Montag, 1.Mai 2006
Foeke Booy nicht mehr Trainer beim FCUUtrecht - Wie gestern abend bekannt wurde, trat Foeke Booy vom Posten des Cheftrainers beim FC Utrecht mit sofortiger Wirkung zurück!
Präsident Jan Willem van Dop: „Nach langen Gesprächen zwischen Foeke, Rob [Venneman, Finanz Direktor, Anm.d.Red.] und mir sind wir zu dem Entschluss gekommen, das Foeke Booy sich zukünftig voll und ganz auf die Aufgaben als technischer Direktor konzentrieren soll. Wir werden in den nächsten Wochen einen neuen Cheftrainer verpflichten, der eng mit Booy zusammen arbeiten wird und die bisherige Arbeit positiv fortsetzt!“
Von Foeke Booy gab es noch keine Stellungsnahme. Er leitete seit 2002 hauptamtlich das Training und gewann mit dem FCU 2003 und 2004 den KNVB Beker. Während dieser Zeit bekleidete er auch schon das Amt des technischen Direktors.
In den letzten Woche kamen immer wieder Meldungen über eine Vertragsverlängerung als Trainer auf, doch die Niederlagenserie und das Scheitern in den Europapokalplayoffs ( 0:2 und1:3 gegen Twente) im April führten wohl zu einem Umdenken in der Vereinsspitze.
Als potentielle Nachfolger werden die ehemaligen Spieler Gerald Vanenburg, Rob Witschge und
Jan Wouters gehandelt.Was für ein toller Tag, ich bin richtig glücklich – van den Dak ist wirklich der Beste! Warum?
Er hat dafür gesorgt, das ich in den nächsten 2 Monaten bei gleich 4 Vereinen hospitieren darf. Zuerst beim SC Heerenveen, dann in Groningen. Weiter geht's in Emmen und zum Schluß noch 2 Wochen bei Twente Enschede! Ein tolle Chance für mich und ich bin zuversichtlich das ich viel lernen werde!
Heute morgen bin ich in Heerenveen angekommen und von Assistenztrainer Hans Visser empfangen worden. Visser hat vor ein paar Jahren seine Karriere beendet, war Spieler bei AZ, Vitesse, Utrecht und Groningen. Die längste Zeit spielte er bei Maastricht wo er dann auch als Assistenztrainer anfing. Er stellte mir zunächst einmal den Verein und das Trainingsgelände vor.

Der SC Heerenveen wird oft als der Stolz des Frieslands bezeichnet (vor jedem Spiel ertönt die friesische Hymne) und verfügt dort über eine sehr große Anhängerschaft, nur so ist der Erfolg des Vereins zu erklären – das knapp 27000 Zuschauer fassende Stadion bietet Platz für fast alle Einwohner der kleinen Stadt!
Das Stadion ist nach dem wohl berühmtesten Fußballer des Vereins benannt – Abe Lenstra. Er spielte in den 50er Jahren 47mal für die Niederlande (33 Tore) und sorgte dafür das Heerenveen überhaupt erst auf der Fußballlandkarte erschien. Damals wurde der Verein auch „Abeveen“ genannt.
Seine erfolgreichste Zeit erlebte der Verein um die Jahrtausendwende, als man unter dem langjährigen Trainer Foppe de Haan Vizemeister wurde und die Championsleague erreichte! De Haan war fast 20 Jahre in Heerenveen als Trainer und technischer Direktor tätig und stieg 1993 in die 1.Liga auf, erreichte 2 mal das Pokalfinale und schaffte mehrmals den Einzug in den Europapokal.
In den nächsten Tagen bekam ich einen tiefen Einblick in die Trainingsarbeit und vor allem die Jugendausbildung. Begleitet wurde ich dabei stets vom Jugendleiter Wim Dusseldorp, früher u.a. Trainer bei VVV Venlo und Herausgeber von Büchern wie „Die niederländische Fussballschule“.
Bei Heerenveen ist das individuelle Training sehr stark entwickelt, es ist spezifisch an die Position der Spieler angepasst – nicht nur im technischen sondern auch im theoretischen Bereich! Das gilt sowohl für die erste Efltal wie auch für die Nachwuchsspieler – alle sind gleich wichtig!
So hat man einen typischen
‘huisstijl’ entwickelt der für alle Teams des Vereins charakteristisch ist:
Stets attraktiv und offensiv nach vorne zu spielen mit dem Willen immer Tore zu schießen. Dabei wird hohen Wert auf schnelles Zusammenspiel und die individuellen Qualitäten der Spieler gelegt.
„Fußball ist zwar ein Teamsport, aber die Stärke eines Team ergibt sich immer auch aus der Fähigkeit wie gut es das individuelle Können der Spieler in Einklang bringt“ so Wim auf unserem Weg durch die Jugendakademie.
Die Ausbildung der Jugendspieler ist aber nicht nur auf Fußball beschränkt. Spezielle Studienkoordinatoren sorgen dafür das die Balance zwischen Schule und Hausaufgaben sowie Training und Spielen stimmt. Dafür hat man sogar eigene „Studienzimmer“ eingerichtet, die mit Bibliothek und Computern ausgestattet sind. Außerdem arbeitet man eng mit der OSG Sevenwolden zusammen die eine Ausbildung für jedes Bildungsniveau ermöglicht.
Untergebracht sind die Jugendlichen in Einzel- oder Gruppenapartments oder bei Gasteltern, wenn sie nicht bei ihren Eltern wohnen können.
In den zwei Wochen hatte ich sogar das Glück noch mit Foppe de Haan zu sprechen. Er war während der Vorbereitung auf die U21-EM in Portugal nur kurz in Heerenveen, wo er mit seinen mehr als 500 Ligaspielen als Trainer eine absolute Ausnahmepersönlichkeit darstellt. Für seine Verdienste bekam er sogar den Ritterorden von Oranje-Nassau verliehen!
De Haan, der sich stets für die Förderung junger Fußballer engagierte, war überaus freundlich und erzählte mir von seiner langen Trainerkarriere und wie er das Ausbildungskonzept in Heerenveen mitenwickelte:
„Das Ausbildungskonzept basiert auf 4 Faktoren, die man unter dem Kürzel S.T.I.M. zusammenfasst:
Schnelligkeit ist essentiel im Fußball, nicht nur allein beim Sprinten, sondern mehr noch bei der Ballbehandlung und dem Umschalten bei Ballverlust und Ballbesitz.
Technik ist die Basis von jedem Fußballspiel – je besser die Basis, umso einfacher beherrscht man das Spiel.
Inzicht (im dt. Spielverständnis) bedeutet das analysieren der Situation, das richtige Einschätzen des Gegners und der Mitspieler, das Gefühl für die Spielposition, Freilaufen und Aktionen starten – kurz: beim Fußball den Kopf zu benutzen!
Mentalität ist mehr als die vorbildliche Einstellung und der Siegeswille. Es ist mehr noch die Einstellung die wichtig ist um Profi zu werden: Selbstbeherrschung, Durchsetzungsvermögen, sich selber nicht so wichtig zu nehmen, gute Spielvorbereitung, viel und fleißig zu trainieren, sich kameradschaftlich in der Gruppe und loyal zum Verein zu verhalten. Das hängt vom Charakter und der Persönlichkeitsentwicklung der Spieler ab.
In der Vergangenheit hat sich die Ausbildung in Heerenveen stark verbessert und ist für den Verein sehr wichtig. Alles ist darauf ausgerichtet die Spieler besser zu machen und an die erste Elftal heranzuführen. Dieser Schritt ist in den letzten Jahren kleiner geworden. Wir haben das Scouting verbessert und das Training perfektioniert, mehr Wert auf Individualität gelegt, sowie auf die mentale und körperliche Ausbildung.
Außerhalb des Fußballtrainings begleiten wir die Spieler so gut wie möglich – wenn einer nicht das Glück hat hier Profi zu werden, sind das keine verlorenen Jahre gewesen, da jeder eine allgemeine Ausbildung bekommt, viele Erfahrungen sammelt sowie mit anderen Kulturen und Nationalitäten in Kontakt kommt. Das sind Erfahrungen fürs Leben!“Trotz seiner fast 63-Jahre machte De Haan einen sehr fitten Eindruck auf mich und ich war sehr froh mich mit ihm unterhalten zu haben. Ich wünschte ihm viel Glück für die U21-EM und war mir sicher, das sein Wissen und seine Erfahrung nicht nur der jong oranje weiterhelfen konnten.
Montag, 15.Mai 2006
Dank der guten Kontakte von Pieter konnte ich in den folgenden 2 Wochen Martin Koeman über die Schulter schauen und einiges über den Stolz des Nordens, wie der Club auch genannt wird, lernen.
Martin ist im übrigen der Vater von Ronald und Erwin Koeman – den zweifellos besten Spielern die aus der Jugend in Groningen hervor gegangen sind.
Den besten Fußball sah man in Groningen um 1990 herum, als man ins Achtelfinale des UEFA-Cup kam und das Pokalfinale gegen PSV erreichte. 1991 träumte man sogar bis 4 Spieltage vor Schluß von der Meisterschaft, wurde am Ende aber nur 3. Danach begann ein langes Tief und man stieg 1998 ab. Erst zwei Jahre später gelang im Duell mit Emmen der Wiederaufsteig, den tausende Fans feierten. Und ein neues, großes Talent begann seinen Profikarriere in Groningen: Arjen Robben!
Martin Koeman, fast 68jährig, spielte 10 Jahre für Groningen und beendete seine aktive Karriere in Heerenveen. Nach verschiedenen Funktionen im Verein, ist er mittlerweile Leiter der Jugendabteilung. Er zeigte mir das große und sehr schön am Stadtpark gelegene
Jugendtrainingszentrum. Hier haben also Arjen Robben und Jordi Hoogstrate das Fußballspielen erlernt. Auf dieser Anlage trainieren alle Jugendteams des Vereins, von der D2 über die A-jeugd bis zur Jong Groningen. Allesamt spielen in den jeweils höchsten Ligen des Landes!
In der Ausbildung der Jugend setzt Groningen auf einen großen Pool von Amateurvereinen mit denen man zusammenarbeitet. Mehr als 130 Vereine im Umkreis von 35km um Groningen nehmen daran teil, sichten Spieler und bilden sie aus. Wer gut genug ist, trainiert einmal pro Woche bei Groningen, ansonsten bleibt er bei seinem Heimatverein. Erst in den älteren Jahrgängen werden die Talente komplett in die Jugendakademie aufgenommen. Dieser Zusammenschluss ist für alle Seiten ein Gewinn. Die kleineren Vereine können vom Know-How und den Ressourcen des FC Groningen profitieren, die Spieler bekommen eine optimale Ausbildung und werden nicht zu früh aus den gewohnten Verhältnissen gerissen und Groningen bekommt letztendlich viele Talente aus der Region für die erste Elftal, die zudem eine hohe Idendifikation mit dem Aushängeschild Nordhollands mitbringen.
Denn auf den Erfolg des FC Groningen sind hier, das habe ich während meiner kurzen Zeit schnell mitbekommen, alle unheimlich stolz! Die Einstellung der Fans in der nördlichsten Eredivisie-Stadt faßt folgender Spruch am besten zusammen: „
Zondags staan we langs de lijn, niemand krijgt het Noorden klein.“
Montag, 29.Mai 2006
Emmen liegt ca. 50km südlich von Groningen, Trainer ist seit 2005 der als
„Mister FC Groningen“ bekannte Jan van Dijk!
Van Dijk gehörte zur erfolgreichen Mannschaft Groningens in der auch die Koeman-Brüder ihre Profilaufbahn begannen und die, mit ihm als Führungsspieler, zum ersten Mal in den Europapokal einzog. Er spielte in 16 Jahren mehr als 450mal für seinen Verein und war ab Mitte der 90er als Co- und Cheftrainer für Ab- und Aufsteig mitverantwortlich. Seine beiden Söhne, Dominique und Gregor haben ihre Karriere ebenfalls in Groningen begonnen und sind heute Profis bei Waalwijk bzw. Utrecht. Von diesem Fußballleben werde ich zwei Wochen lang profitieren können und wertvolle Informationen über einen niederländischen Zweitligisten sammeln!
 | Seit 1985 gibt es in Emmen Profifußball, mehrmals war man auch schon nah dran in die Eredivisie aufzusteigen, doch wirkliche Erfolge hat man hier noch nicht gefeiert. Dafür spielt man in einem feinen, kleinen Stadion: Das 2001 zuletzt renovierte Univé-Stadion bietet 8500 Zuschauern Platz und zählt damit in der zweiten Liga schon zu den großen. Beeindruckend wirkt auf mich das sehr gute Trainingsgelände direkt am Univé-Stadion. Das sind Verhältnisse über die in Deutschland noch nicht mal jeder Bundesligist verfügt! |
Zum Vergleich, das Trainingsgelände von Arminia Bielefeld (links) und Energie Cottbus (rechts):
Die Nachwuchstalente kommen hauptäschlich aus der Region Drenthe, süd- und südöstlich von Groningen und nordöstlich von Overijssel. Ihnen wird eine umfassende und optimale Ausbildung garantiert. Dafür arbeitet der Verein mit verschiedenen Schulen in Emmen zusammen.
Die A- und B-jeugd des Vereins spielt in der zweit höchsten Klasse.
Van Dijk erzählte mir, das es nicht einfach ist sich als Zweitligist zu entwickeln und die Talentsichtung durch die Nähe zu Groningen und Heerenveen sehr mühsam sei. Trotzdem ist er begeistert vom Verein der ihm ein Comeback als Cheftrainer, ganz in der Nähe seiner Heimatstadt, ermöglichte und gute Vorraussetzungen mitbringt, eventuell einmal den Aufstieg in die Eredivisie zu erreichen! Nach einem 6.Platz im vergangenen Jahr will man nun richtig angreifen, hat u.a. den zuletzt ausgeliehenen Jordi Hoogstrate, ablösefrei vom PSV, fest unter Vertrag genommen.
„Mister FC Groningen“ hat eine Menge Erfahrung im Aufbau und Führung einer Mannschaft und es ist ihm zuzutrauen das er in Emmen eine ähnlich gute Zeit hat, wie damals in Groningen.
Jong Oranje gewinnt U21-Europameisterschaft!Porto - Die Mannschaft von Trainer Foppe de Haan hat mit dem 3:0-Sieg über Ukraine Fußballgeschichte geschrieben! Noch nie war es der jong Oranje gelungen das Finale eines großes internationalen Turniers zu erreichen, geschweige denn zu gewinnen.
"Es was eine super Erfahrung. Wir sind im Turnier nach einem schlechten Beginn zu einer Mannschaft zusammen gewachsen. Das war ein Klasse-Gefühl" so Klaas-Jan Huntelaar, der zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.
De Haan kann sehr stolz auf seine Mannschaft sein. Er trat 2004 die Nachfolge von Ruud Gullit als Trainer der jong Oranje an, nachdem er zuvor jahrelang beim SC Heerenveen tätig war. Der Gewinn der U21-EM ist sein größter Erfolg.Montag, 12.Juni 2006Auf der vierten Station meiner kleinen Studienreise durch den niederländischen Fußball bin ich heute in Enschede angekommen.

Der FC Twente belegt in der ewigen Rangliste der Eredivisie (1957 – 2006) den 5.Platz. Davor stehen nur die großen Drei und knapp Sparta Rotterdam.
Die beste Zeit erlebte der Verein wohl in den 70er Jahren, als man das Europapokalfinale gegen Gladbach erreichte (im Halbfinale bezwang man Juve) und 1977 zum ersten Mal den KNVB Beker gewann. In der Saison 71/72 stellte Twente einen bis heute gültigen Rekord auf, als man in 34 Spielen nur 13 Gegentore hinnehmen musste. In diesen Jahren spielte die Mannschaft stets in der Spitzengruppe!
Im knapp 13000 Zuschauer fassenden Arke-Stadion (1998 eröfnet, Pläne sehen eine Erweiterung auf 24000 Sitze bis 2008 vor) erklingt vor jedem Spiel die Hymne
„You'll never walk alone“ - ähnlich wie in Liverpool wird das Team auch
„The Reds“ genannt!
Ganz in der Nähe des Stadion befindet sich das Leistungszentrum – ein Trainingsgelände von hoher Qualität, das zu den besten im ganzen Land gehört.
Auf meiner
Besichtigungstour wurden mir nicht nur die Kabinen, Kraft- und Massageräume der
Jugendmannschaften gezeigt, sondern ich konnte auch einen Blick in die Einrichtungen der
ersten Elftal werfen.
Hervorragend sind auch die
Trainingsplätzeauf dem Gelände, Twente verfügt u.a. über sehr moderne Kunstrasenplätze, die obersten drei Teams des Vereins verfügen über ein eigenes Spielfeld!
Für die B- und C-jeugd steht ein weiteres Spielfeld zur Verfügung. Die Jugendspieler sind in der Club-Akademie untergebracht. Natürlich besteht auch eine Partnerschaft mit örtlichen Schulen. Überhaupt kann man sagen, dass Twente sehr in der Gemeinde Enschede verwurzelt ist.
Doch auch die Nähe zu Deutschland macht sich hier bemerkbar. Sei es der frühere Trainer Hans Meyer, der in Enschede seine Fußballphilosophie weiterentwickelte; das Defensivtalent Peter Niemeyer, kam bereits mit 15 zu Twente und wurde hier Stammspieler; oder die vielen Niederländer die in beiden Ländern tätig waren, wie zum Beispiel Eddy Achterberg und René Eijkelkamp.
Mit letzterem hatte ich einen profunden Anpsrechpartner mit dem ich mich sehr gut über die Trainer- und Talenteausbildung in Deutschland und Holland austauschen konnte.
Am Ende der zwei Wochen in Enschede hatte ich einen Beschluss gefasst: Ich werde die Trainerlizenz beim KNVB ablegen und mich dann um einen Cheftrainerposten bewerben!