Ich hatte weiter unten mal angeboten, die Fotos zu kommentieren. Das wurde mir gewährt und ich möchte das nun gerne tun. Bitte nhemt das als konstruktive Kritik auf, nicht als Besserwisserei

1) Maxime
Meine Maxime lautete immer: größtmöglicher Realismus. Unter diesem Aspekt kommentiere ich die Modelle, die hier gepostet wurden. Wenn Eure Maxime lautet: kurzweiliges Bastelvergnügen und am Ende hast Du etwas Vorzeigbares, sind meine Kommentare unwichtig, weil dann der Weg das Ziel ist.

2) Grundsätzliches zum Bau des Modells
Was mir auffällt, sind ganz typische Bauunsauberheiten, die die Erscheinung eines Modells sehr spielzeugtypisch machen.

Wenn Ihr Euch einen echten Harrier anschaut, finden sich diese Stöße, wo die Teile zusammengeklebt wurden, nicht.

Hier liegt meiner Meinung nach der absolute Schlüssel zu einem realistischen Erscheinungsbild.
Stöße abfeilen
- Modell vor Verklebung und Bemalung trocken anpassen und testen, wie passgenau die Stoßkanten sind
- Passungenauigkeiten abschleifen mit einem hochkörnigen Schleifpapier, mindestens 400, um keine Riefen in den Kunststoff zu schleifen
- an feinen Stellen eignen sich Einmalnagelfeilen hervorragend (diese Schaumstoffdinger mit aufgeklebtem Schleifpapier)
- Schleifpapier wird so verwendet, dass nacheinander Papiere mit immer höheren Zahlen genutzt werden (400 > 800 > 1200); Papiere mit Werten >2000 werden eigentlich nur noch für Polierarbeiten genutzt, als Feindetails
Klaffende Öffnungen im Modell verspachteln
- im Bild hervorragend zu erkennen an den Koni der Lufteinlässe: das Modell zeigt hier eine Öffnmung, das Original nicht
- sehr gut: Modellbauspachtel von Tamiya oder Revell
- mit einem Zahnstocher Spachtelmasse aus der Tube nehmen und diese sofort wieder gut verschließen (Spachtel trocknet sonst sehr schnell aus) > großzügig den Spachtel in die Öffnung drücken und auch an den Öffnungsrändern Spachtel verteilen > schwierig zugängliche Stellen können auch mit einem Pinsel mit leichter Feuchte verspachtelt werden > nach Aushärtung des Spachtels wird wie oben schon erwähnt verschliffen
- Nachziehen von Modelldetails: wenn der Spachtel Gravuren im Modell verfüllt hat, diese einfach nachgravieren: es gibt gute Gravurnadeln, es reichen aber auch einfache Nadeln, mit denen Ihr die noch vorhandene Gravur einfach in den Schleifbereich nachzieht
3) Grundsätzliches zur Bemalung des Modells
- große Flächen nicht mit einem Pinsel anmalen, sondern mit Farbspray (Sprühdose oder Airbrush)

Vor allem im eingekreisten Bereich zeigen sich grobe Farbpartikel, die durch eine zu dicke Farbenkonsistenz entstehen und einen dadurch zu dicken Farbauftrag. Jede weitere aufgebrachte Farbschicht verstärkt diesen Effekt noch.
Ein guter Farbauftrag funktioniert so:
- Arbeiten von Hell nach Dunkel
- Arbeiten in dünnen Einzelschichten, wenn notwendig
- Sprühfarben bevorzugen
- Farben verdünnen, aber nicht zu sehr (nutzt dafür ausgediente Kunststoffflächen, vielleicht eine alte Brotbox, um mit der Airbrush zu üben (etwas mehr zu Airbrushes siehe unten)
- die größte Schwierigkeit beim Airbrushing ist die Farbkante. Hier werdet Ihr maskieren müssen. Tamiya Maskingtape ist sehr gut, es reichen einstweilen aber auch einfache Post-Its. Achtet nur auf wirklich gute Klebung, sonst läuft die Farbe unter die Maskierung und ruiniert das Modell
- unabhängig vom Airbrushing, solltet Ihr Rotmarderpinsel verwenden oder Synthetikpinsel (nur bei Acrylfarben)
- für metallische Farben immer einen eigenen Pinsel verwenden, weil sonst Metallpartikel in die Nichtmetallfarben gelangen
Ein perfekter Farbauftrag erfordert mehrere Vorgänge:
- Auftragen der ersten Farschicht in einem oder mehreren Durchgängen
- wenn noch Unebenheiten sichtbar sind, zum Beispiel durch ungenaue Schleifarbeit am Anfang, hier nochmals schleifen und Farbe erneut auftragen
- Auftragen einer dünnen (!) Schicht klaren Klarlacks
- Prüfung auf Unebenheiten und ggf. erneute Schleifarbeiten
- Aufbringen von Decals
- Erneute Klarlackierung
Detaillierung des Modells
Was Euren Modells fehlt und was aus dem Modell aber einen echten Hingucker macht, ist das sogenannte "Washing": eine hochverdünnte dunkle Farbe (Dunkelbraun bis Schwarz) wird mit einem Pinsel dorthin gebracht, wo starke Winkel im Modell zu finden sind. Im Beispiel des Harriermodells wären das die Pods für die ungelenkten Raketen, der Tragflächenansatz am Rumpf, der Ansatz des Höhen- und Seitenleitwerks etc.. Die hochverdünnte Farbe zieht sich durch den Kapillareffekt in den Winkel und verleiht diesem eine unglaubliche Tiefe. Nasch Trocknung könnt Ihr verlaufene Farbe ganz einfach mit einem QTip trocken wegwischen. Wichtig ist, dass Ihr dafür keine Lacke verwendet, sondern Wasser-, Öl- oder Acrylfarben. Von Tamiya gibt es auch ein fertiges Produkt (Accenter?).
Es gibt bestimmt noch mehr Punkte, aber für den Moment soll das erstmal reichen

Airbrushes
Wenn Ihr Euch eine Airbrush für den Modellbau kaufen wollt, achtet auf
- oben liegendes Farbreservoir (die Brushes mit untergeschraubtem Glas sind nur für große Flächen geeignet)
- Single- oder Double Action
- gut justierbare Sprühstärke und Farbauftrag (Double Action passt hier immer)
Eine Airbush muss keinesfalls teuer sein wie zum Beispiel die Paasche Turbo. Einfache Airbrushes aus dem Modellbaushop reichen aus. Hier empfiehlt sich übrigens das modellbau-universum.