Etwas demotiviert von dem Transferbug in den deutschen Ligen habe ich von den europäischen Ligen vorerst etwas Abstand genommen und dort neu angefangen, wo ich schon immer mal einen Verein trainieren wollte: in der Major League Soccer. Dazu muss man sagen, dass ich quasi keine Ahnung vom amerikanischen Ligen- und Transfersystem habe.
Nichtsdestotrotz, soweit so gut, die Datenbank war geladen, die Vereinswahl stand an. Einige Teams in der MLS sind ja relativ bekannt, genannt seien die New York Red Bulls und L.A. Galaxy. Dort wollte ich allerdings nicht beginnen. Also habe ich meine Auswahl so vorgenommen, wie es jeder echte Mann und Fußballfan tun würde - ich habe den Verein ausgewählt, von dem mir die Trikots am besten gefielen. Insofern fiel die Wahl auf Houston Dynamo, einem texanischen Verein in der MLS, der erst 2005 gegründet wurde und sich nach den Vorhersagen der Medien im unteren Drittel der Tabelle bewegen sollte. Ein Blick auf den Kader - nach der Vereinswahl - ergab, dass ich immerhin zwei Spieler von Houston Dynamo kenne. Zum einen steht sehr zu meiner Freude bei Dynamo mittlerweile DaMarcus Beasley unter Vertrag, der mir noch von seinem kurzen Intermezzo bei Hannover 96 in Erinnerung ist. Zum anderen ist auch der im FM relativ bekannte Mexikaner Erick Torres Spieler des Vereins, allerdings für die kommende Saison nach Mexiko ausgeliehen.
Das ist deswegen besonders tragisch, da wir in der Offensive zu Spielbeginn recht schwach besetzt sind. Ein vernünftiger Stürmer oder OMZ war quasi nicht vorhanden. Also musste ich reagieren und holte meine zunächst einzigen zwei (ablösefreien) Nezugänge, den zu Spielbeginn 19 Jahre alten brasilianischen Stürmer Douglas und den 23-jährigen offensiven argentinischen Mittelfeldspieler Sebastian Gonzalez. Bester Spieler des Kaders ist derweil der spanische Innenverteidiger Raul Rodriguez, der jahrelang für Espanyol Barcelona spielte. Der Rest des Kaders ist meiner Einschätzung nach mittelmäßig, von ehemaligen europäischen Topstars keine Spur. Aber auch mit dem vorhandenen Ziel ließ sich arbeiten.
Mein oberstes Ziel in den USA war und ist es nämlich, dass wir tatsächlich Fußball spielen wollen. Und zwar guten Fußball, der Ball soll unser Freund sein. In der Vorbereitung klappte dies noch nicht so wirklich, wir fuhren eigentlich durchweg schlechte Ergebnisse ein. Dann stand Anfang März die Kaderregistrierung und der erste "Draft" an. Salary Cap und General Allocation Money waren nur zwei der mir unbekannten Begriffe, die mir präsentiert wurden. Darüber hinaus hatte ich mich auch mit dem Ligasystem der MLS bzw. der Eastern und Western Conference auch noch nicht näher auseinandergesetzt. Es war also höchste Zeit Cubanos Blog zu lesen.
Nach einer kleinen einführenden Lektüre fühlte ich mich bereit in die Saison zu starten. Doch das Spiel machte mir einen Strich durch die Rechnung, bei der Kaderregistrierung bekam ich die Nachricht, dass ich das Salary Cap überschritten habe, aber das General Allocation Money verwenden könne, um dies zu überwinden. Soweit so gut, die Begriffe kannte ich mittlerweile sogar, das Problem war nur: wie kann ich das verdammte General Allocation Money verwenden? Ich probierte rum, fand aber keine Lösung. Daraufhin probierte ich einen uralten Trick im FM - einfach mal einen Tag in den Urlaub gehen und hoffen, dass sich alles von alleine regeln würde. Dieses Stilmittel erwies sich jedoch als nicht zielführend, es wurden nicht nur nicht alle meiner Spieler registriert, nein, die nicht registrierten Spieler, insbesondere zentrale Mittelfeldspieler, landeten auch noch im Draft bzw. auf der Waivers List und wurden von der Konkurrenz direkt weggeholt. Etwas ernüchtert nutzte auch ich erstmals die Waivers List und sicherte mir zur Erweiterung meines Kaders die Dienste von Darwin Ceren, einem Nationalspieler aus Salvador, der die Lücke im zentralen Mittelfeld füllen soll. Damit war mein Kader zwar immer noch alles andere als breit besetzt, aber ändern konnte und wollte ich jetzt erstmal nichts mehr.
Dann begann auch schon die Saison, wir trafen im ersten Saisonspiel auf New England. Die Taktik war noch lange nicht eingespielt und ich selbst war mir auch noch nicht sicher, was ich noch alles ändern wollte, aber wir spielten eine ordentliche erste Halbzeit. Kurz nach dem Wiederanpfiff dann der Schock: Elfmeter, rote Karte, 0:1. Das sollte auch das Endergebnis sein. Im folgenden Spiel gegen den Lokalrivalen FC Dallas sollte alles besser werden, das Ergebnis lautete jedoch erneut 0:1 und taktisch lief noch weniger zusammen als im ersten Spiel. Es mussten taktisch einige Änderungen her, zumal es am dritten Spieltag schon gegen die New York Red Bulls ging. Ich befürchtete das schlimmste, doch wir gingen schon nach 1 Minute in Führung und spielten richtig, richtig guten Fußball. Leider versiebten wir zahllose Chancen und es kam wie es kommen musste - New York kam in der 89. Minute noch zum glücklichen Ausgleich. Gegen die Vancouver Whitecapes, die bis dato alle drei Spiele verloren hatten, sollte es dann aber mit dem Schwung aus New York klappen. Dachte ich zumindest, doch weit gefehlt, es gab den nächsten Rückschlag, wir gingen am Ende trotz einiger guter Chancen mit 1-3 unter. Danach gelang dann aber tatsächlich der erhoffte Befreiungsschlag, gegen die Seattle Sounders konnten wir zu Hause mit 3:0 gewinnen. Auch im folgenden Spiel gegen das (Alt)Starensemble von L.A Galaxy lieferten wir eine super Leistung ab, am Ende reichte es aber auf Grund eines Elfmeters von Steven Gerrard und einer weiteren Ecke nur zu einem 2:2.
So ähnlich ging es dann auch weiter, auf ein kleines Hoch folgte eine indiskutable Leistung und ein nächstes Tief. Erst Ende Mai / Anfang Juni scheinen wir uns stabilisieren zu können und spielen auch konstant ordentlichen Fußball. Fußball spielen wir übrigens ganz nach meinen Visionen tatsächlich, spielerisch sind wir aus meiner Sicht zumeist das überlegene Team. Dies wird nach 17 Spieltagen derzeit mit 24 Punkten und Platz 9 von 20 belohnt. Der Save macht soweit wahnsinnig Spaß und ich bin schon ganz gespannt auf den weiteren Saisonverlauf und den großen Draft zum Ende des Jahres 2016. Auf gehts Houston!