Ob der Fußball in Deutschland unkonstruktiv war, weil es kaum taugliche Fußballer gab, oder umgekehrt, dürfte schwer zu klären sein. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, was sich dann gegenseitig hochgeschaukelt hat. Irgendwann hat sich "Fußball kämpfen" als Ideal im deutschen Fußball etabliert. Das wird wahrscheinlich auch nie so ganz verschwinden. Die technischen/taktischen Schwächen zwischendrin dürften dadurch verursacht sein, dass weniger robuste kreative Spieler und Spielideen auch lange kaum gefördert worden sind, weil es auch lange ziemlich verkrustete Strukturen gab. Über mehr als zwanzig Jahre hinweg haben 90% der deutschen Teams mehr oder weniger die gleiche unkonstruktive Taktik gespielt, nur dass der Fußball auch immer unansehnliche geworden ist, weil es irgendwann keine kreativen Liberos mehr gab (mit Ausnahme von Sammer). Da gab es fixe Rollen, für die dann exklusiv ausgebildet worden ist. Und bis auf den Zehner waren da eben nur spielerisch limitierte Rollen dabei. Heynckes war ja auch vor seiner Rückkehr aus der Rente zu Leverkusen schon recht progressiv, ist aber in Deutschland auch daran immer wieder gescheitert, dass er keine Verteidiger zur Verfügung hatte, die was anderes als Manndeckung und Ballweghauen spielen konnten.
Und so ganz verschwunden ist "Fußball kämpfen" ja auch nicht. Klopps Verdienst dürfte in erster Linie sein, es in moderne taktische Mittel übersetzt und die Geschwindigkeit extrem erhöht zu haben und damit so erfolgreich gewesen zu sein, dass sich viele seiner neuen Elemente in der Bundesliga etabliert haben.