Ich habe die unbelegbare Meinung, dass man einige dieser Hindernisse nicht durch puren Willen aus dem Weg schaffen kann. Du bist der Meinung das das geht. Ich denke, weiter werden wir an der Stelle nicht kommen, oder?
Der Wille, etwas zu ändern, steht am Anfang und natürlich wird man auf Probleme und Widerstände stoßen, aber das ist bei allem so. Und man muss ein Problem überhaupt erstmal als solches identifizieren, ich vermute, daran hapert es auch bei einigen Politikern, anders kann ich mir die Forderung nach immer mehr Flüchtlingsaufnahme nicht erklären, ohne in VTs abzudriften.
Ich bin dafür, dass wir in den sauren Apfel beisen und jemanden ein leben lang sicher verwahren, bevor er im Ausland stirbt.
Prinzipiell möchte ich auch nicht, dass jemand stirbt, aber jemand, der unsere Menschenfreundlichkeit und Hilfe damit vergeltet, dass er hier Menschen schwer verletzt oder gar ermordet, um dessen weiteres Schicksal mache ich mir dann keine Gedanken mehr. Er hatte seine Chance und wie gesagt, niemand wird dazu gezwungen, hier solche Taten zu begehen.
Würdest du da deine Weltretterattitüde, wie sie es vielleicht nennen würden, ablegen und zustimmen?
Wenn man Menschen, die zu Recht hier Asyl oder Schutz bekommen, auch menschenwürdig leben lassen möchte, dann ist das für mich keine Weltretterattitüde. Sonst müsste man Asyl und Schutz nach GFK rundweg ablehnen, was ich nicht tue, oder halt doch Internierungslager wollen, was ich auch nicht tue.
Das machts aber auch nicht besser.
Nein, macht es nicht.
Willst du die Leute mit dem Fallschirm abwerfen?
Auch das ist im Völkerrecht geregelt: kein Staat darf Staatsbürgern die Einreise verweigern. Gegenfrage: warum müssen wir uns sklavisch an ein Rechtssystem halten, das andere mit Füßen treten? Das kann nicht funktionieren.
Wie wäre dein Standardprozess so eine Person in das Zielland einreisen zu lassen wenn das Land dort nö sagt?
Diese Diskussion ist doch akademisch, in Sachen Afghanistan hieß es auch immer: "Wir können dahin nicht abschieben, wir verhandeln nicht mit den Taliban." Auf einmal ging es dann aber doch, gleich zweimal, immer kurz vor Wahlen, welch Zufall.
Man könnte aber auch das einzige Druckmittel einsetzen, das Deutschland hat: Geld. Wer als Staat nicht kooperiert bekommt keins mehr, wer es doch tut, der bekommt vllt. noch was obendrauf, um die Verhältnisse vor Ort zu verbessern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das helfen würde, die Anzahl der "Nö's" zu verringern.
Der, den wir abgeschoben haben. Wurde vom Regime im Herkunftsland umgebracht.
Wie oft ist das denn schon vorgekommen? Wurden die nach Afghanistan abgeschobenen Straftäter dort hingerichtet?
Dann ist das eins weiter oben kein Dilemma für dich.
Richtig, das ist es nicht, ich habe für Schwerkriminelle keinerlei Empathie übrig, wohl aber für deren Opfer und auch deren potentielle Opfer, falls diese Schwerkriminellen hierbleiben dürfen und evtl. wieder auf freien Fuß kommen. Sicherheitsverwahrung bekommt ja auch nicht jeder und selbst da kommt man auch irgendwann wieder raus.
Es wurde schon in den 2000er Jahren angemerkt, dass wir nicht gut integrieren.
Und welche Gründe hat das?
Ich finde manchen Problemen wird man nicht gerecht, wenn man sagt, dass das mit genug Wille irgendwie schon lösbar sein wird.
Wie oben schon geschrieben: ohne den Willen etwas zu ändern wird sich auch nichts ändern und dieser Wille fehlte mir in der Politik der letzten 10 Jahre.
Und für manche Lösungen bin ich nicht bereit den Preis zu zahlen.
Das ist natürlich auch dein gutes Recht.
Schneller Umverteilen wäre eine Idee.
Dass man die Menschen immer wieder quer durch die Republik schickt, weil irgendwo gerade mal was frei wird, halte ich für keine nachhaltige Lösung.
Was ist den wenn ein Mensch 10 Jahre hier wohnt? Null Integration und dann wieder in die Heimat?
Ich hatte schon geschrieben, dass auch Flüchtlinge schnellstens arbeiten sollen dürfen, dass sie die Sprache lernen sollen, dass ihre Kinder hier in die Schule gehen sollen. Du nennst das Integration, ich nenne es Teilhabe am Leben in Deutschland. Und ja, auch nach 10 Jahren sollten die Menschen in ihre Heimat zurückkehren, wenn der Grund für Asyl und Schutz wegfällt. Der Spurwechsel sollte für jemand, der sich und seine Familie selber versorgen kann, aber möglich sein, wenn er das denn will.
Die Befristung im Schutzstatus klingt für mich nur wie ein bürokratischer Akt. Das BAMF kann den Schutzstatus jederzeit wiederrufen, wenn der Konflikt beendet wurde.
Man könnte also problemlos drauf verzichten. Solange der Grund für Asyl und Schutz besteht, solange bleibt der Mensch halt da, fällt der Grund weg, geht er nach Hause.
Sie nehmen zu, darum geht es.
Dass Flüchtlinge arbeiten ist ja auch nur ein Teilaspekt, der das System finanziell entlasten kann, ich meine aber, eine Kostenrechnung sollten wir hier nicht aufmachen. Ich würde den Menschen sowieso auch eine gewisse Karenzzeit zugestehen, dass sie erstmal ankommen und sich von der Flucht erholen können, auch mental. Im Grunde sollten Flüchtlinge gar nicht arbeiten müssen, ich würde sie viel mehr auf die Zeit für nach der Flucht vorbereiten, sie in Berufen ausbilden, die zum Wiederaufbau der Heimat dringend gebraucht werden etc. pp. Das geht aber nicht, weil selbst Deutschland so etwas nicht millionenfach leisten kann und vermutlich ist das auch zu blauäugig gedacht, weil dann ja auch kritisiert würde, dass das nur Geld kostet und uns nichts einbringt.
Ich sehe da nur positive Entwicklungen.
Ja, es entwickelt sich positiv, die Gesamtsituation ist aber imho weiterhin mangelhaft, zB.: "Die Beschäftigungsquote inklusive ausschließlich geringfügiger Beschäftigung ist seit 2016 um 30 Prozentpunkte auf 41,7 Prozent im September 2024 gestiegen."
Und bevor sich jemand an dem "dauerhaft" in der Definition stört: Ein Schutzstatus regelt in dem Fall "rechtmäßiger" Aufenthalt.
Ich will jetzt nicht Wörter klauben, aber zwischen "dauerhaft" und "rechtmäßig" steht ein "und", kein "oder"

Diese Definition ist aber genau das was ich meine: Migration ist dauerhaft. Man emigriert freiwillig aus seiner alten Heimat und immigriert in seine neue Heimat, mit der Absicht, sich dort dauerhaft niederzulassen. Man kann es auch Aus- und Einwanderung nennen.
Flucht ist unfreiwillig, man flüchtet vor politischer Verfolgung oder Krieg/Bürgerkrieg, um sein Leben zu retten, ändern sich die Zustände in der Heimat, geht man wieder nach Hause. Das ist nicht dauerhaft, sondern temporär, diese Unterscheidung ist imho das wichtigste Kriterium, wenn ich jemand integriere, dann will ich, dass der dauerhaft da bleibt.
Als Staat muss man imho den Einwanderer best- und schnellstmöglich integrieren, der soll deutscher Bürger werden, während das beim Flüchtling eher nachrangig ist, weil der ja irgendwann wieder nach Hause gehen soll.
Bleibeperspektive bedeutet für mich: Soll nicht in 6 Monaten abgeschlossen werden.
Man weiß ja aber nicht vorher, wie lange der Zustand anhält.
Womit wir wieder beim Thema wären, wie wir 3876 km Landgrenze schützen sollen.
Man braucht im Grunde gar keine Grenze zu schützen, irgendwann kommt derjenige an und will Asyl und Leistungen haben und dann wird man herausfinden, von wo er gekommen ist, bis dahin gilt die "Fiktion der Einreise". Und glaub mal nicht, dass die "grüne Grenze" nicht auch überwacht wird. Ich lebe im Grenzgebiet und während der Grenzschließungen zur Coronazeit ist es mir öfter passiert, dass auf dem Waldweg plötzlich die Bundespolizei stand und mich auf dem Rad angehalten hat.
Die Definition der BAMF: Migration ist "die räumliche Verlegung des Lebensmittelpunkts eines Menschen".
Das BAMF ist durchaus Teil des Problems. Und warum heißt es überhaupt "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge"? "Bundesamt für Migration" würde doch dann reichen.
Was bei Wikipedia steht, ist eigentlich genau das, was ich auch meine: "Als Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes einer oder mehrerer Personen verstanden."
Es wird vllt. deutlicher, wenn man von Einwanderung anstelle von Migration spricht. Flüchtlinge sind keine Einwanderer.
Zu deiner Frage: Ich weiß es nicht.
In Marokko gibt es mW. weder Krieg noch Bürgerkrieg noch werden Menschen planmäßig politisch verfolgt. Sorry, wenn so ein Land schon kein sicheres Herkunftsland ist, dann haben wir aber ein gewaltiges Problem.
Einfach, weil es nicht nur rechtliche sondern oft auch moralische Fragen sind.
Moralisch gesehen müssten wir die halbe Menschheit und mehr aufnehmen, weil es so vielen Menschen dreckig geht. Schonmal in der Dritten Welt im Slum gewesen? Ich schon und das nicht zum Sightseeing, die Zustände sind furchtbar. Ginge es um Moral, dürften wir den Menschen auch nicht bei der mörderischen Flucht zusehen, sondern müssten sie direkt vor Ort abholen.
Für mich ist das ein zweifelhafter Erfolg.
Für mich nicht

Ich habe noch keine Stimme gehört, die sagt, dass wir das realistisch auf uns übertragen können.
Es ging ja um den Willen zur Veränderung, nicht um eine 1:1 Übertragbarkeit. Dänemark hatte eine ähnliche Situation wie D, deren AfD stand auch bei ca. 20% und drohte immer mächtiger zu werden. Mit einer verbesserten Asylpolitik wurde diese Partei dann auf - ich glaube - 2% gedrückt. Ich halte das für einen Erfolg.
In D lehnen je nach Quelle und Jahr der Umfrage zwischen 60% und 80% der Bürger die bisherige Asylpolitik ab, zum Glück wählen die nicht alle AfD, aber deren Willen kann man deswegen auch nicht einfach ignorieren.
https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Gesemann_Freudenberg_DESI_Aufnahme_Integration_Gefluechtete_November_2024_FINAL.pdf
Danke für den Link.
Da sind nur ein paar Erklärungen, warum sich die Situationen unabhängig von der Bevölkerung entwickelt.
Naja, nicht wirklich. Die von dir geschilderten Punkte wären mit einer schrumpfenden Bevölkerung wesentlich einfacher beherrschbar als mit einer sprunghaft wachsenden. Aber ich gebe dir auch zum Teil recht, gerade im Bildungsbereich hat Merkels Untätigkeit und linke Gleichmacherei tiefe Wunden hinterlassen, dabei brauchen wir Bildung mehr als alles andere.
Diese vier Dinge braucht man auch für den vollständigen Grenzschutz.
Wie schon geschrieben, vollständiger Grenzschutz ist gar nicht nötig.
Die Gründe für den Mangel an Wohnungen ist für mich wesentlich vielfälter als nur zwei Faktoren.
Natürlich spielt auch die Binnenwanderung eine Rolle, aber Stadt- und Landflucht wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab, momentan sehen wir wieder eher eine Stadtflucht. Auf diesen Zyklus kann man aber auch versuchen, antizyklisch einzuwirken und nicht nur zu reagieren. Wenn sich ein Ende der Stadtflucht abzeichnet, sollte man schnellstens anfangen, in der Stadt Wohnungen zu bauen oder alte Wohnungen zu renovieren. Die Politik kann das natürlich nicht tun, sie kann nur Anreize setzen, damit mehr gebaut und renoviert wird. In zB. Berlin macht man aber das Gegenteil, riesige Flächen wie das Tempelhofer Feld dürfen nicht bebaut werden, was hohe Grundstückspreise nach sich zieht, bauen an sich wird durch politische Vorgaben immer teurer, aber man will wohl einen Mietdeckel haben. Da braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn niemand investieren und bauen will
Das Problem wäre auch da, wenn wir einige Menschen weniger im Land wären.
Das Problem wäre aber - würde ich deiner These folgen - weniger gravierend. Wären diese Einrichtungen schon mit einer schrumpfenden Bevölkerung überlastet, dann würde mit einer sprunghaft wachsenden Bevölkerung gar nichts mehr funktionieren. An dem Punkt sind wir zum Glück noch nicht.
Das hast du nicht gesagt.
Du hast Recht, das hatte ich nicht mehr gelesen, sorry

Sagst du inhaltlich nicht trotzdem genau das?
Nein, das sage ich nicht, im Gegenteil. Als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg und der Judenvernichtung hat man sich das Grundrecht auf Asyl in die Verfassung geschrieben, an diesem Grundrecht werde ich nicht rütteln. Allerdings meine ich, dass Deutschland es nicht schaffen wird, so viele Menschen für ein selbständiges Leben in Deutschland fitzumachen und Deutschland wird es auch nicht schaffen, dauerhaft so viele Menschen finanziell menschenwürdig zu versorgen, die - aus welchen Gründen auch immer - keinen Job haben, der sie ernähren kann.
Deswegen müssen wir imho sehr genau hingucken, wer jetzt wirklich Anrecht auf Asyl und Schutz hat und wer ein Einwanderer auf der Suche nach einem besseren Leben ist. Letzteres ist nicht verwerflich, ich würde als junger Mann auch aus elenden Lebensumständen abhauen wollen, nur wäre ich dann kein Flüchtling sondern Einwanderer und müsste gewisse Kriterien (insbesondere der beruflichen Qualifikation) erfüllen, die die meisten Menschen aus der Dritten Welt gar nicht erfüllen können.
Wenn ich deine Aussagen zusammensetze kommt für mich heraus, dass die großen angesprochenen Probleme nur an der Bevölkerungszahl liegen.
Sie liegen nicht einzig und alleine an den Flüchtlingen, aber da sich die Diskussion nunmal um Flüchtlinge drehte, sind sie auch ein Teil des Problems. Und das Problem ist ja nicht neu, es sind mittlerweile 10 Jahre vergangen und es werden immer noch viel zu wenige Wohnungen, Kitas, Schulen gebaut.
Meine Kritik richtet sich weder an Flüchtlinge noch an die Leute, die ein besseres Leben suchen, meine Kritik richtet sich an die Politik, die das Problem nicht wirklich angeht. Wenn ich so viele Menschen einwandern (ja, mit Absicht einwandern geschrieben) lasse, dann muss ich auch dafür sorgen, dass die vielen Menschen vernünftig leben können und ich sie als Einwanderer dann auch bestmöglich integriere. Ewig lange in Turnhalle oder Baracken zu hausen und ewig lange auf einen Sprach- und Integrationskurs und eine Berufsaus-/-weiterbildung zu warten ist ja auch kein Zustand.
Auf der anderen Seite haben wir aber auch Einheimische, die trotz Job und ordentlichem Verdienst keine bezahlbare Wohnung mehr finden, weil die Nachfrage bei gleichem oder gar sinkendem Angebot stark gestiegen ist.
Passt das für dich?
Nope. Das Problem ist die Politik, die massenhaft Menschen einwandern (wie vor) lässt und - überspitzt ausgedrückt - nicht mehr tut als "Wir schaffen das" zu propagieren, anstatt die Kapazitäten zu erhöhen. Zu "Kita, Schule, Wohnung" kommen ja auch noch die Felder Gesundheitssystem und Jobs. Und viele dieser Probleme sind "Verteilungskämpfe" der wirtschaftlichen "Unterschicht", der schlecht ausgebildete Deutsche konkurriert mit den Einwanderern um einfache Jobs und günstigen Wohnraum, der findet keinen Kitaplatz, der muss seine Kinder auf "Brennpunktschulen" schicken, wo - wieder überspitzt ausgedrückt - kaum noch jemand Deutsch spricht. Das ist genau die Klientel, die AfD wählt.
Aber wie ist es mit dir? Siehst du die Masse der Flüchtlinge denn überhaupt nicht als Problem? Könnte Deutschland das und noch mehr locker bewältigen, wenn man besser integrieren würde? Und wie geht es besser als jetzt, was läuft falsch bei der Integration, außer bürokratischen Hürden, die von der Politik auch seit Jahren nicht angefasst werden?
Edit: Ich muss übrigens mal sagen, dass mir diese Gespräch mit dir sehr gut gefällt. Ich habe einiges gelernt und verstehe deine Ansichten zu dem Thema. Es waren ein paar gute Denkanstöße dabei. Danke. 
Danke, das gebe ich gerne zurück, ich bin froh, dass man trotz Differenzen vernünftig diskutieren kann.