In Soccernomics wird darauf verwiesen, dass Fußballvereine eben KEINE Wirtschaftsunternehmen sind - das höchste finanziell sinnvoll erreichbare Ziel ist die Stabilität (Geldmäßig gesehen), nicht der Profit. Profit ist selten.
Anders ausgedrückt: Real Madrid hat weniger Umsatz als ein mittelgroßer Einzelmarkt einer der richtig großen Supermarktketten. Profit ist das eine, der Fußballbetrieb an ist nicht wirklich riesig profitabel, attraktiver ist für einen Perez sicher der Einfluss und die Kontakte, die gewinnt, wenn er so einem Club vorsteht, Fußball ist überall. Die Ressourcen, die man hat, sind aber endlich. Deshalb wird einer wie Aulas auch mitunter kritisiert, dass er den Club wie ein Wirtschaftsunternehmen führt (und Bayern in gewissen Kreisen verlacht, mit dem Argument: wenn die wollten, könnten die sich alle Kredite nehmen und Europa beherrschen). Die Ressourcen, die er pro Saison hatte, verbesserte er so trotzdem kontinuierlich, aus einem Provinzclub, der selbst in seiner Region im Schatten von St. Etienne stand, wurde eine zeitlang Frankreichs beliebtester/größter Club. Dann kamen die Scheichs... In Deutschland ist das mit dem Profit ja noch mal eine Sondergeschichte wegen schon historisch strenger Lizensierungsauflagen. Wo wir bei 1860 sind, die damit aktuell wieder Probleme haben.
Um das noch mal auszuführen, Geschichten wie 60 werden glaube ich nicht für eine Stärkung von 50+1 beitragen, weil sie sich von den Gegnern der Regel auch einfach umdrehen lassen. Gerade in D. Und es gerade gescheiternde und scheiternde Traditionsclubs in Deutschland eine ganze Menge gibt. Die über diverse Hintertürchen übrigens seit jeher nicht selten von fußballfremden Präsidenten/Gönnern und deren verlesenem Personal schattengesteuert werden. Würde in der Region mal gerne aufgerechnet wissen, was ein Ostermann von der Victor's Gruppe über die Jahre in Saarbrücken investiert hat (zuletzt medial noch einigermaßen präsent in der Winterpause 13/14, als zahlenmäßig noch mal eine komplette erste Elf mit größtenteils Erst- und Zweitligaerfahrung verpflichtet wurde; und ohne Steilmanns oder Geitlingers hätte es schon in den 1980ern/1990ern kaum Wattenscheid oder Homburg in der Bundesliga gegeben (wo sind diese Clubs heute?). Selbst wenn die Schere damals noch längst nicht so krass auseinanderklafft wie heute, selbst in der Bundesliga. Wo noch bis vor knapp zehn Jahren Wolfsburg in Sachen Personaletat gar nicht mal so weit weg war vom Krösus Bayern, zahlen die heute ja praktisch das vier- bis fünffache vom Ligaschnitt.
Ich hätte das auch nie gedacht, aber meine Position ist da mittlerweile anders. Das Idealding wäre meiner Meinung nach eine Öffnung für Investoren, solange hier Sonderrechte für Einzelclubs gewährt werden vor allem, damit die Voraussetzungen gleich für alle sind. Aber natürlich kontrolliert und mit Klauseln: mindestens x Jahre garantierte Beteiligung. Vor allem auch, weil ich dieses Traditionsgerede mittlerweile lächerlich verlogen halte. Echte Liebe ist nix weiter als ein cleverer Marketingspruch, ähnlich zum Kotzen wie der Legionär, der das Vereinswappen küsst, Fußball-Turniere, die zum meistbietenden geschachert werden, Ex-Liberos, die sich als Lichtgestalten feiern lassen, Verbände, die Millionen umsetzen und Gemeinnützigkeit predigen, während hinter den Kulissen was ganz anderes passiert, nur um den schönen Schein zu wahren. Die Zeit der 11 Freunde ist lange vorbei, eigentlich hatte das der junge so genannte "Kaiser" schon damals gesagt, und Infront-Netzer mit seinen flotten Autos und Frisuren schon in den 1970ern demonstriert (Helmut Schön ist verzweifelt). Das ist komplett entfesselte freie Marktwirtschaft in Reinkultur, oft noch nicht mal kontrolliert, auch wenn sie anders inszeniert und verkauft wird. Die Auswüche davon sieht man in vielen Richtungen, die Ausschreitungen von gestern gehören für mich dazu.
Mir geht, wenn ich mir das hier anschaue/anhöre auch das Herz auf. Aber es spricht ja nix dagegen, dass sich Vereine als große Familie begreifen, ehrlich, und trotzdem diesen Spagat hinkriegen.
edit: Es gäbe ja durchaus Alternativmodelle, aber es ist unwahrscheinlich, dass sich der doch Fußball auf andere Verteilungsschlüssel einigen kann, ausgerechnet der Fußball. Auch global gesehen, denn der Totschlaghammer ist ja dann immer die "Internationale Konkurrenzfähigkeit". Und da geben ganz andere Zustände halt die Richtung vor...