Uii, hier geht aber viel durcheinander. Fange ich mal mit dem einfachsten Thema an.
Aubameyang ist einer von Tuchels (sportlichen) Lieblingsspielern, das steht für mich außer Frage. Auba hat in 76 Spielen unter Tuchel 60 Tore und 16 Vorlagen geliefert. Der Spieler kam müde vom Afrika Cup wieder, Tuchels Intimus Schürrle hat als Stürmer in der Vorbereitung und gegen Werder durchaus überzeugt und trotzdem wanderte der Gabuner sofort wieder in die Startformation. Er ist auch der Spieler mit den meisten Einsatzzeiten. Die Fakten sprechen da eine eindeutige Sprache.
Überhaupt scheint Tuchel bei Personalentscheidungen pragmatischer zu sein, als man es denken würde. Aubameyangs Verhalten abseits des Rasens wird Tuchel vermutlich nicht so gut gefallen, trotzdem ist er alternativlos. Sokratis' spielerische Fähigkeiten dürften Tuchel eigentlich nicht ausreichen, trotzdem ist er gesetzt. Sein Kumpel Schürrle wird kaum eingesetzt. Bartra, der modernste der Dortmunder Verteidiger, saß lange auf der Bank als die Form nicht stimmte.
Der Spielaufbau ist die ganze Saison schon problematisch. Die Verbindung von der Abwehrkette + Weigl und dem Rest des Teams funktioniert nicht. Egal ob man mit zwei 8ern, 10ern oder ganz anders spielt. Das haben die Bundesligatrainer natürlich längst raus. Die lassen die Dortmunder Verteidiger frei, ein bis zwei Stürmer kümmern sich um Weigl und die Passwege auf die beiden 8er/10er werden zu gemacht. Die AV/Wingbacks sind spielerisch zu schwach um das Problem zu lösen, Auba und Reus sind nur per langen Ball zu erreichen. Was bleibt? Dembele anspielen und der muss es per Einzelaktionen richten. Tuchel hat zum Ende der Rückrunde versucht Sahin zu installieren, was ich als vielversprechend empfand, aber der verletzte sich natürlich sofort wieder.
In der Hinrunde hat Tuchel immer viel geändert und rotiert, das wurde kritisiert und das hat auch nur leidlich geklappt. Nun hat er sich auf eine feste Formation und eine Art Stammelf besonnen und das ist natürlich auch wieder nicht recht. Mir hat das Vorgehen in der Hinrunde besser gefallen, auch wenn der Trainer es teilweise übertrieb, z.B. gegen Sporting, wo nachher keiner mehr wusste, welches System gespielt werden soll.
Das aktuelle 3-4-3 liefert zwar eine gewisse defensive Stabilität in Bestbesetzung, kostet aber viel Offensivpower und führt zu suboptimalen Personalentscheidungen. Schmelzer gibt einen verkappten Linksaußen, Durm ist absoluter Stammspieler und für Kagawa und Götze gibt es in der Formation überhaupt keine Position.
Über Personalentscheidungen und die Transferpolitik lässt sich sicherlich sehr lange diskutieren. Letztendlich ist der Kader viel zu groß, wenn man denn kaum noch freiwillig rotieren will. Insgesamt hat Tuchel bei mir noch einiges an Kredit, auch wenn mir in dieser Saison viel missfällt, aber die letzte Saison war halt extrem gut und ich glaube an seine Fähigkeiten. Wenn Tuchel sich aber tatsächlich Machtkämpfe mit Vereinsführung liefern sollte und man sich auf keine gemeinsame Strategie einigen kann, wird man sich am Saisonende trennen müssen.