Wenn einerseits die Erwartungshaltung geschürt wird, dass die deutsche Nationalmannschaft jeden Gegner mit Leichtigkeit besiegt, dabei ein Spektakel bietet und wunderschöne Tore, dann muss sich keiner wundern, dass gerade Eventfans von solchen Spielen magisch angezogen werden. Wenn man dann auch noch die Ticketpreise für solche Freundschaftsspiele (!) anschaut, dann ist klar, dass dort im Stadion nicht die eingefleischten Allesfahrer und Dauersupporter sind, sondern ein buntes Publikum da ist: Familien, Frauen und Gelegenheitszuschauer - was man gemeinhin eben als Eventfan versteht (und ich meine das auch gar nicht abwertend). Und wenn der Event ausbleibt, dann wird eben gepfiffen.
Der DFB melkt die Kuh und freut sich über stattliche Gewinne und kann sich auf die Schultern klopfen. Dass "unsere Generation" der Fußballliebhaber dabei etwas ins Abseits gedrängt wird, stört bislang keinen, schließlich rücken zahlende Kunden rasch nach. Das Problem sind wie immer Anspruch und Wirklichkeit. Man kann den Fans nicht jedes Mal Budenzauber garantieren. Durch die Berichterstattung im Vorfeld wird das jedoch suggeriert und dann pfeift das Publikum eben sehr rasch, wenn es sich nicht gut genug unterhalten fühlt. Oder man hört auf Quacksalber wie Scholl und pfeift Gomez aus, weil der für die Nationalmannschaft ja sowieso und überhaupt keine Leistungen bringt. Gelegenheitszuschauer und Eventfans beschäftigen sich nicht täglich (wie wir) mit der Welt des Fußballs und wenn dann sehen sie die Fußballwelt schwarz-weiß. Dass dort Spieler mit unterschiedlichem Fitnessstand auf dem Rasen standen, wissen diese Fans nicht.
Wir regen uns dann über diese Fans auf, aber prinzipiell können diese nicht viel für ihr Verhalten. Sie haben horrende Eintrittspreise bezahlt und ihnen wurde weisgemacht, dass Paraguay in seine Einzelteile zerlegt werden würde. Okay, vielleicht wurde letzteres nicht offensichtlich getan, aber liest man im Vorfeld von Nationalmannschaftsspielen mal quer, dann geht es nicht um den Gegner, sondern nur darum, welche Spieler ihn schlagen werden. Dass ein Testspiel auch mal nicht mit einem Sieg enden kann, vergessen dabei viele.
Auch im Hinblick auf die WM erwarten viele (auch hier!) von Deutschland endlich den nächsten Schritt und gerade wir hier wissen auch um die Entwicklung der Nationalmannschaft. In weniger als einem Jahr werden wieder Randgeschichten die Titelseiten füllen und die Favoritenrolle nehmen wir gerne wahr. Wir wissen jedoch ganz genau, dass für einen Titelgewinn vieles stimmen muss. Die Tagesform, der Gegner, eventuelle Verletzungssorgen, das Klima (auch innerhalb der Mannschaft). Wundern wir uns also nicht, wenn nach dem ersten WM-Spiel Spieler pauschal abgewatscht werden oder in den Himmel gelobt werden und in der Bahn oder im Büro plötzlich alle zu Experten mutieren. Es wird so kommen und wir werden uns wieder darüber echauffieren.
Was können wir stattdessen tun? Cool bleiben. Sollen diese Gelegenheitszuschauer ihren Spaß haben. Wer sich von ihnen für mehr Details interessiert, wird Fragen stellen und dann können wir in die Diskussion kommen. Aber wir sollten nicht versuchen, mit angeheiterten Eventfans über das Für und Wider der falschen Neun zu diskutieren. Das wollen die nicht und das wollt ihr euch besser auch nicht antun.