Umgekehrt haben die Spieler dann vielleicht auch viel der Kritik aus Deutschland gar nicht mitbekommen. Das Hauptproblem war für mich in diesem Jahr jeden Falls nicht die Qualität ders Kaders. Ob Wagner, Sané, Petersen oder wer anders dabei gewesen wäre - die Gruppe hätte mit dem Deutschland-Kader immer zu machen sein müssen. Von oben her wurde das Turnier einfach unterschätzt. Es wurden falsche Entscheidungen getroffen. Die Erdogan-Affäre wurde heruntergespielt. Reus wurde mal schnell geschont - für die wichtigen Spiele, die jetzt ohne uns stattfinden. Für mich fängt der Fisch hier vom Kopf an zu stinken.
Wobei man die Spieler natürlich nicht von jeder Schuld freisprechen kann. Das Spiel so sah statisch aus, dass es fast zum fremdschämen war. Bleibt die Frage wie starr die Vorgabe vom Bundesjogi war. Denn geschippte Pässe, Flanken aus dem Halbfeld, lange Bälle, scharfe Hereingaben, Abspiele in den Rückraum, Doppelpässe - also alles was ein wenig Kreativität oder Individualität erfordert hätte, hat man gar nicht/kaum gesehen.
Wie ist das eigentlich mit den Standards? Ich weiß, dass Löw da inzwischen trainieren lässt. Aber wie intensiv. Seit Freistroßspray und Videobeweis (oder gibt es da keinen Zusammenhang) scheinen mir Ecken (weil Offensivespieler zaghafter angegangen werden) und Freistöße (weil die Abstände einzuhalten sind) gefährlicher. Ich habe mich hier immer gefragt, warum Standards - also die einzig wirklich zu 100% kontrollierbaren Bälle - nicht besser geplant werden. Ecken und Freistöße kommen doch meistens stumpf hoch rein. Ecken werden vielleicht noch kurz gespielt - was ja schon erfolgsversprechender sein soll. Aber der große Plan bei einem Standard lässt sich selten erkennen. Ist es wirklich nicht oder nur schwer zu verwirklichen?
LG Veni_vidi_vici