"Die Partei" zu wählen ist Protestwahl. Ich sehe darin keinen Mehrwert. Für mich fast dasselbe wie nicht wählen zu gehen. Was passiert denn, wenn die Partei wirklich in den Bundestag einzöge oder gar in die Regierung aufgenommen werden würde?
Sie haben kein umsetzbares Programm (wie auch manch andere Parteien, die es ernst meinen).
Wahlen in Deutschland waren schon immer sich für das kleinere "Übel" zu entscheiden.
Ich stiefele schon seit Jahren zum Wahllokal und wähle ungültig weil für mich nichts Wählbares dabei ist. Blöderweise werden ungültige Stimmen nicht ins Wahlergebnis eingerechnet, eine Stimme für Die Partei oder andere Kleinparteien hingegen schon. Und damit steigt die Chance das Parteien wie die AfD unter 5% bleiben. Wenn man den etablierten Parteien seine Stimme nicht geben, gleichzeitig aber verhindern will das die AfD nicht in den Bundestag kommt, dann ist Die Partei eine gute Wahl.
Und Die Partei im Bundestags würde die Bundestagsdebatten sehr viel lustiger machen.
Auch wenn es gerade die aktuelle Diskussion sprengt, hole ich das nochmal vor. Maddux hat schon eine starke Begründung genannt, "Die Partei" zu wählen. Ich möchte aber einfach mal darlegen, warum ich diesmal, "Die Partei" wähle, vielleicht trägt das ja zum Verständnis bei.
Eigentlich ist meine politische Heimat, wenn man so will, bei den Grünen. Ich bin, grob umrissen, linksliberal orientiert und für mich sind ökologische Themen sehr, sehr wichtig. Leider finde ich gerade letzteres bei den Grünen nicht mehr prominent genug besetzt (dazu hat sicherlich auch Herr Kretschmann seinen Teil zu beigetragen...). Meiner Meinung nach entfernen sich die Grünen immer mehr von dem, was eigentlich ihr Kern sein sollte und jammern unsinnigerweise dabei rum, dass die anderen Parteien, ihre Themen geklaut hätten - und das in einer Zeit, in der es genug "grüne" Themen gäbe, die man energisch verfolgen könnte. Kurz gesagt: die Grünen sind mir nicht mehr grün genug und im Moment kann ich sie einfach nicht mehr ernst nehmen.
Was also tun? Eine kleine Öko-Partei zu wählen kam für mich nicht infrage, mal absehen davon, dass dort wirklich 0 Chancen bestehen, dass die irgendwie im Bundestag repräsentiert sein werden. Von den etablierten Parteien wären mir wohl die Linken am nächsten gestanden (hatte glaube ich auch geschrieben, dass ich vorhatte, Links zu wählen) - das hat auch der Wahl-O-Mat bestätigt (was auch immer man davon halten mag). Aber irgendwie bin ich davon auch nicht so wirklich überzeugt, so dass ich dort auch nicht mein Kreuzchen setzen möchte.
Soll ich deshalb nicht wählen gehen? Oder ungültig (den Sinn habe ich immer noch nicht ganz verstanden, aber lassen wir das)? Das hätte ich auch blöd gefunden, ganz abgesehen davon, dass es mir wichtig ist, eine Stimme gegen die AfD abzugeben. Also war meine Wahl "Die Partei" - ich drücke damit einerseits meine Unzufriedenheit mit der Politik der Etablierten aus, stimme gegen Rechts und wähle auch noch eine Partei, die zumindest marginale Chancen hat, in den Bundestag einzuziehen.
Was dann passieren würde? Nun, ich denke zum einen würde es den Unterhaltungsfaktor steigern (man kann darüber streiten, ob das in der Politik sein muss), zum anderen glaube ich tatsächlich, dass "Die Partei" auf sartirische Art und Weise den Finger auf einige Wunden Punkte im Politikbetrieb legen könnte.
Wenn man das als Protestwahl bezeichnen möchte, kann man das gerne tun, ich habe damit kein Problem - sehe es aber zumindest nicht als reine Protestwahl an, zumal es in diesem Fall auch niemandem weh tut. Als Bürger habe ich grundsätzlich aber auch das Recht, aus Protest mal was anderes zu wählen, um meine Unzufriedenheit auszudrücken. Diese Möglichkeit befindet sich ja innerhalb meines demokratischen Handlungsspektrums. Ich finde es nur schwachsinnig, wenn man dann eine Partei wählt, die überhaupt nichts mit den eigenen Vorstellungen zu tun hat, sondern die eben gerade als "Protestpartei" en vogue ist (=AfD, zumindest wird sie auch so gesehen).
Und zum Thema "aktiv am politischen Diskurs teilnehmen" (Emanuel hatte dazu glaube ich was geschrieben): Wer hat denn heute noch Bock, sich in einer Partei zu engagieren? Das wäre ja die naheliegendste Form, um Parteiprogramme zu ändern. Ich habe vor einigen Jahren mal überlegt, bei den Grünen einzutreten. Erfahrungsberichte von anderen Leuten (aus verschiedenen Parteien) haben mich dann aber davon abgehalten, denn gerade dann, wenn man etwas ändern möchte, wenn man seinen eigenen Kopf hat, kommt man nicht sehr weit. Um in eine Position zu gelangen, in der man etwas ändern kann, muss man erstmal zu allem Ja und Amen sagen, schleimen was das Zeug hält und sich ein braunes Näschen holen (es mag da Ausnahmen geben, aber ich habe das eben wiederholt mitbekommen). Ne, Sorry, da engagiere ich mich lieber woanders ehrenamtlich, aber unpolitisch.
Edit: Hui, sollte eigentlich nur ein kurzer Text werden und ist doch länger geworden.