Es macht einfach unfassbar wütend, dass es Warnungen gab, mitunter Tage vorher, das aber irgendwo in der Alarmierungskette unterging. Wie kann das passieren? Meteorologen war klar, dass es ganz schlimm enden kann. Es war Zeit um Menschen zu retten. Viele Leben. Es passierte nix. Dafür muss es Konsequenzen geben, egal wer es letztendlich wirklich verbockt hat. Das ist einfach alles so tragisch...
Nix wird sich ändern in Gebieten, die selten überschwemmt werden. Dafür passiert es zu "selten" -sprich: der Leidensdruck ist nicht groß genug und man kann einfach die versprochenen Maßnahmen verschleppen, bis sich keiner mehr drum schert wie nach der Elbeflut. Deutschland wurschtelt sich halt in sehr vielen Punkten wie Österreich-Ungarn um Anno 1900 "durch" solange es geht. Keine Sirenen (abgebaut), Kellerwohnungen (!) im potentiellen Überflutungsgebiet, keine Unterbrechung des Programms in Radio und TV beim WDR (Stichwort: "Strom weg, aber ich kann im Auto das Radio anmachen und die Nachrichten hören was los ist...oh, es kommt Musik"), Funknetz fällt aus (weil es ja zu viel verlangt ist Funktürme für 2-3 Tage Ernstfall mit Notstromaggregaten auszustatten). Hochwasserschutzmaßnahmen gehen nicht, weil auf dem Acker eine seltene Tierart wohnt und man das dann halt nicht als Sollüberflutungsgebiet einrichten darf (Stichwort: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht).
Als wie gesagt ehemaliger Rheinbewohner für mich alles absolut unverständlich. Das macht für mich persönlich das geschehene Leid noch schlimmer, weil halt in Teilen absolut unnötig verschlimmert worden.
Ja, das sind alles Punkte, die so viel besser gelöst werden könnten. Dazu kommt eben auch die veraltetet und marode Infrastruktur. Das hilft auch nicht weiter und trägt seinen Teil dazu bei. Was mich aber eben am meisten stört, ist die fehlende Alarmierung der Bevölkerung. Im Gegensatz zu den meisten Starkregenereignissen, die sich innerhalb kürzester Zeit in einem lokal stark begrenzten Gebiet zusammenbrauen, war bereits seit Montag das ungefähre Ausmaß bekannt. Seit Montag wurde von 200 Litern Niederschlag pro qm gesprochen. Das sind unfassbare Mengen, die große Schäden nach sich ziehen. Wegen der maroden Infrastruktur und fehlenden Hochwasserschutzmaßnahmen wäre ein überwiegender Teil der Sachschäden nicht vermeidbar gewesen.
ABER: Die Bevölkerung hätte gewarnt werden müssen. Die Leute sind teilweise jämmerlich in ihren Kellerwohnungen ersoffen oder in ihren einstürzenden Häusern begraben worden, weil sie gar nicht einschätzen konnten, was da wirklich auf sie zukommt. Wer kann den auch einschätzen, dass er sich in Lebensgefahr befindet, wenn mal im Wetterbericht so Wörter wie "Hochwassergefahr" oder "Starkregen" fallen? Wer kann wirklich was mit den Angaben der Regenmenge so viel anfangen, dass er realistische Schlüsse daraus zieht? Kaum jemand, der sich nicht intensiv mit Wetter, Regen, Sturm befasst hat. Viele Leute saßen nichtsahnend in einer tödlichen Falle - und hätten gerettet werden können.
Dazu kommt eben das, was DeDaim auch schon angesprochen hat. Jetzt sind natürlich immer alle anderen Schuld, dass das Alarmsystem grandios gescheitert ist. Ich habe auch schon Stimmen gelesen, die sagen, dass ja die Bürgermeister der Gemeinden gewarnt worden wären. Da ist es jetzt natürlich leicht, denen den schwarzen Peter unterzujubeln. Man muss sich nur mal die kommunale Struktur in RLP beispielsweise anschauen. Was will da der Bürgermeister einer kleinen Ortsgemeinde groß anfangen? Der hat halt zumeist dann auch keine Ahnung, ob er denn eine Evakuierung anstreben soll oder nicht. Gefordert gewesen wären die Länder und Landkreise. Die hätten das einschätzen müssen und Maßnahmen ergreifen. Aber da ist eben auch nicht sicher, inwieweit diese wussten, wie schlimm es werden könnte.