Ja, das ist mehr und mehr ein "Problem". Diese Event-Fans verstehen einfach nicht, dass es eben nicht in jedem Spiel eine prima Show zu bestaunen gibt. Ja, auch die Jungs vom FC Barcelona, die nun wirklich so gut wie immer spektakulär spielen, machen mal ein schlechtes Spiel. Dummerweise verwechseln diese Event-Fans eben
Fußball mit
spektakulärer Unterhaltung. Es kann spektakuläre Unterhaltung sein, es kann ein Feuerwerk an technischen Finessen sein, das sieht jeder von uns gerne. Aber es ist eben in der Regel ein taktisches Geduldsspiel - gerade bei einer WM!
Und wir Football Manager, wenn ich das mal so sagen darf, wir haben eben unseren Spaß an diesen taktischen Spielereien. Wir finden es klasse, wenn da gegrätscht wird, wo es an Technik einfach mangelt. Wir können uns auch an einem ermauerten 1:0 erfreuen, einem torlosen Remis oder auch einer knappen Niederlage etwas positives abgewinnen. Denn wir gehen ins Stadion, um dort unser Team anzufeuern und es zum Sieg zu bejubeln (manche machen das nur 10 Minuten mit, andere 90+ Minuten). Oder wir schauen Fußball, weil wir einfach am Sport interessiert sind. Was interessieren uns die Events drum herum? Vereinshymne? Maskottchen? Ohrenbetäubende Hau-drauf-Musik? Tormusik? Braucht in Wahrheit doch kein Mensch. Wir wollen die Jungs da unten fighten sehen und wenn sie technisch beschlagen sind, ja dann wollen wir natürlich auch relativ anspruchsvollen Fußball sehen. Aber wenn wir bemerken, dass der Gegner besser ist, dann sind wir auch mit einem Remis zufrieden. Event-Fans wollen immer das Maximum: maximalen Spaß, maximale Unterhaltung, maximale Punkteausbeute.
Das Problem dabei ist einfach: Die Event-Fans bringen Geld, da Tribünenplätze teurer sind als die Kurvenplätze. und Logenplätze bringen noch viel mehr Geld ein. Doch Tribünenzuschauer und Logenzuschauer wollen unterhalten werden. Sie wollen Stimmung, Spaß und vor allem Tore des eigenen Teams sehen. Event-Fans wollen etwas geboten bekommen, also wird das ganze Spiel einfach aufgeblasen ohne Ende. Da gibt es Maskottchen, Fanvideos, Werbefilmchen auf der Leinwand, Cheerleader, Sponsor X mit einer Grußbotschaft und das für mich nervigste: permanente, überaus laute Beschallung mit unterirdischen Ballermannhits. Die Fans aus der Kurve kommen sich dabei natürlich veralbert vor. Sie bereiten Choreographien vor, basteln Banner, machen Sprechchöre etc. und am Ende werden sie einfach übertönt von sinnfreier Apres-Ski-Musik.
Man merkt das immer sehr schnell, wenn ein Spiel mal nicht so läuft. Plötzlich ist es unruhig auf den Tribünen, Zuschauer pfeifen vielleicht, weil es Fehlpässe gibt. Doch die Jungs aus der Kurve sind in diesem Fall die einzigen, die dann Stimmung machen und das Team trotzdem anfeuern. Wer macht denn die Stimmung im Stadion? Wer erfindet teilweise wirklich kreative Reime und singt und klatscht im Takt dazu?
Was passiert, wenn die Jungs aus der Kurve fehlen, sieht man ja bei den Länderspielen. Extrem überteuerte Tickets lassen eben die Kurvenplätze sehr teuer und damit unerschwinglich für Ultras (damit meine ich keine gewaltbereiten Fans) werden. Und wer macht dann Stimmung im Stadion? Müsst ihr mal beobachten/hören.
In Südafrika wird diese fehlende Stimmung jetzt durch tausende von Hummelschwärmen (auch bekannt als Vuvzuelas) ersetzt. Die Tradition der Sprechgesänge ist offenbar nicht sehr verbreitet in Afrika. Ich hoffe sehr, dass in Afrika das anarchische Element wieder etwas in den Fußball zurückkommt. Denn die meisten Zuschauer dort werden arme Schlucker sein, die mit voller Hoffnung und guter Laune eine große Party feiern wollen, und einfach nur froh sind, bei einem Fußballweltmeisterschaftsspiel dabei zu sein. Auch wenn ich die Vuvuzuelas hasse und mir diese Form der Choreographie echt zuwider ist, so ist sie doch xmal besser als diese penetrante Dauerbeschallung und gekünstelte Superstimmung.
favorite, dein Handballbeispiel ist perfekt. Mein Bruder hat mal Handball gespielt, insofern kann ich dem Sport ein wenig abgewinnen. Aber dieser ganze Hype um die WM damals in Deutschland, den kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Welche Popularität genießt Handball in der öffentlichen Wahrnehmung seit dem wieder? Eben, genauso viel wie vorher. Nämlich so gut wie keine. Ich habe damals ein paar Spiele gesehen, muss aber gestehen, dass ich Fußball einfach vorziehe. Ich hatte kein Problem, einfach abzuschalten. Doch offensichtlich wurde damals durch die Medien jedem weisgemacht: Handball ist in und ihr habt jetzt gefälligst nichts anderes zu tun, als Deutschland anzufeuern. Menschen, die zuvor nicht mal die simpelsten Handballbegriffe wussten, waren nun plötzlich Experten. Das ist auch so eine Sache, die mich generell an Event-Fans aufregt. Kaum mal 2 Spiele im Stadion gesehen und schon meinen sie zu wissen, wer im Team die Niete und wer der Superman schlechthin ist. Und genauso auch bei dieser ominösen heimischen Handball-WM: Auf einmal wusste jeder Bescheid. Jeder kannte diesen beknackten Höhner-Song. Und kaum war die WM vorbei, schon war Handball vergessen. Handball-Bundesliga schauen? "Nö, ist doch öde. Ich guck' nur WM." Das ist eine reichlich seltsame Auffassung vom Fan-sein, wenn man mich fragt.
Ich habe sicher nichts gegen Leute, die sagen: Okay, die restlichen Spiele interessieren mich nicht so, ich schaue die EM/WM, weil es eben das Turnier ist. Aber diese Leute sollen dann bitteschön auch verstehen, dass gerade bei einem Turnier nicht gezaubert oder Fußball gefeiert wird. Da zählen nur die Resultate. Aber gerade das macht es so schwer für diese Fans. Sie wollen Party pur und Tore für ihr Team. Und wenn es nicht läuft, dann sind sie enttäuscht und buhen das Team bereits nach einer halben Stunde aus. Das ist doch wirklich albern.
Ach, sorry für den Roman und die permanenten Wiederholungen. Das wollte ich einfach mal geschrieben haben.