Was liegt noch im Argen? Mal abseits vom sportlichen die Inszenierung und das Marketing wieder etwas zurückschrauben. Wie Kovac das gestern bei der Bayeren-PK sagte, eine 2.Spielweise mit reinbringen, denke das wäre auch ein guter Weg für die NM. Mann muss jetzt nicht zwingend das Gegenteil von Ballbesitz spielen, weil es bei dieser WM nicht erfolgreich war.
Die Kritikpunkte sind seit Jahren so ziemlich die gleichen. Dazwischen lag halt der Weltmeister-Titel und Weltmeister kritisiert man (zurecht) nicht. Ich finde ja die Performance bei dieser WM eigentlich gar nicht soviel schlechter als die bei der Gruppenphase + Algerien 2014. 2014 irrlichterte Jogi auch bis Mustafis Verletzung und Mertes mehr oder weniger freiwilligen Rückzug durch das Turnier. Einfach stur auf Kurs geblieben ohne auf aktuelle Strömungen zu achten. Um nach 2018 zurückzukommen, im Normalfall geht man gegen Südkorea in Führung und dann erreicht man auch die KO-Runde. Wenn man dort an Brasilien oder so gescheitert wäre, wäre die Kritik eine ganz andere. Ich würde daher vom nackten Ergebnis wegkommen wollen.
Eine 2. Spielweise bei einer Nationalmannschaft wirklich einzustudieren, halte ich für kaum umsetzbar. Dafür fehlt schlicht die Zeit.
Das könnte ja was "relativ einfaches" sein, was im Confed-Cup ja ganz gut klappte. Einfach auch mal Phasen herausnehmen, in denen man den Gegner stärker kommen lässt und man sich mehr aufs Umschalten verlegt. Ich fand bei den Spaniern und den Deutschen sichtbar, mein Eindruck, dass das Ballbesitzspiel eher Vorteil für den Gegner war, weil es an den Spielern zehrte, dass man totale Kontrolle, Konterabsicherung, wie auch Mut zum Risiko suchte und letztlich dadurch stark ausgelaugt wurde. Denke da an den Übergang damals von Pep zu Carlo. Man beließ es größtenteils noch bei der Pep-DNA, den Ball laufen zu lassen, ließ sich dann aber auch immer wieder fallen und versuchte sich die Bälle im tiefen MF zu erkämpfen, um dann umzuschalten. Falls einer wie Goretzka in der Zentrale mal in ne führende Rolle soll, wäre es ja eh unsinnig sich weiter so auf Ballbesitz zu verlegen wie bisher, da kann man seine Stärken kaum passend einbinden, auch nicht die von Sane. Die DNA für Ballbesitz, falls Leute wie Özil und Kroos weitermachen, die kann man noch beibehalten, um in Phasen zu kontrollieren, wenn das nötig ist, mal durchzuschnaufen. Auch interresant wäre vielleicht das 3-5-2 als weitere Möglichkeit zu sehen, damit die Gegner sich eben nicht mehr so einfach auf uns vorbereiten können und schnelles Vertikalspiel eher möglich ist, dafür finde ich das 4-2-3-1 mit dem bisherigen Stammpersonal mal ab von Werner relativ unbrauchbar.
Was 2014 angeht, das sehe ich auch so. Erst als Lahm endlich wieder AV spielte, überzeugte man auch wieder eher in den Spielen. Den Ansatz dafür fand ich aber nachvollziehbar, aufgrund des heißen Klimas nicht auf dauermarschierende AV zu setzen, die Offensive zu einem gewissen Grad unterbesetzt zu lassen und damit einhergehend den Defensivverbund etwas zu stärken, also etwas strikter zu spielen. Das ging aber schief und wurde wie du sagst ja erst durch Mustafis Ausfall etc. begradigt. 2018 fand ich die Nervosität von der ersten Minute an spürbar, das fiel mir zumindest 2014 nicht auf. Ich fand unser Spiel zumindest gegen Algerien nicht schwach, das habe ich noch relativ genau im Kopf, Algerien hat einfach super gekontert und hatte das Momentum da voll auf ihrer Seite. Würde es eher so sehen, dass an dem Tag jede Mannschaft mit den Algeriern große Probleme gehabt hätte. Torchancen hatten wir da meine ich einige, also wirklich hochkarätige. Das war ja bei dieser WM vollkommen Mangelware, man tat sich sogar schwer das MF zu überbrücken und den Gegner im letzten Drittel einzukesseln.