Ich bin seit gut 20 Jahren in der Opposition und kann mit Fug und Recht behaupten, dass sämtliche Entwicklungen, die "unsere Seite" vorhergesehen und vor denen wir gewarnt hatten, so eingetreten sind. Es wäre nicht schwer gewesen, eine andere Richtung einzuschlagen, aber schon zu Wildmosers Zeiten wurden wir als "Ewiggestrige", "Nestbeschmutzer" und "Schwarzmaler" bezeichnet und zum Teil kriminalisiert. Ich persönlich musste ein Vereinsausschlussverfahren über mich ergehen lassen und so einige andere Demütigungen.
Warum ich dem Verein immer noch verbunden bin, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Heutzutage gibt es nahezu keinen Grund mehr, dieses Konstrukt zu unterstützen außer pure Nostalgie und die geilen Leute von früher, die an der Peripherie immer noch da sind und mit denen man sich über die "guten alten Zeiten" austauschen kann.
Der Zug in die richtige Richtung ist schon lange abgefahren und man sinkt immer tiefer in den Sumpf. Es gibt eigentlich nur einen Ausweg: den Investor loswerden, im Amateurbereich wieder anfangen, die Arena Arena sein lassen und wieder eine eigene Identität aufbauen.
Das wird die ARGE (Dachverband der Fanclubs, einst extrem Wildmoser-treu und jetzt tief im Investorenarsch) nie verstehen und immer schön weiter blind und Lemminge-ähnlich dem Führer, ääääääääääh, den Führungspersonen der KGaA nachlaufen und nur ja kein kritisches Wort verlieren, weil man sonst irgendwelche Vergünstigungen oder was auch immer verliert.
Es ist so traurig und widerlich, was da abgeht.
Ich gebe dir in den meisten Punkten Recht, sehe aber keine Verbindung der jetzigen Situation des Clubs mit dem Stadionumzug als Auslöser.
Könntest du mal erläutern, inwiefern der Umzug dazu führte?
Der Umzug und die damit verbundenen Kosten waren der Auslöser der aktuellen Misere. Die Arena war nie für 1860, sondern von Anfang an nur nach den Bedürfnissen des FC Bayern ausgerichtet, die Löwen mussten aber die selben Kosten tragen. Dass das nicht funktionieren konnte, hätte man durchaus erkennen können, wenn man mal darüber nachgedacht hätte oder sich zumindest mal ernsthaft mit den Argumenten der Opposition auseinandergesetzt hätte. Wildmosers Ego war aber so groß, seine Strahlkraft innerhalb der ARGE so leuchtend und die politische Unterstützung ("sonst findet die WM 2006 nicht in München statt") so drückend, dass die Opposition trotz eigentlich besserer Argumente im Sinne des TSV 1860 chancenlos war.
Die Folgen sind bekannt: Verkauf der Arena-Anteile zum Spottpreis, Mietzahlungen an den FC Bayern als alleiniger Stadioneigentümer, ständig wachsende Verbindlichkeiten und die Notwendigkeit, junge Spieler unter Preis zu verkaufen. Und, na ja, somit auch die finanzielle Abhängigkeit von Ismaik, der seine Millionen ja keineswegs als Geschenk an die Löwen abtritt, sondern sie in Genussscheine umwandeln lässt, um weitere Anteile am Verein zu erlangen und beim Wegfall von 50+1 die alleinige Macht zu haben.
Ganz gute Lektüre zum Thema:
http://www.sueddeutsche.de/sport/-liga-tsv-veroeffentlicht-kosten-fuer-neue-spieler-im-handelsregister-1.3341178