Naja, Einflussnahme hin oder her. Würde die Bayernpartei in Deutschland mehr Einfluss haben bzw. gäbe es mehr bayerische Separatisten würde die Bundesregierung bzw. die Gegenseite auch Argumente anführen, die gegen eine Aufteilung sprechen. So funktioniert Politik. Es ist ein Abwägen von Pro's und Contra's. Und bei dem gewaltigen Stellenwert, den der Fußball in Europa und Südamerika mittlerweile erreicht hat, ist das Ausscheiden eines der renommiertesten Vereine der Welt aus der Primera Division ein gewaltiges Contra für viele Katalanen. Der spanische Verband wäre dumm, wenn er darauf nicht hinweisen würde.
In meinen Augen ist das auch keine illegitime Vermischung. Auch in der Sowjetunion haben zuvor Dynamo Kiew, ZSKA Moskau, Zenit und Dinamo Minsk zusammen gespielt, bevor der Ostblock zerfiel. Das fußballerische Niveau ist in manchen Gegenden der ehemaligen UdSSR (Moldawien, Aserbaidschan, Kasachstan etc.) seitdem deutlich schwächer. Nur war das ein vergleichsweise kleines Opfer der Bevölkerung für politische Unabhängigkeit und Sturz eines unterdrückerischen Regimes. Vor diesem Hintergrund sollte sich jeder Katalane fragen: Geht es mir als Bürger des Spanischen Staates so schlecht, dass ich auf El Clasico verzichten würde, um es nicht mehr zu sein?
Rein politisch ein extrem kluger Schachzug und auch, wenn es viele Menschen nicht hören möchten, so funktioniert Fußball so wie er heute ist nicht ohne Politik. Politik ist das gesamte gesellschaftliche Leben und der Fußball ist ein gesellschaftliches Phänomen. 22 Leute auf nem Bolzplatz mögen da nicht so stark ins Gewicht fallen, aber volle Stadien mit 50.000 Menschen, Infrastruktur, Polizeiaufkommen, Besteuerung - da spielt das schon eine nicht unwichtige Rolle.
Worauf sich die meisten dann schon eher einigen können ist der Konsens, dass Rassismus weder im Stadion noch sonst wo etwas verloren hat. Und sobald man diese Aussage trifft, gibt man ein politisches Statement ab. Also ja, der Fußball ist AUCH politisch.