Die Frage bleibt, inwiefern sich das in der Breite durchgesetzt hätte, ohne dass eine übergeordnete Organisation (DFB/DFL) die Ramenbedingungen vordiktiert hätte. Spekulation, aber sicherlich hätte heute nich jeder Verein eine solche Basis in Form von organisierten Jugendleistungszentren. Dass deutsche Clubs im Schnitt weniger verschuldet sind als in Spanien oder England, hat auch mit gesetzten Rahmenbedingungen zu tun. Man kann das eine (Vereinspolitik) nicht vom anderen (Rahmenbedingungen) trennen. Das ist mit anderen Unternehmen in der Wirtschaft ja auch so.
In England fängt ein Umdenken erst seit einiger Zeit an, und da gibt es ein zentrales Problem, die FA. Im Grunde führen die aktuell sehr ähnliche Diskussionen, wie sie in Deutschland vor über zehn Jahren geführt wurden. Zu viele Ausländer, zu viele davon nur Durchschnitt, keine Chance für die Jugend. Ein möglicher Beleg dafür, wie vergleichweise "rar" englische Spieler sind, gerade auch solche, die nach der Jugendausbildung schon "reif" für die Profis sind, und nicht erst jahrelang aufgebaut werden müssen, sind teils hoffnungslos überzogene Transfersummen für Spieler wie Caroll, Bent oder Lescott, im SI-Forum scherzen sie, dafür hätte man den kompletten BVB aufkaufen können. Englische Spieler scheinen überdurchschnittlich teuer im Vergleich zu ausländischen Profis auf selbem Niveau. Der Bedarf ist da, nur wie weit wird er gedeckt und inwiefern treibt das Angebot die Preise in die Höhe? England hatte über längere Zeit noch ein anderes Problem, nämlich dass Generationen an Trainern nach fragwürdigen Erkenntnissen aus falsch interpretierten Statistiken ausgebildet wurden, aber das ist eine andere Geschichte. Im Grunde sind beide Länder, Deutschland und England, aber nur zu einem Teil vergleichbar. Die Premier League ist fast komplett abgenabelt von den Interessen der FA - mit DFL und DFB ist das überhaupt nicht mehr vergleichbar. Das ist die globalisierteste Liga der Welt, in der nicht nur Spieler aus allen Ländern der Welt spielen, sondern in der auch Leute aus allen Ländern der Welt investieren, während Leute aus aller Welt zuschauen und die Geschichte am Laufen halten. Dass die alle naturgemäß im Schnitt weniger Interesse an der Entwicklung "englischer" Talente haben, ist klar.
Generell bleibt aber ein ganz entscheidender Unterschied zu den damaligen Forderungen (Hauptsache Jugend! Bloß weniger Ausländer, und wenn eine Quote her muss), dass die Vereine (genau wie Löw) schon länger nicht wegen der Jugend willen einfach nur junge Wilde aufstellen. Die vielen Senkrechtstarter, die in fast allen Vereinen von den Amateurteams in der ersten Mannschaft durchstarten und Etablierte verdrängen, kommen ja nicht von ungefähr, sondern zeugen von besserer Jugendarbeit, die keine Lehrlinge, sondern halbfertige Profis hervorbringt. Thomas Müller ist das Märchen unter ihnen, der wusste wahrscheinlich selbst nicht, wie im 2009/2010 geschah. Aber da gibts noch viele andere Beispiele im kleineren Rahmen zwischen Frankfurt, Freiburg, Dortmund, überall.