... was das (fiktiv!) bestehende Bild von dir als leicht reizbarer Wut-Trainer nur weiter befeuern und dafür sorgen würde, dass - weil das Schlagzeilen abwirft - das nächste Interview, anstatt besseren Fragen, ausgeklügelteres Rumgestocher an deinen Reizpunkten beinhaltet.
ich würde mir an Klopps Stelle mal eine andere als die Nettigkeits-Strategie zu legen, damit überstrapaziert er nur seine eigene Geduld, und umso unkalkulierter kommt dann eine emotionale Reaktion - genau das was die Medien wollen.
Mag sein, dass das meiner Reputation schaden würde, aber alles gefallen lassen würde ich mir nicht.
Ich glaube auch kaum, dass Klopp das heute schaden wird, er ist ja ruhig geblieben und ist niemanden persönlich angegangen. Da die Fragen derart offensichtlich dämlich waren, dürfte Klopp damit eher Sympathien gewonnen haben. Letztes Mal war das anders, da war das Interview eigentlich vorbei, Welke hat die Nebensächlichkeit sehr geschickt ans Ende gestellt, was journalistisch sauber war und Klopp hat aus der kleinen Nebengeschichte auf einmal ein größeres Thema gemacht. Heute war der Reporter derjenige, der vielleicht willentlich provozieren wollte oder einfach nur dämlich ist. Wenn er nicht dämlich ist, dann ist er mindestens extrem unsensibel. Nach so einer Niederlage muss ich auch irgendwie auf meinen Interviewpartner eingehen. Klopp steht dort ja nicht, weil er tief in der Schuld des ZDF stehen würde, sondern als Service, um Zuschauern die Meinungen und Gedanken des Trainers einer Mannschaft näher zu bringen. Als Journalist kann ich da nicht die Axt im Walde spielen und respektlos "pseudoinvestigative" Fragen stellen, sondern muss die Situation, in der mein Interviewpartner gerade ist, berücksichtigen und nicht nur die passenden Fragen, sondern auch den passenden Ton finden. Wenn dann keine einzige echte Frage zum Spiel kommt, sondern zu Cojones, zu Lewandowski und zu der vermeintlichen Sinnlosigkeit des Rückspiels, kein einziger positiver Aspekt herausgegriffen wird, dann hat der Reporter als Journalist ganz klar versagt.
Selbst wenn die Art des Reporters, wie du unterstellst, einer Strategie folgt, dann muss sich Klopp auch diese Strategie nicht gefallen lassen. Er liefert den Medien ohnehin oft genug Stoff für Nachrichten und Nicht-Nachrichten. Warum sollte es sich Klopp gefallen lassen, dort als Stier ins Interview geholt zu werden, dem ständig rote Tücher vor die Nase gehalten werden in der Hoffnung, dass er gleich wieder die Hörner ausfährt? Diese Schlachtviehvorführung muss sich kein Mensch gefallen lassen, unabhängig der Vorgeschichte und der Wutausbrüche, wofür er rechtmäßig kritisiert wird.