Also erstens ist das nicht das "Kleingedruckte" sondern ganz normaler Bestandteil des Anleihevertrags.
Und dann steht in dem Text nichts neues drin. Es ist eine sehr grobe Aufklärung über die Risiken der Anleihe. Dass Schalke die Rechte an Zuschauereinnahmen und Sponsoring teilweise abgetreten hat, ist doch bekannt. Im Prinzip steht in dem Punkt nur, dass die finanzielle Situation nicht rosig ist (was klar ist, sonst bräuchten die ja keine Anleihen zu emittieren) und dass man über das Risiko aufklärt, dass die Anleihe vielleicht nicht mehr bedient werden kann. Aber auch das ist bei jeder Anleihe der Fall. Immer wenn ich mein Geld irgendwo anlege, sei es mit Aktien oder festverzinslichen Wertpapieren wie der Anleihe, bin ich darauf angewiesen, dass das Unternehmen überlebt. Das ist sogar bei Banken so. Dieser Punkt beim Anleihenvertrag ist übrigens gesetzlich vorgeschrieben.
Wirkliche Rückschlüsse auf das Risiko kann man aus diesem Text aber meiner Meinung nach nicht ziehen. Und wer beim Zeichnen von Anleihen davon ausgeht, dass das Risiko Null wäre, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Geld ist ein Synonym für Risiko. Wenn ich es zur Bank bringe, muss ich hoffen, dass die Bank überlebt. Wenn ich es unterm Kopfkissen lasse, muss ich hoffen, dass es mir niemand klaut. Wenn ich es im Wald vergrabe, muss ich hoffen, dass es keine Inflation gibt das vergrabene Geld nicht an Wert verliert.
Ich habe in dieser Finanzkrisenzeit das erste Mal in meinem Leben Anleihen von Firmen gekauft. Daimler und Lufthansa, wenn ich mich nicht irre mit jeweils ca. 6% Coupon. Meine Staatsanleihen (treasuries und Bundesschaftsbriefe) bringen knapp die Hälfte, gelten aber über einen längeren Zeitraum. Also kann man sich denken, dass das Risiko bei Lufthansa und Daimler erheblich höher ist.
Schalke gibt 5,5% oder sowas. Das ist ebenfalls eine Menge (besonders weil mit der momentan aufsteigenden Wirtschaft die Referenz nicht mehr über 6% liegen dürfte), aber das Risiko bei Schalke, irgendwann nicht mehr an neue Kredite heranzukommen, ist wohl erheblich größer als bei der Lufthansa oder bei Daimler, die vermutlich in der Not sogar staatlich unterstützt werden würden, weil sonst Arbeitsplätze verloren gingen (auch dafür zahlt man übrigens Steuern, weil einige sich ja immer über den großen Steuerstaat beschweren und gar nicht merken, wie sehr sie z.T. davon profitieren).
Nur sind die Stückelungen bei 50€, 100€ und 1904€, wenn ich mich nicht irre. Man hofft hier also auf eine große Masse an Investoren (deshalb nennt man das Ding auch Fananleihe). Wenn man nicht so blöd ist und die 1904-Anleihe zeichnet, dann verliert man also höchstens 100€ (wenn man nicht gerade mehrere kauft). Das können einige Menschen verschmerzen. Auf der anderen Seite frage ich mich ernsthaft, was man mit 5% Zinsen auf 100€ will.
Wirklich schlecht wird mir, wenn ich das hier so lese:
http://forum.westline.de/viewtopic.php?f=13&t=855582.
Ich meine, wenn Menschen wirklich bereit sind 100€ auszugeben, um sich irgendeine Urkunde ihres Lieblingsvereins an die Wand zu hängen und das Gefühl zu haben, so ihren Verein zu unterstützen, dann habe ich die menschliche Dummheit doch unterschätzt. Einige haben wirklich so eine Monopoly-Spiel-Mentalität wenn es ums Geld geht. Aus Sympathien irgendwo Geld anzulegen ist völlig banane, auch wenn es "nur" 100€ sind.
Das ist ein Zitat aus diesem Forum:
Ich habe heute morgen mal 100 EUR in unseren Verein investiert.
Wenn man sich den Prospekt dazu mal ansieht, dann bekommt man viele Dinge endlich mal schwarz auf weiß genannt, beispielsweise die Abtretung des Gazprom-Vetrages und des Adidas-Ausrüstervertrages. :shock:
http://anleihe.schalke04.de/download.html
Naja, für mich ein Grund mehr unseren Verein mit der Anleihe zu unterstützen.
Außerdem hoffe ich, dass die Zeiten der Misswirtschaft nun vorbei sind.
Da kräuseln sich mir echt die Zehennägel nach oben. Da ist jemand überrascht von der Bonitätsrisiko-Offenlegung und dann ist das für ihn erst Recht ein Grund, die Anleihe zu zeichnen.... Da weiß ich eigentlich gar nicht mehr, was man dazu noch schreiben kann.
Auch dieser letzte Satz...Gib einem Verein in tiefen Schulden mehr Geld und hoffe, dass er nun besser damit umgeht. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Also nein, da wird einem ja schlecht bei. Zumal die Verpflichtungen von Raul, Metzelder und wer auch immer da noch so kommt (Gomez für 20mio? Horeau für 12mio? Misimovic für 10mio?) nicht gerade Vertrauen aufbauen, was den verantwortungsvollen Umgang mit Geld angeht.
Letztendlich geht es bei "Fan-Anleihen" nur darum, über Gefühlsduselei wie Fantum und Vereinverbundenheit den Leuten, die man damit locken kann, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn Mitgliedsbeiträge, Eintrittskartenpreise und Fanartikelerlöse nicht mehr reichen, zapft man eben noch direkt über Anleihen den Fan an. Was kommt noch, die große Weihnachtsspenden-Aktion? Spende S04 dein Geld, damit die Spieler sich in beheizten Umkleidekabinen umziehen können und damit man ihnen tagsüber etwas zu essen kaufen kann? Jeder Fan, der Dauerkarten besitzt, seit Jahren Vereinsmitglied ist, immer das neueste Schalke-Trikot im Schrank hat und nun auch noch eine Urkunde für eine Anleihe an der Wand zu hängen hat, der sollte einfach sein gesamte Vermögen liquidieren und dem Verein spenden. Das würde am schnellsten gehen und hätte auch den unmittelbar besten Effekt für seinen Verein.