Wie ich verstanden habe ist 50 per se nicht teuflisch schlimm was die Gesamtsituation darstellt. Wir sind ja auch mit 200 noch da... 50 ist ungefähr die Zahl, ab der die Gesundheitszentren Probleme haben eine Nachverfolgung der Ansteckungskette nachzuvollziehen, effizienter Herde zu finden und die Leute direkt in Quarantäne zu stecken. Das ist eine effiziente Maßnahme die aktuell nicht zur Verfügung steht und auch lange nicht zur Verfügung stehen wird. Das hilft aber nichts da jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Es muss auch mit 150, 200 oder 500 weiter gehen.
Was sehr oft vergessen wird, was glaube ich Joe Hennessy hier mal sehr schön gesagt hat: All unsere Maßnahmen sind Prävention. Es ist nicht sinnvoll zu sagen, dass wir total viel für die Prävention machen und jetzt ist ja gar nichts oder nicht viel passiert. Also kann es gar nicht schlimm sein. Fakt ist, wir wissen doch gar nicht wie schlimm es wäre, wenn wir nichts machen würden. Wir könnten ja mal die Frage stellen, ob wir 500, 1000 oder 5000 tolerieren könnten. Bei 200 haben wir aktuell etwas mehr als 1000 Tote am Tag und die Situation auf den Intensivstationen ist wohl ausgelastet aber machbar.
Italien, Spanien und New York haben im vergangenen Jahr allerdings einen Ausblick gegeben wohin es geht und sich nochmal an die Schulzeit zurückbesinnen und darüber nachdenken was exponenntielle Wachstum bedeutet schadet in dieser Sache auch nicht.
Ich beziehe mich auf die Äußerungen und Vorgaben der Politik. Diese sind eindeutig. Man will mit (aller) Macht unter die 50, da ab da die Verbreitung gerade aufgrund des exponentiellen Wachstums nicht mehr zu kontrollieren ist und in der Folge die Gesundheitsversorgung zusammenbricht und immer mehr Menschen sterben. Ich sage doch gar nicht, dass man einen Wert von 500 oder ggf. auch 5.000 tolerieren muss oder soll. Im Gegenteil, wenn die Politik die Vorgabe macht Zielwert ist 50 und man erreicht diesen Wert über Monate nicht, muss sie doch mehr tun. Denn auch wenn die Prävention noch mehr verhindert ist sie ja anscheinend nicht ausreichend zur Zielerreichung. Wenn man auch einen Wert von 5.000 tolerieren könnte, dann Frage ich mich warum es überhaupt Einschränkungen gibt und man nicht die Epidemie einmal durchlaufen lässt und den Schaden akzeptiert den sie anrichtet? Man macht das eben nicht, weil man im Ausland sieht wozu das führt und man so viele Tote nicht in Kauf nehmen möchte.
Die ganzen Fragen wie 15km gemessen werden, werden wohl nächste Woche zur Verfügung stehen und mit der neuen Verordnung bekannt gegeben. Ist das jetzt nur Fragestellen des Fragestellen willens oder haben sie auf einer der 15km Grenzen einen Ort den sie Häufig besuchen wollen? Dann empfehle ich ihnen, wenn es in ihrer Gegend so weit wäre, dass die Verordnung in Kraft tritt, sich auf der Internetseite, dem Chatbot oder der Hotline ihres Bundeslandes kurz zu informieren. Dann wissen sie was Sache ist.
Zur Frage der Kontrolle: Man kann nie alle Gesetze flächenddeckend kontrollieren. Ich möchte gar nicht wissen wieviele Autofahrer am Tag, wissentlich oder unwissentlich bei Rot über die Ampel fahren. Alle Ampeln abschaffen, weil man eh nicht alle kontrollieren kann? Es wird immer Leute geben die sich wissentlich oder unwissentlich an irgendwelche Gesetze und Verodnungen nicht halten. Davon wird es Leute geben, die nicht erwischt werden und die erwischt werden. Davon wird es Leute geben, die das einsehen und die erwischt werden. Gesetze sollten nicht nur daran gemessen werden, wie scharf man sie kontrollieren kann.
Ich wollte einfach wissen was die Grundlage für ausgerechnet 15 km ist. Das konnte mir beantwortet werden. Das man noch warten muss auf die Veröffentlichung ist mir klar. Ich wollte jedoch mit den Fragen aufzeigen, wie viele Schwierigkeiten es da gibt. Und ich bin jetzt schon gespannt, ob das einheitlich sein wird oder wieder von Bundesland zu Bundesland von Landkreis zu Landkreis verschieden sein wird.
Die Politik hat Corona dazu erhoben, dass es unkontrolliert einen erheblichen Teil der Bevölkerung töten wird bzw. das Gesundheitssystem kollabieren lässt und das verhindert werden muss. Wenn Sie das macht und dies für so wichtig erachtet, dass sie eben bereit ist der Bevölkerung erhebliche Einschränkungen, finanzielle Schäden, damit zwangsläufig verbundene Zukunftsängste und somit psychische Belastungen aufzuerlegen, dann muss sie da auch durchgreifen und diesem Umstand auch an dieser Stelle Rechnung tragen. Das mit dem Übertreten einer roten Ampel zu Vergleichen finde ich interessant.
Die Testzahlen normalisieren sich langsam und die Ergebnisse zeigen, es hat NULL gebracht. << Widerspricht sich das nicht? Entweder die Testzahlen normalisieren sich langsam oder es bringt NULL. Ich würde sagen, wir sehen einen Effekt der schwächer ist als erwartet. Das was wir sehen ist kein exponentieller Anstieg. Der wurde Mitte November unterbrochen, was mit den Maßnahmen zu tun hat. Seitdem, da gebe ich ihnen recht, schwimmen wir scheinbar. Den gleichen Effekt wie im Frühjahr haben wir nicht erziehlen können. Andererseits ist jetzt auch Winter, Weihnachten, Silvester und eine breite Masse der Bevölkerung scheint den Verordnungen und der Situation überdrüssig zu sein und Schlitten fahren zu wollen....
Ich denke sie haben mich missverstanden. Mit Testzahlen meine ich die Häufigkeit der erhobenen Tests. Diese waren über Weihnachten und Neujahr sehr viel niedriger. a) geringere Kapazitäten und b) haben die Leute sich weniger testen lassen, da kein Bedürfnis vorhanden war. Das wenn weniger getestet wird, weniger Fälle erfasst werden ist doch nur logisch. Nun sind die Testzahlen wieder auf Vorweihnachtsniveau und siehe da die positiven Fälle sind auch wieder auf Vorweihnachtsniveau bzw. sogar höher. Also haben die Maßnahmen in den letzten 3 Wochen nicht dazu beigetragen die Zahlen zu senken und haben NULL gebracht.
Politik ist zu vielen Teile eine Abwägung von Prioritäten und Durchsetzten von Maßnahmen für diese Prioriäteten durch das finden von Mehrheiten.
Die, die gerade nicht priorisiert werden, schreien. Das ist der Lobbyismus. In unserer aktuellen Coronapolitik wird das Leben der Menschen gerade sehr hoch priorisiert. Einen politischen Kurs den ich sehr schätze. Er wird aber nicht zu jedem Preis durchgezogen. Es gibt neben dem Leben der Menschen die Volkswirtschaft, die Arbeitnehmer, die Selbstständigen, die Friseure, die Kinder, die Sportler, die Restaurantbesitzer, die Künstler, Familien, Alleinerziehende, die Kinos und so weiter. Jede Gruppe ist eine einzelne Lobbygruppe die für sich das beste möchte. Deswegen gibt es einen Wischi-Waschi-Kurs. Man hat eine politische Agenda festgelegt und die bedeutet Leben der Menschen zu schützen, das Gesundheitssystem zu schützen und dabei irgendwie versuchen das Land und die Menschen nicht an die Wand zu fahren. Und ich schließe mich hier einigen Schreibern vor mir an: Das möchte ich definitiv nicht entscheiden müssen.
Richtig. Und das ist ein Fehler der heutigen Politik. Sie ist inzwischen viel zu fremdbestimmt vom Lobbyismus. Ich habe auch gesagt das ich das grundsätzlich nicht entscheiden möchte. Sie sagen es, "die Politik hat das Leben der Menschen sehr hoch priorisiert". Gleichzeitig aber dann doch nicht so hoch, dass die Zahlen seit Wochen konstant bleiben können. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass es Ziel der Maßnahmen ist die Zahlen konstant zu halten. Sondern sie sollen sinken. Und da ist dann langsam die Frage, ob es sinnvoll ist am Ende 4-6 Monate einen "Lockdown light" zu machen oder nicht doch mal einen Monat einen wirklich "harten Lockdown". Denn "Lockdown light" war kein Lockdown und auch aktuell haben wir keinen Lockdown, auch wenn es in den Medien so genannt wird. Es gibt Leute die dürfen nicht mehr arbeiten, haben aber somit noch mehr Zeit ihre Freizeit zu nutzen. Denn raus dürfen sie ja. Und dann gibt es Leute die müssen arbeiten und dürfen in der Freizeit logischerweise auch raus. Also entweder verschiebt die Politik langsam ihre Ziel-Inzidenzwert-Grenze, weil wir gesellschaftlich diese Belastungen und Todeszahlen aushalten müssen oder sie muss sich andere Maßnahmen überlegen, wie sie die bisher gesetzten Ziele erreichen kann. Mir fehlt hier die Glaubwürdigkeit zwischen Zielsetzung und Maßnahmen.
Zu dem Schluss passt auch noch mein Abschnitt von oben. Ein Wissenschaftler, sagt Herr Drosten zum Beispiel selbst öfters, hat nur die eingeschränkte Sicht auf sein Fach. Nimmt man die komplette Lage des Landes hinein ist die Aussage des Wissenschaftlichers nur noch eine Empfehlung von vielen. Jeder Experte für jedes Thema in Deutschland sagt gerade, wie in seinem Fach am Besten mit Corona umgegangen werden sollte. Die Politiker nehmen alle diese Stimmen und geben ihnen Gewicht. Ich bin froh, dass sie den Wissenschaftlern gerade sehr viel Gewicht geben. Das würde ich mir bei anderen Themen manchmal auch wünsche... Ich bin aber auch froh und sehe dabei die Herausforderung, neben dieser Priorisierung nicht alle anderen Gruppen alleine zu lassen.
Meine Beobachtung ist aber, dass, bis auf ein paar Ausnahmen, viele Länder gerade so schwimmen wie wir, auf Sicht fahren und mit Verordnungen herumtasten. Da das Land nicht nur aus Coronapatienten besteht, die Anforderungen der Situation komplex und es gilt abzuwägen, was man für seine Prioritäten opfer kann und was nicht. Und eins muss man auch immer Bedenken... Es ist unser erster Corona-Winter. Kaum einer weiß irgendwas. Es ist nicht so, dass wir das jedes Jahr organisieren...
Wie Verordnungen aussehen sollen die landesweit hart kontrolliert werden können würde ich gerne mal als Vorschlag sehen.
Gruß
Fox
Es werden aber viele Gruppen alleine gelassen. Da die Zahlen bleiben wie sie sind und die Einschränkungen bleiben wie sie sind werden auch die Zahlen wie sie sind usw.
Die Frage ist, wie weit sind wir von einer vollständigen Ausgangssperre quasi einer Art Quarantäne für alle entfernt? Umso strikter die Vorgabe ist zu Hause zu bleiben desto einfacher ist es Verstöße zu identifizieren. Alternativ andere Instrumente der Kontaktverfolgung schaffen. Wenn das aus rechtlichen Gründen in Deutschland nicht möglich sein wird in Verordnungen zu gießen, dann müssen wir die Umstände akzeptieren. Dann soll die Politik aber auch aufhören so ein Bohei zu machen. Dann muss sie sagen, "mehr können wir nicht tun. Für den Rest ist die Bevölkerung selbst zuständig. Wem nicht mehr geholfen werden kann, dem kann nicht mehr geholfen werden". Vielleicht hilft das um die solidarische Eigenverantwortung zu erhöhen.
Ich habe kein Problem damit wenn die Politik beschließt, dass wir als Gesellschaft gewisse Zahlen aushalten müssen. Dafür sind diese und jene Maßnahmen erforderlich.
Wenn sich dann aber zeigt, dass die Maßnahmen nicht die gewünschte Wirkung erzielen und die Zahlen steigen/stagnieren, müssen doch die Maßnahmen angepasst werden und nicht ein weiter so.
Ich hätte auch kein Problem damit, wenn die Politik offen sagt, dass wir als Gesellschaft höhere Zahlen aushalten müssen und alle Maßnahmen ausgeschöpft sind. Das macht die Politik jedoch nicht.
In meinen Augen wird gibt die Politik ein Ziel vor und sabotiert die Erreichung gleichzeitig. Das ich zufrieden sein soll, dass es zumindest nicht Schlimmer geworden ist leuchtet mir nicht ein.