führen wir bereits 2:0 - das zweite Tor ist gleichzitig auch endlich die Torpremiere von Hais, der eine Dragomir-Ecke einnickt.
Danach vergeben wir reihenweise beste Chancen - und nach 75 Minuten erzielen die Gäste aus dem Nichts den Anschlußtreffer.
Wackeln die Kangaroos jetzt?
Nicht doch!
Shopov zirkelt innerhalb von 180 Sekunden zwei Freistöße in den Winkel und wir führen komfortable 4:1.
Spiel entschieden!
Oder doch nicht?
Vier Minuten nach unserem 4:1 steht es nach zwei kollektiven Sekundenschlafmoment 4:3 und wir zittern den Rest des Spieles wie Espenlaub.
Zum Glück zittern die Spieler nicht mit und retten den knappen Vorsprung ins Ziel.
Wiederum nur 5 Tage späte empfangen wir Kellerkind Pardubice - und die fahren, mit einem 1:3-Endergebnis noch sehr gut bedient, ohne Punkte wieder heim.
Den Monatsabschluß bildet dann ein Auswärtsspiel bei Mlade Boleslav - und danach weiß ich echt nicht, was mein Tor des Tages war.
Nemeceks Fernschuß zum 1:0?
Studer, wie er den Ball zwischen drei Verteidigern hindurch ins Tor spitzelt?
Hais' Flugkopfball zum 3:1?
Am Ende ist es wohl doch Hais' zweiter Treffer, den er per herrlicher Direktabnahme vom Elfmeterpunkt am machtlosen Keeper vorbei in die Maschen jagt.
Vier Spiele, vier Siege - toller Monat!
Und eine nette Momentaufnahme der Tabelle!
Slavia Prag hat vor der Saison den Abwehrchef und den Goalgetter verloren, die für fürstliche Summen gen Deutschland entschwanden, und hat sich von den Verlusten bisher nicht so recht erholt.
Der Oktober hält als erstes ein Heimspiel gegen Olomouc für uns bereit - und ohne Sheyko Studers Kopfballstärke hätten die Gäste hier ziemlich unverdient einen Punkt mitgenommen, denn mit 2 Torschüssen erzielen sie zwei Tore, während Studers 3:2 in der Nachspielzeit unsere 8. gute Chance im Spiel war.
Irgendwie sehr glücklicher Sieg, aber ganz und gar nicht unverdient!
Danach ist Pokalaufgalopp, wir müssen beim Drittligisten Zlinsko ran - und auch wenn wir wieder mal eher fahrlässig mit den Chancen umgehen, das 6:0 ist am Ende doch standesgemäß.
Wenige Tage danach empfangen wir den neuen Tabellenletzten Pribram und schicken ihn mit einem klaren, nie gefährdeten 3:0 wieder nach Hause.
Und dann ... dann ist Derbytime.
Bei Slavia haben wir schon verloren, was geht bei Sparta?
Mit denen haben wir nach der Blamage der letzten Hinrunde ja noch eine Rechnung offen - aber wenn ich ehrlich bin, würde es mir schon reichen,wenn wir uns teuer verkaufen und danach erhobenen Hauptes nach Hause fahren können.
Fast 19.000 Zuschauer verwandeln das Stadion in einen Hexenkessel und die Zeitungen sind vor dem Spiel voll von Artikeln darüber, dass der Höhenflug der Bohemians ja schön und gut sei, aber bei Sparta würde es jetzt wohl zu 99% eine Niedrlage setzen und damit wären die Kräfteverhältnisse dann wieder klar.
(Was Blödsinn ist, denn wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits VIER Punkte Vorsprung auf den Rivalen und bleiben also selbst bei einer noch so krachenden Niederlage Erster....)
... einer Niederlage, die dank einer defeniv konzentrierten Vorstellung nicht eintritt.
Ganz im Gegenteil, dank unserer Standardstärke und dank Daniel Hais (der in diesem Spiel zum Bohemians-Helden wird) gewinnen wir zum ersten Mal seit über 20 Jahren BEI Sparta Prag und bauen unseren Vorsprung in der Tabelle auf völlig unwirkliche 7 Punkte aus.
Ganz beschwingt reisen wir zu Slovacko weiter, wo wir das Viertrundenpokalspiel dank zweier starker Anfangsphasen in beiden Halbzeiten mit 3:1 gewinnen.
Und dann fahren wir nach Hause, verfolgt von der Mannschaft von Slovacko - denn das nächste Ligaspiel finet im Dolicek statt und Slovacko ist unser Gast.
Geschenke haben sie leider keine mitgebracht und da wir beim dritten Spiel in einer Woche ziemlich ersatzgeschwächt antreten, reicht es am Ende "nur" zu einem 2:2-Unentschieden, wodurch unser Vorsprung in der Tabelle wieder auf fünf Punkte schrumpft.
Aber allein schon die Tatsache, dass wir von einem Vorsprung auf fu**ing Sparta Prag" reden können, treibt uns das Grinsen ins Gesicht.
Und beim Blickauf die Tabelle nach einem reichlichen Drittel der Saison wird das Grinsen noch etwas breiter.
Wie es scheint, haben wir an genau den richtigen Detailschrauben gedreht und genau die richtigen Transferentscheidungen getroffen.... was für ein Herbst!
Natürlich ruft diese sensationelle Form der Bohemians auch den einen oder anderen Interessenten auf den Plan, der den Trainer des Überraschungsteams abwerben will ...
... aber ich bleibe standhaft.
"Noch ist nichts erreicht und ich mag hier nicht weggehen, nicht in einem solchen Moment."Das ist auch die Auskunft, die ein gewisser luxemburgischer Verein bekommt, der über Onkel Gernot "inoffiziell" anfragen läßt, ob ich zu ihnen kommen möchte - sie entlassen zum fünften Mal in vier Jahren ihren Übungsleiter, diesmal allerdings aus nachvollziehbaren Gründen: Tabellenletzter!
Und jetzt lüfte ich das Geheimnis unseres aktuellen Erfolgs.
Oder sagen wir - "meine Vermutung, woran es liegt".
1. Supergrüne Moral. Durch den guten Start und konsequente Einzelgespräche zu Verhalten, Training und letztem Spiel (ca 1x/Monat) lassen sich ganz gute Ergebnisse erzielen, wenn man mal einen guten Motivationswert erreicht hat.
Gerard ist in dem Wert jetzt über zehn, das hilft.
2. Größere Erfahrung und damit höhere Autorität als Trainer, was sich wiederum in besseren Reaktionen auf die Einzelgespräche niederschlägt.
3. "Czech: fluent" - Gerard spricht endlich flüssig Tschechisch, damit wird die schlechte Anpassungsfähigkeit (die man ja als einziges Attribut auch nicht steigern kann) hinfällig bzw spielt nicht mehr die große Rolle.
4. Eine deutlich verbesserte team cohesion. Die ist bis zum Frühjahr immer irgendwo zwischen "poor" und "average" gewesen, jetzt ist es endlich besser:
5. Inzwischen besteht das Team (fast) nur noch aus konstanten Spielern, am Anfang waren da sehr viele mit tiefroter Konstanz-Anzeige dabei. Es werden auch immer weniger SPieler, die nicht gern in wichtigen Spielen auflaufen bzw dort nicht ihre volle Leistung bringen können.
Auch die Persönlichkeiten verschieben sich peu a peu Richtung "professionell".
6. Die Spieler haben eine deutlich höhere taktische Vertrautheit als noch vor einem halben Jahr.
Die leichten Anpassungen in der Taktik (einen Innenverteidiger auf "kompromißlos" zu stellen, der linke AV als FV (a), die Doppelsechs auf Kernaufgaben reduzieren) haben das Zusammenspiel deutlich verbessert, genauso wie die Tatsache, dass inzwischen fast die halbe Mannschaft Steilpässe kann.

7. Daniel Hais! Der ist genau die Verbesserung, die wir im Sturm gebraucht haben. Vor allem läuft er nicht (wie Tranziska) ständig ins Abseits.

8. Etliche Kleinigkeiten, die ich jetzt vergessen habe.
