Man muss auch betrachten, was will der Großteil der Zuschauer sehen? Das sind nunmal die "Völler'schen Weißbier-Tiraden" und keine Uni-Vorträge von Rangnick und Co. Danach richten sich die Fernsehanstalten. Denn immerhin müssen sie die überwiegende Masse der Zuschauer bedienen und nicht die eher kleine Masse, welche bereit ist, sich längere tiefgründige Analysen anzusehen. Außerdem ist es für jeden Fernsehsender von Vorteil, wenn eine seiner Sendungen noch zwei, drei Tage nach Ausstrahlung in anderen - am Besten konkurrierenden Medien - diskutiert wird.
Jetzt könnte man behaupten, die ÖR müssten nicht auf ihre Einschaltquoten achten und mit den Milliarden an Gebühren währen sie verpflichtet, Qualitätsjournalismus - auch bei Sportübertragungen - non stop zu präsentieren. Aber auch die ÖR müssen in erster Linie eine akzeptable Quote erzielen. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass die ÖR händeringend nach jungen Zuschauern Ausschau halten. Die einzige Sendung, welche noch diese Zielgruppe in beachtlichen Maße vor den Fernseher lockte, war Wetten Dass...?. Aber mit einem ADS-gestörten Moderator geht es dort mittlerweile auch rapide den Bach herunter. Da bleibt nur noch der Sport (vorwiegend der Fußball).
Was bringt mir eine super-tolle-recherchierte Sendung mit minutenlangen Taktikanalysen in bester Qualität, wenn sie keine Sau sehen will? Da versucht man lieber das Publikum (vorrangig die "beliebte" Zielgruppe 14-49), welches sich aufgrund des Fußballs notgedrungen eine Sendung im ZDF anschaut, nicht durch eine intellektuelle Überhöhung wieder an die privaten Sendeanstalten zu verlieren. Und das erreicht man scheinbar am Besten, wenn man das Niveau der Sendung den privaten Sendern anpasst (O-Ton Monika Piel: "Wir brauchen so eine Sendung wie mit Bohlen. Nur ohne Bohlen."). Zum Einen weil der "Otto-Normal-RTL und Co-Seher" es gewohnt ist, suggeriert zu bekommen, dass es noch wesentlich dümmere Leute als ihn gibt und vorallem um seine tolle bigotte Lebenseinstellung aufrecht zu erhalten. Nach dem Motto "Wie kann der jetzt den armen Reporter so angreifen", aber am nächsten Tag das eigene Kind minutenlang anschreien, weil es eine Ketchupflasche fallen gelassen hat.
Was die Medienschulung der heutigen Sportler angeht, überwiegt mMn das Argument, dass die meisten von diesen mittlerweile teure Werbeträger sind. Da ist es nicht von Vorteil, wenn der 20-Jährige nach dem Spiel mit Zigarette fotografiert wird oder jedes Wochenende jemanden das Mikrofon/Kamera wegschlägt.
Und was Lothar Matthäus angeht. Der ist ja wohl der beste Beweis, wie man den Boulevard bedient, um seine Schäfchen im Trockenen zu halten. Bei Konni's Post hört sich das eher so an, als wäre er ein Opfer dieser Berichterstattung. Eher sind wir ein Opfer seiner selbst.
Aber bei dem ganzen Thema, "freue" ich mich schon tierisch auf die Länderspielübertragungen auf RTL. Am liebsten mit dieser dicken Cindy als Müller-Hohenstein-Double und Eike Immel als "Experten". Kommentatoren: Heiko Waßer und Niki Lauda.
Da wird man sich dann zehn Breyers mit idiotischen Fragen wünschen, als solch eine Übertragung.