SAISON III: 2013/ 2014
CHAMPIONS LEAGUE – 2. Runde Au Backe! Hammer-Los für MTK Hungaria. Wir müssen gegen
Partizan Belgrad ran, zu diesem frühen Quali-Zeitpunkt wohl die stärkste Mannschaft im Topf. Logisch, dass wir krasser Außenseiter sind. Nun ja…so wird uns zumindest kurz und schmerzlos vor Augen geführt, wo wir international stehen.
Partizan hat einen Finanzwert von über € 20 Mio., was dem 10-fachen von uns entspricht. Zum Zeitpunkt des Spiels läuft die Transferperiode gerade einmal 2 ½ Wochen, doch Partizan hat bereits 5 Mio. Euro investiert. Dagegen muten unsere 95.000 geradezu amateurhaft an. In Reihen der Serben spielen z.B. Masoud (iranischer Nationalspieler, ehemals CA Osasuna; Marktwert: 2 Mio.), Abdul-Lateef (65-facher Nationalstürmer des Bahrain, ehemals FC Toulouse; Marktwert: 1,6 Mio.), Timi Lahti (von HJK Helsinki für € 1,6 Mio verpflichteter Abwehrcrack), Milan Smiljanic (serbischer Nationalspieler, MW: 1,3 Mio.) oder auch Ivan Ivanov (bulgarischer Nationalverteidiger; € 1,2 Mio.).
PARTIZAN BELGRAD – MTK HUNGARIA BUDAPESTNach 5 Minuten liegen wir vor 27.000 Zuschauern mit 0:2 hinten - verletzungsbedingt stehen in der Innenverteidigung der 18-jährige Weißrusse Skvernjuk und sein 19-jähriger Konterpart Mzava, die sich von der Kulisse und den giftigen, überfallartigen Partizan-Angriffen schwer beeindrucken und zu Fehlern hinreißen lassen. Schade, denn danach bekommen wir das Spiel mehr und mehr in den Griff, dominieren das Mittelfeld und können unsere Ballbesitzvorteile in der 50. Minute durch eine feine Einzelleistung unseres Rechtsaußens Drioueche sogar zum Anschlusstreffer nutzen. Das ist es dann aber auch gewesen, wir haben noch die ein oder andere Gelegenheit, sind aber nicht abgezockt genug. Trotzdem – alles drin für’s Rückspiel!
MTK HUNGARIA BUDAPEST – PARTIZAN BELGRADNichts für schwache Nerven heute, 5.500 Zuschauer machen uns Feuer unterm Hintern, und als unser Capitano Patrik Tischler nach 14 Minuten unsere Anfangsoffensive mit dem Führungstreffer krönt, wissen alle: Heute…heute ist was drin!
Wir schnüren die Serben in ihrer eigenen Hälfte ein, preschen in wilden Attacken über die Flügel vor und überrennen somit einfach deren massiertes 5-er Mittelfeld. Pfosten-drüber-links vorbei-rechts vorbei und Stojkovic, immer wieder Stojkovic im Tor der Serben…unsere Abschlussschwäche, Himmel, sie raubt mir den letzten Nerv.
Dann der Gegentreffer.
10 Minuten vor der Pause, aus dem Nichts, ein Pass in die Nahtstelle unserer 4er-Anwehrkette und Partizans Eduardo vollstreckt. Grabesstille senkt sich übers Stadion.
Nach der Pause wechselt für den wirkungslosen Drioueche der 17-jährige Rumäne Cornel Christian auf den rechten Flügel - und ab geht die Post. Er ist flink, er ist schnell und zusammen mit Huszti schraubt sich unsere Flügelzange immer tiefer und bedrohlicher in Partisans Abwehrverbund. Dann ein Pass von Tischler auf unseren Mittelstürmer Adel, der lässt an der 16er-Grenze abtropfen und Huszti hämmert das Ding mit voller Wucht unter die Querlatte. Toooooooooooooor! Mit der Nummer 9 Sza - bolcs Hus - zti, geht doch, verdammt, geht doch.
Kurz darauf wieder Huszti…der hat jetzt Blut geleckt, fasst sich ein Herz und schießt aus 20,25 Metern…an die Querlatte! Oh Mann, was für ein Hammer…
Die Minuten verrinnen, mit hektisch-kryptischen Zeichen in Richtung Kapitän Tischler weise ich die Mannschaft an, das Risiko etwas rauszunehmen. Jetzt bloß kein Gegentor.
Und dann das…so schön, so grausam ist Fussball. Es ist die Sternstunde des 17-jährigen Cornel Christians.90 Minuten sind um, alles stellt sich auf die Verlängerung ein, als Cornel ein, zwei Gegner auf rechts ins Leere laufen lässt, in den Strafraum wieselt, aufschaut, Stojkovic im Tor der Serben ausguckt…ein Schlenzer ins lange Eck…
Toooooooooooooor! Tooooooooooooooor! Die Fans, unsere Bank, ich selbst….wir alle rasten völlig aus und fliegen uns in die Arme. 3:1. Damit wären wir weiter, hätten das stolze Partizan gedemütigt und aus dem Wettbewerb geworfen.
Wir ziehen uns weit zurück, sehnen den Schlusspfiff herbei. Partisan wirft alles nach vorn, doch Huszti prescht mit all seiner Erfahrung dazwischen…hat den Ball…scharfe Flanke vors Tor…da ist Adel, Adel rutscht in den Ball….TOOOOOOOOOOOOOR. 4:1. Die Entscheidung, das ist die Entscheidung, Partisan ist raus, MTK ist weiter. Was für eine Überraschung, was für ein Spiel.
Einer der Matchwinner:
Cornel Christian. Der 17-jährige kam vor der Saison ablösefrei vom FC Otelul Galati aus Rumänien zu uns.
CHAMPIONS LEAGUE – 3. Runde In der 3. Runde bekommen wir es mit dem 24-fachen finnischen Meister HJK Helsinki zu tun. Zumindest finanziell agieren wir auf Augenhöhe, insgesamt schätze ich die finnische Veikkausliga aber schlechter ein als unsere heimische NBI. Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier Favorit sind.
HJK HELSINKI – MTK HUNGARIA BUDAPESTNach 28 minütigem Abtasten gibt es einen Freistoß für uns, den Ndiaye in den 16er tritt - und wieder ist es der 17-jährige Cornel Christian, der im Strafraum an den Ball kommt und eiskalt einnetzt. 1:0 für uns, weiter so.
Es ist ein knüppelhartes Spiel, schon nach 30 Minuten müssen 2 Finnen und unser algerischer Rechtsaußen Drioueche verletzt vom Feld. Doch während die Finnen dies nur noch zu beflügeln scheint – immer wütender werfen sie sich uns entgegen - zeigen wir uns beeindruckt. Trotz Führung verlieren wir die Kontrolle.
Und es kommt, wie es dann eben kommen muss – der Ausgleich nach einer Ecke der Finnen. 1:1 und Helsinki zieht immer mehr Tempo an, wir kommen jetzt ins Schwimmen, geraten ins Trudeln, retten uns aber gerade noch so in die Pause.
Nach der Pause bekommen wir das Spiel wieder mehr und mehr in den Griff. Wir spielen jetzt langsamer, abgeklärter und beruhigen die aufgeheizte Atmosphäre, HJK verliert zunehmend den Faden. Trotzdem kämpfen sie verbissen um jeden Zentimeter des harten Geläufs.
Christian setzt sich auf rechts nun ein ums andere Mal durch, bis Adel in der 81. Minute eine seiner feinen Vorarbeiten endlich in Gerd-Müller-Manier zum umjubelten 2:1 nutzen kann.
Doch es folgt die sofortige Antwort der Finnen. Anstoss – Angriff - Tor durch HJK-Mittelkstürmer Bozicic…was ist denn hier los?
Ein offener Schlagabtausch nun, es geht hin- und her.
Die 87. Minute, Adel dribbelt sich in den Strafraum und wird von einem der HJK-Abwehr-Hünen rüde gefällt. Elfmeter. Wer traut sich? Es ist Ndiaye…TOOOOOOOOOOOOR!
Die 91. Minute läuft, wir sind kurz davor zu gewinnen….das gibt’s nicht, oder? Freistoß der Finnen vor unserem 16er, Markkula legt quer auf Sorsa, der haut aus 30 Metern wie ein Berserker drauf und der Ball jagt ins rechte Kreuzeck. Wow, was soll man da machen?
3:3.
Hoffentlich behalten wir zuhause die Nerven.
MTK HUNGARIA BUDAPEST - HJK HELSINKI Im Ticker:
8. Minute: Unser Linksverteidiger Junior Caicara mit einer scharfen Flanke auf Huszti, der den Ball vom Fünfereck volley ins Kreuzeck drischt. 1:0 für MTK.
Danach haben wir das Spiel mehr oder minder im Griff, versäumen es aber, echte Großchancen herauszuspielen.
54. Minute: Shooting Star Cornel Christian zieht einen seiner Gazellen-Sprints auf Rechts an, Maßflanke in die Mitte, wo Adel den Ball per Kopf in die Maschen wuchtet. 2:0 für MTK. Die Entscheidung?
In den Köpfen meiner Spieler offenbar schon...man will das Spiel wohl gemächlich auslaufen lassen und unterschätzt dabei Helsinkis Kampfkraft und Moral – Finnland-Legionär Filipovic bestraft dies verdientermaßen mit einem Kopfballtor nach einer Ecke. Nur noch 2:1, 7 Minuten vor dem regulären Ende.
Endlich besinnt sich meine Mannschaft wieder auf’s Fußballspielen. Der lange verletzte Sakuwaha mit einer tollen Flanke von rechts und wieder ist Adel dort, wo ein Torjäger sein muss – 3:1 in der 85. Minute. Wir sind durch.
CHAMPIONS LEAGUE – 4. Runde (Play Offs) Es geht um 7 Millionen Euro.
7 Millionen.
Wahnsinn.
Logisch, dass die beiden Spiele somit seit dem 1964er-Finale im Europapokal der Pokalsieger die wichtigsten der Vereinsgeschichte sind.
Umso bitterer deshalb, dass Ehab Adel, unser Kronjuwel, unser Goalgetter Nr. 1, sich eine Woche vor dem Hinspiel im Länderspiel für Ägypten schwer verletzt. Mit einer Adduktorenverletzung fällt er für mehrere Monate aus. An Adels Stelle wird der 19-jährige
Richie Bowen stürmen, der Anfangs der Saison aus Llanelli (Wales) zu uns kam. Die Generalprobe 3 Tage vor dem Hinspiel verläuft immerhin vielversprechend, im Spiel gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Györ (siehe „Liga“) macht Richie gleich seine ersten beiden Tore für uns.

Hoffentlich macht er so weiter, denn es erwartet uns ein harter Brocken
LUDOGORETS 1947 RAZGRAD, der bulgarische Meister.
Nicht unbedingt ein bekannter Name im europäischen Fußball, aber einer, den man sich für die Zukunft besser merken sollte. Um dies zu verdeutlichen hier einige Angaben zum Verein:
+ Der Klub, erst vorletztes Jahr in die bulgarische A Liga aufgestiegen, wird von Kiril Domuschiev geführt, einem offenbar steinreichen bulgarischen Geschäftsmann.
+ Finanzielle Lage demnach: Reich
+ Finanzwert: 37 Millionen (MTK: 3 Millionen). Das entspricht in etwa dem Wert aller NBI-Klubs in Ungarn zusammen.
+ 5 Millionen Euro an Transferinvestitionen alleine in dieser Saison
+ Starspieler: Krachunov (bulg. Nationalverteidiger; € 5 Mio.), Habib Bellaid (ehemals Eintracht Frankfurt; € 550.000), Dady (Kapverdischer Stürmer, letztes Jahr 15 Tore in 22 Spielen), Eric Tié-Bie (Abräumer im def. Mittelfeld, ehemals Olympique Lyon, 1,6 Mio.)
+ Setzte sich in der 1. Runde gegen den FC Renova Bogovinje aus Mazedonien und in der 2. Runde gegen die neoleninistischen Sheriffs aus Tiraspol (Transnistrien bzw. Moldawien) durch.
Razgrad verfolgt die gleichen Ziele und Strategien wie MTK und ist für uns somit ein direkter Rivale im Kampf um die Vorherrschaft in Südosteuropa. Also: Ungarische Tradition gegen bulgarische Oligarchie, zeigt es ihnen, Jungs!
LUDOGORETS 1947 RAZGRAD – MTK HUNGARIA BUDAPESTAuf geht’ im Ticker, live aus Razgrad…
06. Minute: Was für ein Auftakt…Cornel Christian flankt von Rechts und Terziev im bulgarischen Strafraum fälscht unhaltbar für Torwart Petr zum 0:1 ab.
Budapest beherrscht das Spiel, ohne jedoch zu weiteren Chancen zu kommen, Razgrad in der 19. Minute mit dem ersten Torschuss.
22. Minute: Tooooooor für MTK! Ndiaye mit einem seiner gefährlichen Freistöße von rechts, den Richie Bowen per Kopf im bulgarischen Tor versenkt. 0:2, ja ist denn das die Möglichkeit?
27. Minute: Debakel für Razgrad! Die Bulgaren sind überfordert, völlig von der Rolle, Huszti erläuft einen Pass an der Mittellinie und schickt Bowen steil, der mutterseelenallein aufs Tor zuläuft und Torwart Petr mit einem Flachschuss in die rechte Ecke keine Chance lässt. Trainer Horvath hat hier heute zweifelsohne die richtige Taktik gefunden und sein Mut, auf den blutjungen Richie Bowen zu setzen wird belohnt.
Razgrad scheint endlich zu begreifen, um was es hier geht. Sie werden jetzt stärker drängen Budapest in die eigene Hälfte.
33. Minute: Böses Foul vom Eigentorschützen Terziev am heute so bärenstark aufspielenden Bowen. Bowen krümmt sich am Boden, das sieht nicht gut aus…Horvath tobt an der Seitenlinie, doch Schiedsrichter Lee Probert aus England winkt ab und lässt weiterspielen. Nicht einmal Freistoss gibt es.
Wechsel bei Budapest: Für den verletzten Richie Bowen kommt Patrik Tischler ins Spiel.
Halbzeit: Die Bulgaren treten wie die Büffel, kurz vor dem Halbzeitpfiff hat es auch noch Krisztian Adorjan auf Budapester Seite erwischt, wie es aussieht kann er jedoch weiterspielen. Ansonsten hochverdiente Budapester Führung, auch wenn Razgrad die letzten Minuten vor der Pause zu zwei, drei Chancen gekommen ist.
Wechsel bei Budapest: Für Adorjan kommt der Sambier Henry Banda
61. Minute: Ecke für Razgrad und Kopfball von Krachunov an die Latte. Glück gehabt, weiter 0:3.
66. Minute: Wieder Latte nach einem Weitschuss von Dyakov, Mäzen Domuschiev auf der Tribüne nimmt‘s mit ungläubigem Kopfschütteln zur Kenntnis. Budapest jetzt im Glück, Razgrad am Drücker.
Doch hier passiert nichts mehr, Razgrad kann nicht, Budapest will nicht.
Spielende: Budapest mit toller erster Halbzeit, die zweite Hälfte aber nur noch mit Ergebnisverwaltung. Dennoch…in dieser Höhe völlig unerwarteter Sieg und grandiose Ausgangsposition fürs Rückspiel. Auch erfreulich: Die Verletzung von Richie Bowen hat sich als harmlos herausgestellt, er dürfte bald wieder dabei sein.
MTK HUNGARIA BUDAPEST - LUDOGORETS 1947 RAZGRADEin offener Schlagabtausch im Nandor-Hidegkuti-Stadion. Attraktives Spiel, doch nach dem deutlichen Hinspielergebnis fehlt natürlich die letzte Spannung. Deshalb kurz und knapp:
Wir haben es geschafft – wir sind in der Königsklasse angekommen, niemand hätte das hier so schnell für möglich gehalten, am allerwenigsten ich. Erst der Aufstieg, dann die Meisterschaft, und jetzt fressen wir mit Europas gefährlichsten Hyänen aus den gleichen Fleischtöpfen. Das mediale Interesse an unserem Club steigert sich dadurch natürlich enorm. Es steht die Frage nach dem Erfolgsrezept im Raum. Und was man selbst noch kaum begreifen kann, muss man plötzlich erklären.
Ein Versuch:
+
Exzessives Scouting: Südafrika, Ägypten, Senegal, Weißrussland, Rumänien und, seit unsere Reputation nach Aufstieg und Meisterschaft merklich gestiegen ist, auch Brasilien, Argentinien und vor allem Uruguay. Nur die wichtigsten Länder unseres weltweiten Netzwerks, mit dem wir nach jungen und talentierten Spielern suchen.
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Jugend forscht: Wir bauen konsequent auf Talent und Jugend. Vier bis fünf U20-Spieler in unserer Startformation sind bei Ligaspielen eigentlich die Regel, in der Champions League etwas weniger. Angeleitet werden sie von Mentoren, die teils in den Trainerstab integriert, teils noch aktiv sind (z.B., Huszti). Die Mischung macht’s offensichtlich.
Hier nur mal die ersten 18, die uns in die CL-Gruppenphase geschossen haben:
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Taktische Flexibilität: Wir setzen auf die beiden folgenden taktischen Grundausrichtungen, die wir im Spiel – je nach Situation und Spielstand – teils mehrfach durchlaufen:
Aber genug davon. Was jetzt gefeiert wird, wird einem in der Krise – und die kommt irgendwann – sowieso um die Ohren gehauen. Also lassen wir das analysieren und genießen einfach den Erfolg.
Das Geld investieren wir übrigens umgehend in den Ausbau unserer Infrastruktur (Jugend- und Trainingseinrichtungen). Langfristig ist es schließlich unser Ziel einen international wettbewerbsfähigen, einheimischen Nachwuchs auszubilden.