Hmm, die Implementierung der Steuerberechnung ist ja schon eine Weile bekannt. Ich frage mich nur, ob das eine gute Idee ist. Die Researcher, die bisher gerade in Sachen Klubfinanzen Arbeit von sehr unterschiedlicher Qualität abgeliefert haben, könnten dadurch überfordert sein. Ich erinnere mich noch an das Problem, das mit den Bayern vor 2 oder 3 Jahren entstand, deren Finanzen waren von Mef sehr realitätsnah modelliert worden, was aber dazu geführt hat, dass der Verein regelmäßig seine besten Spieler verkauft hat, weil er in finanzielle Nöte gekommen ist. Der Grund dafür war, dass die ganzen kleinen Sponsoren-Deals usw im Spiel nicht richtig umgesetzt werden, ebenso wie Sonderprämien und dergleichen. Es ist ja bekannt, dass der FC Bayern ein sehr gut wirtschaftender Verein ist, der sich dieses Jahr sogar die Ablösesumme von 40mio plus die ganzen anderen Neuzugänge leisten konnte. Das ist im Spiel ohne Weiteres erst nach 3-4 Saisons möglich gewesen und dann auch nur für menschliche Spieler, da die KI wirtschaftliche Faktoren nicht so recht berechnet. Wenn die Bayern also beispielsweise Klose, Gomez, Olic und Müller im Team haben, dann ist diese Position für die KI gut besetzt, menschliche Spieler würden hier schnell ausmisten, weil 4 Spieler dieser Qualität für ein und dieselbe Position (Müller galt damals noch hauptsächlich als Stürmer) zuviel Geld verschlingen. Das führte regelmäßig dazu, dass am Ende des ersten Jahres die Bayern in ganz schlimme finanzielle Engpässe geraten sind, da die Gelder für die neue Saison ja erst ganz am Ende bzw am Anfang der neuen Saison hereinkommen. Dazu die genaue Umsetzung von Stadion-Krediten und dergleichen.
Das Problem, das sich daraus ergibt, ist die äußerst ungenaue Umsetzung von Finanzen in anderen Ländern. In Spanien hat kaum ein Verein wirklich nennenswerte Schulden, Valencia konnte mensch vor 3 Jahren noch so spielen, dass Stars wie Villa, Mata und Silva locker gehalten werden konnten. Auch italienische Vereine sind immer weitestgehend schuldenfrei geblieben, haben dafür Unsummen an Fernseheinnahmen kassiert und waren schon nach kurzer Zeit oft sehr reich. Ich weiß nicht, ob sich da jetzt viel verändert hat. Außerdem sind Einkommenssteuergesetze unheimlich umfangreich und ich bezweifel, dass sie im FM auch nur annährend realistisch dargestellt wurden. Schon alleine in Deutschland wird das exorbitant schwierig (Stichwort Bundesland, Ehefrau, diverseste Freibeträge etc pp, jeder, der intensiv Steuererklärungen machen musste und sich mit Steuerrecht auseinandergesetzt hat weiß, wie heftig das ist). Aber gut, bei der Umsetzung könnte natürlich auch einfach für jedes Land der Spitzensteuersatz angewendet werden. Auch das wäre allerdings extrem tückisch. Während Großbritannien und Österreich mit fast 50% dabei sind, allerdings völlig andere Berechnungsmodelle anwenden (die natürlich wichtig sind, wenn es um untere Ligen und niedrigere Einkommen geht), sind die Ostblockstaaten wie Bulgarien oder Russland mit Flat Taxes natürlich im immensen Vorteil. Dass in diesen Staaten aber ganz andere Steuern und Abgaben erhoben werden, wird vermutlich nicht simuliert.
Nehmen wir mal die USA als Beispiel. Wenn mensch in den USA an der Ostküste wohnt, zahlt er moderate Grundstückssteuern, dafür recht hohe Zins- und Einkommenssteuern. In Texas beispielsweise gibt es gar keine Einkommenssteuern für Angestellte. Dafür sind aber die Grundstückssteuern sehr hoch, da in Texas eigentlich fast jeder Mensch ein eigenes Grundstück besitzt. Wird das vom Spiel so auch modelliert? Wie ist das in der amerikanischen Liga insgesamt, letztendlich muss ja da für jeden Verein aus einem anderen Bundesstaat ein anderer Steuersatz simuliert werden, der aber einzelne Vereine massiv benachteiligt, weil ja vermutlich die ganzen anderen Steuerlasten nicht berechnet werden. Beim Fußballspieler aus Houston knippst sich der Staat nunmal nichts vom Gehalt ab, sondern er vertraut darauf, dass der Spieler ein großes Haus und großes Grundstück in Texas erwirbt und er somit Geld an den Staat abgibt.
Naja, Auswirkungen auf Europas Topligen halten sich vllt etwas gering. Wenn hier nur mit Spitzensteuersätzen operiert wird, ist der Unterschied zwischen 50% und 45% (GB und D) relativ gering. Deutschland würde sogar stark davon profitieren, denn entgegen dem, was neoliberal Politiker hier oft erzählen, werden die Einkommen vor allem im Spitzenbereich vergleichsweise niedrig besteuert (unter Kohl war der Spitzensteuersatz die längste Zeit seiner Regierung noch bei 56%). In Spanien gibt es einen Einkommensspitzensteuersatz von 43%, der wird aber ergänzt durch "obligatorische" Kapitalsteuern, die automatisch aufgeschlagen werden, wodurch in etwa 50% Einkommensteuer erreicht wird (was aber nicht verallgemeinert werden kann).
Also diese Werte bewegen sich in etwa alle noch auf demselben Niveau. Die Bundesliga wird also im Vergleich zur Premier League, Serie A (Italien kommt auch auf etwas unter 45%) und der Primera Division nicht sonderlich zurückfallen, wodurch sich die derzeitgen Finanzberechnungen für Researcher nicht wesentlich ändern.
Trotzdem sehe ich 2 Probleme:
Der Beginn der Spitzensteuersätze ist extrem unterschiedlich.
In Italien und Frankreich wird ca. ab 70.000€ schon der Spitzensteuersatz verlangt, in Spanien sogar schon ab etwa 50.000€. Im Vereinigten Königreich liegt die Grenze immerhin schon bei 150.000€. In Deutschland aber erst bei 250.000€ (weshalb ich ja vorhin schrieb, dass Deutschland Einkommen im europäischen Vergleich sehr niedrig besteuert). Das hat dann vor allen Dingen große Auswirkungen auf die 2. und 3. Ligen, wo die Qualität des Researches ohnehin massiv abnimmt, vor allem auch, weil finanzielle Angelegenheiten kaum von Belang sind (es ist ja schon schwierig bei Fortuna Düsseldorf an so eine schöne Bilanzaufschlüsselung wie bei Bayern oder Dortmund zu kommen, von FSV Frankfurt oder Jahn Regensburg ganz zu schweigen). Hier sehe ich, bei einer korrekten Umsetzung des Steuersystems große Balance-Schwierigkeiten. Wenn die Spanier ab Bruttoeinkommen von 50.000€ schon fast 50% Steuern zahlen müssen und in Deutschland dafür gerademal 20% erhoben werden, ist der Unterschied massiv. In Deutschland würde ein Bruttoeinkommen von 50.000€ in Steuerklasse IV mit 9.938€ besteuert werden (also in etwa 19,75%). In Spanien/England wären das fast 25.000€, das ist ein massiver Unterschied, gerade für kleine Vereine, wo jeder Euro zählt.
2. Problem:
die Top-Ligen der kleineren Länder. Polen hat ein schwieriges Steuersystem und kommt auf etwa 32% Spitzensteuersatz. Die Türkei kommt auf etwa 35%, Bulgarien hat einen Flat Tax von 10% (also nicht progressiv gestaffelt, jeder Mensch zahlt denselben Prozentsatz auf sein Einkommen), Tschechien hat ebenfalls einen Flat Tax von 15%. Mit diesen Ländern konkurrierende Ligen, wie die Niederlande, Belgien, Dänemark und Österreich haben von von 50% für Österreich bis 59% für Dänemark ganz heftige Spitzensätze für die Einkommensteuer. Das muss bei dem Research der Finanzen, bei der Zuteilung der Sponsorengelder und bei der Berechnung der Schulden alles mit eingerechnet werden. Das traue ich SI einfach nicht zu. Es ist ja schon zu schwer, italienischen und spanischen Vereinen die Kredite und sich daraus ergebenen Zinsen ordentlich zu berechnen und dann soll so ein defiziles Einkommensteuersystem richtig umgesetzt werden?
Aus allem anderen ergibt sich noch ein drittes Problem: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie in bestimmten Ländern das Steuerrecht aussieht. Weiß jemand, ob es in Italien eine lineare oder stufige Progression gibt? Ich weiß es nicht. Weiß jemand, wie dieselbe Frage für Griechenland, England, Spanien und sogar Deutschland beantwortet werden kann? Also ich weiß das, aber nur mehr oder weniger zufällig. Und ich gehe jede Wette ein, dass das hier sonst nur max. 5% der User wissen. 20% wissen vermutlich nichtmal, was eine Progression genau ist. Muss ja auch niemand so richtig wissen. Dann gehts noch weiter: Polen hat eine 2-stufige Steuerprogression, die Schweiz eine 14-stufige (in einigen Kantonen, das ist da nämlich unterschiedlich). Da ist es sehr schwer zu durchschauen, denn manchmal kann es sich hier für Spieler lohnen, ihnen etwas weniger Gehalt zu geben, weil sie effektiv mehr davon haben. Da frage ich mich auch, ob das nur annährend realistisch umgesetzt ist. Vermutlich nicht, vermutlich ist das alles massiv vereinfacht. Wahrscheinlich wird für jeden Staat in der Datenbank ein bestimmter Steuersatz hinterlegt, der für jeden Verein dieses Landes gilt. Da drängt sich aber natürlich erstmal die Frage auf, wie das in Ländern gehandhabt wird, in denen die Bundesstaaten die Einkommensteuer erheben (USA, Kanada, Mexico, halb Süd-Amerika) und natürlich die viel wichtigere Frage: warum das Ganze? Das ist das, worauf ich hinaus wollte. Warum fängt SI damit an, irgendwelche Steuermodelle umsetzen zu wollen? Bringt das Realismus? Nein, tut es nicht, da es erstens nur bruchstückhaft umgesetzt sein kann und zweitens zum Realismus dieser ganzen Steuern eben noch ganz andere Umstände gehören. Länder, in denen eine hohe Einkommenssteuer gezahlt werden muss, haben vermutlich niedriges Umsatzsteuern, woraufhin die Verein am Ende etwas Geld sparen oder die örtlichen Sponsoren bereit sind, mehr Geld zu sponsern, weil sie etwas mehr übrig haben. Ganz im Gegenteil, im besten Falle wird diese Änderung mit den Steuern gar nicht wahrgenommen, wobei die Frage nach dem Sinn der Änderung und nach dem Zeitaufwand der Recherche der Steuersätze gestellt werden muss und im schlimmsten Falle wird durch die Hereinnahme der Steuern das Finanzbild arg verzerrt.