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Autor Thema: Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]  (Gelesen 415 mal)

jkay94

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Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]
« am: 10.September 2025, 10:31:09 »

Hallo zusammen,

nachdem mein letzter Storyversuch bereits 10 Jahre her und die Motivation für den FM aktuell wieder sehr groß ist - möchte ich mich nun mal wieder an eine Geschichte wagen. Dabei wird es kein stupides Posting von Ergebnissen und Fakten geben - sondern ich versuche das Ganze in eine halbwegs vernünftige Story zu verpacken. Wohin es uns dabei zuerst verschlägt erfahrt ihr noch. Über Feedback freue ich mich wie immer sehr! Als Grundlage dient der FM 24.

Ich wünsche viel Spaß!




Prolog: Kneipenfrust


Was wäre die Welt wohl ohne Ehrgeiz? Ehrgeiz sorgte sehr wahrscheinlich dafür, dass der Homosapien sich überhaupt erst aufmachte die Welt zu entdecken. Ehrgeiz wird wohl auch der Grund gewesen sein, dass der Mensch irgendwann das Flugzeug erfand und sich den Traum vom Fliegen verwirklichte. Ehrgeiz musste scheinbar etwas wirklich Tolles sein. Andererseits…auch Adolf Hitler dürfte wohl einen gewissen Ehrgeiz gehabt haben. War Ehrgeiz also immer so positiv wie alle taten?
 
„Ehrgeiz am Arsch!“ murmelte ich in meinen viel zu kurzen Bart und setzte erneut das Bierglas an. An Tagen wie heute war Ehrgeiz mein größter Feind und für mich ein absolutes Arschloch. Er sorgte nämlich dafür, dass ich mich jetzt so beschissen fühlte, wie ich mich eben fühlte. Mitten in dieser alten Leipziger Bürgerkneipe. Mein einziger Ehrgeiz heute Abend dürfte es wohl nur noch sein, dass sich zu dem Bier, welches ich gerade in wenigen Zügen heruntergekippt hatte, noch ein paar weitere dazugesellten. Die heruntergekommene Gosenschenke war an diesem Abend kaum besucht. Nur vereinzelt verirrten sich Gäste in den großen Schankraum. Im Gegensatz zu vielen anderen Kneipen durfte hier noch geraucht werden und so hing permanent ein dunstiger Schleier in der Luft.


Ich griff in meine Tasche, um mir eine weitere Kippe anzuzünden. Ich nahm einen großen Zug und bemerkte, dass meine Verabredung das Lokal betreten hatte. Ich hatte Tom seit Beginn meines Lehrgangs nicht mehr gesehen. Verändert hatte er sich allerdings kaum. Wie ich schnell merkte, weder äußerlich noch charakterlich. Ein legerer Typ mit langen blonden Locken. Jemand dem man Wünsche nicht so einfach abschlägt. Ich hatte schon damals vermutet, dass seine Eisblauen Augen wahrscheinlich der Grund waren, warum er schon damals bei den Frauen so erfolgreich war. Dezent ausgedrückt.

Er brauchte nicht lange, um mich in meiner Ecke zu entdecken und lief dann straight auf meinen Tisch zu. „Julian, Mensch! Endlich sehen wir uns mal wieder.“ Ich stand kurz auf und erwiderte seinen Händedruck mit einem verkniffenen Lächeln. „Ja, ist lange her.“ „Das kann man wohl sagen, damals hast du angefangen deine Trainerlizenz zu machen.“ Vielsagend blickte Tom in Richtung der Thekendame. „Ich würde auch ein Bier nehmen bitte, Uri!“ Die routinierte Frau nickte nur knapp und wandte sich dem Zapfhahn zu.

„Ja und ich habe sie auch erfolgreich abgeschlossen. Nur die Suche ist, untertrieben gesagt frustrierend. Hinter mir liegt ein Frühsommer voller kurioser Begegnungen und Gelaber. Es ist wie verhext. Und dabei sollte man meinen wir hätten die Walpurgisnacht längst hinter uns gelassen.“  Tom zog die Brauen hoch, während die Kellnerin mit einem ordentlichen Wumms sein Bier vor ihm platzierte. Er bedankte sich, bevor er sich wieder mir zuwendete. „Klingt ganz schön ätzend.“ Griff er den Faden auf und animierte mich somit dazu meinem Rededrang weiter nachzugeben.



„Ist es. Nachdem ich mit meiner Lizenz fertig war, habe ich gefühlt mit jedem Sechstligisten hier in der Leipziger Region gesprochen. Nirgendwo hat es funktioniert. Nicht, weil mich grundsätzlich niemand haben wollte, aber die Abgründe sind teilweise einfach zu groß. Auch ich muss mir einen gewissen Grundanspruch bewahren. Letzte Woche war ich oben in Taucha. Bei der SG. Katastrophale Bedingungen und ein Vorstand, der sie nicht alle hat, wenn du mich fragst, aber die haben wenigstens einen. Der ist bei Blau-Weiß Leipzig mal eben zurückgetreten, nachdem wir gerade mit den Verhandlungen begonnen haben. Die Nummer dort ist bis heute nicht geregelt. Dazu kommen natürlich noch die normalen Absagen. Ach, und bevor du fragst. Ja, ich habe auch darüber nachgedacht von hier wegzugehen. Aber ich bin hier aufgewachsen, im Moment kann ich es mir noch nicht vorstellen.“

Ich war nun im Redefluss. Nach einer ganzen Reihe weiterer Erzählungen von kuriosen Vorstellungsbegegnungen hatte ich mir den Frust von der Seele gesabbelt. Tom wirkte während meiner Ausführungen immer in sich gekehrter und rotierte nun nachdenklich das fast leere Bierglas in seiner Hand. Dann schien er einen klareren Gedanken gefasst zu haben. „Hast du es auch oberhalb der Sachsenliga probiert?“ Ich gluckste. „Natürlich nicht. Ich muss ja erstmal irgendwo Fuß fassen. Mit meiner Erfahrung nimmt mich doch keiner der nur annähernd in Reichweite des Profibereichs ist. Zumindest keiner der sie noch alle hat.“ erwiderte ich.

Tom nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, als hätte er einen Entschluss gefasst. Nachdem er die Kellnerin mit einer kurzen Handbewegung auf sein leeres Bier aufmerksam gemacht hatte, begann er zögerlich. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit.“

« Letzte Änderung: 11.September 2025, 11:35:00 von jkay94 »
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jkay94

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Re: Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]
« Antwort #1 am: 11.September 2025, 09:19:22 »

Prolog Teil 2: Kneipenfrust


„Willst du mich verarschen?“ fassungslos blickte ich Tom an. „LOK?“ Ich versuchte eisern einen Funken von Witz oder Ironie im Gesicht meines Gegenübers zu erkennen. „Nein, will ich nicht.“ stellte der nur trocken fest. „Und was ist mit Civa?“
„Der wird nicht mehr lange Trainer sein. Ich kenne dort ja nun genug Leute durch meine Zeit im Nachwuchsbereich und ich sage dir dort hat es gestern richtig geknallt. Er muss wohl heftig mit Ziane aneinandergeraten sein. Angeblich inklusive Austausch intensiver körperlicher Nettigkeiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das bei LOK nutzen wird, um Civa loszuwerden. So pralle waren die letzten Jahre sportlich nicht und Probleme gibt es seit Monaten auch zwischenmenschlich durch den kompletten Staff. Wenn der Platz frei wird, könnte ich einen Kontakt herstellen.“ führte Tom aus.

Das überzeugte mich nicht. Bei LOK waren auch in den letzten Jahren immer wieder bekannte Namen und Gesichter aufgetaucht. Darauf legte man beim ersten Deutschen Meister großen Wert. Schließlich hatte der Traditionsklub auch heute noch eine große Strahlkraft auf bekannte Persönlichkeiten. „Bei Lok legt man Wert auf Namen. Selbst der Basler hat sich mal eine ganze Weile dort auf dem Gelände rumgetrieben. Ich glaube wirklich nicht, dass da was geht.“ Stellte ich pessimistisch, wie ich nun einmal war, fest. „Und selbst wenn. Versuchen könnte man es – vielleicht will ja auch die alte Dampflok mal einen neuen Weg einschlagen und mit dir hätten sie definitiv jemanden der frischen Wind in den Laden bringt. Schließlich warst du auch der stärkste Absolvent des Jahrgangs und…“ Tom machte eine Kunstpause. „Wenn ich mich richtig erinnere, war doch auch dein Stiefvater damals beim VFB?“ Ich ließ ein zustimmendes Murren vernehmen, während ich nachdenklich mit dem Zeigefinger über den Rand meines Bierglases strich. „Er war mehr Mitarbeitender als Spieler, aber ja.“ Ich seufzte. „Ok, gut. Sollte und ich meine wirklich SOLLTE! sich dort etwas tun dann leg gerne ein gutes Wort für mich ein. Du weißt mit Lok tu ich mich schwer, auf vielen Ebenen.“ Tom breitete die Arme aus „Wie du meinst. Ich kanns nur anbieten.“ Das erste Mal seit Tom die Kneipe betreten hatte gönnte sich unser Gespräch eine kurze Pause. Schließlich sagte ich: „Gut, das war mal ein intensiver Einstieg. Bisher haben wir aber nur von mir geredet. Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?“


Draußen empfing uns eine lauschige Sommernacht, die durch den Sternenklaren Himmel und den fast vollendeten Vollmond die Dunkelheit weitestgehend fernhielt. Nachdem ich mich von Tom verabschiedet hatte, versenkte ich die Hände in meiner Kapuzenjacke und beschloss den Weg nach Hause zu Fuß zurückzulegen. Der Vorteil an Leipzig ist, wenn du nicht gerade in der Pampa in einem der Außenbezirke festhängst, kannst du vieles auch zu Fuß erreichen. Zumindest wenn man bereit ist, auch mal einen einstündigen Spaziergang zurückzulegen. Selbigen brauchte ich aber gerade um meine Gedanken zu ordnen und Toms Worte sacken zu lassen.

Versteht mich nicht falsch. Selbstverständlich wäre der 1. FC Lokomotive Leipzig für mich eine riesige Chance. Eine die man gegebenenfalls nur einmal im Leben bekommt. Dennoch haderte ich auch gleichzeitig. Dazu muss man sagen, dass ich und meine komplette Familie westdeutschen Background haben. Das bedeutet Ruhrpott, das bedeutet Dortmund, Currywurst mit Pommes, Bier, Südtribüne und viel Tradition. Durch den Zuzug hatte ich nie große Verbindungen zu Lok oder Chemie. Bisher hatte es nicht für mehr als ein paar Gastbesuche bei den ehemaligen Fußballgrößen gereicht. Das altehrwürdige Bruno-Plache-Stadion war verfallen und sah aus, als wenn man es jeden Moment zum Denkmal aus Vorkriegszeiten erklären würde. Der Verein war in den Tiefen der Regionalliga verschwunden, chronisch pleite und stand mehr wegen seiner rechten und gewalttätigen Problemfanszene im Rampenlicht als für sportliche Erfolge. Zwar hatte auch Chemie ähnliche Schwierigkeiten, wenn man mich aber zwingen würde zwischen beiden Vereinen zu wählen, wäre ich jedoch vermutlich eher ein Grün-Weißer als ein Blau-Gelber.

Trotzdem: Erster Deutscher Meister, zahlreiche Erfolge zu DDR-Zeiten mit ruhmreichen Europapokalnächten sowie eine stark zu mobilisierende Fanszene waren durchaus schlagkräftige Argumente. Gerade für einen Einsteiger wie mich. Es war wie Tom sagte, probieren kann man ja. Noch so eine universelle Weisheit. dachte ich als ich an meiner Haustür angekommen war und nach dem Schlüssel kramte. Vielleicht war es Zufall. Vielleicht ein Zeichen. Aus einer Nebenstraße dröhnte ein halb besoffenes „Lok und Halle Hurensöhne! Ohohoho“ herüber. Ich schmunzelte und schloss die Tür auf. Lok war plötzlich näher als mir lieb war.


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MorbusDerbe

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Re: Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]
« Antwort #2 am: Gestern um 10:20:58 »

Moin,

schöner Storybeginn! Mal sehen, was die Lok-Verantwortlichen zu Tom's (Schnaps-)Idee sagen werden.  ;D

LG
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Nur der HSV!

Bayernfahne

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Re: Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]
« Antwort #3 am: Gestern um 16:16:47 »

Richtig gut geschlafen und der Kopf tut trotzdem weh,
die ganze Nacht war Lärm, was ist nur wieder hier geschehen?
Es war ein Traum in grün und weiß und alles schrie im Chor:
Chemie schießt für uns das Tor!

Schwenkt die Fahnen, lasst den Rauch durch unseren Sportpark wehen,
Chemie Leipzig wird niemals untergehen!
Wir gehen unseren eigenen Weg,
die Bullen und Verbände sind zu spät!
Im Kunze Sportpark herrscht für immer Anarchie!
Das ist Leutzsch vergesst das nie!

Ich hoffe ja, dein Weg führt über Umwege doch noch zu Chemie  :D
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

jkay94

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Re: Hin und wieder zurück - A Leipzig Journey [FM 24]
« Antwort #4 am: Heute um 19:20:56 »

Vielen Dank für euer Feedback aus Nord und Süd. Motiviert immer! Wir schauen mal wie es weitergeht.  O0

Kapitel 1: Der Beginn



Der große Knall ließ nicht lange auf sich warten. Blieb es am Folgetag noch verhältnismäßig ruhig, reichte nach einer weiteren Nacht der Blick in die morgendliche Leipziger Volkszeitung um zu wissen, dass Toms Infos scheinbar nicht aus der Luft gegriffen gewesen waren. In großen Lettern stand auf der Titelseite des Sportbereiches: „Nach Eklat: Civa muss seinen Hut nehmen!“

Hektisch klappte ich die Zeitung auf und begann zu lesen. Die Auseinandersetzung von Civa und Ziane wurde darin von einem Insider bestätigt. Am gestrigen Nachmittag war der Trainer der Lokschen daraufhin vom Klub freigestellt worden. Der Grund für die Eskalation schien dabei noch nicht nach außen gedrungen zu sein. Die Spekulationen darüber waren dafür umso wilder. Von sportlichen Differenzen bis hin zu persönlichen Affären war die Rede. Ich war baff, zückte sofort mein Handy und tippte eine Nachricht an Tom.


Jetzt spürte ich förmlich die Aufregung. Gestern war die Angelegenheit für mich noch eher ein Hirngespinst gewesen. Jetzt wurde es greifbarer. Jetzt wollte ich diesen Kontakt. Trotz der Bedenken. Dem Bauchgefühl sollte man ja bekanntlich vertrauen. Den restlichen Tag verbrachte ich tief in meinen Gedanken, meiner Playstation und der Hoffnung auf die Dinge die da auf mich warten würden. Irgendwann legte ich genervt den Controller zur Seite und suchte bei Youtube nach Dokumentationen über die Geschichte von Lok Leipzig. In dem einen Moment sah ich die Blau Gelben Spieler noch im Leipziger Stadion der 100.000, im nächsten sank ich bereits in einen tiefen Schlaf hinab, welcher mir allerlei heroische Träume bescheren sollte.

Am nächsten Morgen weckte mich nicht der Wecker, sondern das penetrante Vibrieren meines Handys. Noch im Halbschlaf griff ich nach dem Gerät und blinzelte auf das Display. Unbekannte Nummer. Mein erster Gedanke: Telefonwerbung. Wer zur Hölle rief sonst so früh an? Eigentlich wollte ich das Gespräch wegdrücken, aber irgendetwas ließ mich zögern. Was wenn? Ich nahm ab.
„Guten Morgen?“
„Herr Kopp? Hier spricht Torsten Kracht, Präsident des 1. FC Lokomotive Leipzig. Entschuldigen Sie die frühe Störung. Wir haben Ihre Kontaktdaten über einen gemeinsamen Bekannten erhalten.“


Ich richtete mich im Bett auf, plötzlich hellwach. „Ja, guten Morgen. Was kann ich für sie tun?“ Was kann ich für sie tun? Was eine schwachsinnige Frage! Sicher rief er nicht an um Brötchen fürs Frühstück zu bestellen.
„Wie Sie vermutlich mitbekommen haben, sind wir aktuell auf Trainersuche. Ihr Name ist bei uns gefallen, und wir würden Sie gern kennenlernen. Können Sie morgen Nachmittag ins Bruno-Plache-Stadion kommen?“
Für einen kurzen Moment herrschte in meinem Kopf absolute Stille. Ich starrte auf die schmutzige Wand gegenüber meinem Bett, als müsste ich dort eine Antwort finden. Lok. Das war kein Kindergarten in der 6. Liga. Das war ein Verein, dessen Name Geschichte schrieb. Europapokal, erste deutsche Meisterschaft, Tradition und Chaos zugleich. Wer wäre ich nur die Chance verstreichen zu lassen? „Ja… natürlich. Sehr gern“, hörte ich mich sagen, obwohl mein Magen sich bei dem Gedanken an dieses Gespräch bereits verkrampfte. „Sehr gut, dann sehen wir uns morgen. 16:00 Uhr!“ „Morgen, 16 Uhr!“ bestätigte ich. „Bis dahin!“ Nach dem Auflegen blieb ich lange regungslos sitzen. Die Morgenluft strömte durchs gekippte Fenster, irgendwo ratterte eine Straßenbahn entlang. Ich ließ das Handy auf die Bettdecke sinken. Der Gedanke ließ mich nicht los: Vielleicht war das der Moment, auf den ich seit Monaten gewartet hatte. Oder aber der Beginn einer neuen Enttäuschung.
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