Ich möchte meinen Beitrag mal zweiteilen, weil ich zwei unterschiedliche Sachen schreiben will:
Erster Teil:
Natürlich ist in der Wahrnehmung, die Gewaltbereitschaft, Gewaltakzeptanz und die Anzahl von Ausschreitungen im Osten höher.
In der Wahrnehmung der meißten sieht es sogar so aus, dass alle Ossis hirntote Schläger sind, die weder Rücksicht auf Kinder noch Frauen nehmen.
Was das angeht, braucht ihr euch nur mal die Äußerungen der Lauterer durchlesen nach ihrem Ausflug nach Berlin in der ersten Pokalrunde, "Das sind Tiere" sind da noch die banalen Formen der Beschreibung wie die Fankultur überall im Osten ist. Ich war 18 Jahre lang Anhänge vom BFC und habe in dieser Zeit pro Saison mindestens 25 Spiele gesehen, heim wie auswärts und ich versichere euch, dass man dabei alles mögliche erlebt und dennoch hat auch das meine eigene Wahrnehmung geprägt.
Nun ist die Wahrnehmung jedes einzelnen allerdings, durch diverse Filter geprägt, Erfahrungen, Erziehung, etc., jeder hat also seine eigene Wahrnehmung davon wie im Osten "zugeht". Wenn man ernsthaft ein Urteil darüber fällen möchte wie es um die Fankultur im Osten bestellt ist, dann muss man sich frei machen von seinen Wahrnehmung und sich den Fakten widmen, dafür haben übrigens viele Leute Monate und Jahre gebraucht um darüber eine Doktorarbeit zu schreiben oder ähnliches.
Die Ursachen für die auf viele wie aus anderen Ländern wirkende Fankultur sind so vielschichtig, dass man damit hier im mtd ein eigenes Topic füllen könnte.
Wenn man diesem Thema also gerecht werden will, sollte man sich sehr genau überlegen was man schreibt, denn viele Leute merken gar nicht, wie sehr sie den Menschen aus Ostdeutschland in den Arsch treten und sie mit ihren Aussagen verletzen, siehe Walde.
Zweiter Teil:
Meine Mutter ist selbst Polizistin und sie war auch selbst auf Polizeieinsätzen, so schöne Spiele wie Hertha vs Cottbus oder Union vs BFC, sie hat also eine Menge erlebt in dem Bereich und sie hat mir auch zwei Dinge gesagt. Erstens es ist völlig irrelevant ob du eine Frau bist, wenn du dich dafür entscheidest in der Einsatztruppe zu sein, dann musst du damit umgehen können und zweitens, die Hooligans sehen in den Frauen das schwächste Glied und ihre Chance die Truppe zu spalten, so geschehen im Jahr 2003 beim Oberligaspiel des BFC gegen den SV Yesilyurt im Jahnsportpark. Dort gab es nach dem Spiel kleinere Auseinandersetzungen mit der Polizei, in den Medien wurde darauf zwar eingegangen, das wesentlichste wurde allerdings verschwiegen. Hooligans hatten eine Truppe von 5 Polizisten angegriffen darunter 1 Frau, sie zogen die vier anderen von der Frau weg und bildeten einen Kessel, sodass die 5 von außen abgeschirmt waren. Dabei ist nichts schlimmes passiert, zumindest was körperliche Gewalt angeht... Sie haben die Frau komplett ihren Kampfschutz+Schusswaffe abgenommen das wars. Damals galt in der Polizei sowas als worst case vorallem im Vorfeld der WM und die Hools haben Woche für Woche irgendwo in den Niederungen der Ostdeutschen Liegen, ihre Taktiken getestet und verbessert, während die Polizei ohne Konzept war.
Sie hat mir ebenfals bestätigt, dass es genügend in den Einsatzhundertschaften gibt, die aufs Kloppen aus sind. Das ist ja nun auch mittlerweile kein Geheimnis mehr für die meißten oder?! Viel interessanter ist da für mich die Frage, ob die Polizisten überhaupt gut genug ausgebildet sind um mit der Stresssituation eines Fußballspiels klar zukommen. Mein Dad hat immer gepoltert "Die müssen das doch abkönnen, sind doch alle psychologisch ausgebildet", so oder so ähnlich denken wohl sehr viele Außenstehende, ob dem so ist wage angesichts dessen was man so erlebt als Fan und sieht, mehr als zu bezweifeln. Ich glaub man vergisst sehr schnell, dass auch Polizisten nur Menschen sind, mit den gleichen Emotionen wie jeder andere, zu behaupten das würde denen während der Ausbildung alles beigebracht wie sie das abschalten, wäre mE ne Farce. Stellt sich also die Frage ist die Einsatztruppe überhaupt für den friedlichen Einsatz ausgebildet oder sind finanzielle Engpässe und Sparmaßnahmen auch in der Qualität der Ausbildung zu spüren?