So, dann doch ein bisschen früher. Ich springe ein bisschen in der Zeit, um das Ganze ein wenig aufzurollen.

Ist ein bisschen länger geworden, als gedacht. Ich hoffe, das ist okay.

Die alte Frau blieb in ihrem Sessel vor dem Kamin zurück, als Bill gegangen war. Sie blickte in die Flammen und zog die Decke, die sie bis zum Bauch bedeckte, noch ein wenig höher. Es war ein verteufelt kalter Novembertag, so viel stand fest. Andererseits fror man in ihrem Alter eben leicht, immerhin hatte Marie Schanzer bereits einhundertundsechs Sommer ins Land gehen sehen.
Während sie ins Feuer blickte, drifteten ihre Gedanken in die Vergangenheit. Sie dachte darüber nach, wie alles begonnen hatte. 1928, als sie sich auf die Herrentoilette des Luftschiffs verirrt und Dinge gehört hatte, die sie lieber nicht gehört hätte. Gemeinsam mit ihren Eltern, wohlhabenden Kaufleuten aus Friedrichshafen, war sie an Bord der 'Graf Zeppelin' gekommen, um die erste Atlantiküberquerung zu erleben. Dass das der Beginn eines lebenslangen Kampfes gegen den Polarfuchs werden würde, konnte sie damals noch nicht ahnen. Dennoch war ihr sofort klar gewesen, dass sie mit ihrem Wissen nicht untätig herumsitzen und die Welt zugrunde gehen lassen konnte.
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, hatte sie sich nach der Landung in Lakehurst an die Fersen eines der beiden Verschwörer geheftet und war ihm unauffällig gefolgt – ihre Eltern, krank vor Sorge, zurücklassend.
Der Mann war in ein Auto vor Ort gestiegen, mit dem er sich in Richtung New York aufgemacht hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als mit einem Taxi die Verfolgung aufzunehmen. Der gut gefüllte Geldbeutel ihres Vaters, den sie heimlich gestohlen hatte, war dabei eine große Hilfe. In New York angekommen, folgte sie dem Mann eine ganze Weile zu Fuß und fasste schließlich den Mut, ihn in einer ruhigen Seitengasse zur Rede zu stellen.
Noch heute musste Marie über ihre Dummheit und Naivität lächeln. Wäre sie an Rigby geraten, so hätte dieser sie kalt gemacht, ohne mit der Wimper zu zucken. Nicht aber Friedrich, den sie völlig aus der Fassung gebracht hatte. Mit einer jungen Frau, die ihm die Bösartigkeit seiner Pläne vor Augen führte und sich leidenschaftlich in Rage redete, hatte er nicht gerechnet – und sie beide hatten nicht mit dem gerechnet, was dann geschah.
„Sie dürfen das nicht tun!“, beendete Marie ihre Anschuldigungen. Sie merkte, wie ihr Atem schwer ging und ihre Hände zitterten.
Sie sah den Mann, der vielleicht drei oder vier Jahre älter als sie sein mochte, zum ersten Mal richtig an. Er war groß und schlank, fast dürr, und hatte sein hellbraunes Haar zu einem Seitenscheitel gekämmt. Seine Gesichtszüge waren sehr fein, fast ein bisschen feminin, wirkten aber keinesfalls weich.
Ihre Blicke trafen sich. Sie sah in grüne Augen, deren momentanes Erstaunen die Melancholie, die viel tiefer saß, nicht verbergen konnte. In dem Moment wusste sie, dass ihr Gegenüber kein böser Mann war. In dem Moment wusste sie, dass sie ihren Seelenverwandten getroffen hatte. Und in diesem einen Moment verliebten sie sich ineinander.
Marie dachte gerne an diesen Tag zurück, den er war der Beginn von etwas Wunderbarem gewesen. Nachdem Friedrich sich von dem Schock erholt hatte, waren sie in ein kleines Café gegangen, wo sie sich ungestört hatten unterhalten können. Abgelegen, ruhig und diskret.
Wie sich herausstellte war Friedrich ein fehlgeleiteter Idealist, der von einer besseren Welt träumte. Einer Welt voller Frieden, in der alle Menschen gleich behandelt würden und niemand Hunger leiden müsste. Die irrigen Vorstellungen des Polarfuchses, eine bessere Welt aus der Asche der alten auferstehen lassen zu können, hatte er als einzigen Weg gesehen. Marie aber redete, argumentierte und träumte von anderen Möglichkeiten und am Ende eines langen Tages hatte sie Friedrich überzeugt. Er hatte sich so geschämt für das, was er im Begriff war, anzurichten. Umso hatte Friedrich in das gesteckt, was in den folgenden Jahren kam – er wollte um alles in der Welt seine Fehler wieder gut machen.
Von diesem Moment an, hatten sie gemeinsam gegen die Organisation des Polarfuchses gekämpft. Friedrich hatte weiterhin so getan, als würde er das Spiel mitspielen, aber mit klugen Schachzügen konnten sie die Pläne ihres Widersachers unauffällig durchkreuzen. Der Börsencrash und die Weltwirtschaftskrise 1929 waren für sie ein Erfolg gewesen, da sie wussten, was andernfalls geschehen wäre. Danach wusste
er natürlich, was Friedrich getan hatte, also musste er untertauchen und täusche seinen eigenen Tod vor. Als Weinhändler Fritz Schanzer trat er wieder auf den Plan, überzeugte Maries Eltern von sich und beide heirateten noch im Sommer 1930.
Es folgte eine turbulente Zeit, die weiterhin vom Kampf gegen den Polarfuchs geprägt war und dennoch Freuden bereithielt: Marie wurde Schwanger und gebar ihren gemeinsamen Sohn Alexander. Zwei Jahre später folgte Anna.
Im Nachhinein waren sie wohl so vom Familienleben eingenommen, dass sie Hitler nicht kommen sahen und als sie das drohende Unheil erkannten, war es zu spät. Da Marie Jüdin war, flohen sie nach New York und zogen von dort die Fäden. Pearl Harbor war ein trauriger Glücksfall für sie gewesen, da Bewegung in die USA kam. Ihre Augen waren aber nach wie vor auf das Deutsche Reich gerichtet. Das Netzwerk, dass Friedrich und Marie aufgebaut hatten, arbeitete hervorragend und erfüllte seinen Zweck. Das Ziel, die Nazis an der Entwicklung einer Atombombe zu hindern, wurde erreicht und die Niederlage Hitlers besiegelte auch die vorläufige Niederlage des Polarfuchses. Die Ruhe hielt allerdings nicht lange. So manches Mal war
er kurz vor dem Ziel gewesen, etwa 1962 während der Kubakrise, oder als 1983 ein sowjetischer Satellit den vermeintlichen Abschuss amerikanischer Atomraketen meldete –
er hatte damals aber übersehen, dass Stanislaw Petrow, der Mann, der die Finte durchschaute, zu Maries Netzwerk gehört hatte. So ging der Kampf weiter bis zum heutigen Tag.
Marie war sich allerdings ziemlich sicher, dass mittlerweile jemand anderes die Rolle des Polarfuchses eingenommen hatte und ihr ursprünglicher Widersacher das Zeitliche gesegnet hatte – ansonsten müsste er um die hundertunddreißig Jahre alt sein. Die Organisation gab es allerdings nach wie vor und sie arbeitete so zuverlässig wie immer an der Vernichtung der bekannten Welt.
Die alte Frau seufzte und betrachtete die Schläuche, die an ihrem Körper hingen und diese Hülle am Leben hielten. >Nur noch dieses Mal<, dachte sie. >Dieses Mal müssen wir es schaffen, die Organisation endgültig zu zerschlagen. Dann gehe ich zu Friedrich. Ich bin bereit...<
Ein Mann mittleren Alters betrat den Raum und brachte eine Kanne frisch aufgebrühten Tees.
„Danke, Marc.“, lächelte Marie ihr faltiges Lächeln.
„Aber klar doch, Oma. Brauchst du sonst noch was?“, fragte ihr jüngster Enkel.
„Nun, du könntest mir ein wenig Gesellschaft leisten, was...“, Marie musste heftig husten und erntete dafür einen besorgten Blick von Marc. „Was hältst du davon? Und schau nicht so, du weißt das ich alt bin.“
Marc nickte und setzte sich in den Sessel, der neben Maries stand. In den Sessel, in dem bis vor fünf Jahren Friedrich gesessen hatte.
Marc goss sich und Marie eine Tasse des heißen Tees ein und fragte: „Willst du Karten spielen?“
Und hier habe ich noch eine aktualisierte Version von Louis' Zusammenfassung (ich habe die Personen mal alphabetisch angeordnet). Vielleicht machen wir das einfach so, dass jeder am Ende seines Posts, eine aktuallisierte Fassung einstellt, dann weiß man gleich, wo man schauen muss.

Was haltet ihr davon?
Die PersonenAshley – Junges, blondes Mädchen. Komplizin von Jack bei einem Bankraub in Boston ("er" weiß von Boston, aber er weiß nicht, dass Jack eine Komplizin hatte). Knapp bei Kasse, plant einen "letzten, großen Job". Kumpelhaftes, unbekümmertes Auftreten. Wusste angeblich die ganze Zeit (gegen die Regeln), wo Jack war. Zieht Jack auf, weil er ihr "dieses Flittchen" vorgezogen hat. Zeit: Gegenwart, November 2016.
Bill – Dritter traditioneller Komplize von Jack und Ashley. Wurde von Ashley über Jacks Aufenthaltsort informiert. Scharfschütze und "Technikenthusiast" mit Gefahreninstinkt, der an Paranoia grenzt. Erhält von der geheimnisvollen Frau den Auftrag, Jack und Ashley zu befreien. Zeit: Gegenwart, November 2016.
Bruce – Nachname unbekannt. Laut Jack der einzige, der "ihn" jemals gesehen hatte. Vom Verhalten her Jack eher übergeordnet. Weiß, wie "alles begonnen hat" und kann von dem Treffen zwischen Gröning und Rigby erzählen. Wohnt in einem Zimmer neben Jack ("hoffentlich hat Bruce nichts gehört"), vermutlich ein Hotel/Motel. Entführt Jack und Ashley nach ihrem Treffen im Diner. Zeit: Gegenwart, November 2016.
Friedrich Gröning/ Fritz Schanzer – Geburtsjahr 1907. Mit-Verschwörer von Rigby. Soll "auf seiner Seite des Ozeans" den geheimen Plan umsetzen. Hält nichts von belanglosem Geplauder. Verliebt sich und heiratet Marie 1930. Die beiden bekommen Kinder (Alexander und Anna). Müssen nach 1933 nach New York fliehen. 1929 muss er nach dem Verrat am Polarfuchs seinen Tod vortäuschen, um unterzutauchen. Er nimmt die Identität von Fritz Schanzer an. Im Jahr 2011 verstorben. Zeit: 1928.
Jack Nolan – Komplize im "unbekannten Plot" mit "ihm". Partner von Bruce. Lebt (zur Zeit?) in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Vermisst eine bislang nicht identifizierte "sie" (von Ashley "Flittchen" oder "Schlampe" genannt, sehr zum Unmut von Jack). Behauptet, er könne Ashley mit einem Handgriff das Genick brechen. Soll offenbar die Vorgänge in Washington steuern (Kontakte: Garrison und Bennett, die "auf das Signal warten"). Trinkt seit einem "Zwischenfall" in Toronto, von dem er eine Narbe hat, keinen Alkohol mehr. Besitzt offenbar sehr ausreichend Geld (überreicht Ashley einfach so 20.000 Dollar). Hat laut Aussage "der Frau" etwas über die Organisation aufgeschnappt, das wichtiger ist, als er glaubt. Zeit: Gegenwart, November 2016.
Marie Gröning/Schanzer – Geburtsjahr 1910. Eine alte, runzlige Frau mit schütternem, brüchigem Haar mit eingefallenem Körper. Rasselnde, verzerrte Stimme. Wird offenbar von Schläuchen ernährt oder am Leben gehalten. Dunkle, schwarze, aber hellwache Augen. Behauptet, die Frau zu sein, die 1928 das Gespräch von Gröning und Rigby belauscht und "seinen" Plan vereitelt hat. (Seitdem sind 87 Jahre vergangen). Verliebt sich und heiratet Friedrich 1930. Die beiden bekommen Kinder (Alexander und Anna). Müssen nach 1933 nach New York fliehen, da Marie Jüdin ist. Behauptet weiterhin, seitdem immer wieder alle seine Pläne durchkreuzt zu haben, ohne dass er bis heute von ihr weiß, weil sie "ein paar Tricks" auf Lager hat. Zeit: Sowohl 1928 als auch 2016.
Matthew – Mit-Verschwörer von Rigby in Hawaii. Trägt Teile von sich und Rigby für den "ultimativen Plan" mit sich, die zusammen mit jenen von Rigby und "Iosip" (noch nicht aufgetaucht) etwas ergeben, das "die Welt neu erstrahlen" lässt. Kommt vermutlich beim Angriff von Pearl Harbour um, und hofft, dass Iosip den Plan vollenden kann.
Polarfuchs – Mysteriöse Gestalt, die an einem Umsturz der bestehenden Ordnung arbeitet. Häufig auch einfach nur als er bezeichnet. Marie vermutet, dass 2016 nicht mehr der ursprüngliche Polarfuchs diese Rolle inne hat, sondern ein Nachfolger.
Rigby – Amerikaner. Klein, winzige Brillengläser, kurzes, borstiges Haar, scheint, als schwitze er, ist aber Profi, der trotzdem alles erscheinen lässt, als sei es ein Spiel. Bekommt seine Aufträge direkt von "ihm". Später: Abgemagertes Gesicht, wenig Haare. Behauptet, Hitler "installiert" zu haben. Trägt die Bruchstücke für den "ultimativen Plan" in einer Kiste mit sich und übergibt sie 1941 an Matthew. Zeit: 1928 und 1941
Der geheime PlanLaut Jack:"Sollte der Plan aufgehen, dann wird es unweigerlich im Chaos enden – aber genau das ist gewollt. Ein Chaos das zur Schaffung eines neuen Systems dient. Er hatte diesen Plan schon lange vorbereitet. Seit Jahren zog er im Hintergrund die Fäden, steuerte die verschiedensten Menschen, Unternehmen und Behörden. Auf den kommenden Tag hatte er solange gewartet."
"Er dachte über ihn nach, über die Organisation und über den ersten Versuch, eine neue Weltordnung zu schaffen. Ein Versuch, der gescheitert war."
Laut Rigby:"Die Weltwirtschaft wird zusammenbrechen, die Systeme, die durch sie am Leben erhalten werden, ebenfalls. Es wird Chaos geben und aus der Asche werden wir wie ein Phönix aufsteigen!" (geplante Zeit: 1929)
Laut Marie:"Ashley ist ebenfalls wichtig. Ihr drei. Wenn ihr scheitert, wird die Welt im Chaos versinken. Pestilenz. Krieg. Hunger. Tod. Alles, damit aus dem Polarfuchs ein Phönix wird."
Laut Matthew:Matthew wusste, dass sich die Weltordnung bald verändern würde. Radikal. Es war nicht mehr aufzuhalten, da die feinen Rädchen mittlerweile immer reibungsloser ineinander griffen und sich die Abläufe mit zunehmender Dauer selbst verstärkten. Wie lange es noch dauern würde, war zwar ungewiss, aber der Erfolg schien sicher.
Chronologie der Ereignisse am 7./8. November 2016:- Treffen von Jack und Bruce in New York
- Jack geht schlafen
- Ashley taucht auf
- Bill trifft in New York ein
- Jack und Ashley gehen ins Diner
- Bruce entführt Jack und Ashley ("er will dich sehen")
- Bill trifft auf "die Frau" (Marie)
- Marie instruiert Bill, den Wagen abzufangen, bevor dieser die Wasseraufbereitungsanlage von Oakwood erreicht
Chronologie der Ereignisse in der Vergangenheit:- 13. Oktober 1928: Friedrich und Rigby treffen sich an Bord von LZ-127 'Graf Zeppelin', um über die Vorbereitung des Plans zu sprechen.
- 1928: Nach dem Transatlantikflug stellt Marie Friedrich zur Rede und überzeugt ihn, gegen den Polarfuchs zu arbeiten.
- Oktober 1962: Während der Kubakrise ist er kurz vorm Ziel, aber Marie (oder ihr Netzwerk) können das Schlimmste verhindern.
- 26. September 1983: Stanislaw Petrow verhindert den "Dritten Weltkrieg", indem er einen vermeintlichen Abschuss amerikanischer Atomraketen korrekterweise als Fehlalarm einstuft. Petrow gehört zu Maries Netzwerk.
- 7. Dezember 1941: Matthew und Rigby treffen sich zur Übergabe einer kleine hölzernen Kiste. Beide kommen vermutlich beim Angriff auf Pearl Harbor um.