Baiersdorfer hat doch auch gesagt, dass das Spiel gegen den Ball nicht das Problem ist. Man hat zur neuen Saison in großem Stil Spielstärke verpflichtet, aber offensiv spielt der HSV immer noch den gleichen Stiefel wie Anfang letzte Saison.
Was soll er sagen, schließlich geht die Transferpolitik mit auf seine Kappe. Kalter Fakt: Letzte Saison (die davor sowieso) gab es höchsten vier Buli-Teams, die mehr Bälle auf den eigenen Kasten kriegten als der HSV. Das ist/war weder vorne noch hinten überdurschnittlich, seit Jahren nicht, was zeigt, dass das Grundgerüst in sich nicht so stimmig ist, wie sie das gerne hätten. Hinter mancher Taktikdiskussion zu all den Leitern in all den Jahren verstecken sich mitunter reine Ästhetikvorlieben: Angsthasenfußball ist schon schwer verträglich, wenn er Punkte holt. Bleiben die aus, gibts keine Argumente mehr. In einem (guten) Jahr schneidest Du da halt mal auf Platz 10 ab ("satte" fünf Punkte vor dem Relegations-Stammplatz wie letze Saison), in einem schlechten gehst Du direkt runter, tschüssikowski. Im Jahr, als Lautern sich in einem kurzen Schlusspurt aus dem Kellerloch in die obere Tabellenhälfte katapultierte, gab es mal 8 Punkte zwischen Platz 7 und Abstieg. Da der HSV seit Jahren klamm und gebunden ist, tut natürlich jeder kühne Flop doppelt weh.
Da man in Fußball- und Medienhochburgen wie Hamburg aber (Offensiv-)Stars bis zu einem gewissen Grad noch verlangt (schlafener Europariese) oder bejubelt (van der Vaart alleine als Heilsbringer), kann das leider so weitergehen. Ähnlich startete Lyon damals in Frankreich richtig durch, im Schatten der Hochburgen, aus der Provinz in die Dominanz, zumindest für ein paar Jahre -- in Marseille, Paris wäre deren Kader- und auch Trainerpolitik undenkbar gewesen. Ich kenne das im "Kleinen" hier noch aus Saarbrücken (Ex-Vizemeister, Ex-Bundesliga), wo Präses Ostermann um seine Clique über viele Jahre Ex-Erstligisten und/oder Ex-Fußballersternchen des Jahres bejubelt in die Niederungen holte, Ertrag ist bekannt. Einen den Anforderungen nicht ensprechenden Kader mit zwei, drei Transfers aufpimpen kriegten damals die Bayern beim ersten Großangriff auf ihr Festgeldkonto vielleicht hin -- allerdings gab es dort keine hoffnungsvollen Talente, sondern mit Ribery und Toni (später Robben) Spieler von einem Kaliber, das für die jeweilige Position in der Bundesliga nicht zu finden war. Die ersten Jahre danach waren auch stark von Einzelleistungen überragender Einzelakteure geprägt, ohne Robben hätte man wohl kaum das CL-Finale 2010 erreicht. Bei allem Potenzial: Halilovic ist einer für die Zukunft, und Kostic ein guter bis sehr guter Bundesligaspieler.