Diese Arroganz und Ignoranz gegenüber anderen Berufsgruppen erschließt sich mir auch nicht wirklich. Und dabei scheint es völlig egal zu sein, welche (Form von) Ausbildung für den Beruf Voraussetzung ist. Interessant aber, dass das bei Hennigway sogar von Berufsgruppen passiert, die selbst im medizinischen Bereich tätig sind (Hebammen)... oder vielleicht gerade deswegen? "Der Herr Apotheker hat mir nur zu beschaffen, was ich will. Über die Anwendung braucht mir der alte Pillendreher nichts zu erzählen."

Ich selbst habe das zum Glück äußerst selten, dass mir jemand meinen Beruf erklären möchte. Und wenn das passiert, sind es in der Regel interne Personen aus der Forschung, die meinen, sie machen Wissenschaft, da ist der Weg zur Wissenschaftskommunikation nicht mehr weit. Ist aber halt nicht jeder ein Christian Drosten... Die meisten sind aber glücklicherweise für unsere Expertise dankbar und sehr angenehm im Umgang. Von außerhalb kommt da selten was (da stehen andere mehr im Fokus), weil man schon gezielt nach mir und meinem Namen suchen müsste. Ist der Vorteil, wenn man "nur" für die inhaltliche Planung und Entwicklung seiner Kommunikationskanäle verantwortlich ist und nicht in der Redaktion arbeitet, wo jeder seinen Namen unter einen Text/Video/Audio setzt...

Zur Corona-Politik kann ich nur sagen: endlich! Und hoffentlich nicht zu spät... um Weihnachten rum werden ja 600-700 Tote pro Tag prognostiziert. Ich rechne damit, dass der Lockdown den Januar über bestehen bleiben muss, um die Inzidenz unter 50 zu bekommen - aber das ist nur ein Bauchgefühl, dass ich nicht belegen kann. Bis dahin ist eigentlich klar, was passieren muss: Stufenregelung nach irischem Vorbild, klare Konzepte insbesondere für die Bildungseinrichtungen und ein Plan, wie man den R-Wert im optimalen Bereich von ca. 0,7 halten kann. Das hatten ja ifo und Helmholtz mal als Wert errechnet, in dem die Wirtschaft am wenigsten Schaden nimmt. Denke, da sind vor allem sinnvolle Regelungen (siehe "Stufenregelung") und eine Änderung des Contact-Tracings (Stichwort "Cluster-Verfolgung") gute Mittel. Für letzteres müsste aber erst einmal ein Rechtsrahmen geschaffen werden, denn ohne positiven PCR-Test kann man niemanden in Quarantäne schicken, nur weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass diese Person zum jetzige Zeitpunkt infektiös ist. Entsprechend bedarf es auch einer Verfügbarkeit von Schnelltests.