Ich nutze diesen Thread einmal, um mich über neue Technologien aufzuregen. Nun bin ich, wie ihr wisst, kein Boomer, aber ich verstehe die Idee bei manchen Entwicklungen nicht. Wir haben für die Großmutter (85) meiner Freundin in den letzten Wochen eine Wohnung renoviert und auch einen Receiver für Fernsehen installiert. Nun ist das hier in Bulgarien so, dass man entweder Satelliten-Empfang nutzt oder eben TV per Internet. Da Sat unverschämt teuer geworden wäre, haben wir uns für IP-TV entschieden und der Anbieter (Vivacom) stellt den Router und einen drahtlosen Receiver, der per HDMI mit dem Fernseher verbunden werden kann. Ich habe das dann entsprechend eingerichtet und die Oma wird niemals das Internet mit 100 MB/s nutzen, aber das ist nun mal notwendig fürs Fernsehen. Sie hat zudem hundert Kanäle, von denen sie auch nur 10 oder so nutzt.
Grundsätzlich hat die Einrichtung hervorragend geklappt. Ich hätte auch Google-Konten anlegen können für Google Services wie Youtube oder Netflix-Zugangsdaten und was weiß ich noch alles. Braucht Oma jedoch nicht. Kommen wir also zum Frustteil. Sie ist mit Technik heillos überfordert. Sie hat kein Smartphone, da Touchscreens für sie schlicht nicht praktikabel sind. Was sie braucht, ist eine (!) Fernbedienung, mit der man den Fernseher startet und mit der man die Lautstärke ändern und Kanäle wechseln kann. Der Receiver (E-On TV) ist allerdings so überfrachtet mit Optionen und die Fernbedienung hat mehr als 30 verschiedene Knöpfe. Ich zeige ihr also, wie man den Fernseher einschaltet (Fernbedienung 1, die kennt sie bereits) und zeige ihr dann, wie sie mit der anderen Fernbedienung den Kanal auswählen kann. Allerdings ist diese Fernbedienung so empfindlich, dass leichteste Berührungen Menüs öffnen, in denen sich Oma dann verliert bzw. nicht mehr herausfindet. Auch ist der Receiver natürlich nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt, der bei Oma aber Standard ist. Die Glotze läuft 24/7, aber der Router wählt sich irgendwann nachts ja neu ein, d.h. dass der Receiver gefühlt jeden Tag neu gestartet werden muss. Wir haben die Fernbedienung nun mit Tape massivst abgeklebt, damit Oma nicht aus Versehen an Knöpfe kommt, die umständliche Menüs öffnen. So wird man unfreiwillig zum First Level Support und muss gefühlt jeden Tag per Anruf klären, welche Knöpfe jetzt wieder gedrückt wurden.
Ganz ehrlich? Die Generation 70+ will fernsehen, das kann ich nachvollziehen, wenngleich ich das Bedürfnis absolut nicht teilen kann. Diese verkauften Fernsehpakete richten sich demnach eher an ältere Leute, denn wer will von der Jugend schon vor der Glotze hängen? Wessen geniale Idee war es also, die Fernbedienungen so zu überfrachten, dass ältere Zuschauer einen einstündigen Crashkurs benötigen, um einfach nur fernzusehen? Wer hat sich gedacht, dass man per federleichtem Knopfdruck extrem verschachtelte und komplexe Menüs öffnet, aus denen man auch intuitiv nicht immer sofort herausfindet? Warum werden solche TV-Angebote nicht um eine Senioren-Fernbedienung erweitert, die nur die grundlegendsten Funktionen hat? Ich sehe da eine gewaltige Marktlücke und das mag zynisch klingen, denn natürlich stirbt die Generation nach und nach aus, die nicht mit Smartphones und verschachtelten Menüs in Berührung gekommen ist, aber dennoch würde man das Leben vieler Senioren erleichtern und ihnen durch einfach zu bedienende Technik auch ein Stück weit Teilhabe und Selbständigkeit ermöglichen.
Deinen Frust kann ich absolut verstehen, diese Menüs regen mich selbst teilweise schon sehr auf.
Aber ich muss dir in einem Punkt widersprechen. Ich glaube nicht dass diese Generation, die mit verschachtelten Menüs überfordert ist etc. ausstirbt. Ich denke auch wir, die mit diesen Geräten/Menüs jetzt aufwächst, wird es im Alter eher einfach haben wollen und auch das immer auf dem aktuellsten Stand bleiben (was bei der Entwicklung der Technik unerlässlich ist) wird nachlassen, so dass man mit der Zeit hilfloser wird. Es wird vielleicht nicht ganz so extrem, wie bei der aktuellen Generation, aber ich denke das der Trend dahin gehen wird.
Da widerspricht mein Gefühl leider irgendwie.
Ich bin in unserer Abteilung für die Auszubildenden zuständig. Alle 3 Monate ein Neuer. Wir nutzen verschiedene Programme bei uns in der Abteilung und gefühlt fällt es den Azubis jedes Jahr schwerer sich da "intuitiv" einzufinden. Mein Gefühl meint, dass die jetzt startende Generation so weit in der Technik aufwächst, dass diese als selbstverständlich hinnehmen. Sobald etwas nicht funktioniert, bricht ihr System dann zusammen und sie wissen nicht weiter . Ein rumprobieren o.ä. gibt es nicht. Programm macht nicht was es soll, also renn ich los und hole Hilfe.
Als Anfang 90er geborener Mensch, hab ich noch die Zeit vor dem Internet, dessen Anfangszeit und die jetzige Hochzeit erlebt und gehe das Ganze anders an, als die Generation Mitte 2000 die gar nichts anderesmehr kennen, als "perfekte" Technik um sich herum.
Mal noch ein anderer Frust. War vor Kurzem schonmal Thema:
Kita.
Quasi seit Restart nach den Weihnachtsferien ist der Kleine krank. Mich hat er mit einer Bronchitis mitgenommen, wegen der ich 2,5 raus war. Letzten Dienstag wieder eingestiegen. Freitag kommt er mit Bindehautentzündung heim... Hoffen wir mal, dass meine Frau und ich verschont bleiben. Bisher scheint es zu gelingen...