Meinem Bauchgefühl nach finde ich die Kritik an Hoeness gerechtfertigt. Allerdings sehe ich eher die sportliche Seite von Hoeness' Arbeit kritisch. Zum Beispiel war Hertha damals, als sie 4. wurden, abhängig von einem Stürmer, den sie nur als Leihgabe von Liverpool hatten. Einen Ersatz hatten sie zur neuen Saison nicht gefunden.
Oder das Thema "Talente": Über die Jahre haben etliche Spieler den Verein verlassen, die jetzt woanders aufblühen und unersetzbar sind. Siehe zum Beispiel die Boateng-Brüder.
Und ist es Zufall, dass unter Hoeness fast immer komische Mittelmaßtrainer arbeiten. McClaren ist so einer. Favre war auch einer. Götz sowieso. Am besten war noch Röber.
Wenn ich jetzt Wolfsburg-Fan wäre, würde ich jedenfalls mit einem ganz schlechten Bauchgefühl in die Zukunft schauen. Denn wen hat Hoeness nun als Interimstrainer eingesetzt? Richtig, das große Trainergenie namens Litti.
Soviel dazu, warum ich Dieter Hoeness für einen schlechten Manager halte.
Na das ist ja was Substanzielles. Vermutlich stimmt Omegas Vermutung, dass Hoeness einen Ja-Sager braucht und deshalb keine schillernden Trainerfiguren bei Hertha waren. Wobei ich nicht fand, dass Favre ein Schlechter war, im Gegenteil. Sein Fehler war vielleicht nur, Pantelic so sehr zu verärgern, dass er die Biege gemacht hat und Hertha somit nach Voronins Rückgang ohne vernünftigen Stürmer dastand. Aber um den Ersatz für Voronin musste sich Hoeness doch gar nicht mehr kümmern oder? Da war er doch bei Hertha schon auf dem Abstellgleis, trotz Platz 4 in der Liga und operativem Gewinn nach Steuern.
Ich sehe die Trainerfrage aber gar nicht so kritisch. Es gibt auch etliche gute Trainer, die gar nicht den Scouting-Sachverstand haben. Hitzfeld war auch nie jemand, der großartig Nein gesagt hat, wenn der "echte" Hoeness ihm einen Spieler gegeben hat. Trotzdem würde wohl niemand bestreiten, dass Hitzfeld ein großartiger Trainer war/ist.
Letztendlich ist es doch besser einen Trainer zu haben, der sich den Sachverstand nicht zutraut und die Aufgabe der Spielerverpflichtung jemandem überlasst, der dafür verantwortlich ist, als wenn man jemanden hat, der sich selbst manchmal maßlos überschätzt und einen Verein in den Ruin treibt oder was sagen die Schalker dazu? Am Effektivsten ist vermutlich immernoch die Abstimmung von Trainer und Manager. Der Trainer hat seine Philosophie (die aus mehr bestehen sollte, als einem einzigen System, oder was sagen die Bayern dazu?) und der Manager setzt seinen Sachverstand dazu ein, dieser Philosophie mit Spielereinkäufen zu entsprechen. Dass, wenn mensch die Chance einen Spieler wie Diego zu verpflichten, nicht großartig Rücksicht auf das System des Trainers legt, sondern den Qualitätsvorteil durch diesen einen Spieler als dermaßen groß bemisst, dass der Trainer dann lieber sein System anpassen sollte, ist doch logisch.
Trainer sollten eine gewisse Dynamik haben. Hitzfeld war so einer. Der hat mal viel rotiert, mal extrem defensiv gespielt, dann eine gute Offensive gehabt. Er hat sich eben immer darauf besonnen, was er für Spieler zur Verfügung hatte und darauf kommt es an. Manchmal bekommt man eben nicht DEN ultimativen Flügelflitzer, den man für sein 4-1-2-3 bräuchte. Was dann? Dann hat man eben Diego oder Ballack oder wen auch immer in der Hinterhand und macht daraus ein System. Besser als van Gaal, der Stur sein System durchspielen lässt, dafür Schweinsteiger auf die verhasste 10 stellt, Pranjic und Ottl, die die geballte Körperlichkeit und Sicherheit ausstrahlen, zentral hinstellt und Tymoschuk in die IV rückt, aber das ist ein anderes Thema.
Und mit den Transfers ist das auch immer so eine Sache. Letztes Jahr sah Ulli "der echte" Hoeness noch schön blöd aus, 30mio für einen Bankdrücker rauszuhauen, 13mio für Spieler auszugeben, die der fachkundige Trainer unbedingt wollte und nun auf der Bank sitzen oder nach Schottland verleihen lässt. Dieses Jahr scheint sich der 30mio-Typ ja allmählich zu lohnen, den der fachkundige Trainer als "nicht mein Spieler" bezeichnet hat (oder wie auch immer).