Wieder mal etwas zum Thema "Dankbarkeit" sowie "Leistungsbereitschaft der Folgegeneration":
seit Ende März arbeitet eine junge Kollegin bei mir, die ich direkt von der Schule aus eingestellt habe. Ich habe sie selbst noch geprüft (natürlich war der Prüfungskommission die spätere Anstellung bekannt). Die Prüfung hat sie wider Erwarten sehr schleppend gestaltet und im Grunde nur deshalb bestanden, weil die Kommission wusste, dass ich dringend eine neue PTA brauchte. Zumindest wussten sie, dass sie danach bei mir arbeitet und ich daher Mängel gut abstellen kann. Wie auch immer, ich habe ihr jedenfalls den Arsch gerettet.
Seit sie bei mir arbeitet, fällt sie vor allem dadurch auf, stets auf ihren Vorteil bedacht zu sein. Gute Arbeitszeiten angelt sie sich sehr schnell, bei schlechten macht die Kollegen nieder. Eine Kollegein aus der Gründungszeit der Apotheke, eine alleinerziehende Mutter, bekommt bei mir wo immer es geht Frühschichten (sie ist sich aber nicht zu schadem auch spät zu kommen, wenn nötig, aber ich versuche das zu vermeiden). Dieser Kollegin beispielsweise hält die junge PTA vor, sie wäre ein Günstling, sie soll doch auch mal spät kommen, was würde schon ein Kind bedeuten?! Außerdem sagt sie (als Vollzeit-PTA) der jungen Mutter (als Teilzeit-PTA), sie "wäre länger in der Woche da und damit ohnehin wichtiger" (kein Scherz!).
In der Zwischenzeit hat sie um Versetzung in die Hauptstelle gebeten, weil sie völlig überraschend

beim Team durchgefallen ist. Ich selbst habe immer versucht, ihre Wünsche zu erfüllen. Sie soll nun einen Tag in der Woche kommen im Wechsel Früh-Spät. Das sagt sie mir erst zu, so dass ich alle anderen Kollegen in Kenntnis setze. Plötzlich macht sie aber einen Rückzieher und will das nicht mehr, weil sie sich dann nicht genügend ausruhen kann, wenn sie bis 22:00 arbeitet (!; jede andere Kollegin hat noch nie gemeckert). Ich lehne das ab, worauf die junge Dame damit reagiert ausfallend zu werden und mich unter anderem der Lüge zu bezichtigen.
Ich bin vielleicht ein Romantiker oder ein Idealist, aber ich meine, man darf doch wohl Dankbarkeit erwarten, oder nicht? Es sind auch noch mehr Dinge passiert, unter anderem eine handfeste Ehekrise, wo das ganze Team hinter ihr gestanden und für sie mitgearbeitet hat. Ich selbst bin an meinem freien Tag für drei Stunden von zuhause gekommen.