Ein Abenteuer endet …
… ein neues Abenteuer beginnt!
Es ist warm und kuschelig, ich habe die Augen zu und genieße es einfach nach langer Zeit mal keine Verpflichtungen zu haben und schlafe lange, zumindest war das mein Plan. Denn ich bin nun schon seit längerem Single, doch erst seit kurzem ohne Job und trotzdem tiefenentspannt. Ich hatte solch eine schöne und erfolgreiche Zeit in Viljandi, doch mit dem Ende der abgelaufenen Zeit habe ich einfach meinen Vertrag auslaufen lassen. Mehr ging nicht! Wir waren zum Ende hin Serienmeister! Es stellte sich nicht mehr die Frage, ob wir Meister werden, sondern nur wie viele Punkte Vorsprung wir haben würden. Drei Viertel der estnischen Nationalmannschaft wurde von Spielern meiner Mannschaft gestellt! Und jetzt wollte ich einfach eine Auszeit, ein halbes Jahr nichts tun, nur ausspannen!
Und genau deshalb drehe ich mich jetzt einfach noch mal um und ignoriere das Klingeln meines Handys – hey, ich habe Urlaub!
Nach 30 Minuten stehe ich dann doch auf, mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Verdammt, wer stört mich jetzt? Raiko (Mutle, Präsident von Tulevik Viljandi) weiß, dass ich meine Ruhe haben will, der würde mich nicht anrufen. Mir will nur eine Person einfallen, der es absolut schnuppe ist, was ich will und mich trotzdem nervt – Enno, mein Berater! Ein Blick auf das Handy-Display – 23 Anrufe, alle von Enno! Ich atme einmal tief durch und drücke auf den grünen Hörer im Display.
Ich: Echt jetzt, Enno? Du weißt doch, dass ich Urlaub habe …
Enno: Ja ja, ich weiß, Volker, aber ich habe da was, das musst du …
Ich: Einen Scheiß muss ich, Enno – man, ich will doch nur ein wenig Ruhe!
Enno: Ausruhen kann du dich immer noch, aber hör dir doch erstmal an, was ich zu sagen habe …
Ich: Du lässt nicht locker, bis ich dich angehört habe, oder?
Enno: Stimmt, Volker …
Ich: Na dann schieß los …
Enno: Also, pass auf, ich habe da einen richtig großen Fisch für dich an der Angel, Traditionsverein mit riesengroßer Geschichte, echte Fußballlegenden haben die hervorgebracht …
Ich: Nun raus damit, welcher Verein?
Enno: Puskas, na, klingelt’s?
Ich: Nicht dein Ernst, Real?
Enno: Quatsch, Puskas, Kocsis, Bozsik, Detari – na, geht dir jetzt ein Licht auf?
Ich: Äh …
Enno: Na Honved Budapest! Die wollen dich!
Ich: Oookaay … hm, warte mal kurz.
Ich lege das Handy beiseite, setze mich an meinen Laptop und googele den Verein. Gehört habe ich von denen natürlich schon, aber Puskas hatte ich immer bei Real verortet … 14-maliger ungarischer Meister, 8-mal den nationalen Pokal gewonnen, okay, die waren in Ungarn echt eine große Nummer. Zurzeit in Ungarns zweiter Liga und dort nur Zwölfter, siebzehn Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernt …
Ich greife wieder zum Handy.
Ich: Mensch, Enno, die spielen nicht mal in Ungarns erster Liga … sind näher am Abstieg, als am Aufstieg …
Enno: Genau! Und du sollst mit ihnen aufsteigen, sie wieder zu alter Grüße führen – das schaffst du doch!
Ich: Hm … ich hatte schon bessere Angebote … aber hey, der Klub von Puskas! Das wär schon was, dort vielleicht erneut einen solchen Jahrhundertspieler entdecken …
Enno: Genau! Du hast doch ein Händchen für junge Spieler und das Auge, um sie zu entdecken!
Ich: Hm … wann soll ich dort anfangen?
Enno: Am besten gleich morgen …
Ich: Oha, morgen? Ach was soll’s, sag zu! Aber hör auf mich immer so früh anzurufen!
Enno: Okidoki!
Ich lege auf, setze mich auf mein Bett und atme einmal tief durch – scheiße, doch keinen Urlaub, aber dafür schon wieder einen neuen Job … bei einem echten Traditionsverein! Und auch gar keinen Druck, aufsteigen und das am besten so schnell wie möglich! Klingt doch nach genau dem richtigen Job für mich!