Gucken wir uns die Bundesligisten doch im einzelnen mal an, was da an deutschen Spielern in den letzten Jahren nachgekommen ist. Aus meiner Sicht entdecken nämlich immer mehr Vereine die eigene Jugendarbeit als wirtschaftlichen Ausweg. Die jungen deutschen Spieler kosten "nur" die Ausbildung und können schnell eine Wertsteigerung erfahren. Die hervorragande Jugendarbeit vom VfB Stuttgart ist da Vorbild, aber immer mehr Bundesligisten legen nach. Aus meiner Sicht ist nämlich gerade die in früheren Jahren stark vernachlässigte Jugendarbeit "Schuld" daran, dass viele durchschnittliche Ausländer noch vor der eigenen Jugend eingesetzt wurden. Das hat nur bedingt was mit fehlendem Mut der Trainer zu tun junge Spieler einzusetzen.
Zum anderen ist es so, dass sich auch die Trainergeneration ändert und die "jüngeren" Trainer wie Götz, Lienen, Rangnick, Augenthaler eher mal bereit sind sich auch in der eigenen Jugend umzusehen.
Ergo: Bessere Qualität in der Jugendarbeit und "mutige" Trainer und wirtschaftliche Zwänge werden aus meiner Sicht dazu führen, dass immer mehr deutsche Spieler auch den Weg in die Bundesliga finden.
Die Vereine im einzelnen:
Bayern: Hervorragende Jugendarbeit, aber der Sprung in die erste Mannschaft ist nur mit Glück und Ausnahmetalent zu schaffen. Trotzdem landen viele exzellent ausgebildete Spieler bei anderen Vereinen.
Schalke: Neigten schon immer zu vielen ausländischen Spielern im Kader. Mit Pander, Delura, Hanke, Kläsener, Lamotte und Hoogland sind jetzt erstmals seit vielen Jahren wieder junge Eigengewächse nachgerückt. Baumjohann wird der nächste sein.
Werder: Nicht besonders viele Deutsche im Kader, aber mit Schulz und Hunt kommen auch Toptalente aus dem Nachwuchs durch.
Leverkusen: Aus meiner Sicht die Totengräber vieler deutscher Talente. Unter Calmund hat Leverkusen jedes Talent, dass auch nur halbwegs den Ball geradeaus kicken konnte verpflichtet und erstmal wieder verliehen, weil sie es eigentlich in der CL und BL nicht brauchen konnten. Balitsch, Zepek, Hertzsch (wenn auch älter) und Jones, die verschenkte Jahre in Lev hinter sich haben sind da nur als Beispiel genannt. Aufgrund des wirtschaftlichen Rückzugs der Bayer AG muss Lev aber auch immer mehr auf Spieler wie Callsen-Bracker, Dum oder jüngst Gonzalo Castro setzen.
Stuttgart: Die Vorbilder der vergangenen Jahre, auch wenn unter Sammer kein junger Spieler mehr dazu kam. Evtl. ist der aktuelle A-Jugend-Jahrgang aber auch nicht so stark, denn die sind hinter Nürnberg, 1860 und Fürth nur Vierter im Süden/Südwesten.
HSV: Die eigene Jugendabteilung ist nicht besonders stark, aber der HSV setzt bei Transfers immer wieder mal auf junge deutsche Talente. Schlicke, Lauth und Kucukuvic sind hier die Beispiele. Unter Doll dürfte darüberhinaus auch eher als unter Toppmöller mal der Blick auf die eigene Jugend/Amateure geworfen werden. Klingbeil ist hier erstes Beispiel.
Hertha: Auch die Hertha hat in den letzten Jahren eine exzellente Jugendarbeit vorzuweisen und mit Götz einen Trainer, der auch noch verstärkt darauf setzt. Fathi, Madlung, Schröder und Marx sind hier die Namen. Salihovic, Ludwig und Dejagah werden als nächste nachrücken.
Wolfsburg: Ein weiteres absolutes Negativbeispiel. Eine zusammengekaufte Truppe, wo sich fast ausschließlich auf die Lizenzspieler konzentriert wird. Talentierte Jugendspieler der Umgebung gehen eher zu den Traditionsvereinen Braunschweig oder Hannover. Einziger Spieler Maik Franz und der ist aufgrund des nächsten argentinischen Einkaufs außen vor und ist auch kein Eigengewächs, da er von Magdeburg ausgebildet wurde.
Hannover: Hat auch schon seit längerer Zeit eine gute Jugendabteilung, aber die bisherigen Trainer standen unter dem Zwang die Klasse zu halten bzw. aufzusteigen und hatten nicht den Mut auf Eigengewächse zu setzen. Mertesacker machte den Anfang und sorgte auch in Hannover für ein Umdenken. Sören Halfar und Wolf sind die nächsten, die nachrücken.
Lautern: Auch in den letzten Jahren immer mehr zu einer Mannschaft verkommen, die Spieler kauft und nicht ausbildet. Kann zum einen an der provinziellen Lage (und damit mangelnden Ressourcen an Jugendspielern) liegen, zum anderen erscheint mir der Verein da auch noch dem Denken verhaftet, dass man lieber noch einen abgehalfterten Star verpflichtet, anstelle auf talentierten Nachwuchs zu setzen. Die wirtschaftlichen Zwänge werden aber auch Lautern dazu zwingen mal wieder ein Talent wie Ballack oder Reich (der immerhin ein Talent war

) hervorzubringen.
Bielefeld: Auch bei Bielefeld ist nicht mehr Bogusz oder Borges oder Trajanovic Stammspieler, sondern ein Matthias Langkamp oder Patrick Owomoyela. Spieler wie Finn Holsing oder Christian Wieczorek werden über kurz oder lang nachrücken. Auch hier ist mit Rapolder ein Trainer am Ruder, der mehr auf fußballerische Qualitäten und taktische Ausbildung Wert legt, als auf Namen. Insofern hat auch der Bielefelder Nachwuchs gute Chancen sich anzubieten.
Dortmund: Eigentlich das Paradebeispiel für ein Team, das einen Söldner nach dem anderen aus Brasilien, Tschechien oder sonstwoher verpflichtet. Aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge spielen aber plötzlich Brzenska, Rammel, Kruska, Kringe, Odonkor, Senesie und Gambino. Hätte Dortmund nicht eine exzellente Nachwuchsarbeit, würden sie ohne diese Spieler noch katastrophaler dastehen.
Nürnberg: In den letzten Jahren mit hervorragender Jugendarbeit und Trainer Wolf setzt sogar auf Spieler wie Schäfer, Paulus, Reinhardt, Wagefeld und Kießling. Aus der A-Jugend dürften weitere Talente nachkommen und günstige Alternativen bilden.
Gladbach: Eingekauft: Keller, Deams, Thijs, Sonck, Elber etc. voher im Kader: Broich, Kirch, Kluge, Janssen, Schlaudraff etc. Dick Advocaat und Christian Hochstätter machen die hervorragende Arbeit von Lienen und Fach im Bereich der Integration von jungen Talenten in wenigen Wochen zu Nichte. Ein absolutes Negativbeispiel. Ich hoffe Gladbach hat sich finanziell dermaßen verhoben, dass der Nachfolger von Advocaat bei ausbleibendem Erfolg nichts übrig bleibt, als wieder auf den Nachwuchs zu setzen. Dann hat Gladbach ne Menge Geld und 2 oder 3 Jahre verschenkt. Schade, dass gerade das mal die Vorbilder im Bereich Nachwuchsarbeit waren (Fohlenelf)
Mainz: Haben für einen Aufsteiger eine erstaunlich hohe Anzahl an deutschen Spielern und mit Weigelt und Balitsch weitere Deutsche dazu geholt. Zeigen, dass es auch so geht, auch wenn es sportlich am Ende eng wird.
Bochum: Die eigene Jugend ist letzte Saison die stärkste im Westen gewesen. Trotzdem konnte sich unter Neururer keiner so richtig durchsetzen. Toptorjäger Kucukuvic wurde nach Hamburg ziehen gelassen, Topverteidiger Matip wird nicht mehr eingesetzt, nachdem es Streitigkeiten bei den Vertragsverhandlungen gab und steht nun in Verbindung mit Köln. Neururer scheint eher ein Händchen für Talente zu haben, die sich woanders nicht richtig durchsetzen können. Bönig, Preuß, Misimovic (auch wenn er kein Deutscher für die Nationalmannschaft ist) und Maltritz seien hier genannt. Mit Dennis Grote kam in den letzten beiden Spielen dann doch noch ein A-Jugendlicher zum Einsatz.
Freiburg: Die Freiburger Jugendschule wirft noch nicht so richtig spielerischen Profit ab. Der SC muss sich weiterhin mit Spielern aus kostengünstigen Nationen eindecken. Aogo ist der einzig aktuelle Nachrücker. Auch hier wird das Jugendinternat in Zukunft mehr Spieler "produzieren".
Rostock: Nach dem drohenden Abstieg wird auch Rostock die Großzahl der Schweden nicht mehr halten können und Eigengewächse wie Marco Vorbeck oder andere werden mehr Spielpraxis bekommen müssen.