So, bin wieder in heimischen Gefilden (leider). Waren super schöne Tage drüben, vor allem auch, weil das Wetter so dermaßen gut mitgespielt hat, wie ich es mir nicht mal in den kühnsten Träumen ausgemalt hätte. Praktisch vier Tage in Folge Sonne, Sonne, Sonne! Abends hats mal n bisse getröpfelt, aber nur kurz.
Der Sport stand natürlich im Mittelpunkt. Los gings Samstag, mit nem langen Tag in Belfast. Früh gings mit dem Bus aus Dublin in die Nordirische Hauptstadt, die sich bereits extrem Weihnachtlich präsentierte. Meine Mitstreiter & ich stolperten praktisch aus dem Busbahnhof mitten in einen riesen Santa Claus Parade. Selten habe ich so viele Muttis mit Kinderwagen auf einem Haufen gesehen. Muß wohl Tradition haben, mitten im November bereits so zu tun, als stünde Heiligabend morgen vor der Tür. Nun ja, sportlich ging es dann weiter, nämlich im The Oval, bei Glentoran gegen die Dungannon Swifts. Zweifelsohne eines der schlechtesten Spiele das ich je in meinem Leben gesehen habe. Die Gäste wollten nicht, Glens konnten nicht, und doch gewannen die Swifts dieses Spiel, irgendwie. Nach Abpfiff wußten sie wohl selbst nicht wie genau das passieren konnte, denn was dafür getan hatten sie nicht. Aber bei Glentoran steht halt ein gewisser Elliot Morris im Tor, der einmal mehr eindrucksvoll bewiesen hat, warum ich ihn für den größten Fliegenfänger aller Zeiten halte. So ein Pflaume... wirklich unfassbar. Zwei Bälle fliegen im ganzen Spiel auf sein Tor. Beide mal reagiert er... gar nicht. Warum auch, das Trikot könnte ja schmutzig werden.




Am Abend nach dem Glentoran Spiel ging es nur wenige hundert Meter entfernt vom The Oval, weiter in die Odyssey Arena, wo die Belfast Giants ihr zu Hause haben. Eishockey in Nordirland... ich hätte bis vor wenigen Wochen selbst nicht geglaubt das es sowas gibt, geschweige denn, das ich es live sehen würde. Zweifellos hatte das ganze gewissen Unterhaltungswert, allerdings recht zweifelhaften. Denn Sport, steht bei den Giants nicht so sehr im Mittelpunkt. Die gewinnen zwar fast jedes Spiel und haben auch Dundee Stars an jenem Abend geschlagen, aber so richtig interessiert hat das in der Halle niemanden. Logisch, denn Kinder lassen sich gerne mal ablenken, und sind noch nicht so heiß darauf ein Spiel über die volle Distanz verbissen zu verfolgen. Kinder... überall Kinder... ich mag Kinder, aber was zu viel ist zu viel... vor allem um die Uhrzeit sollten die längst im Bett sein... aber die Halle war bestimmt zu über 60% mit Kindern, pubertierend-kreischenden Mädchen, aber auch zahlreichen kleinen Babys auf dem Arm ihrer Mütter, gefüllt. Entsprechend die Soundkullisse, die eher an ein Boybandkonzert zu den Hochzeiten von Take That Anfang der 90er erinnerte. Der Stadionsprecher forderte zudem alle paar Minuten auf, jetzt sofort wilde Bewegungen zu machen, laut zu sein oder anderweitig aufzufallen. Der sich am verrücktesten benemende Fan, sollte am Ende des Spiels Flugtickets gewinnen. Soetwas würde in Deutschland vermutlich jämmerlich scheitern, in Belfast an diesem Abend klappte es wunderbar. Ob jung, ob alt, ob Kind oder ergrauter Familienvater, alle kreischten, schmissen die Arme durch die Gegend oder tanzten wie wild auf ihren Plätzen umher - wohlgemerkt mitten im Spiel, wenn auch nur bei Unterbrechungen wegen nem Bully. Der glückliche Gewinner war am Ende tatsächlich ein etwa 50 Jähriger Mann, der sein Glück kaum fassen konnte. Lustig auch die Drittelpausen. Entweder wurden Subway Lunchpakete in die Zuschauerränge mit einer überdimensionalen Kanone geschossen, oder es durfte mit vorher gekauften Pucks, das Maskotschen abgeworfen werden (warum? keine Ahnung, der Sinn dahinter hat sich mir nicht erschlossen). Überflüssig zu erklären, das alles in dieser Halle, sei es Tor, Vorlage, Maskottchen, Lunchpaket... was auch immer, von irgendwem gesponsort wird. So auch der Pizza Hut Man - der Hammer schlechthin. Man stelle sich vor, das Spiel läuft ganz regulär, also keine Pause, oder Spielunterbrechung - und plötzlich ist er da - der Pizza Hut Man! Aufs Spielfeld schaute nun niemand mehr, die Halle stand Kopf, denn es wurden ein paar kostenlose Pizzen verteilt. Alles schrie und bettelte um eine dieser dämlichen Pizzen. Ich frage mich, was die Spieler in diesem Moment dachten, die ja immerhin gerade um Punkte und Tore kämpften?! Nun, alles in allem kann man sagen, dass das ganze einer Dauerwerbesendung mit zwischendurch etwas Sport ähnelte. Andererseits, lustig war das ganze auf eine gewisse Art natürlich schon. Der Abend in der Eishockeyhalle war unterhaltsam, das muß ich zugeben.

Zweifelsohne, das Highlight war dem Sonntag vorbehalten, und dem FAI Cup Final. Dem habe ich lange entgegengefiebert und die Meldungen, die man die Tage vor dem Spiel vernehmen konnte, ließen mich euphorisch werden. Die FAI "verschenkte" die Tickets für 10 € und der Verkauf war extrem positiv verlaufen. Man muß ja immer bedenken das der heimische Fußball in Irland selbst nur Randsportart ist. Entsprechend hoch ist die offizielle Zuschauerzahl von 36.101 einzuordnen. Der beste Besuch seit über 30 Jahren, und mehr Zuschauer als beim Tags zuvor ausgetragenen Rugby Spiel der Irischen Nationalmannschaft. Sensationell! Die Sligo Rovers brachten praktisch die ganze Stadt mit und hatten abgesehen von 10.000 Shamrock Rovers Fans, auch den Rest des Stadions eher auf ihrer Seite, denn eigentlich mag niemand die Hoops.

Das Spiel an sich war großartig. Die Sligo Rovers, die bereits den League Cup in diesem Jahr holten und 3. in der Liga wurden, zeigten, warum sie so viel Lob für ihre Spielweise in dieser Saison erhalten haben. Trainer Paul Cook - der kurz bevor die Mannschaften aufs Feld kamen, aus dem Tunnel stürmte und die etwa 15.000 Sligo Fans nochmal richtig anstachelte - lässt seine Mannschaft geradezu revolutionär spielen, für Irische Verhältnisse. Kurz-Pass, schnelles, direktes Spiel, viele Ballberührungen, den Gegner früh attackieren und bei eigenen Ballbesitz laufen lassen... fasst 120 Minuten klappte das an diesem Tag perfekt. Es war eine Demonstration der Stärke dieser Mannschaft, die vor allem in Spielmacher und zweifachen WM Fahrer Joseph Ndo, den alles überragenden Mann auf dem Platz hatte. Die Hoops dagegen waren völlig enttäuschend, traten ohne das eigentlich vorhandene Selbstbewußtsein der vor zwei Wochen gewonnen Meisterschaft auf. Und das obwohl Sligo zwei unersetzliche Stammspieler fehlten. Sligo fehlte an diesem Tag aber auch lange das nötige Glück. Sie trafen die Latte, sie scheiterten am starken Alan Mannus, oder irgendeiner Schulter, Kopf oder Bein das irgendwie immer noch in die Quere kam. So ging es in die Verlängerung. Interessant das Paul Cook erst in der 122. Minute zum ersten mal überhaupt wechselte! Am Ende retteten sich die Hoops ins Elfmeterschießen, wo dann aber die Stunde von Sligo Keeper Ciaran Kelly schlug, der ALLE 4 Elfmeter der Shams abwehren konnte! Kelly war letztes Jahr im Pokalfinale noch der Unglücksrabe gwesen. Sligo 2009 ebenfalls im Finale, führte sehr lange, ehe Kelly einen Elfmeter verursachte und das Spiel noch kippte. Diesmal war er der Held und ohne Zweifel, alles andere als ein Sligo Sieg wäre auch nicht verdient gewesen. Auf der Ehrenrunde applaudierten selbst die Hoops Fans den Sligo Rovers. Btw, wer das dramatische 11er Schießen in bewegten Bildern sehen möchte, Bitteschön:
http://www.youtube.com/watch?v=aF4TOI_CANQAlles in allem war es ein großartiges Finale. Ich habe ja bereits sehr viel Fußball live gesehen in meinem Leben, aber das war sicher mit das beste was ich bisher erlebt habe. So eine wunderbare, warme & ehrliche Atmosphäre, in diesem wunderschönen Stadion, ein tolles Spiel, ein dramatisches Ende, phantastische Fans, großartige Stimmung... mehr geht eigentlich nicht! Das gilt auch für die ganzen Tage in Irland. Zum Saisonstart 2011 bin ich wieder dann wieder da. Denn eines ist für mich wieder einmal klar geworden: Die beste Liga der Welt heißt League of Ireland!









Joseph Ndo's Freudentanz nach dem Sieg


Weitere tolle Bilder vor allem von den Fans findet ihr bei Interesse hier:
http://www.sportsfile.com/more-images/10110096s/