Hier hat sich mal jemand Gedanken gemacht, nachdem Guardiola "angedeutet haben soll" ob er evtl. nicht die richtigen Spieler für "sein System" hat.
Zitat:
ZWISCHEN DEN EXTREMEN
Gestern hat sich - aus deutscher Sicht - leider das bewahrheitet was bereits von mir, aber auch zahlreichen anderen Usern, während der laufenden Saison angesprochen worden ist.
Wie stark ist eine Liga einzuschätzen, die in der Spitze im Moment nur 2 Mannschaften auf Augenhöhe hat, auch wenn diese durch das Tabellenbild nicht direkt zu erkennen ist? Wir haben eine, in der Breite, sehr ausgeglichene Liga. In der Spitze können wir aber mit der Premier League und der Primera Division (noch) nicht mithalten. Und fördert man die finanzielle Diskrepanz durch die Wettbewerbe weiter, dann wird sich dieser Zustand auch noch längere Zeit nicht ändern (zumindest ohne lukrative Unterstützung von Sponsoren bei Teams außerhalb der Top 5)!
Man hat sich im Umfeld der Bayern von den Leistungen in der Liga täuschen lassen und ist gestern ziemlich abrupt in die Realität zurückgeholt worden. National unterfordert (auch, weil u. a. die Konkurrenz aus dem Pott (Schalke, Dortmund) die Verletztenmisere nicht immer kompensieren konnte), international verhältnismäßig glücklich ins Halbfinale der Champions League eingezogen. Den vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft würde ich aber nicht als Ursache für das gestrige "Scheitern" heranziehen, da sich der Abwärtstrend in der Rückrunde bereits seit dem Spiel gegen Leverkusen abzeichnete! In den Spielen gegen Leverkusen und Mainz war bereits zu erkennen wie zahnlos die Bayern zum Teil daherkommen, wenn die Gegner aus einer massierten Deckung heraus (re)agieren.
Der Ballbesitz ist hierbei nicht wirklich das Problem, aber sehr wohl die Tatsache diesen nicht in effiziente Aktionen ummünzen zu können. Weswegen ich nichts von derlei Statistik halte, wenn diese aus dem Zusammenhang der Spieleindrücke gerissen wird! Gleiches gilt für Ballkontakte, Torschüsse, Zweikämpfe, Pässe etc.! Diese Statistiken sind keinerlei Qualitätsnachweis, wenn sie in neutralen und ungefährlichen Räumen des Spielfeldes nach oben geschraubt werden. Sicherlich tut Guardiola gut daran nicht alles über den Haufen zu schmeißen, aber einige Dinge müssen definitiv analysiert werden!
1. Ist sein System kompatibel in Bezug auf die Spieler des FC Bayern?
Nein, wenn ein Spieler wie Thiago im Mittelfeld fehlt! Womit Guardiolas Aussage: "Thiago, sonst nichts!" zunehmend mehr Gewicht erhält. Der FC Barcelona war ein Paradebeispiel wie eine Mannschaft ihre Gegner durch Ballzirkulation zermürben kann. Jedoch überraschte man den Gegner trotz dieser Ballbesitzanteile immer wieder mit überraschenden Pässen in die Schnittstellen oder durch gewonnene 1:1 Situationen im Mittelfeld, deren Initiatoren zumeist Xavi, Iniesta oder Messi waren. Das permanente Rochieren der Spieler machte die Verwirrung für den Gegner dann perfekt. Die Spieler rochieren zwar, aber die Überraschungsmomente blieben gegen taktisch und individuell starke Teams aus. Hier darf man die Rückkehr von Schweinsteiger in die Mannschaft des Rekordmeisters hinterfragen! Gerade in der vergangenen Saison profitierte Schweinsteiger enorm von Martinez als "Bodyguard" an seiner Seite, der Ihn defensiv absicherte und offensive Freiheiten gewährleistete. Zudem gelangt Schweinsteiger in einem System, welches sich auf sehr kurze Ballkontaktzeiten und schnelles Passspiel konzentriert zunehmend an seine Grenzen. Kroos kann diese Probleme über fußballerisches Talent noch lösen, die Dynamik geht Ihm, wie Schweinsteiger, in einem solchen Spiel aber auch ab. Gerade die Erzielung von Raumgewinn durch 1:1 - Situationen im Mittelfeld sind seit der Verletzung von Thiago aus selbigen verschwunden, was das komplette Spiel des Rekordmeisters statisch macht. In der Mittelfeldkonstellation aus Lahm, Thiago und Kroos sah das noch ganz anders aus! Die Konstellation Lahm, Schweinsteiger und Kroos ist hingegen pures Gift, was insbesondere an Schweinsteiger UND Kroos liegt. Für mich gibt es nur Schweinsteiger ODER Kroos!
2. Macht es Sinn einen Spieler wie Martinez permanent als Edeljoker zu "missbrauchen", obwohl dieser maßgeblichen Anteil am Triple-Gewinn des FC Bayern hatte?
Habe es schon einmal gesagt und vertrete diese Meinung auch weiterhin! Martinez war einer der Hauptgründe wieso der FC Bayern in der letzten Saison das Triple holte. Er entschärfte durch Antizipation und herausragendes Stellungsspiel nicht nur zahlreiche Angriffe des Gegners, sondern seine kompromisslose Zweikampfführung sorgte bei seinen Gegenspielern für gehörig Respekt. Diese zurückgewonnene Dominanz im Mittelfeld war der Grundstein zum größten Vereinserfolg des FC Bayern! Die Szene, als er gestern Bale an der Seitenlinie den Ball vom Fuß nahm, war exemplarisch für den Spanier, der in einem 4-1-4-1 prädestiniert für die Position des alleinigen 6ers wäre. Wieso beraubt man sich einer solchen Möglichkeit?
3. Was wird aus Müller und Mandzukic?
Sie bleiben eine hochwertige Kaderergänzung, in der Startelf sehe ich sie aber nicht! Müller ist ein Instinktfußballer, der insbesondere von Aktionen lebt die so niemand erwarten würde. Wäre er technisch stärker, dann müsste er sich wohl keine Probleme um Einsätze machen! In Zukunft sehe ich diese aber gefährdet, wenn Guardiola Müller weiterhin im Zentrum sieht. Das mag in manchen Spielen funktionieren, insbesondere wenn man Ihm die Räume zum Hineinstoßen lässt, in zahlreichen anderen Spielen wirkt er hier aber wie ein Fremdkörper. Sowohl Müller als auch Mandzukic wirken oftmals isoliert und ihnen fehlt die Bindung zum zentral-defensiven Mittelfeld, welches oftmals offensive Angriffszüge mit horizontalem Spiel erstickt und Spielern wie Müller und Mandzukic die Spielberechtigung nimmt. Mit Lewandowski dürfte man diese Problematik aber bereits behoben haben, der oftmals als spielmachender Stürmer das Offensivspiel des BVB im Alleingang belebte - insbesondere bevor Reus ins Zentrum rückte. Warum Guardiola gestern nicht mit dem technisch stärkeren Pizarro spielen ließ habe ich, wie die Minieinsätze von M. Götze, nicht verstanden!
Guardiola ist eigentlich - so zumindest mein Eindruck - sehr flexibel in seinen Gedankenspielen, jedoch scheint er mir die Stärken und Schwächen mancher Spieler etwas zu über- bzw. unterschätzt zu haben. In dieser Saison hat er Spielen bereits mehrfach, durch taktische Umstellungen, positive Wendungen geben können. Gestern hat er aus den Erkenntnissen des Hinspiels aber die falschen taktischen Schlüsse gezogen - so ehrlich muss man sein (Mandzukic gegen körperlich starke IV, Ribéry komplett außer Form, Schweinsteiger (kaschiert durchschnittliche Leistungen eigentlich "nur" mit Toren) statt Martinez). Auch scheint es mir so, dass Guardiola manchmal den ästhetischen Ansatz seiner Philosophie über die grundlegenden Dinge des Fußballs stellt. Im Spiel der Bayern fehlt komplett die physische Präsenz, weil man irgendwie alles nur noch spielerisch lösen möchte. Was die "Degradierung" (Stammspieler --> Edelreservisten) von Martinez erklären würde!
In dieser Verfassung wird man gegen Dortmund erneut große Probleme bekommen!!!